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2. Klassische Kommunikationsmodelle und ... - Hochschule Kehl

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<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> - Vorlesung Psychologie Gr<strong>und</strong>studium<br />

So gesehen genügt es dann auch nicht, dass der Sender bei (interkultureller) Kommunikation<br />

auf seinen eigenen „Zeichnvorrat“ abbildet – er muss vielmehr auch möglichst gute<br />

Annahmen darüber machen, über welche „Zeichen“ <strong>und</strong> „Bedeutungsvorräte“ der Empfänger<br />

verfügt. An dieser Stelle des Kommunikationsprozesses kommt „Gemeinsames Wissen“<br />

oder „Wechselseitiges- Voneinander-Annehmen“ als wesentlich Faktor für das Gelingen von<br />

Kommunikation ins Spiel - in interkulturellen Situationen als besonderer Risikofaktor für<br />

Missverstehen identifiziert.(s. u. „Maximen der Kommunikation“).<br />

<strong>2.</strong>1.3.4 Welche Rolle spielen die „Kommunikationskanäle“ bei der Entstehung<br />

von Kommunikationsproblemen<br />

Ein letzter Blick auf das Sender-Empfänger – Modell als Ordnungsgeber für Aspekte Interkultureller<br />

Kommunikation: Der Raum zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger wird differenziert in<br />

verschiedene Kanäle. Im ursprünglichen Modell von Shannon wird besonders in dieser Phase<br />

der Nachrichtenübertragung mit Störungen gerechnet.<br />

Hier einige Beispiele dazu:<br />

Für zwischenmenschliche Kommunikation werden in der Regel die rezeptiven Sinnesorgane<br />

des Empfängers zugr<strong>und</strong>e gelegt, um die „Kanäle“ zu bezeichnen. Gesprochene Sprache<br />

wird dann dem akustischen Kommunikations-Kanal, Mimik <strong>und</strong> Gestik dem optischen Kanal<br />

zugerechnet. (Ich werde auf diesen Aspekt nochmals zurückkommen bei der Diskussion der<br />

„Axiome der Kommunikation“.)<br />

Ein Typ von Kommunikationsproblemen, der diesem Teil des Sender-Empfänger-Modells<br />

zugeordnet werden kann, ist gekennzeichnet durch „Kanaldiskrepanzen“.<br />

Typisches Beispiel: Wenn ein Gesprächspartner etwas Trauriges erzählt <strong>und</strong> dabei lacht. Die angenommene<br />

Verwirrung beim Empfänger: der Partner sendet widersprüchliche Botschaften auf der<br />

akustischen <strong>und</strong> der optischen Ebene. In der deutschen Kommunikation gilt ein solches Verhalten als<br />

„unecht“, „gespielt“, „inkongruent“..... es erscheint uns insgesamt ziemlich selbstverständlich, welches<br />

non- verbale Verhalten zum verbalen passt <strong>und</strong> welches nicht. Inzwischen gibt es auch eine Flut von<br />

Publikationen, die simple Behauptungen über „Körpersprache“ enthält, dabei aber kaum auf kulturelle<br />

Unterschiede eingeht.<br />

Benutzen wir also auch das „Kanalkonzept“ zur Herausarbeitung von Besonderheiten der interkulturellen<br />

Kommunikation:<br />

Ich habe bisher nur den optischen <strong>und</strong> akustischen Kanal benannt – man sagt, dass dies die<br />

bevorzugten <strong>und</strong> bewusst wahrgenommen „Kanäle“ deutscher Kommunikationspartner seien.<br />

Gleichzeitig lässt sich leicht nachvollziehen, dass in anderen Kulturen beispielsweise<br />

Gerüche, die ein Gesprächspartner „verströmt“, sehr genau wahrgenommen werden <strong>und</strong> die<br />

Kommunikation <strong>und</strong> die Wertschätzung des Gesprächspartners deutlich davon abhängt. Unsere<br />

grobe Alltags-Klassifizierung „stinkt/stinkt nicht“ ist an Differenziertheit leicht zu<br />

übertreffen.<br />

Hinzu kommt, dass es kulturell drastische Unterschiede gibt in der Bewertung von Gerüchen<br />

– was als „wohlriechend“ <strong>und</strong> was „übelriechend“ bewertet wird, ist stark kulturell geprägt<br />

(zur Erinnerung: Knoblauch, Fisch, Kraut, Käse...). Wie mögen Besucher aus differenzierten<br />

„Riechkulturen“ wohl ihren Besuch in einer deutschen Amtsstube erleben? Und wie mag sich<br />

dieser „Kanal“ auf die Kommunikation auswirken?<br />

Ebenso können auch taktile Ebenen der Kommunikation eine Rolle spielen. Umarmungen,<br />

Wangenküsse u. ä. berührende Handlungen definieren in vielen Kulturen die Beziehung zwischen<br />

den Gesprächspartnern. Aber auch die völlige Vermeidung von Körperkontakt unter<br />

Fremden, z.B. das Nicht-Handgeben bei der Begrüßung, ist eine Variante.<br />

Schließlich noch zur diskrepanten Information auf verschiedenen Kanälen. Das Beispiel „Lächeln,<br />

während man etwas Belastendes erzählt“, ist mittlerweile ein Standardbeispiel für<br />

© 2003, 2006 HJ Feuerstein – Kommunikation <strong>und</strong> Verwaltungshandeln (Auszug)<br />

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