Medienverwendung in der Schule - KOBRA

Vorwort
Im Schulalltag spielen audiovisuelle Medien in der Regel eine nebensächliche und
untergeordnete Rolle. Die Zeiten hochgespannter Erwartungen - audiovisueller
Medien als Träger von Schulreform - sind vorbei, jetzt steht wieder mehr der
kleine Ärger mit der Technik, mit der Organisation im Vordergrund. Man bekommt
nicht rechtzeitig was man haben will, der Beschaffungsaufwand ist zu
groß, ein Medienwart macht sich wichtig, die Geräte sind schnell defekt usw.
usw. Das vorliegende Buch versucht im Rahmen einer theoretischen Analyse die
allgemeinen Ursachen, die diesen alltäglichen Konflikten zugrunde liegen, systematisch
zu entwickeln. Trotz scheinbarer Nebensächlichkeiten sind audiovisuelle
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Medien ein deutlicher und gewichtiger Indikator für die grundlegende Veränderung
des uns vertrauten, vom Lehrer organisierten Unterrichts. Audiovisuelle
Medien tragen technologische Kommunikationsprinzipien in die Schule, die mit
dem personalen Unterricht kollidieren.
Dieses Thema von der grundlegenden Veränderung des Unterrichts durch audiovisuelle
Medien wird von zwei Seiten her angegangen, denen die beiden Teile des
Buches entsprechen. Der erste Teil des Buches ist der Versuch, den Problemzusammenhang
theoretisch aufzuklären, dem als zweiter Teil die Analyse solcher
Unterrichtsstunden folgt, die wesentliche Probleme mit den audiovisuellen Medien
im Schulalltag deutlich machen. Es werden also nicht "glatt" verlaufende
Unterrichtsbeispiele sondern Stunden mit Widerhaken und Mißerfolgen vorgestellt
und es wird nach den Ursachen für den Mißerfolg gefragt. In diesem Zusammenhang
war als Kritik zu hören, das wären doch nur Beispiele "schlechten
Unterrichts inkompetenter Lehrer". Dies ist ein Denkfehler, der nicht selten mit
den audiovisuellen Medien einhergeht: nicht die Technik und die Medienorganisation
sondern der inkompetente Lehrer sei schuld. Aufgrund der theoretischen
Analyse des 1. Teils kann man durch die Oberfläche des Problems (hier inkompetenter
Lehrer dort Medientechnik) durchstoßen und unterrichtliche Fehleinschätzungen
und Mißerfolge als ein Zusammenstoßen widersprüchlicher Kommunikationsprinzipien
im Unterricht verstehen (vgl. 2. Kapitel Punkt 2).
Der erste Teil des Buches mit mediendidaktischen Grundbegriffen und theoretischen
Ansätzen und der zweite Teil mit Analyse und Planung der Medienverwendung
sind zwei notwendige und aufeinanderbezogene Zugriffsweisen, um
über Theorie die grundlegenden Strukturen und Bedingungen des Unterrichtsalltages
zu erschließen und um gleichzeitig theoretische Einsichten mit der Anwendung
auf den Unterrichtsalltag zu erproben. Mit dieser Gliederung des Problems
.wird jedoch keine Lesestrategie fest vorgegeben. Mir scheint es günstig, mit den
Unterrichtsbeispielen des 2. Teils zu beginnen, und zwar mit den Fallbeispielen
und der exemplarischen Analyse (7. bis 11. Kapitel).
Ein Hinweis, um Frustration beim Lesen zu vermeiden; die Unterrichtsanalyse
hat die Funktion, das Analyseverfahren an einzelnen 'Problemfällen detailliert
zu entwickeln. Dazu schien mir die wiederholte Betrachtung eines Unterrichts-
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