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2. Klassische Kommunikationsmodelle und ... - Hochschule Kehl

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<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> - Vorlesung Psychologie Gr<strong>und</strong>studium<br />

<strong>2.</strong>2 Axiome der Kommunikation<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Das Modell von Watzlawick et al.<br />

Ein Ansatz zur Beschreibung zwischenmenschlicher Kommunikation als Prozess, der die<br />

wechselseitige Bezogenheit der Kommunikationspartner in den Mittelpunkt stellt, stammt von<br />

der kalifornischen Palo Alto- Gruppe um Paul Watzlawick. Gr<strong>und</strong>legende Aussagen über<br />

Kommunikation, die vor allem aus Untersuchungen gestörter bzw. pathogener Kommunikation<br />

<strong>und</strong> ethnografischem Fallmaterial gewonnen wurden, hat diese Forschungsgruppe u.a. in<br />

„Fünf Axiomen der Kommunikation“ zusammengefasst, die mittlerweile zu den Klassikern der<br />

Kommunikationsliteratur zählen.<br />

1. „Man kann nicht nicht kommunizieren.“<br />

<strong>2.</strong> „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- <strong>und</strong> einen Beziehungs-Aspekt; derart,<br />

dass letzterer den ersteren bestimmt...“<br />

3. „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Interaktionsabläufe seitens<br />

der Partner bedingt.“<br />

4. „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler <strong>und</strong> analoger Modalitäten. Digitale<br />

Kommunikationen haben eine komplexe <strong>und</strong> vielseitige logische Syntax, aber<br />

eine auf dem gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen<br />

dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für<br />

eindeutige Kommunikation erforderliche Syntax.“<br />

5. „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder<br />

komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit<br />

oder Unterschiedlichkeit beruht.“<br />

Fünf Axiome der Kommunikation (P. Watzlawick et al., 1969)<br />

Was lässt sich daraus für Interkulturelle Kommunikation gewinnen?<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Die Anwendung des Modells auf interkulturelle Kommunikation<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Vermeidung <strong>und</strong> Verneinung von Kommunikation im Interkulturellen<br />

Kontext<br />

Das erste Axiom erscheint relevant für Fälle, in denen das Nicht- Tun brisant wird in interkulturellen<br />

Situationen: Schon unter Deutschen, umso mehr unter Angehörigen verschiedener<br />

Kulturen, stellt beispielsweise „Schweigen“ eine mehrdeutige, jedenfalls keine unbedeutende<br />

„Null-Handlung“ dar.(Cremerius, 1990, differenziert beispielsweise genauer mögliche<br />

Bedeutungen des Schweigens in der psychoanalytischen Situation). Während in der deutschen<br />

Kultur eine Gesprächspause ab 20 Sek<strong>und</strong>en peinlich zu werden beginnt, gelten für<br />

andere Kulturen andere Regeln. Schweigen kann beispielsweise heißen: „ich warte, bis der<br />

andere gesprochen hat“ aber auch „ich bin nicht einverstanden, widerspreche aber meinem<br />

Gesprächspartner nicht“ – es kommt sehr stark auf den Kontext an, was Schweigen bedeutet.<br />

Deutungen über unterlassene Handlungen sollten im interkulturellen Kontext noch vorsichtiger<br />

vorgenommen werden als in der eigenen Kultur – Schweigen, Nicht-in-die Augen-<br />

Schauen, erwartungswidriges Nichtstun u.ä. sind Verhaltensweisen, die kulturell sehr unterschiedliche<br />

Bedeutungen haben können – oft gegenläufig zur deutschen Interpretation. So<br />

wäre es in manchen Kulturen eine grobe Unhöflichkeit, ohne Aufforderungssignal zu sprechen,<br />

oder dem Gesprächspartnern bei der Begrüßung in die Augen zu schauen. Und<br />

natürlich schlagen auch im interkulturellen Kontext oft Versuche fehl, durch Vermeidung kritische<br />

Situationen gut zu bewältigen –etwa nicht zu einer Einladung zu gehen, weil man sich<br />

unsicher fühlt in der fremden Situation.<br />

© 2003, 2006 HJ Feuerstein – Kommunikation <strong>und</strong> Verwaltungshandeln (Auszug)<br />

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