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2. Klassische Kommunikationsmodelle und ... - Hochschule Kehl

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<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> - Vorlesung Psychologie Gr<strong>und</strong>studium<br />

Dass die öffentliche Verwaltung Bedarf an Reformen hat, ist unumstritten, ist auch Programm<br />

der Landesregierung. Dass dieser Reformbedarf nicht durch die Einführung von<br />

Kosten-Leistungsrechung, Controlling u. ä. erledigt ist, wird ebenfalls kaum bestritten: Regelmäßige<br />

Mitarbeiterbefragungen, Mitarbeitgespräche, Leistungsanreize, Umstellung auf<br />

Gruppenarbeit, Verflachung von Hierarchien, Personalentwicklung u. a. sind inzwischen in<br />

vielen Verwaltungen vor oder in der der Einführungsphase - auch als konkrete Versuche, die<br />

mangelnde Qualität von Führung, Zusammenarbeit <strong>und</strong> Kommunikation zu verbessern.<br />

1.5 Welche Rolle spielt Psychologie bei der Analyse <strong>und</strong> Verbesserung<br />

der sozialen/ kommunikativen Kompetenz?<br />

Ansätze der Verwaltungsreform bewegen sich bisher meist auf der strategischen, systemischen<br />

Ebene. Sie setzen Ziele <strong>und</strong> Rahmenbedingungen, ohne zu konkretisieren, wie diese<br />

mit den konkreten Personen in konkreten Situationen umzusetzen sind. Außerdem formulieren<br />

Sie ihre Strategien aus der fiktiven, lebensfernen Beobachter – Position, die über alle<br />

notwendigen Informationen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen verfügt. In der realen Situation ist das<br />

aber gerade das Manko der Akteure: unvollständige Information, ungenügende Transparenz<br />

der Personen <strong>und</strong> Beziehungen, mangelnde Kooperationsbereitschaft, gegenläufige Motivation<br />

zur eigenen. In der konkreten Handlungssituation müssen Spuren gelesen werden,<br />

Fährten verfolgt, Gespräche mit nicht kooperativen Gesprächspartnern geführt, Entscheidungen<br />

unter Unsicherheit getroffen, mangelnde Information verkraftet werden – ohne das<br />

Ziel aus den Augen zu verlieren. Hier wird das gebraucht, was man sich von psychologischen<br />

Kompetenzen erwartet: Suchprozesse in unklaren Situation gestalten, Wege finden zu<br />

<strong>und</strong> mit Personen, sich der Komplexität von zwischenmenschlichen Beziehung stellen <strong>und</strong><br />

Unsicherheit aushalten….<br />

Psychologische Methoden können auf verschiedenen Wegen helfen, soziale Kompetenzen,<br />

wie hier kommunikative Kompetenz, zu fördern:<br />

� Durch Vermittlung von einschlägigem psychologischem Fachwissen über Kommunikation<br />

kann die Fähigkeit zur differenzierteren Analyse von schwierigen oder ineffektiven Konstellationen<br />

in Alltagssituationen verbessert werden. Durch professionelle<br />

Herangehensweisen auch im zwischenmenschlichen Bereich können die Zielorientierung<br />

<strong>und</strong> die Wirksamkeit beruflichen Handelns besser gesichert werden. Was nützt juristisches,<br />

wirtschaftliches oder technisches Fachwissen, wenn es in der kollegialen<br />

Kooperation oder im Kontakt mit Bürgern nicht wirksam werden kann wegen mangelnder<br />

sozialer Kompetenz der SachbearbeiterIn oder des/der Vorgesetzten? Fachwissen ist in<br />

der Regel Gegenstand der herkömmlichen Lehrformen wie Vorlesung, zwischenzeitlich<br />

aber auch vermittelbar durch (multimediale) Lernprogramme. Lernzieltyp: kognitiv.<br />

� Die Entwicklung angemessener Einstellungen zum ausgeübten Beruf wie auch zu Menschen,<br />

mit denen man beruflich zu tun hat. So fordert zum Beispiel der Verwaltungsberuf<br />

die Gleichbehandlung von Bürgern, unabhängig davon, ob manche Bürgergruppen die<br />

gewohnten Lebensformen pflegen oder davon abweichen. Die Herausforderung liegt also<br />

darin, Raum zu geben für die Vielfalt von Lebensformen, solange sich diese im Rahmend<br />

der Gesetze bewegen. Dies betrifft besonders die Spielarten, denen man persönlich eher<br />

ablehnend gegenüber steht: Auch hier ist beruflich faire Kommunikation, Verständnis <strong>und</strong><br />

gerechtes Handeln gefordert. Die Entwicklung solcher Einstellungen kann unterstützt<br />

werden durch Personalentwicklungsangebote wie Supervision oder Coaching, die der<br />

Auseinandersetzung mit den eigenen Wertvorstellungen, im weitesten Sinn dann auch<br />

der Persönlichkeitsentwicklung dienen. Dazu gehört das Vertrauen, dass Menschen sich<br />

ändern <strong>und</strong> entwickeln können – auch das scheint in der Verwaltung entwicklungsbedürftig<br />

zu sein. Lernzieltyp: sozialemotional.<br />

� Die Entwicklung von angemessenen Handlungsstrategien <strong>und</strong> Verhaltensweisen, die es<br />

erlauben, auch in schwierigen Situationen die Ziele der Organisation bzw. des Gesetzgebers<br />

im Blick zu behalten. Bei sozialer Inkompetenz besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Vorgesetzte ihre Machtposition dazu nutzen, schwierige Situationen auf Kosten der<br />

© 2003, 2006 HJ Feuerstein – Kommunikation <strong>und</strong> Verwaltungshandeln (Auszug)<br />

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