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Hitler als Parteiredner im Jahre 1920

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<strong>Hitler</strong> <strong>als</strong> <strong>Parteiredner</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>1920</strong> 295<br />

müßte heißen: Wir finden es unbegreiflich, daß dieser Herr noch nicht <strong>im</strong> Zuchthaus<br />

sitzt (lebhafter Beifall!). Durch diese üblen Beispiele wird die Korruption großgezogen.<br />

Gilt es einem kleinen Hamsterer ein paar Eier abzunehmen, so entwickelt<br />

die Regierung eine staunenswerte Energie. So ein Hamsterer kann doch auch nichts<br />

dafür, daß er Hummelberger oder sonst wie und nicht Isidor Bach 5 heißt. (Stürmischer<br />

Beifall u. Zwischenrufe!). Neue Ämter werden geschaffen, aber nichts getan. Den<br />

Arbeitern wird <strong>im</strong>mer gesagt, sie sollen nach Rußland auswandern. Wäre es da nicht<br />

zweckmäßiger, wenn dann die Ostjuden dort blieben, wenn es doch soviel Arbeit gibt?<br />

(lebhafter Beifall!). Man kann es sich ja denken, was das für eine Arbeit ist, wenn<br />

diese auswandern (Beifall!). (Nieder mit der Judenpresse! Hinaus damit!). Erst die<br />

Schuldigen, die Juden hinaus, dann reinigen wir uns selbst (lebhafter Beifall!). —<br />

Bei den Verbrechern [sic] der Schieber und Wucherer haben Geldstrafen keinen Wert<br />

(Prügelstrafe! Aufhängen!). Wie schützen wir unsere Mitmenschen vor dieser Blutegelbande!<br />

(Aufhängen!) Zweifellos sind wir gute Theoretiker, aber Praktiker sind<br />

wir nicht. Wir müssen lernen, daß unsere Existenz an die Gesamtheit des Volkes gebunden<br />

ist. Unser Volk hofft <strong>im</strong>mer auf die Solidarität (Beifall!). Das sollen sich die<br />

internationalen Arbeiter gesagt sein lassen: Wer sich auf andere verläßt, der ist verlassen.<br />

(Stürmischer Beifall!). Man vergnügt sich und tanzt, um unser Elend zu vergessen.<br />

Es ist nicht Zufall, daß <strong>im</strong>mer wieder neue Vergnügen gefunden werden. Man<br />

will uns eben künstlich entnerven (Beifall!). Auf der einen Seite heißt es: Du sollst<br />

arbeiten, auf der anderen Seite: nichts <strong>als</strong> Vergnügen! Unsere pol. Parteien hätten die<br />

Aufgabe, das Volk besser aufzuklären. Nichts geschieht! Diese Parteien sind heute<br />

unfruchtbar. Jede Partei macht nur Versprechungen (er spielt auf die U.S.P. an). Es<br />

wird einen [sic] der H<strong>im</strong>mel vorgemacht (Schmarrn!) Siehe D.A.P. (Große Unruhe<br />

<strong>im</strong> Saal). Nun verliest Herr <strong>Hitler</strong> das Programm der deutschen Arbeiterpartei, dessen<br />

einzelne Punkte oft reichen Beifall fanden. (Liegt an). Während der Verlesung des<br />

Programms kam es von der Gegenseite oft zu Zwischenrufen, denen „Hinaus" —Rufe<br />

folgten. Es herrschte oftm<strong>als</strong> ein großer Tumult, so daß ich oft glaubte, jeden Augenblick<br />

kommt es zu Schlägereien. Wenn wir nicht mehr an die Öffentlichkeit treten,<br />

so ist das nicht Feigheit, sondern es mangelt uns an Geld. Unsere Partei fußt auf<br />

Zusammenarbeit aller schaffenden Stände. Unsere Parole heißt nur Kampf. Wir werden<br />

unseren Weg geradeaus unerschütterlich bis zum Ziele gehen (langanhaltender<br />

stürmischer Beifall!). Nun liest der Vorsitzende noch eine Entschließung vor, in der<br />

gegen die Zuweisung von 40 000 Ztr. Weizenmehl an die israelitische Kultusgemeinde<br />

auf das Schärfste protestiert wird, während Tausende kein Krankenbrot bekommen.<br />

Es fällt irgendein Zwischenruf. Darauf große Unruhe. Alles steht auf den Stühlen<br />

und Tischen. Ungeheurer Tumult. Hinausrufe. Bei der Abst<strong>im</strong>mung hätte es niemand<br />

wagen dürfen, dagegen zu st<strong>im</strong>men, da die Haltung der Versammlung zu drohend<br />

wurde. Die Entschließung wurde einst<strong>im</strong>mig angenommen. Nun folgt eine kurze<br />

Diskussion.<br />

Als erster Redner erhält Herr Sesselmann, Redakteur vom Völkischen Beobachter,<br />

das Wort. Über dem Gesetz der allgemeinen Ordnung steht das Gesetz der sittlichen<br />

Ordnung. Letzten Endes waren die Verstöße gegen das Gesetz der sittlichen Ordnung<br />

am Weltkrieg schuld. Während wir überall Mangel an allem Notwendigsten empfinden,<br />

steigt die Vergnügungswut ins Unermeßliche. Die Geschlechtskrankheiten sind<br />

rapid gestiegen. Für Vergnügen und Schundwaren haben wir jährlich 20 Milliarden<br />

ausgegeben. Die Geld- und Vergnügungssucht haben die Klassengegensätze geschaffen.<br />

Sodann begrüßt Redner das Programm der D.A.P. und schließt: Es handelt sich<br />

nicht darum, die Diktatur des Proletariats aufzurichten, sondern die Diktatur der<br />

Arbeit (lebhafter Beifall!). Nur auf diesem Boden werden wir wieder gesund. In erster<br />

5 Isidor Bach war Inhaber einer Münchener Firma.<br />

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