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Linke - PiraT

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3.6 Zusammenschau und kurzer Ausblick<br />

In der groben Zusammenschau (vgl. Schaubild) sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst:<br />

Die Betroffenheit lässt sich aus ökonomischer Sicht global, für einzelne Volkswirtschaften oder<br />

einzelne Akteure der maritimen Wirtschaft untersuchen und dabei die Frage nach den ex-post<br />

aufgetretenen Schäden bzw. der (künftigen) Verwundbarkeit stellen. Aus dem jeweiligen Blickwinkel<br />

heraus können Indikatoren wie die Schadenshöhe, Offenheitsgrad etc. entwickelt werden.<br />

Die Lage in den Herkunftsländern bestimmt die Gelegenheiten/Freiräume, beeinflusst aber<br />

auch die Kapazitäten und Motivation der Täter. Dabei geben Indikatoren wie das BIP/Kopf, die<br />

Arbeitslosigkeit und die Einkommensentwicklung Anhaltspunkte über die sozioökonomische<br />

Lage. Allerdings sind die notwendigen Daten für die Herkunftsländer oft nicht verfügbar. Dabei<br />

spielt es eine Rolle, dass einige der Länder als Failed States einzustufen sind, für die Informationen<br />

nur schwer beschafft werden können. In einem derartig politisch wie ökonomisch instabilen<br />

und rechtlich unsicheren Umfeld können potenzielle Täter vergleichsweise einfach illegale Strukturen<br />

zur Vermarktung der Beute oder für illegale Kapitalflüsse aufbauen und erhalten. Das sozioökonomische<br />

Umfeld bestimmt darüber hinaus entscheidend das Kalkül von potenziellen Tätern,<br />

im legalen oder illegalen Sektor der Wirtschaft tätig zu sein, sowie das Ausmaß der Piraterie<br />

(einfaches Modell versus Geschäftsmodell). Aus mikroökonomischer Sicht werden Akteure<br />

grundsätzlich dann eine Entscheidung für Piraterie treffen, wenn ihre Einkommen als Piraten<br />

höher sind als bei Tätigkeiten im legalen Sektor. Dabei gehen die Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

und die Strafhöhe in das Kalkül ein. Bei geschäftsmäßiger Piraterie tritt das Investitionskalkül<br />

hinzu, das wiederum Einfluss auf die Risikobereitschaft der Piraten und die Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

haben kann. Die Berücksichtigung des Investitionskalküls ist grundsätzlich mit einer<br />

längerfristigen (dynamischen) Betrachtung verbunden.<br />

Für die genannten Punkte sind in den einzelnen Abschnitten – soweit möglich – Beispiele für die<br />

Entwicklung von Indikatoren aufgezeigt worden. Dabei handelt es sich nicht um einen abschließenden<br />

Indikatorenkatalog. Für die Bildung weiterer, detaillierter Indikatoren müssten zunächst<br />

die jeweiligen Zielstellungen konkretisiert werden. Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass bei<br />

der Entwicklung von Indikatoren zur Piraterie Probleme der Datenverfügbarkeit, -qualität und<br />

-beschaffung eine zentrale Rolle spielen. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass bei der bisherigen<br />

Betrachtung kaum Wechselwirkungen und Rückkoppelungen erfasst wurden, wie dies insbesondere<br />

in einer dynamischen Betrachtung (ökonomischer Aspekte) von Piraterie sinnvoll wäre.<br />

Daher sind die einzelnen Felder des Schaubilds nicht unabhängig voneinander zu betrachten.<br />

Dies lässt sich am Beispiel der Entdeckungswahrscheinlichkeit verdeutlichen: Verstärkte Detektionsmaßnahmen<br />

auf Seiten der Betroffenen erhöhen tendenziell die Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

für die Piraten, während eine bessere Ausrüstung auf Seiten der Piraten gleichzeitig die<br />

Wahrscheinlichkeit, aufgegriffen zu werden, senken kann. Grundsätzlich wird ein gegenseitiges<br />

Hochrüsten und damit die Eskalation der Gewalt befürchtet. Derartige dynamische Betrachtungen<br />

von Piraterie werden in der ökonomischen Literatur bislang allerdings nur ansatzweise vorgenommen<br />

und zwar in Form spezieller, teilweise spieltheoretisch fundierter Ansätze zur Mikroebene.<br />

21<br />

Hier steht – und dies ist unabhängig von der Bildung von Indikatoren – die ökonomische<br />

Forschung zur Piraterie noch in ihren Anfängen.<br />

21 Ein Beispiel ist Guha & Guha 2011, die in ihrem Modell das Zusammentreffen von Piraten und Handelsschiffen untersuchen,<br />

wobei die Piraten annahmegemäß ihren Überfall in Abhängigkeit vom transportierten Warenwert, von der<br />

Entdeckungswahrscheinlichkeit und vom Strafmaß planen.<br />

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