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Andrej Pleterski

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Ungeachtet dessen, ob die jetzigen Kirchenmauern vollständig oder nur teilweise noch aus dem<br />

frühen Mittelalter stammen, muß die Richtung des Kirchenschiffes alt sein. Sie zeigt nämlich genau<br />

auf den Herzogstuhl, also auf die benachbarte heilige Stelle der Dreiergruppe. Wie der momentane<br />

Forschungsstand zeigt, haben eine solche Richtung nur Kirchen aus der Christianisierungszeit, die die<br />

heidnischen Kulststätten ersetzten: z.B. auf der Bleder Insel, der hl. Georgius in Legen bei Slovenj<br />

Gradec (<strong>Pleterski</strong> 1996).<br />

2. Zollfeld - Sveško-Gosposvetsko polje, Ort des Herzogstuhls<br />

Der slowenische mundartliche Name lautet Sveško polje (Kranzmayer 1958, 218), was darauf<br />

hindeutet, daß es sich bei Gosposvetsko polje um eine neue hochsprachliche Bezeichnung handelt.<br />

Sowohl "sveški" als das benachbarte "Svatne" gehen aus dem Wort "svet = sanctus, divinus, sacer"<br />

hervor (vgl.: Snoj 1995, 349; Kranzmayer 1958, 218), was auf die Kultbedeutung des Ortes<br />

hindeutet.<br />

Die Zollfelder Steine haben noch keine moderne Gesamtveröffentlichung erlebt, das ist eine<br />

Aufgabe für die Zukunft. Keiner von ihnen hat das ganze Mittelalter hindurch eine feste<br />

Bezeichnung. Die meistgebrauchten Wörter sind allerdings "Stein" und "Stuhl".<br />

2.1 Artefakt- und topographische Analyse<br />

2.1.1 Herzogstuhl - Bau<br />

Die slowenische Bezeichnung "vojvodski stol" oder auch "prestol" ist lediglich die Übersetzung<br />

des deutschen Wortes "Herzogstuhl", dieses stellt ebenso ein durchaus neuzeitliches Kompositum<br />

dar, das wenigstens schon seit 1814 in Gebrauch ist (vgl.: Puntschart 1899, 27, 30).<br />

Zu Beginn der 30er Jahre des 19. Jhs. begutachteten Martin Mayer und Johann Kumpf den Stuhl<br />

und schrieben darüber einen Bericht. Sie stellten fest, daß der Herzogstuhl schon früher einmal<br />

übersetzt oder neu aufgerichtet worden sein müsse, wie seine Fügung und die mehrfachen Klammern<br />

andeuten (Wutte 1929, 49) Die Klammern sind schon auf Megisers 1612 publizierter Zeichnung zu<br />

erkennen (Mal 1942, Abb. 11), die er bei seiner Besichtigung des Denkmals 1609 anfertigte (Moro<br />

1967, 102).<br />

Bei der Restaurierung im Jahre 1834 entstand auch ein genauer Bericht des Grafen Rudolf Goëß.<br />

Den Hauptteil des Textes und die Zeichnungen des Herzogstuhls veröffentlichte Gotbert Moro<br />

(1967, 109 f, Tafel 8; Moro 1967a, Abb. 9). Das Denkmal versackte schon stark in den weichen,<br />

ständig feuchten Boden. Die Unterlage bildete aufgeschwemmter Schotter, den eine Schicht<br />

Dammerde bedeckte, die die Quellen des östlichen Hügellandes und von Westen die des Glanflusses<br />

anschwemmten. Die Inschrift auf der nördlichen Stütze befand sich nicht mehr vollständig über dem<br />

Erdboden. Die Platten waren schon sehr in verschiedene Seiten verschoben und das Denkmal drohte<br />

zu zerfallen. Alle Stücke wurden auseinandergenommen, gemessen und gezeichnet, und dann wieder<br />

erneut zusammengesetzt, ohne daß die ursprüngliche Form und Richtung geändert wurde. Die alten<br />

beschädigten Stellen und Spalten wurden mit einer Füllmasse gekittet und mit Eisenklammern<br />

verbunden (Abb. 2). - Bei aller Sorge für die ursprüngliche Anordnung der Steine ist es<br />

unwahrscheinlich, daß man die Stützen der zentralen Hinterplatte so nahe zusammengestellt hätte, so<br />

daß man dann dazwischen keinen Westsitz hätte einfügen können. Dieser stand also schon vor der<br />

Restaurierung von der Platte entfernt.<br />

Wie Gotbert Moro feststellte, hat der jetzige Westsitz seine eigene Rückenlehne (Moro 1967,<br />

101), die zwar nicht ausgeprägt ist, aber eine selbständige Verwendung des Sitzes beweist, denn man<br />

hätte sonst als Lehne die Platte verwenden können, die der Westsitz auf der Rückseite hat.<br />

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