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What is virtually beautiful is good<br />
bezüglich der Attraktivität einzelner Gesichtsphysiognomien zu, allerdings können so auch keine<br />
Interaktionen zwischen den Gesichtsstrukturen abgeleitet werden, da keine systematische<br />
Kombination verschiedener Gesichtsstrukturen vorgenommen wurde. Deshalb lassen sich aus der<br />
bisherigen Forschung bis heute keine Aussagen darüber formulieren, inwiefern die einzelnen<br />
physiognomischen Strukturen des Gesichtes in komplexer Weise interagieren. Es ist unklar, ob der<br />
Eindruck von Attraktivität indes von einem Gesichtsmerkmal evoziert wird oder aber aus einer<br />
komplexen Interaktion verschiedener Merkmale. Ein Ziel dieser Ar<strong>bei</strong>t ist es, diese Forschungslücke<br />
zu schließen, indem die Interaktionseffekte zwischen den Strukturen aufgezeigt werden.<br />
Neben dem Einfluss der physiognomischen Strukturen des Gesichtes kann das nonverbale Verhalten<br />
die Evaluation der Person entscheidend verändern (Krämer, 2008a). Da<strong>bei</strong> nimmt das Lächeln nicht<br />
nur im Rahmen der Forschung zum nonverbalen Verhalten eine besondere Position ein, sondern ist<br />
ebenfalls im Kontext der Attraktivitätsforschung von außerordentlicher Relevanz. Auf dem Gebiet der<br />
nonverbalen Forschung konnte gezeigt werden, dass insbesondere im interkulturellen Kontext ein<br />
Lächeln sehr gut erkannt und ähnlich gedeutet wird (Ekman & Friesen, 1971; Elfen<strong>bei</strong>n & Ambady,<br />
2003). So werden lächelnde Menschen auf verschiedenen Dimensionen positiver evaluiert als nichtlächelnde<br />
Menschen (z.B. Hess, Beaupré, & Cheung, 2002, LaFrance, Hecht, & Levy Paluck, 2003). Als<br />
entscheidend für die Personenevaluation stellt sich da<strong>bei</strong> zunehmend die subtile Zeit-Dynamik-<br />
Komponente des Lächelns heraus (Ambadar, Cohn, & Reed, 2009; Krumhuber, Manstead, & Kappas,<br />
2007). Auch im Kontext der Attraktivitätsforschung konnte von Cunningham (1986) sowie Reis et al.<br />
(1990) demonstriert werden, dass ein Lächeln auf Fotos die Attraktivitätsbewertungen steigern kann.<br />
Aussagen über die Wechselwirkungen eines Lächelns und der physiognomischen Eigenschaften sind<br />
bis heute nicht verfügbar, weil <strong>bei</strong>de Forschungsgebiete weitestgehend unabhängig voneinander<br />
forschen. Deshalb ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t, die <strong>bei</strong>den Forschungsgebiete zu<br />
verknüpfen. Neben den Aussagen zur Interaktion zwischen den physiognomischen Strukturen sollen<br />
auch Aussagen über die Interaktionen des Lächelns als nonverbales Verhalten mit den<br />
physiognomischen Strukturen getroffen werden. Einen ersten Hinweis darauf, dass der dynamische<br />
Kontext des nonverbalen Verhaltens mit den strukturellen Eigenschaften des Gesichtes interagieren<br />
kann und so die Attraktivitätsbewertung verändern kann, gibt Rubenstein (2005). Der<br />
Wissenschaftler fokussiert die Frage, inwiefern dynamisches Stimulusmaterial (Videos) die gleichen<br />
Attraktivitätsbewertungen hervorruft wie das analoge statische Stimulusmaterial (Bilder). Bis heute<br />
konnte die Forschung jedoch nur inkonsistente Ergebnisse liefern (Kap. 2.3.5). Aus diesem Grund<br />
wird in dieser Ar<strong>bei</strong>t ebenfalls angestrebt, die Forschung um weitere Erkenntnisse, die die evozierte<br />
Attraktivität von statischem und dynamischem Versuchsmaterial betreffen, zu erweitern.<br />
Wie bereits beschrieben, wird von der Wer<strong>bei</strong>ndustrie fortwährend suggeriert, dass Attraktivität<br />
nicht nur wünschenswert ist, sondern ebenfalls mit weiteren positiven Eigenschaften wie<br />
Jugendlichkeit, Erfolg, Macht und Kompetenz assoziiert ist. Die Befürchtung, dass attraktiven<br />
Personen diese wünschenswerten Eigenschaften automatisch zugeschrieben werden, war laut Dion<br />
et al. (1972) ein zentraler Grund dafür, dass Attraktivität lange Zeit nicht erforscht wurde. Denn dies<br />
würde für eine grundlose Bevorzugung attraktiver Personen sprechen und gegen die Annahme, dass<br />
alle Menschen gleich sind und das Äußere keine Schlüsse auf das Innere eines Menschen zulässt.<br />
Dion und Kolleginnen (1972) führten als eine der ersten Forschergruppen eine Studie durch, in der<br />
sie überprüften, ob attraktive Menschen besser evaluiert werden als mittelmäßig attraktive Personen<br />
und unattraktive Personen. Die Wissenschaftlerinnen fanden einen linearen Trend der Evaluation, so<br />
wurden die Attraktiven besser bewertet als die mittelmäßig Attraktiven und diese wiederum besser