Oberpfälzer Schule - BLLV
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4<br />
LEHRERTAG<br />
Podiumsdiskussion beim <strong>Oberpfälzer</strong> Lehrertag, von links: Bernd<br />
Siggelkow, Joachim Hanisch, Louisa Knobloch, Klaus Wenzel, Dr.<br />
Franz Rieger, Heidrun Schelzke-Deubzer<br />
Länger gemeinsam!<br />
Die Diskussion beim <strong>Oberpfälzer</strong> Lehrertag war ein Abbild der<br />
bayerischen Schullandschaft: Die Wünsche der nichtregierenden<br />
Politiker fanden beim Vertreter der Regierungspartei wenig Gehör.<br />
Vor allem der Wunsch nach einer<br />
längeren gemeinsamen Schulzeit<br />
für bayerische Schüler, begründet<br />
und gefordert vom <strong>BLLV</strong>-Präsidenten<br />
Klaus Wenzel, stieß bei MdL Dr. Franz<br />
Rieger (CSU) auf taube Ohren, denn das<br />
dreigliedrige Schulsystem habe sich bestens<br />
bewährt, wie Untersuchungen immer<br />
wieder beweisen, betonte Dr. Rieger.<br />
Eingangs hatte MdL Margit Wild (SPD)<br />
die Forderung nach einem längeren gemeinsamen<br />
Lernen begründet. Sie beschrieb<br />
den Druck gerade am Ende der<br />
Grundschulzeit, will im Dienste eines<br />
neuen Schulkonzeptes ausreichend Lehrkräfte,<br />
ausreichend Räumlichkeiten und<br />
eine stärkere Einbindung der Eltern in den<br />
Schulalltag.<br />
Präsident Klaus Wenzel kritisierte die<br />
frühzeitige Schülerverteilung. Dass dies<br />
in der 4. Klasse erfolge, sei die „Folge<br />
eines arithmetischen Spieles“, denn die<br />
Reichsschulkonferenz habe 1920 dies<br />
ohne sachliche Begründung festgelegt.<br />
Für Wenzel kommt eine Verteilung erst<br />
nach der Pubertät in Frage. Von den Politikern<br />
wünschte er sich mehr Unterstützung<br />
statt fragwürdige Reformen.<br />
MdL Dr. Rieger verteidigte das dreigliedrige<br />
Schulsystem. Die Realität beweise,<br />
dass es „das bessere System“ sei. Keine<br />
Statistik bestätige, dass die Schüler<br />
im dreigliedrigen Schulsystem schlechter<br />
als in der Gemeinschaftsschule gefördert<br />
würden. Die Gemeinschaftsschule be-<br />
zeichnete der Abgeordnete als Gleichmacherei.<br />
Dem bayerischen Schüler werden<br />
24 Wege zum Abitur angeboten.<br />
Bernd Siggelkow widersprach „vehement“.<br />
Er bemängelte: „Wir haben ein<br />
Land von Versagern und Verlierern.“<br />
MdL Joachim Hanisch (Freie Wähler)<br />
verlangte mehr Lehrer, betrachtete den<br />
Bildungsbereich als „Spielwiese“ und kritisierte<br />
die 6-jährige Realschule, die über<br />
Nacht eingeführt worden sei. Die Freien<br />
Wähler wollen kleinere Klassen und Sozialpädagogen.<br />
Sie kritisieren den Schülertourismus<br />
gerade auf dem flachen Land.<br />
Heidrun Schelzke-Deubzer wünschte<br />
eine verbesserte Lehrerbildung, wenn<br />
<strong>Oberpfälzer</strong> <strong>Schule</strong> 2013/3 – 35. Jahrgang<br />
die <strong>Schule</strong> anders sein soll. Notwendig<br />
seien Erziehungsberater. Von der Gesellschaft<br />
erwartet sie, dass Fehlentwicklungen<br />
nicht nur auf die Lehrer abgewälzt<br />
würden.<br />
Wild und Siggelkow unterstrichen die Bedeutung<br />
der Sprachförderung. Diese müsse,<br />
so Wild, auch in der Lehrerbildung<br />
verankert sein.<br />
Ein weiteres Thema, von der Moderatorin<br />
vorgegeben, war die Ganztagsschule.<br />
Dr. Rieger verwies auf die positiven<br />
Veränderungen in den letzten Jahren.<br />
Die wirtschaftliche Situation in Bayern<br />
habe es möglich gemacht, dass zahlreiche<br />
Reformen durchgeführt werden<br />
konnten. Den von Dr. Rieger angeführten<br />
Vergleich zwischen Bayern und Bremen<br />
ließ Klaus Wenzel nicht gelten; man könne<br />
nur gleich struktuierte Regionen miteinander<br />
vergleichen, betonte er.<br />
Eine weitere Gesprächsrunde diente der<br />
Elternarbeit. Hanisch brachte Beispiele<br />
aus seiner Heimatgemeinde und begründete,<br />
warum Deutschland auf Ausländer<br />
angewiesen sei. Siggelkow wollte eine<br />
verbesserte Förderung der Eltern. In seinen<br />
Augen stigmatisiert Hartz IV zu viele<br />
Eltern. Klaus Wenzel nannte die Eltern<br />
hilflos, orientierungslos und überfordert.<br />
Nach Dr. Rieger ist zusätzliches Geld<br />
nicht notwendig; er wünsche sich eine familienfreundlichere<br />
Arbeitswelt. In einer<br />
Schlussrunde wünschten sich die Redner<br />
mehr Verantwortung für die <strong>Schule</strong>n<br />
(Schelzke-Deubzer, Hilfen für die Lehrer<br />
bei der Sprachförderung (Dr. Rieger),<br />
mehr Lehrer (Wenzel) , die Genehmigung<br />
von neuen Schulformen (Wild), kleinere<br />
Klassen (Hanisch)und mehr Kinderfreundlichkeit<br />
in Europa (Siggelkow)<br />
ANTON SCHLICKSBIER<br />
Ursula Schroll dankt Pastor Bernd Siggelkow und übergibt ihm für die Arche-Arbeit eine<br />
Spende von 1000 Euro, die sich aus dem <strong>BLLV</strong>-Honorar und Spenden der Festgäste<br />
zusammensetzte.