2. Klassische Kommunikationsmodelle und ... - Hochschule Kehl
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<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> - Vorlesung Psychologie Gr<strong>und</strong>studium<br />
1.2 Welche negativen Erscheinungen in der Verwaltungspraxis<br />
sind auf mangelhafte Kommunikationsfähigkeit zurückzuführen?<br />
Die Ergebnisse vieler Mitarbeiter- <strong>und</strong> Bürgerbefragungen zeigen deutlich die Relevanz von<br />
Kommunikation für die Leistungsfähigkeit von Behörden <strong>und</strong> die Zufriedenheit von MitarbeiterInnen<br />
wie auch BürgerInnen.<br />
� Gestörte Kommunikation zwischen Vorgesetzten <strong>und</strong> MitarbeiterInnen ist häufig Auslöser<br />
<strong>und</strong> aufrecht erhaltende Bedingung für Demotivation <strong>und</strong> mangelnde Leistungsbereitschaft.<br />
Nach wie vor fehlt es vielen Führungskräften in der Verwaltung an angemessenen<br />
Führungs-/Kommunikationsstilen (Klages. H., 1991). Viele Führungskräfte sind unter rein<br />
fachlichen oder politischen Gesichtspunkten in ihre Position gekommen – ausreichende<br />
Qualifikationen bzw. Schulung <strong>und</strong> Unterstützung bei der professionellen Gestaltung von<br />
Führungskommunikation sind oft nicht gegeben. Aber auch auf Mitarbeiterseite fehlen oft<br />
die komplementären Fähigkeiten <strong>und</strong> Haltungen für offene Kommunikation, die eine gute<br />
Kommunikationskultur ausmachen<br />
� Blockierte Kommunikation zwischen MitarbeiterInnen führt häufig zu mangelnder Leistung<br />
von Sachgebieten, Abteilungen. Arbeitsgruppen. Der Abbau von Hierarchien <strong>und</strong> die<br />
Vergrößerung der Ermessensspielräume bringt automatisch mehr Verantwortung für die<br />
Sachbearbeiter-Ebene hinsichtlich der Funktionsfähigkeit der kollegialen Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> der fachlichen Abstimmung in Konfliktfällen.<br />
� Permanent belastende, überfordernde Kommunikationssituationen in publikumsintensiven<br />
Ämtern wie Sozialamt, Ordnungsamt, aber auch in Bürgerbüros führen einerseits zu<br />
Frustration, erhöhten Krankheitsraten bis hin zum Burnoutsyndrom 1 . Bei Bürgern als<br />
„K<strong>und</strong>en“ der Verwaltung, oder „Objekten“ von Verwaltungsakten entsteht oft noch das<br />
Gefühl unangemessener, obrigkeitsstaatlicher Behandlung, das am Ende zu negativen<br />
Beziehungen zur eigenen „Bezugsperson“ in der Verwaltung führt <strong>und</strong> positive Handlungsergebnisse<br />
kaum mehr zulässt. Diplomverwaltungs-wirtInnen fühlen sich oft für<br />
solche Tätigkeiten zu wenig professionell vorbereitet (im Vergleich z.B. zu Sozialpädagogen/Sozialarbeiter),<br />
reagieren aus Überforderung mit destruktivem Verhalten gegenüber<br />
den Klienten oder zeigen Fluchttendenzen (erhöhte Absenz, Krankheit, innere Kündigung,<br />
Fluktuation)….<br />
� Der Sinn von Gesetzen läuft oft Gefahr, durch unangemessene Kommunikationsgestaltung<br />
seitens der Verwaltungen ins Gegenteil verkehrt zu werden: Anstatt mit den Bürgern<br />
Probleme zu lösen, werden Probleme nur verwaltet oder sogar geschaffen für Betroffene.<br />
Beispiel: Kontakte mit dem Sozialamt werden von Hilfeempfängern oft als demotivierend<br />
oder gar demütigend erlebt – statt als „Hilfe zur Selbsthilfe“, wie es im Sozialhilfegesetz<br />
vorgesehen ist. Analog dazu sei auch an die derzeitige Diskussion über die mangelnde<br />
Wirksamkeit von bürokratisch organisierten Arbeitsämtern bei der Beratung <strong>und</strong> Vermittlung<br />
von Arbeitssuchenden erinnert. Ebenso wird der Kommunikationsstil von<br />
Ausländerämtern gegenüber ausländischen „K<strong>und</strong>en“ als wenig hilfreich <strong>und</strong> wirksam für<br />
die Lösung von Integrationsproblemen beschrieben (s. a. Riehle, E. (Hrsg.), 2001).<br />
Burnout-Syndrom (englisch burn out: ausbrennen), Zustand der chronischen Erschöpfung, der durch Antriebs<strong>und</strong><br />
Leistungsschwäche, Gedächtnisstörungen, Niedergeschlagenheit <strong>und</strong> Müdigkeit gekennzeichnet ist, oftmals<br />
begleitet von einer erhöhten Anfälligkeit für Depressionen , Erkrankungen des Herzens <strong>und</strong> Kreislaufsystems sowie<br />
von Infektionen. Das Burnout- Syndrom ist eine stressbedingte Ges<strong>und</strong>heitsstörung (Quelle: Encarta 2002).<br />
© 2003, 2006 HJ Feuerstein – Kommunikation <strong>und</strong> Verwaltungshandeln (Auszug)<br />
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