PDF Datei laden - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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Besucher zur Informationsveranstaltung<br />
zum Thema Patientenverfügung ins Haus<br />
kommen. Trotz der Hinweisschilder verirren<br />
sich immer wieder einige Interessierte<br />
in den Gängen und wenden sich anschließend<br />
hilfesuchend an Mitarbeiter/innen<br />
des Hauses. Einem Zirkusdirektor gleich<br />
versuche ich die Scharen in den richtigen<br />
Raum zu lotsen und feiere es als Erfolg,<br />
wenn dies ohne Komplikationen gelingt.<br />
Viele Besucher, die zum ersten Mal in<br />
das <strong>Christophorus</strong>-Haus kommen, nähern<br />
sich eher vorsichtig und bleiben einen<br />
Augenblick vor der Türe stehen ehe sie eintreten:<br />
Noch einmal Luft holen, noch eine<br />
Zigarette rauchen, Ängste, Hemmschwellen<br />
überwinden. Bisweilen spüre ich ihre<br />
Nervosität, wenn sie mir an der Pforte ihr<br />
Anliegen vortragen – wer kann dies nicht<br />
verstehen in Anbetracht der Not, die sie<br />
oft zu uns führt. Ausdruck der Nervosität<br />
ist auch das häufig zu beobachtende Phänomen<br />
der Überpünktlichkeit bei Terminen<br />
für das Aufnahmeteam im stationären<br />
Bereich, die oft identisch begründet wird:<br />
„Ich wusste nicht, ob ich einen Parkplatz<br />
finden werde“. Doch schnell legt sich die<br />
Spannung, denn jeder spürt, dies ist ein<br />
ganz „normaler“, heller und freundlicher<br />
Ort, kein fremdes, unwirtliches Terrain:<br />
„Mein Gott ist das toll hier, auch schon<br />
von außen“.<br />
Die eingehenden Anrufe sind in erster<br />
Linie Anfragen für den ambulanten oder<br />
stationären Bereich. Periodenweise häufen<br />
sich aber auch Fragen zum Thema Patientenverfügung<br />
und Vorsorgevollmacht, wobei<br />
spezifisch rechtliche Fragen an Herrn<br />
Heßdörfer weitergeleitet werden, der sich<br />
seit vielen Jahren in dieser Sache ehren-<br />
amtlich für den CHV engagiert. Da das<br />
<strong>Hospiz</strong> keine Institution ist, mit der sich<br />
immer klare Vorstellungen verbinden, tasten<br />
sich einige Anrufer erst langsam vor<br />
und artikulieren ihr Anliegen entsprechend<br />
diffus: „Sie müssen wissen, ich kenne<br />
mich da nicht so aus“. Aus diesem<br />
Grund bedarf es bisweilen großer Phantasie<br />
und Geduld, um das eigentliche Anliegen<br />
zu verstehen.<br />
Andere Anrufer sehen im <strong>Hospiz</strong> eine Instanz,<br />
die für alle schwierigen Fragen im<br />
Kontext Leben und Tod zuständig ist:<br />
„Ich habe da eine Frage, die ist in gewisser<br />
Weise nicht alltäglich ...“. Eine immer<br />
wiederkehrende Frage ist dabei die<br />
Checkliste für die letzten Tage und Stunden‚<br />
die muss es doch geben! Eine Anruferin<br />
will für den eventuellen Fall eines<br />
komatösen Zustandes Vorsorge treffen<br />
und überlegt, welche Musik sie dann hören<br />
und welche Düfte sie riechen möchte.<br />
Eine rüstige Seniorin trägt sich mit dem<br />
Gedanken bei uns einzuziehen, da sie gerne<br />
etwas mehr Kontakt hätte: „Meine<br />
Freundinnen sind jetzt auch alle weggezogen“.<br />
Knifflige Fragen und Anliegen üben<br />
immer einen besonders großen Reiz aus,<br />
sind sie doch das Salz in der Suppe der alltäglichen<br />
Routine.<br />
Nein, der „Pförtnerdienst“ im <strong>Christophorus</strong>-Haus<br />
ist – von manch ruhigen<br />
Nachmittagen abgesehen – eine äußerst<br />
abwechslungsreiche Tätigkeit in einem<br />
sehr kollegialen Arbeitsumfeld. Darüber<br />
hinaus gibt es für diesen Dienst große<br />
Vorbilder: Konrad von Parzham hat es als<br />
Pförtner seines Klosters in Altötting bis<br />
zur Heiligkeit gebracht – wenn das kein<br />
Ansporn ist.<br />
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