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Andrej Pleterski

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zwischen glanegg vnd dem spital ze vnser frowen kirchen (Grafenauer 1952, 173). Andere Steine<br />

werden in der Quelle nicht erwähnt.<br />

Man führt ihn von dem Platz, wo man ihn auserkoren und umgekleidet habt, dorthin, wo der Stein<br />

liegt. Das beweist, daß es sich um zwei verschiedene Schauplätze handelte. Der erste befand sich<br />

höchstwahrscheinlich auf der Karnburg - Krnski Grad. Über den anderen wurde in der Fachwelt noch<br />

nicht ernsthaft diskutiert; alle sehen ihn, ausgenommen von Jakscha, ebenfalls in der Karnburg -<br />

Krnski Grad. Bislang war es nämlich selbstverständlich, daß es sich um Glanegg der Quelle handelte,<br />

um Glanegg im oberen Glantal, daß von Maria Saal - Gospa Sveta gute 11 km Luftlinie entfernt ist.<br />

Von Jakschas Ansicht, die sich nur auf die Interpretation der Zeremonie stützt, daß der Stein den<br />

Herzogstuhl darstellt (Jaksch 1927, 15), wurde von Grafenauer überzeugend widerlegt. Die<br />

Diskussion drehte sich damals nämlich im wesentlichen um die Frage, ob mit stain der Fürstenstein<br />

oder der Herzogstuhl gemeint war. Grafenauer gab aber auch eine topographische Begründung.<br />

Seines Ermessens ist eine Lokalisierung des Herzogstuhls zwischen Glanegg und Maria Saal - Gospa<br />

Sveta unmöglich. Dieser Weg führt nämlich durch die Ortschaften Maria Feicht, St. Peter am Bichl -<br />

Št. Peter na Gori und die Karnburg - Krnski Grad, also am Fürstenstein und nicht am Herzogstuhl<br />

vorbei, der mehr als einen Kilometer nördlich von diesem Weg liegt. Ginge es um den Herzogstuhl,<br />

würde man eine ebenso eindeutige Lokalisierung dieser Art ansetzen, und zwar die Straße, die von<br />

St. Veit - Št. Vid nach Süden führt, an der er unmittelbar liegt (Grafenauer 1952, 242 f). Im Lichte<br />

der Artefakt- und topographischen Analyse, die wir oben durchgeführt haben, büßt Grafenauers<br />

topographische Analyse einige Anhaltspunkte ein. Wenn der Fürstenstein auch dort gestanden hat<br />

wie der Herzogstuhl, dann hat ihn der Weg (heutiges) Glanegg - Maria Saal - Gospa Sveta ebenfalls<br />

um einen guten Kilometer verfehlt. Und wenn es die Straße nach St. Veit - Št. Vid damals neben den<br />

Steinen noch nicht gegeben hat, weil sie gute 250 m weiter östlich verlief, muß man die Quelle<br />

offensichtlich anders verstehen. Die Ausgangsfrage lautet nicht, welchen Stein der stain darstellt,<br />

sondern wo Glanegg liegt.<br />

Der unbekannte Autor hätte, wenn der stain wirklich auf der Karnburg - Krnski Grad gestanden<br />

hätte, es auch ausdrücklich sagen können, denn es handelte sich um einen gutbekannten Ort. Aber<br />

nein. Den Ort des Steines bestimmte er so, daß er ihn auf die Linie zwischen zwei Punkte setzte. Das<br />

spricht schon an und für sich für den Umstand, daß es in der Nähe des Steins keinen ausgeprägten<br />

Anhaltspunkt (Gebäude, Berg, Brücke) gegeben hat. Einen Anhaltspunkt bietet nur das Hospiz bei<br />

Maria Saal - Gospa Sveta, das nur in dieser Quelle erwähnt wird. Gewiß war er von der Kirche nicht<br />

weit entfernt. Der Autor war hier so genau, daß er sich nicht für die sicherlich bekanntere Kirche<br />

selbst entschieden hat, sondern für einen möglichst präzisen Punkt. Konnte er demnach als zweiten<br />

Punkt das durchaus unbestimmte, 11 km entfernte Glanegg gewählt haben, das man von dem ersten<br />

Punkt überhaupt nicht sehen kann? Das erscheint mir unwahrscheinlich. Keine andere Quelle aus dem<br />

11. Jh. erwähnt dieses Glanegg. Zum erstenmal erwähnt wird es erst 1134 (Kranzmayer 1958, 82). -<br />

Glan-egg bedeutet eine Anhöhe an der Glan - Glana. Und diese hat der Autor auch gemeint, aber<br />

diejenige, die vom ersten Punkt sichtbar war, am anderen Glanufer. Von Maria Saal - Gospa Sveta<br />

aus gesehen, liegen dort nur zwei ausgeprägte Anhöhen: Ulrichsberg - Šenturška gora und<br />

Tanzenberg - Plešivec. Die erste kommt als Glanegg nicht in Frage, denn sie hieß noch 983 mons<br />

Carentanus, 1331 Chernperch, bis man dort 1485 eine kleine, dem hl. Ulrich geweihte Kirche<br />

errichtete (Kranzmayer 1958, 115, 232; Kos 1906, Št. 475). Plešivec bedeutet natürlich "plešast vrh"<br />

- kahler Gipfel - (Bezlaj 1961, 97) und nicht "plesišče" - Tanzplatz, daher ist der Name Tanzenberg<br />

ein übersetzerisches Mißverständnis. Nicht nur heute, sondern auch in der josephinischen<br />

Militärlandkarte ist der Gipfel mit Wald bewachsen, kahl ist dagegen der Kamm, wo eine<br />

gleichnamige Burg steht. Da in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. der Waldumfang am kleinsten war,<br />

war der Gipfel sicherlich auch im 11. Jh. bewaldet. Sein ursprünglicher Name konnte demnach nicht<br />

Plešivec gewesen sein, er hätte aber durchaus Glanegg sein können. Der Name Tanzenberg tritt<br />

schon 1247 auf (Kranzmayer 1958, 219). Der Name der Burg, die tatsächlich auf einer Kahlfläche<br />

steht, wie man auf Merians Karte gut sehen kann, wurde später auch noch auf den benachbarten<br />

Gipfel übertragen, vielleicht auch deshalb, um eine Verwechslung mit der Burg Glanegg im oberen<br />

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