DOWNLOAD-Teil2 - GLOWA-Elbe
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2.6 Projektionen zur Änderung der regionalen landwirtschaftlichen Landnutzung, Produktion und<br />
Stickstoffüberschüsse bis 2020 im <strong>Elbe</strong>einzugsgebiet vor dem Hintergrund sich wandelnder<br />
Rahmenbedingungen (Gömann et al.)<br />
2.6.1 Einleitung<br />
Die Bedingungen für den EU-Agrarsektor haben sich in den letzten Jahren infolge einer voranschreitenden<br />
Globalisierung vor allem durch die Weiterentwicklungen der EU-<br />
Agrarpolitik und der Energiepolitik sowie durch die aktuellen Entwicklungen auf den Weltagrarmärkten<br />
grundlegend gewandelt. Im Rahmen der Luxemburger Beschlüsse von 2003 wurde<br />
der Umbau der EU-Agrarpolitik mit dem Ziel vertieft, eine verstärkte Marktorientierung<br />
der landwirtschaftlichen Produktion unter Einhaltung von Produktionsstandards zu erreichen.<br />
Auf den Weltagrarmärkten zeichnet sich ein deutlicher Anstieg der Agrarpreise ab, der im<br />
Wesentlichen auf nachstehenden Faktoren beruht. Erstens nimmt infolge des anhaltenden<br />
weltweiten Wirtschaftswachstums die Nachfrage nach Agrarprodukten zu. Zweitens werden<br />
in einigen im Bereich der Bioenergieproduktion sehr wettbewerbsfähigen Ländern, beispielsweise<br />
in Lateinamerika, Nachwachsende Rohstoffe bereits bei einem Ölpreisniveau von rund<br />
50 US$ pro Barrel ohne Förderung angebaut und zu Biokraftstoffen verarbeitet. Auf diese<br />
Weise kommt es zu einer Koppelung der Agrarrohstoffproduktion bzw. des Nahrungsmittelangebots<br />
an den Ölpreis, wodurch das Weltagrarpreisniveau unmittelbar beeinflusst wird.<br />
Drittens wird der Anbau nachwachsender Rohstoffe in Ländern wie der EU, in denen die Biokraftstoffproduktion<br />
derzeit nicht wettbewerbsfähig ist, unter dem Aspekt des Klimaschutzes<br />
gefördert. In Deutschland wurde darüber hinaus durch die Novellierung des Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetzes im Jahr 2004 eine attraktive Förderung des Einsatzes von Energiepflanzen<br />
in Biogasanlagen eingeführt, die seitdem zu einer rasanten Ausdehnung des Maisanbaus zur<br />
Biogaserzeugung geführt hat.<br />
Vor diesem Hintergrund wird im Vergleich zu den Einschätzungen in den vergangenen Jahren,<br />
die auch Grundlage für die erste Szenariostudie im Vorhaben <strong>GLOWA</strong>-<strong>Elbe</strong> (GÖMANN,<br />
KREINS & JULIUS, 2005) waren, eine ganz andere Entwicklung der landwirtschaftlichen Landnutzung<br />
und Produktion erwartet. Wurde in der Vergangenheit noch ein großflächiges Brachfallen<br />
landwirtschaftlicher Flächen insbesondere im <strong>Elbe</strong>gebiet projiziert, läuft nun als Folge<br />
der steigenden Flächennutzungskonkurrenz die obligatorische Flächenstilllegung aus, d. h.<br />
sämtliche landwirtschaftsfähige Flächen werden wieder in Bewirtschaftung genommen, was<br />
nicht ohne Konsequenzen für die Wassermenge und Wasserqualität im <strong>Elbe</strong>gebiet bleiben<br />
wird, zumal die Landwirtschaft im <strong>Elbe</strong>einzugsgebiet rund 6 Mio. ha - etwa die Hälfte der<br />
Gesamtfläche - bewirtschaftet. Zum einen werden durch die Landbewirtschaftung Nährstoffe<br />
und Pflanzenschutzmittel in Grund- und Oberflächengewässer ausgetragen und zum anderen<br />
beeinflussen Bodenbearbeitungstechnologie sowie Fruchtfolgegestaltung die Evapotranspiration,<br />
die eine Determinante des Landschaftswasserhaushaltes ist.<br />
Angesichts der großen Unsicherheiten bei Projektionen im Agrarbereich, die durch die oben<br />
skizzierten Entwicklungen in den Jahren 2006 und 2007 deutlich wurden, wird in der zweiten<br />
Szenariostudie von <strong>GLOWA</strong>-<strong>Elbe</strong> ein Spektrum unterschiedlicher Wirkungsrichtungen aufgespannt.<br />
Die Leitmotive der unterschiedlichen Entwicklungen, die auf den Entwicklungsrahmen<br />
A1 und B2 des IPCC (2007) aufbauen, sind Globalisierung bzw. Differenzierung.<br />
Vor diesem Hintergrund können dem derzeit vorherrschenden Trend zur Globalisierung der<br />
Märkte erkennbare und sich möglicherweise verstärkende Tendenzen der gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Entwicklung entgegenwirken und eine Differenzierung von Entwicklungen<br />
bedeuten. Beispielsweise würde eine zunehmende Wertschätzung der Herkunft von Nahrungsmitteln<br />
bei den Konsumenten einen Anstieg des Verbrauchs regionaler Erzeugnisse bewirken<br />
und eine Fokussierung auf den inländischen Markt bedeuten. Darüber hinaus könnte<br />
Kapitel 2 – Seite 172