Andrej Pleterski
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auf der Karnburg - Krnski Grad, das Steinmann nicht gelöst hat, mit überzeugenden Beweisen, daß<br />
Steinmann das chronologische Verhältnis zwischen Ottokar und dem Einschub falsch datiert hat. Die<br />
endgültige Feststellung war daher vernichtend: damit verlor Steinmanns Diskussion jegliche innere<br />
Stabilität und Gültigkeit bei der Erkenntnis der Geschichte der Zeremonie (Grafenauer 1970, 122).<br />
Die Artefakt- und topographische Analyse hat folgendes ergeben: der Einschub als Aufzeichnunug<br />
(nach Grafenauer) der ältesten Beschreibung bestätigt Steinmanns These, Ginharts Datierung ist<br />
falsch, zur Zeit von Ottokars gesidel stehen dort mehrere Steine, der Bedeutungsverlust der<br />
Karnburg - Krnski Grad ist kein Gegenbeweis, das Rätsel der Lage des Fürstensteins besteht nicht<br />
mehr, Ottokar hat sich nicht geirrt. Das Verhältnis zwischen dem Konzept und der Reinschrift<br />
Johanns von Viktring, das die tatsächliche Grundlage von Steinmanns Erklärung bildet, berührte<br />
Grafenauer mit keinem Wort. Steinmanns These erweist sich so heute als richtig, obwohl ihre<br />
umfangreiche Begründung falsch war.<br />
Tatsache ist auch, daß alle Autoren des 15. Jhs., die die Einsetzung beschrieben haben, von einem<br />
Stein und einer Zeremonie auf dem Zollfeld - Sveško polje sprechen, wobei sie indirekten oder<br />
direkten Kontakt mit der lebendigen Kärntner Tradition hatten (Grafenauer 1952, 120 ff). Wie die<br />
eingebürgerte Erklärung lautete, schrieben sie einer vom anderen und Ottokars "Fehler" ab oder sie<br />
sahen trotz Wahrheitsliebe den Fürstenstein nicht. Im Einklang mit dem bislang Festgestellten ist eine<br />
andere Erklärung möglich. Die Überlieferung von der unlängst durchgeführten Verlegung des Steins<br />
und eines Teils der Zeremonie auf die Karnburg - Krnski Grad war noch neu, die Leute wußten aber<br />
noch ganz genau, daß sich all das zuvor auf dem Zollfed - Sveško polje abgespielt hat. Und wie soll<br />
nun jemand berichten, der erzählen möchte, wie die Zeremonie im allgemeinen verläuft? Ich selbst<br />
würde mich so entschließen wie sie, die Neuerungen würde ich streichen.<br />
Bleibt noch die Frage, wann der Herzogstuhl noch den Westsitz erhielt. Seine erste indirekte<br />
Erwähnung stammt erst aus der Mitte des 15. Jhs., in der Chronikon Austriacum des Thomas<br />
Ebendorfer, wo er schreibt, daß der Görzer Graf auf der anderen Seite des Herzogs sitzt - Comes<br />
Goritiae...ab alia parte residens (Grafenauer 1952, 120 ff). Das ist natürlich nur ein terminus ante<br />
quem. Hier sind wir nur von mehr oder weniger überzeugenden Interpretationen abhängig. Emil<br />
Goldmann und Steinmann meinten, der Herzogstuhl sei schon gleich als Doppelsitz entstanden. Der<br />
erstere verknüpfte seine Entstehung mit der Absicht, zwei Herzöge zugleich einzusetzen, und so<br />
schlägt er zwei mögliche Daten vor, 1342 (Albrecht und sein Neffe) oder spätestens 1365 (Albrecht<br />
III. und Leopold III.) (Goldmann 1903, 64 f). Seine Begründung entbehrt nach durchgeführter<br />
Artefaktanalyse jeglicher Grundlage. Derselbe Einwand ist auch bei Steinmann zu erheben, der den<br />
Stuhl wegen der Inschrift und der Verwendung von römischen Spolien um 1358/60 Rudolf IV. und<br />
seiner Tendenz zuschreibt, sich an die römische Tradition anzulehnen (Steinmann 1967, 494 ff).<br />
Wahrscheinlich trifft Klebels Auffassung noch am meisten zu, der in einer umfangreichen<br />
Abhandlung bewiesen hat, daß Rudolf IV. den Herzogstuhl nur umarbeiten, ihm eine Inschrift und<br />
vielleicht auch den Westsitz hinzufügen ließ (Klebel 1940, 99 ff).<br />
3. Maria Saal - Svatne - Gospa Sveta<br />
Der weniger bekannte slowenische Name für Maria Saal - Gospa Sveta lautet "Svatne". Mit dem<br />
benachbarten "Sveško polje" bildet es ein Paar, das aus dem Wort svet hervorgeht (siehe bei Sveško<br />
polje). Es ist nicht wahrscheinlich, daß sich der Name erst durchsetzte, nachdem die Kirche Maria<br />
Saal - Gospa Sveta schon dort gestanden hatte, also ist er älter und weist auf eine heidnische<br />
Kultstätte.<br />
Die Marienkirche wird schon 860 erwähnt (Kos 1906, Št. 172). Das heutige Kirchengebäude ist<br />
ein wesentlich älteres spätgotisches Bauwerk. Auf eine vorchristliche Tradition deutet allerdings die<br />
Überlieferung, wonach das runde romanische (?) Beinhaus, das südlich von der Kirche steht,<br />
Heidentempel genannt wird (Šašelj 1896, 20). Hier könnte also dieser dritte Punkt (Abb. 8) in der<br />
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