Andrej Pleterski
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geradewegs zur Brücke bei der Karnburg - Krnski Grad (Abb. 6), was auf den Luftaufnahmen, die<br />
das Landesmuseum in Klagenfurt - Celovec aufbewahrt, gut zu sehen ist. Auch die erste Behauptung<br />
findet in den alten Darstellungen und Beschreibungen keine Bestätigung. Merians Ansicht von Maria<br />
Saal - Svatne, die 1649 veröffentlicht wurde, zeigt, wie es vom Herzogstuhl, der im Hintergrund<br />
abseits aller Wege steht, durch einen der Flußarme der Glan - Glana getrennt wird (Mal 1942, Sl.<br />
13). Auch das 1688 veröffentlichte Bild Valvasors stellt das Flußbett der Glan - Glana zwischen dem<br />
Stuhl und Maria Saal - Svate dar, von wo die Landstraße am Fuße der Hügel nach Norden führt<br />
(Mal 1942, Sl. 14). Die jetzige "alte" Landstraße ist erst in der josephinischen Militärlandkarte<br />
eingezeichnet, also wurde sie höchstwahrscheinlich erst zur Zeit Maria Theresias in der ersten Hälfte<br />
oder in der Mitte des 18. Jhs. errichtet. Damals baute man sie in der Tat zum Teil auf der alten<br />
Römertraße. An der älteren Hauptstraße am Fuße der Hügel nördlich von Maria Saal - Svatne sieht<br />
man noch immer den alten Hinrichtungsplatz mit Galgen (Abb. 6: A). Daß die ursprüngliche<br />
Landstraße trotzdem bis zur Brücke bei der Karnburg - Krnski Grad (Abb. 6: B) verlief, beweist<br />
auch die Beschreibung der Gerichtsgrenze von 1601, sie verläuft nach demselben landstrassen<br />
fortan bis auf mitte Kärnpurger prugken (Wutte 1912, 131). Hier überquerte sie offensichtlich die<br />
Glan - Glana, denn die Straße von der Brücke in Richtung Süden nach Klagenfurt - Celovec (Abb. 6:<br />
C) wird in derselben Quelle als Clagenfurter strassen bezeichnet (Wutte 1912, 131).<br />
Die josephinische Militärlandkarte läßt eine ausgesprochen starke Verzweigung der alten<br />
versumpften Flußarme im Glantal erkennen (Abb. 6). Das sind Spuren zahlreicher Verschiebungen<br />
des Flußbettes. Eines der mittelalterlichen verlegte den Wasserlauf südöstlich des Herzogstuhls und<br />
zerstörte dabei an mehreren Stellen die beiden Römerstraßen und andere römische Kulturreste. Die<br />
mittelalterliche Straße hat den Übergang über die Glan - Glana bei Karnburg - Krnski Grad<br />
beibehalten, ansonsten ist sie der von Überschwemmungen bedrohten Ebene so weit als möglich<br />
ausgewichen. Daraus können wir zugleich ersehen, wie viele große Veränderungen in der<br />
Kulturlandschaft in nachrömischer Zeit eingetreten sind.<br />
2.1.6 Aufstellung der Steine und Chronologie nach materiellen Quellen<br />
Zunächst wurde an der Römerstraße in den Jahren 46/47 (?) der Meilenstein CIL III 5709<br />
aufgestellt, dann noch in den Jahren von 308 bis 314 (?) der Meilenstein CIL III 5710. Später stellte<br />
man daneben den Fürstenstein und den jetzigen Westsitz des Herzogstuhls auf. Bei der<br />
Rekonstrution ihrer zueinander in Beziehung stehenden Aufstellung gehe ich von der These aus, daß<br />
es sich um eine symbolische Aufstellung handelt, die Ausdruck der damaligen Ideologie war. Einen<br />
festeren Anhaltspunkt bietet der jetzige Standort des Herzogstuhls, unter der Bedingung, daß er<br />
genau dorthin gestellt wurde, wo zuvor der Fürstenstein gestanden hatte. Damit wäre ein Punkt der<br />
Anlage festgelegt. Einen weniger festen Punkt bietet die Fundstelle der römischen Meilensteine (Abb.<br />
5). Gewiß ist er mehrere Meter vom Herzogstuhl entfernt. Wie die bisherige Analyse heiliger<br />
Strukturen in der Landschaft und in Gräberfeldern ergeben hat (<strong>Pleterski</strong> 1996), kennzeichnen Steine<br />
und Säulen auf Gräberfeldern bestimmte Richtungen, und die Strukturen einzelner Heiligenstätten<br />
berücksichtigen einen der benachbarten Heiligenstätten in der Landschaft. Den momentan besten<br />
Vergleich bietet das Gräberfeld Žale bei Zasip (<strong>Pleterski</strong> 1996, Slika 11). Dort lagen eine mit rotem<br />
Lehm gefüllte Grube, zwei Steine und zwei benachbarte Holzsäulen auf derselben Linie, die<br />
rechtwinklig zur Richtung der nächstgelegenen Heiligenstätte verläuft. Dabei lag ein Stein neben den<br />
Säulen an ihrer Außenseite. In der Zollfelder Struktur (Abb. 7) stellen die Meilensteine Säulen dar,<br />
der Westsitz den danebenliegenden Stein und der Fürstenstein ist weiter davon entfernt, aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach alle auf und neben derselben Linie. Im Hinblick auf die Ausrichtung der<br />
Linien kämen höchstwahrscheinlich zwei Möglichkeiten in Betracht (Abb. 5: α, β) entweder<br />
geradeaus in Richtung Maria Saal - Svatne oder Karnburg - Krnski Grad, oder rechtwinklig zu einer<br />
der beiden Richtungen. Die Lage der Meilensteine irgendwo westlich des Fürstensteins mit einer<br />
kleineren möglichen Abweichung nach Norden oder Süden schließt die erste und vierte Möglichkeit<br />
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