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2. Klassische Kommunikationsmodelle und ... - Hochschule Kehl

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<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> - Vorlesung Psychologie Gr<strong>und</strong>studium<br />

gedrängt sehen. (Dies ist ja auch ein Hauptkritikpunkt deutscher Bürger an ihren Verwaltungsmitarbeiten:<br />

sich als Nummer, nicht als Person behandelt zu fühlen.)<br />

Aber auch das Verhalten von Mitarbeitern wird verständlicher, wenn wir diesen Aspekt einbeziehen:<br />

auch sie kämpfen häufig um ihr Gesicht. Behindert durch Mängel <strong>und</strong> Unklarheiten<br />

in der Verständigung, fühlen sie sich von „Ausländern ausgetrickst“, wenn sie vermuten, die<br />

Unklarheit entstehe durch bewusst inszenierte Verwirrspiele. Die Phantasie, „Ausländer“<br />

könnten „sich hinterher die Hände reiben <strong>und</strong> höhnisch über die dummen Sachbearbeiter lachen,<br />

die auf alles reinfallen“ verdichtet sich im Laufe der Zeit zur Gewissheit <strong>und</strong> führt zu<br />

feindseligen Abwehrhaltungen der Mitarbeiter zum Schutz des eigenen Selbstwertes.<br />

<strong>2.</strong>3 Maximen der Kommunikation (Paul Grice)<br />

Betrachtet man Sprache als ein Spiel, das nach bestimmten Regeln funktioniert, so liegt es<br />

nahe, die Spiel- Regeln zu rekonstruieren, nach denen menschliche Kommunikation funktioniert.<br />

In der Nachfolge der Sprachphilosophie Wittgensteins haben verschiedene<br />

Sprachphilosophen <strong>und</strong> Sprachwissenschaftler Versuche vorgelegt, den Status dieser Regeln<br />

zu definieren <strong>und</strong> die Regeln zu explizieren, die zwischenmenschliche Kommunikation<br />

ermöglichen. Paul Grice (1975), britischer Sprachphilosoph, hat mit seinen Maximen der<br />

Kommunikation ein Modell vorgelegt, in dem diese konstitutiven Regeln zwischenmenschlicher<br />

Kommunikation formuliert werden. Was lässt sich daraus für Interkulturelle<br />

Kommunikation gewinnen? Und welche „kulturelle Reichweite“ können diese Maximen beanspruchen?<br />

1.Quantität: (a) Mache deinen Beitrag so informativ wie nötig<br />

(b) Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig<br />

<strong>2.</strong>Qualität: Versuche deinen Beitrag so zu machen, dass er wahr ist<br />

Sage nichts, was du für falsch hältst<br />

Sage nichts, wofür dir angemessenes Wissen fehlt<br />

3.Relation: Sei relevant<br />

4.Modalität: (a) Vermeide Dunkelheit <strong>und</strong> unklare Aussagen<br />

(b) Vermeide Mehrdeutigkeit<br />

(c) Sei kurz<br />

(d) Der Reihe nach!<br />

Maximen der Kommunikation (Grice, P.H., 1975)<br />

Zunächst kann man mit Grice feststellen, dass Kommunikation ein gr<strong>und</strong>legendes Einverständnis<br />

der Beteiligten zur Kooperation voraussetzt. Das gilt unabhängig von Konflikten<br />

oder dem, was kommuniziert wird. Man könnte das Spiel „Kommunikation“ mit andern Spielen<br />

vergleichen, beispielsweise Fußball: Auch wenn sich Fußballmannschaften bekämpfen<br />

oder Feindseligkeiten hegen – sie müssen beide die Gr<strong>und</strong>regeln des Fußballspiels einhalten<br />

wollen, z.B. den Ball nicht mit der Hand spielen, die Regeln für Fouls anerkennen, die<br />

Spielfeldbegrenzung einhalten <strong>und</strong> die Zeitbegrenzung anerkennen – sonst ist Fußballspiel<br />

nicht möglich. Auch wenn im Spiel vielfach gegen Regeln verstoßen wird, muss der gr<strong>und</strong>legende<br />

Wille zur Kooperation handlungsleitend sein, um das Spiel spielen zu können. Ähnlich<br />

verhält es sich mit den Maximen der Kommunikation – wenn Kommunikationspartner sie<br />

nicht stillschweigend befolgen wollten, käme keine Kommunikation zustande, auch keine<br />

konflikthafte oder gestörte.<br />

<strong>2.</strong>3.1 Relevanzprinzip <strong>und</strong> Gemeinsames Wissen<br />

Ich gehe kurz auf die dritte Maxime ein: Sei relevant! Im Zusammenhang mit den andern<br />

Maximen heißt das: Ich soll als Kommunikationspartner nur das sagen, was für den anderen<br />

bedeutsam ist. Sonst funktioniert Kommunikation nicht oder ist mindestens gestört. So wäre<br />

es gegen diese Maxime, einer Person mitzuteilen „wir essen heute Abend zuhause - mit<br />

Messer <strong>und</strong> Gabel“ – wenn es nicht einen triftigen Gr<strong>und</strong> gibt, die Ergänzung „mit Messer<br />

© 2003, 2006 HJ Feuerstein – Kommunikation <strong>und</strong> Verwaltungshandeln (Auszug)<br />

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