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Andrej Pleterski

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Abbildung 10. Maria Pfarr, Lungau. Anordnung der Heiligenstätten. 1 - Gritschn, 2 - Drei Kreutze, 3 - Althofen, 4 -<br />

St. Wolfgang. Äquidistanz = 20 m.<br />

mit dem Heer von Margarethe Maultasche stattgefunden haben und dort sollen auch die Gefallenen<br />

begraben sein. An dem besagten Ort wurden tatsächlich Knochen gefunden (Schitter 1975, 228). Der<br />

Hügel ist zugleich die Spitze des heiligen Winkels von 24° - 25° zwischen den Richtungen zum<br />

Hügel Gritschn und der Kirche in Althofen. Gritschn (Abb. 10: 1) ist eine ovale Anhöhe oberhalb des<br />

Dorfes Pichl, einst eine Wiese, heute zum Teil Acker. An dieser Stelle steht ein hölzernes<br />

Wetterkreuz, das böse Kräfte abwehren soll. Daneben hat man ehemals ein Sonnwendfeuer errichtet<br />

und brennende Holzscheiben ins Tal geworfen. An den Hängen der Anhöhe sollen<br />

Keramikbruchstücke aus altslawischer Zeit gefunden worden sein (Schitter 1975, 63 f). Heute wird<br />

dort kein Sonnwendfeuer mehr errichtet, aber man macht noch an Ostern ein Feuer, Scherben konnte<br />

man 1996 dort nicht mehr finden. Althofen (Abb. 10: 3) mit der jetzigen St. Laurentiuskirche steht<br />

genau nördlich von Gritschn im Tal unterhalb des heutigen Hauptortes Mariapfarr. Nach der<br />

Volksüberlieferung stand das Gnadenbild der Muttergottes, das in der Kirche in Mariapfarr steht,<br />

einst in der Kirche in Althofen. Jedoch wurde sie solange nach Mariapfarr gebracht, bis dort eine<br />

Kirche gebaut wurde. Das erklärt Kahl damit, daß die Kirche in Althofen älter sei und daß man das<br />

Marienpatrozinium ursprünglich dort ansetzen müsse. Darüber hinaus soll diese Kirche nach der<br />

Volksüberlieferung noch zu den Kirchen des Modestus gehören (Kahl 1993, 61, 68 f).<br />

Archäologische Ausgrabungen von 1982 haben unter dem heutigen Kirchenboden Schichten<br />

mehrerer älterer Kirchengebäude mit dazugehörigen Gräbern freigelegt. Das älteste wurde durch<br />

Brand zerstört (Ubl 1982). 923 wird eine Salzburger Kirche in Lungau erwähnt (Kos 1906, Št. 358).<br />

Da ihr Patrozinium keine Erwähnung findet, scheint sie weit und breit die einzige gewesen zu sein.<br />

Daher handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach gerade um die Kirche in Althofen (vgl.: Kahl<br />

1993, 69). Zum Verständnis der Umwandlung von heidnischem in christlichen Kult ist die Tatsache<br />

interessant, daß die Kirche des hl. Wolfgang in Mauterndorf (Abb. 10: 4) genau in der Richtung<br />

Althofen - Drei Kreuze steht. Das würde darauf hindeuten, daß der Kult von Drei Kreuze nach<br />

Mauterndorf verlegt wurde. Eine interessante Frage, die damit aufgeworfen wird, ist, ob Wolfgang<br />

die Maultasche oder ihren Sieger ersetzt hat? Auf eine Antwort muß man noch warten.<br />

Die Lungauer Gruppe dreier Heiligenstätten können wir mit dem Zollfelder folgendermaßen<br />

vergleichen: Gritschn = Karnburg - Krnski Grad, Drei Kreutze = Zollfeld - Sveško polje, Althofen =<br />

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