VNP–Schriften 1 - Verein Naturschutzpark eV
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36 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Zur Förderung der Ackerbegleitflora werden ausgewählte Ackerrandstreifen ohne<br />
Zufuhr von Düngemittel bewirtschaftet. Bei einer Kartierung der Ackerbegleitflora<br />
wurden auf 27 Schlägen von Hof Tütsberg 195 Arten, darunter 111 Ackerwildkräuter<br />
und 23 kultivierte Arten gefunden. Im Mittel waren es 56 Arten je Schlag und<br />
Jahr bei einem Minimalwert von 18 Arten und einem Maximalwert von 83 Arten<br />
(KOOPMANN 2001). Insgesamt wurden 13 Arten nachgewiesen, die auf der seinerzeit<br />
gültigen niedersächsischen Roten Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen<br />
(GARVE 1993) standen. Vom Acker-Filzkraut (Filago arvensis) und vom Kahlen<br />
Ferkelkraut (Hypochaeris glabra) sind mehrere Standorte bekannt. Die gleichfalls<br />
stark gefährdeten Arten Lammkraut (Arnoseris minima) und Saat-Hohlzahn<br />
(Galeopsis segetum) kommen sogar auf gut einem Drittel beziehungsweise auf fast<br />
60 % der untersuchten Schläge von Hof Tütsberg vor. Bei 63 pflanzensoziologischen<br />
Aufnahmen an 44 Standorten wurde das für die historische Heidebauernwirtschaft<br />
typische Teesdalio-Arnoseridetum minimae (Lammkraut-Gesellschaft) angetroffen.<br />
Damit kann die Lammkraut-Gesellschaft auf den Äckern von Hof Tütsberg<br />
wohl nicht mehr als akut gefährdet gelten.<br />
Zum Ackerwildkrautschutz wurde auf Hof Tütsberg ein mehrstufiges Konzept mit unterschiedlichen<br />
Intensitätsstufen entwickelt, die von Ökologischem Landbau über Ackerrandstreifen<br />
bis zu Ackerreservaten reichen:<br />
Ökologischer Landbau:<br />
Der Herbizidverzicht und die aufgrund von Stickstoffmangel vergleichsweise lichten<br />
Kulturpflanzenbestände bieten selbst im Schlaginneren vielen Arten ausreichend gute<br />
Entwicklungsbedingungen. Dies gilt beispielsweise für Acker-Hundskamille (Anthemis<br />
arvensis), Dach-Pippau (Crepis tectorum) und Acker-Hederich (Raphanus raphanistrum).<br />
Ackerrandstreifen:<br />
Für die stark gefährdeten Arten (siehe oben) bedarf es weiterer Intensitätsverringerungen:<br />
So werden inzwischen praktisch alle Ackerrandstreifen ohne Düngung bewirtschaftet.<br />
Im Wintergetreide wird zudem meist mit dem Striegel eine Spur versetzt gefahren<br />
beziehungsweise das Vorgewende / der Ackerrandstreifen überhaupt nicht bearbeitet.<br />
Feldflorareservate durch Nachahmung der historischen Heidebauernwirtschaft:<br />
Besonders auf den nährstoffarmen Böden im Raum Tütsberg hat sich die Nachahmung<br />
der Heidebauernwirtschaft sehr positiv auf die Ackerbegleitflora ausgewirkt. Von den<br />
Ackerrandstreifen unterscheidet sich die Heidebauernwirtschaft durch extrem lichte<br />
Bestände (Mistdüngung nur einmal zu Beginn der zehnjährigen, roggendominierten<br />
Feld-Gras-Wirtschaft), den völligen Striegelverzicht, die geringe Bodenbearbeitungs-