Linke - PiraT
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schen Piraten war bislang ihre taktische Anpassungsfähigkeit an die von Schifffahrtsindustrie und<br />
Militärkräften entwickelten Abwehrmaßnahmen, die ausgeklügelte Zusammenstellung von Angriffs-<br />
und Bewacherteams mit erfahrenen (teureren) und unerfahrenen (günstigeren) Kräften,<br />
das Schmieden von Allianzen mit anderen Akteuren vor Ort (bewaffneten Milizen, lokale Sicherheitskräfte<br />
oder eventuell sogar politische Vertreter) um das Risiko der Aktivitäten so gering wie<br />
möglich zu halten. Schiffsentführungen mit dem Ziel einer Entwendung der Ladung kommen z.B.<br />
im westlichen Afrika und in Südostasien immer wieder vor. In diesem Falle sind belastbare Kontakte<br />
in die Schifffahrtsindustrie sowie die jeweils betroffene Wirtschaftsbranche von Relevanz,<br />
um Schiff und/oder Ladung möglichst gewinnbringend zu nutzen oder verkaufen.<br />
Aussagen über die Kapazitäten von im maritimen Bereich aktiven Terroristen zu treffen ist schon<br />
aufgrund der hohen Anzahl von Gruppen in den unterschiedlichsten Regionen schwierig (1968-<br />
2010: 52 Gruppen; ab 2000: immerhin noch 25 Gruppen). In der Analyse wurden daher diejenigen<br />
Gruppen herausgefiltert, die mindestens mit drei Anschlägen in der Datenbank verzeichnet<br />
sind oder mehr als 15 Opfer (Tote und Verletzte) verursacht haben und im Zeitraum von 2000-<br />
2010 aktiv waren. Gemessen an der Opferzahl sind die wichtigsten Gruppen dabei sortiert in<br />
absteigender Reihenfolge: die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), die Abu Sayyaf Group<br />
(ASG), die Al-Shabaab, die Moro Islamic Liberation Front (MILF), Al-Qaida, das Movement for the<br />
Emancipation of the Niger Delta (MEND) und die Revolutionary Armed Forces of Columbia<br />
(FARC) und das Free Aceh Movement (GAM).<br />
Für die Einschätzung der heutigen Kapazitäten sind die Gruppen relevant, die nicht als inaktiv<br />
eingestuft werden können. Eine Inaktivität kann etwa hervorgerufen werden durch militärische<br />
Eindämmung (wie bei Abu Sayyaf seit 2009 und LTTE seit 2009) oder aufgrund von Friedensabkommen<br />
(GAM seit 2005) oder Friedensverhandlungen (MILF seit 2010). Im Falle der nigerianischen<br />
Gruppe MEND haben die präsidentielle Amnestie und Neuwahlen die Aktivität dieser<br />
Gruppe nach 2009 eingeschränkt. Die FARC ist in einen stark gewalttätigen und andauernden<br />
Konflikt mit der kolumbianischen Regierung verwickelt. Die Anschläge der FARC richteten sich<br />
jedoch als einzige der genannten Gruppen ausschließlich gegen lokale/nationale Ziele. Damit<br />
bleiben die durch den Verlust ihrer Symbolfigur bin Laden und weiterer Anführer (insbesondere<br />
durch den Einsatz von Drohnen/unbemannter Flugzeuge) geschwächte Al-Qaida, die zwar weitere<br />
maritime Anschlagspläne angekündigt haben, denen aber die notwendigen Kapazitäten fehlen<br />
sollen. Des Weiteren spielt die in Somalia basierte Gruppe Al-Shabaab eine Rolle, die Verbindungen<br />
zu Al-Qaida haben soll. Hier wird eine fortlaufende, strukturierte und institutionelle Zusammenarbeit<br />
zwischen Piraten und Terroristen befürchtet, die die Kapazität für maritime Anschläge<br />
verstärken könnte. Dafür gibt es jedoch bisher keine belastbaren Belege (über die Teilung des<br />
Lösegeldes mit einzelnen Elementen von Al-Shabaab und den Tausch von Geiseln hinaus).<br />
Ein weiterer Kernbegriff der Bedrohungsanalyse und der Abschreckungstheorie ist die Verwundbarkeit<br />
der Geschädigten. Sie ist ebenfalls ein notwendiger aber nicht hinreichender Sekundärfaktor<br />
einer jeden Bedrohungsanalyse. Auch sie bezieht sich auf eine Vielzahl von potenziell und<br />
tatsächlich Geschädigten wie etwa Seeleute, Einsatzkräfte, maritime Wirtschaft, Verbraucher<br />
und all diese einschließend: den Staat. Die Ausprägungen der Verwundbarkeiten können mit<br />
Hilfe verschiedener Indikatoren untersucht werden, die in sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen,<br />
technischen und rechtlichen bis hin zu humanitären Bereichen zu verorten sind. Piraterie<br />
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