PDF Datei laden - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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der Möglichkeit, Ablass für sich oder die<br />
Armen Seelen zu erlangen, mit Verweis<br />
auf Joseph als Sterbepatron und auf Maria<br />
als ganz besondere Fürsprecherin, gewissermaßen<br />
eine gedruckte Lebenshilfe, die<br />
man täglich vor Augen hatte. Die große<br />
Bedeutung eines guten (richtigen) Sterbens<br />
und die Vorstellung von einem regelrechten<br />
Kampf zwischen Gottes Engeln<br />
und dem Teufel um die Seele des<br />
Sterbenden im Augenblick seines Todes<br />
führte zu etlichen Handlungen, die dem<br />
Sterbenden Hilfe und Erleichterung bringen<br />
sollte. Kirchliche Unterstützung sollte<br />
das Versehen der Sterbenden mit den<br />
Sterbesakramenten durch einen herbeigerufenen<br />
Priester bewirken. Das Versehgerät<br />
und evtl. auch das Versehtuch<br />
gehörten spätestens seit Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts zu jedem katholischen<br />
Haushalt und waren meist Teil der Aussteuer<br />
oder bereits zur Kommunion geschenkt.<br />
Ein weiteres Indiz für die Präsenz<br />
des Todes während des Lebens. Nach<br />
Eintreten des Todes wird der Leichnam<br />
versorgt. Er wird gewaschen und aufgebahrt,<br />
bekommt Sterbekreuz und Rosenkranz<br />
in die gefalteten Hände, aber ab<br />
jetzt gehört er einer anderen Welt an, und<br />
die Gemeinschaft rückt zusammen in gemeinsamer<br />
Totenwache und etlichen<br />
Brauchhandlungen, nicht nur um den<br />
Toten zu seiner letzten Ruhe zu geleiten,<br />
sondern auch um die Lebenden vor den<br />
Toten zu schützen, die sich – so sie nicht<br />
sanft ruhen können – eventuell gegen sie<br />
wenden könnten (Leichenabwehr).<br />
12<br />
Ruhe sanft!<br />
Der mittelalterliche Friedhof kannte weder<br />
eine Grabmalkunst noch eine Heraushebung<br />
des Einzelgrabes. Vielerorts setzten<br />
diese erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts<br />
ein, sodass das 19. Jahrhundert schließlich<br />
ein Übermaß an Grabmalkunst hervorbrachte.<br />
Hierzu gehören Grabsteine, Kreuze,<br />
Grabgitter, Engel und eine symbolhafte<br />
Bepflanzung wie zum Beispiel die Trauerweide,<br />
die schnell auch in der Erinnerungskultur<br />
zum Sinnbild für Tod und<br />
Trauer wurde. Als sich das Familienleben<br />
im städtischen Bürgertum immer mehr<br />
der Öffentlichkeit entzog, und die Betonung<br />
des eigenen Heimes immer mehr<br />
Gewicht erlangte, verloren auch Tod und<br />
Sterben ihren öffentlichen Charakter,<br />
wurden gewissermaßen privatisiert und<br />
auf eine stärker familiäre Gefühlsebene<br />
verlagert. Dies leistete wiederum dem privaten<br />
Gedenken in den eigenen vier Wänden<br />
entsprechenden Vorschub. Und so ist<br />
es nicht verwunderlich, dass viele Totengedenken,<br />
ob als individuelle Haar-Arbeit<br />
oder als standardisierte Prägedrucke,<br />
Friedhofsmotive wie Grabstein, Urne oder<br />
Trauerweide aufweisen. Das öffentliche<br />
Denkmalzeichen wurde in klein in die<br />
gute Stube geholt. Sogenannte Kranzkästen,<br />
zunächst in Kirchen ausgestellt, wanderten<br />
ebenfalls in den Privatbereich ab.<br />
Nur die erst aus dem 19. Jahrhundert<br />
stammende Fotografie beschritt den Weg<br />
umgekehrt vom privaten Album auf das<br />
Grabmalmedaillon.