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Zentrum von Lichtenbergs chemischen Zusätzen zu Erxlebens hydraulisch geprägten<br />

Ausführungen steht die Differenzierung verschiedner Luft-, genauer<br />

Gasarten und deren unterschiedliches spezifisches Gewicht. An Erxlebens mechanistische<br />

Theorie über „Künstlich zusammengedrückte Luft“ 34 schließt<br />

Lichtenberg chemisch grundierte Beobachtungen über deren Elastizität an und<br />

kommt dann auf die Aeronautik zu sprechen: Ganz wie die sogenannte brennbare<br />

Luft, in moderner Terminologie: der Wasserstoff, so habe auch „erwärmte<br />

atmosphärische Luft eine größere spezifische Elasticität als eine kältere [...].<br />

Diese Eigenschaften der Luft haben endlich eine der größten Entdeckungen<br />

der neuern Zeit veranlaßt, nämlich ein Mittel in der uns umgebenden Luft aufzusteigen.“<br />

35 Damit hat Lichtenberg zugleich die beiden Möglichkeiten angegeben,<br />

die aerostatische Maschine leichter als die sie tragende Atmosphäre zu<br />

machen: den Heißluftballon der Gebrüder Montgolfier und den Gasballon, den<br />

– gleichfalls im Jahr 1783 – der Physiker Jacques Alexandre César Charles<br />

zusammen mit den Gebrüdern Robert entwickelte. Als Abschluss seines chemischen<br />

Einschubs in Erxlebens Luftkapitel bietet Lichtenberg eine kurze Geschichte<br />

der Luftschifffahrt und eine recht ausführliche Bibliographie zum<br />

Thema. 36 Dabei kommt er auch auf die Aktualität der offenen Steuerungsfrage<br />

zu sprechen: „Man ist jetzt hauptsächlich mit den Mitteln beschäftigt, solche<br />

Körper, die man bald Luftbälle, bald Montgolfiersche, bald aerostatische Maschinen,<br />

bald Aerostate, und noch vielleicht am besten mit Hrn. Güdin, Montgolfieren<br />

nennt, in der Luft zu lenken.“ 37 So lässt sich an Lichtenbergs Zusatz<br />

mit besonderer Klarheit ablesen, wie Chemie und Aerostatik gleichzeitig und<br />

aufeinander bezogen in die naturwissenschaftlichen Lehrbücher der Zeit einziehen.<br />

Nur sieben Jahre später wird dieser gemeinsame Eintritt von Lichtenberg<br />

schon wieder überschrieben. In der sechsten Auflage der Anfangsgründe von<br />

1794 endet Lichtenbergs chemischer Einschub in das Luftkapitel zwar weiterhin<br />

mit der Geschichte der Aeronautik. Den nötigen chemischen Grundkenntnissen<br />

und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Naturwissenschaften jedoch<br />

widmet Lichtenberg nun eine eigene Vorrede: „Ich wende mich vielmehr<br />

gleich zu einem Hauptpuncte, auf den ich mich einige Mal im Buche bezogen<br />

habe, zur Franz. oder neuen Chemie. [...] Die Untersuchung der Natur ist<br />

durch den Streit darüber befördert worden, und mehr als durch irgend einen<br />

Vorlage ist demnächst nachzulesen bei Dieter Kliche, „Zellen im fremden Stock“. Lichtenbergs<br />

Zusätze zu Erxlebens „Anfangsgründen der Naturlehre“. In: Caroline Welsh, Stefan<br />

Willer (Hg.), Intuition und Kalkül. Der Beitrag von Philologie und Kulturwissenschaft zur<br />

Wissenschaftsgeschichte.)<br />

34 Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre. Vierte Auflage (wie Anm. 16), S. 211ff.<br />

35 Ebd., S. 217.<br />

36 Ebd., S. 217-219.<br />

37 Ebd., S. 218.<br />

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