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2. Klassische Kommunikationsmodelle und ... - Hochschule Kehl

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<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> - Vorlesung Psychologie Gr<strong>und</strong>studium<br />

der Beteiligten – <strong>und</strong> daraus abgeleitet Fremdsprachenerwerb als das traditionelle Mittel der<br />

Wahl gegen Probleme Interkultureller Kommunikation.<br />

In der angloamerikanischer Fachliteratur zur Interkulturellen Kommunikation spielen Probleme<br />

der Fremdsprachigkeit dagegen eher eine untergeordnete Rolle –der Aspekt<br />

Sprachlichkeit wird häufig auf Erscheinungen beim Gebrauch des Englischen durch Fremdsprachler<br />

reduziert (so beispielsweise auch im hervorragenden Werk von Scollon & Wong<br />

Scollon, 1995).<br />

Brisant wird häufig die Frage, welche der „Parteien“ die Sprache des andern sprechen muss.<br />

So finden sich in der deutschen Verwaltung immer wieder MitarbeiterInnen, die es ablehnen,<br />

andere Sprachen als Deutsch in der Kommunikation mit fremdsprachigen „K<strong>und</strong>en“ zu sprechen,<br />

selbst wenn sie diese beherrschen (hier wird die Redeweise vom „K<strong>und</strong>en“ dann sehr<br />

merkwürdig..). Das hier beschworene Prinzip, die Amtssprache sei nun mal Deutsch, steht in<br />

einem EU-Mitgliedsstaat im Verdacht, als Mantel für obstruktives Verhalten gegenüber Ausländern<br />

benutzt zu werden.<br />

b) Schriftliche Kommunikation<br />

Im Deutschen gibt es einen hohen Konventionalisierungsgrad dessen, wie, wann, was, an<br />

wen geschrieben werden muss/ darf, ohne Regeln zu verletzten. Allein die Frage, wann <strong>und</strong><br />

was schriftlich <strong>und</strong> was mündlich kommuniziert werden soll, kann brisant sein: Schriftlichkeit<br />

an der falschen Stelle kann auch unter Deutschen brüskierend wirken. Auch die unterschiedlichen<br />

Stillagen des Gesprochenen <strong>und</strong> Geschriebenen müssen beachtet werden.<br />

Typisch für die deutsche öffentliche Verwaltung ist das „Amtsdeutsch“, das auch für deutsche<br />

„Normalbürger“ vor allem in seiner schriftlichen Form als abschreckend gilt wegen<br />

seiner Schwerverständlichkeit. Für die deutsche Situation bleibt es jedenfalls eine wichtige<br />

Aufgabe, beim Thema „Kommunikation in der öffentlichen Verwaltung“ der schriftlichen<br />

Kommunikation erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

<strong>2.</strong>1.3.3 Denken bestimmt die Sprache– oder umgekehrt?<br />

Die amerikanischen Ethnologen <strong>und</strong> Sprachtheoretiker Sapir <strong>und</strong> Whorf arbeiteten bei der<br />

Untersuchung von Indianersprachen verschiedene Punkte heraus, die das Verhältnis von<br />

Sprache <strong>und</strong> Denken in einem neuen Licht erscheinen ließen:<br />

Wenn wir den Kodierungsprozess fassen als „Gedanken (Bedeutungen) in Sprache (Zeichen)<br />

bringen“, so ist die Beziehung nicht einseitig in dem Sinn, dass wir zuerst denken <strong>und</strong><br />

dann Sprache verwenden. Vielmehr bestimmt das System unserer Sprache auch die Art unseres<br />

Denkens: Wir denken in den Grenzen unserer Sprache <strong>und</strong> deren Logik. Die<br />

Gemeinsamkeiten der Weltsicht der westlichen Welt führt Whorf auf die Gemeinsamkeit der<br />

hier vorherrschenden indogermanischen Sprachen zurück in der Art, die Welt zu ordnen.<br />

Diese gemeinsame Sprachfamilie verführe, so Whorf, zum Glauben, die westlich – indogermanische<br />

sei die einzige vernünftige <strong>und</strong> „logische“, weil selbstverständliche Weltsicht.<br />

Tatsächlich zeigt sich aber bei der Untersuchung anderer Sprachfamilien, dass es differenzierte<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig völlig andersartige „Logiken“ gibt, die Welt konsistent <strong>und</strong> sinnhaft zu<br />

ordnen, die Welt zu denken.<br />

© 2003, 2006 HJ Feuerstein – Kommunikation <strong>und</strong> Verwaltungshandeln (Auszug)<br />

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