Linke - PiraT
Linke - PiraT
Linke - PiraT
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Indicator nur lückenhaft Angaben enthalten, erreichte in Nigeria einen Wert von 42,9 (2004), in<br />
Bangladesch 31 (2005) und in Indonesien zuletzt 36,8 (2009). Zum Vergleich: Das Statistische<br />
Bundesamt (2012) gibt den Wert des Gini-Koeffizienten für Deutschland zuletzt mit 29,3 (2010)<br />
an.<br />
Insgesamt machen die Länderbeispiele deutlich, dass sich die sozioökonomische Situation in den<br />
Herkunftsländern der Piraten durchaus unterscheidet. So handelt es sich bei den Ländern nur<br />
teilweise um Failed States mit ökonomischen Problemen wie im Falle Somalias, während andere<br />
Länder wie Indonesien eine bessere ökonomische Lage und eine höhere wirtschaftliche Dynamik<br />
aufweisen. Allerdings besteht auch zwischen Indonesien und entwickelten Volkswirtschaften<br />
noch ein deutlicher Unterschied im Entwicklungsniveau. So ist der Wert des Gross National Income<br />
(GNI) pro Kopf, berechnet auf der Grundlage der Kaufkraftparität, in Deutschland mit<br />
34.210 US-$/Kopf zehn Mal höher als in Indonesien (The World Bank 2012). Zudem zeigt das<br />
S&P-Rating der Volkswirtschaften (Indonesien BB+, Bangladesch BB-, Nigeria B+) (Standard &<br />
Poors 2012), dass die Kreditwürdigkeit dieser Länder deutlich geringer ist als die Kreditwürdigkeit<br />
entwickelter Industrieländer.<br />
3.5 Mikroökomische Aspekte<br />
Während aus makroökonomischer Sicht die Verwundbarkeit/Kosten für die betroffenen Volkswirtschaften<br />
und die Gelegenheiten/sozioökonomische Lage in den Herkunftsländern der Piraten<br />
thematisiert wurden, sind aus mikroökonomischer Sicht einerseits die einzelwirtschaftlichen<br />
Schäden für die von Piraterie betroffenen Akteure der maritimen Wirtschaft (Reeder, Besatzung,<br />
Belader und Versicherer) sowie deren Handlungsreaktionen und andererseits die Motivation/ökonomischen<br />
Anreizmechanismen und Kapazitäten/wirtschaftliche Ausstattung der Piraten<br />
zu untersuchen. Auch hierbei geht es nicht darum, tatsächliche Berechnungen für die genannten<br />
Bereiche Kosten/Motivation/Kapazitäten vorzulegen, sondern denkbare Indikatoren als<br />
Messgrößen zu benennen.<br />
3.5.1 Kosten, Betroffenheit und Handlungsreaktionen maritimer Akteure<br />
Reeder, Besatzung, Belader und Versicherungen sind die von Piraterie unmittelbar oder indirekt<br />
betroffenen wirtschaftlichen Akteure, die ex-post die entstandenen Schäden/Kosten von Piraterie<br />
zu tragen haben und daher versuchen, Maßnahmen zur Minderung oder Vermeidung weiterer/künftiger<br />
Schäden zu treffen (z.B. verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, Umfahren von Gebieten,<br />
Nutzung alternativer Transportmittel).<br />
Um die Bedrohung in einzelnen Regionen durch Piraterie darzustellen, wird häufig der Indikator<br />
Anzahl von versuchten/erfolgreichen Piratenangriffen herangezogen. Anhand der Anzahl von<br />
Angriffen können regionale Unterschiede und damit „hotspots“ identifiziert werden. Die Anzahl<br />
von gemeldeten Angriffen ist gut dokumentiert: So veröffentlicht das Piracy Reporting Center<br />
des International Maritime Bureau vierteljährliche und jährliche Statistiken zu versuchten/erfolgreichen<br />
Angriffen auf Schiffe. Diese Daten umfassen außerdem Informationen zum Ort<br />
und Zeitpunkt des Überfalls und zum Schiffstyp. Der Indikator „Anzahl von Piratenangriffen“ ist<br />
jedoch nur bedingt aussagekräftig. Die reine Anzahl von Angriffen ist wenig geeignet, um die<br />
Häufigkeit von Angriffen z.B. mittels einer einfachen Extrapolation für die Zukunft vorherzusagen.<br />
Die Zahl von Angriffen gibt auch kaum Anhaltspunkte zu den ökonomischen Auswirkungen<br />
und den ex-post eingetretenen Schäden.<br />
42