Band 2 - Fallstudien - HWWI

Fallstudie: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 33
Verständnis für Evaluation zu schaffen und den Mitarbeitern „den Gedanken der Evaluation
einzupflanzen“ (INT BMZ 6).
7.4 Gutachter
BMZ-E verfügt über eine elektronische Gutachterdatei, die ca. 650 nationale und rund 80
lokale Gutachter enthält. Von denen wurden zwischen 2004 und 2006 67 (inklusive 15
lokale Gutachter) eingesetzt. In der Gutachterdatei sind auch 49 Gutachterinstitutionen
(z.B. Consultingunternehmen) enthalten, von denen zwischen 2004 und 2006 zwölf für
das BMZ tätig wurden. Die Einsatzhäufigkeit (zwischen 2004 und 2006) liegt bei Gutachtern
und Consultings zwischen ein bis drei Mal.
Die Nützlichkeit der Gutachterdatei wird jedoch teilweise bezweifelt, u.a. weil viele
der dort eingegebenen Profile nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprächen und
die Datei viele „Karteileichen“ enthalte.
BMZ-E hat zunehmend Schwierigkeiten, qualifizierte Gutachter zu finden. Dies wird
u.a. auch mit dem geänderten Anforderungsprofil erklärt, das nicht mehr dem „klassischen“
Fachgutachter entspricht. Das BMZ fordert von den Gutachtern die sie einsetzt,
neben dem üblichen projektbezogenen EZ-Knowhow auch eine grundlegende Kenntnis
der aktuellen entwicklungstheoretischen und politischen Debatten in der deutschen und
internationalen EZ, Kenntnisse über die Organisation und Funktionsweisen bi- und multilateraler
EZ-Institutionen, Fähigkeiten zum Management komplexer Evaluationsprozesse
und eine vertiefte Methodenkompetenz, vor allem im Bereich der empirischen
Sozialforschung und Wirkungsanalyse.
Das BMZ sieht es primär als eine Aufgabe der Gutachter, der Consultingwirtschaft
und der Wissenschaft an, entsprechende Aus- und Fortbildungsangebote aufzubauen,
weiterzuentwickeln und wahrzunehmen. Das BMZ verweist explizit darauf, dass es bei
der Auswahl und Rekrutierung von Gutachtern die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen
positiv bewertet. BMZ-E sieht einen massiven Bedarf an Gutachterqualifizierung.
Das BMZ selbst hat mit seinem Juniorgutachterprogramm versucht, den Gutachternachwuchs
zu fördern. Das Programm wurde mittlerweile aber wieder eingestellt, weil Nachwuchsförderung
nicht (mehr) als eine Aufgabe des BMZ wahrgenommen wird (INT2).
Dennoch werden weiterhin Junior- oder Assistenzgutachter mit dem Ziel der Nachwuchsförderung
gelegentlich eingesetzt, im Zuge der vermehrten Ausschreibungen entfällt
jedoch diese Möglichkeit (als BMZ-Maßnahme). Manchmal wird auch das SLE oder
DIE im Zusammenhang mit seinen Ausbildungskursen ergänzend zu Evaluierungsvorhaben
beauftragt.
Im Rahmen der Vorbereitung von Evaluationen führt BMZ-E mit den Gutachtern regelmäßig
Gespräche zur Auftragsklärung durch, in denen Hintergründe und Ziele der
Untersuchung erörtert sowie das methodische Vorgehen abgestimmt werden. Bei komplexeren
Evaluationen finden zusätzlich Workshops mit den an der Evaluation beteiligten
Akteuren statt.
Bei Vorlage des Entwurfs des Endberichts bewertet BMZ-E die Berichtsqualität anhand
einer im Jahr 2006 auf Basis der in diesem Jahr probeweise eingeführten neue DAC
Qualitätsstandards entwickelten Qualitätscheckliste, die die Gutachter – nebst weiteren
Kommentaren – i.d.R. mit dem Ziel der Nachbesserung erhalten. Die Blankoliste wird
den Gutachtern nun auch bei Vertragsabschluss als Orientierungshilfe ausgehändigt. Der
früher verwendete, rein interne Beurteilungsbogen hat damit an Bedeutung verloren.