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alles, was das Gleichgewicht der Atmosphäre, das heißt: die gleiche Luftdichtigkeit<br />

oder Luftquantität in gleichen Entfernungen von der Oberfläche der<br />

Erde stört, so wie alles, was die Luft an der einen Stelle zusammenhäuft und<br />

an anderen die Maße derselben vermindert, muß sowohl durch die Störung als<br />

durch die Wiederherstellung jenes Gleichgewichts einen Wind verursachen.“ 45<br />

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wird, vor allem für die Erklärung der beständigen<br />

Winde, etwa des Passats, die Erdrotation mit in Betracht gezogen. 46 Zusätzlich<br />

angeführt wird stets eine lange Liste nur selten wirksamer und lokal<br />

begrenzter Windproduzenten, z.B. Vulkane, Feuersbrünste, Gebirgsketten,<br />

Erdhöhlen, Erdbeben, übertretende Flüsse usw. 47 Chemische Erklärungen der<br />

Winde finden sich fast nirgends; und noch im 19. Jahrhundert, nachdem sich<br />

die Chemie längst als autonome Wissenschaft etabliert hat, werden die Winde<br />

grundsätzlich „nach den Gesetzen des hydrostatischen Gleichgewichts aller<br />

flüssiger Körper“ 48 beschrieben.<br />

Auch dort, wo die Theorie der Winde nicht im Rahmen einer allgemeinen<br />

Experimental-Naturlehre, sondern im engeren Rahmen einer Meteorologie<br />

formuliert wird, etwa in Mayers Lehrbuch über die physische Astronomie,<br />

Theorie der Erde und Meteorologie von 1805, dominieren hydraulische Beschreibungen,<br />

die sich am stets neu herzustellenden „Gleichgewicht“ 49 der<br />

Luftmassen orientieren; auch hier werden – mit Blick auf den „vielfachen<br />

Nutzen der Winde“ 50 – die heterogenen Windschichtungen erwähnt: „Sehr oft<br />

bemerkt man in höhern Luftregionen an dem Zuge der Wolken, Winde nach<br />

ganz andern Richtungen, als in der Tiefe, ja oft sind die untern Winde den obern<br />

ganz entgegengesetzt“. 51 Die Meteorologie um 1800 bedient sich also<br />

hydraulisch-mechanischer Erklärungen, wie sie die Naturwissenschaften seit<br />

der sogenannten Wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts dominieren;<br />

Zentrum der Meteorologie bilden diese Erklärungen indes nicht. Denn die<br />

44 Vgl. hierzu auch Christian Ernst Wünsch, Kosmologische Unterhaltungen für die Jugend.<br />

Zweyter Band. Von den auf der Erde sich ereignenden Phänomenen, Leipzig 1779, S. 493ff.<br />

45 Cavallo, Ausführliches Handbuch der Experimental-Naturlehre (wie Anm. 19), Bd. 2, S. 303;<br />

vgl. hierzu z.B. auch Achard, Vorlesungen über die Experimentalphysik (wie Anm. 18), S.<br />

89ff.<br />

46 Vgl. hierzu nochmals Körber, Vom Wetterglauben zur Wetterforschung (wie Anm. 41), S.<br />

167.<br />

47 Vgl. z.B. Cavallo, Ausführliches Handbuch der Experimental-Naturlehre (wie Anm. 19), Bd.<br />

2, S. 302f.<br />

48 So z.B. von Fleischhauer, Die Naturkräfte im Dienste des Menschen. Gemeinfaßliche naturwissenschaftliche<br />

Vorlesungen. Eilfte Vorlesung [...] Die Elektro- und Aero-Meteore, Langensalza<br />

1854, S. 47; vgl. z.B. auch die rein thermodynamische Erklärung der Windentstehung<br />

bei Josef Mauder, Geschichte über die Luftschiffahrt und über das gelöste Problem der<br />

Lenkbarkeit des Ballons, sein Werth im Kriege [...], Wien 1880, S. 43ff.<br />

49 Johann Tobias Mayer, Lehrbuch über die physische Astronomie, Theorie der Erde und Meteorologie,<br />

Göttingen 1805, S. 216.<br />

50 Ebd., S. 237.<br />

51 Ebd.<br />

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