Linke - PiraT
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− Verstärkung der technischen und organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen an Bord durch<br />
die Reeder;<br />
− Änderung der Fahrtrouten, wie weiträumiges Ausweichen oder vollständiges Umfahren von<br />
Krisengebieten;<br />
− Erhebung von zusätzlichen Versicherungsprämien, Ausweitung der war risk zones und Erhöhung<br />
von war risk premiums durch Versicherer;<br />
− Verstärkte Nutzung alternativer Transportmittel z.B. von Beladern;<br />
− steigende Gehälter infolge sinkender Bereitschaft der Mannschaften Risikogebiete zu durchfahren.<br />
Bevor derartige Maßnahmen als Anhaltspunkte oder sogar Frühwarnindikatoren zunehmender<br />
Piraterie interpretiert werden, ist allerdings im Einzelnen zu prüfen, aus welchen Gründen die<br />
jeweilige Maßnahme veranlasst wurde. Es kann sich z.B. bei einer Erhöhung der Versicherungsprämien<br />
auch um eine reguläre, jährliche Tariferhöhung handeln. In diesem Fall wären zur Abgrenzung<br />
zwischen regulärer Erhöhung und Zusatzprämien Schwellenwerte (z.B. ab wann handelt<br />
es sich um eine „übermäßige“ prozentuale Steigerung) festzulegen. Ähnliches trifft für die<br />
Erhöhung von Gehältern zu. Auch hier ist zunächst zu klären, ob es andere Gründe gibt, die zu<br />
Verknappung des Angebots auf dem Arbeitsmarkt für Besatzungen und aus diesem Grund zu<br />
Lohnerhöhungen führen.<br />
Bei der Ableitung von Indikatoren ist auch zu unterscheiden zwischen kurz- und langfristig erwarteten<br />
Veränderungen in der Bedrohungslage. So liefern Veränderungen der Versicherungsbedingungen<br />
beispielsweise Hinweise darauf, inwieweit bestimmte Regionen im Beobachtungszeitraum<br />
in besonderem Maße von Piraterie betroffen sind. Die Ausweitung von high war risk zones<br />
in den Versicherungsbedingungen der Kriegsversicherungen könnte also als Indikator für eine<br />
zunehmende Bedrohung/Verwundbarkeit herangezogen werden. Dabei werden bislang allerdings<br />
kurzfristige Veränderungen in der Bedrohungslage nur ungenügend dargestellt, da die war<br />
risk zones in der Vergangenheit selten neu definiert wurden. Kurzfristige Veränderungen der<br />
Bedrohungslage könnten über die Entwicklung der Prämien der war risk insurance im maritimen<br />
Bereich gewonnen werden. Hierzu gibt es derzeit jedoch keine öffentlich zugänglichen Daten.<br />
Dies liegt unter anderem an den individuell ausgestalteten Versicherungsbedingungen. Hinzu<br />
kommen Besonderheiten des maritimen Versicherungsmarktes. Ein weiterer Hinweis auf eine<br />
Veränderung der Bedrohungslage könnte aus Veränderungen der Empfehlungen von Sicherheitsstandards<br />
abgeleitet werden, z.B. aus den Sicherheitshinweisen des IMB für den Transit von<br />
durch Piraterie gefährdeten Seerouten. Um einen Indikator zu generieren, müssten die Sicherheitshinweise<br />
über die Zeit dokumentiert und ausgewertet werden. Ähnlich könnte mit den von<br />
Versicherungen geforderten Sicherheitsstandards verfahren werden.<br />
Gerade das Beispiel der Versicherungsbedingungen zeigt indes, dass häufig nur vereinzelte Angaben<br />
vorliegen, die für die Bildung von Indikatoren meist nicht ausreichen. Die von den Verbundpartnern<br />
durchgeführte Befragung von Reedern und Versicherern hat zwar weitere Anhaltspunkte<br />
u.a. zur derzeitigen Einschätzung des (erwarteten) Risikos von Piraterie ergeben,<br />
aber nach wie vor fehlen z.B. detaillierte Daten zur tatsächlichen Entwicklung der ergriffenen<br />
Sicherheitsmaßnahmen an Bord und der gezahlten Gehälter, der Änderung von Routen und der<br />
Nutzung alternativer Transportmittel. Um einen aussagekräftigen Indikator zu entwickeln, müssten<br />
daher die von den Reedern ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen, nach Art und Kosten, über<br />
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