B_7_Der_Mensch_Kinde..
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Modul B 7 <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong>: Ergänzung Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und <strong>Kinde</strong>rheilkunde, SoSe 2009 Seite 1<br />
Fachhochschule Münster, Fachbereich Oecotrophologie<br />
Modul B 7 „<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong>“<br />
Ergänzung zu Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und <strong>Kinde</strong>rheilkunde,<br />
Sommersemester 2009 1<br />
Sexualität<br />
Ist im biologischen Sinn ein Kunstgriff der Natur, um Erbmaterial für jedes neue Individuum neu zu mischen.<br />
Sie stellt somit einen Austausch von genetischem Material dar, um Defekte des einen oder anderen<br />
Elternteils auszugleichen, um Krankheiten zu unterbinden und neue Individuen zu erschaffen. Sexualität<br />
sorgt im Gegensatz zur Vermehrung durch Sprossung (Ableger) für Vielfalt und dafür, dass Nachkommen<br />
sich an veränderte Lebensbedingungen anpassen können.<br />
In früher Embryonalphase sind die Sexualorgane bei Jungen und Mädchen fast identisch.<br />
Geschlechtsorgane entwickeln sich unter Einfluss von Geschlechtshormonen aus einer gemeinsam gleichen<br />
Organanlage.<br />
Ab der 9. Schwangerschaftswoche bis zum Geburtstermin nennt man den Keim Fetus<br />
Fortpflanzungsorgane der Frau:<br />
Alle Eizellen (ca. 1 Mio.) der Frau sind bereits im Embryo angelegt. d.h., dass die Frau mit einem begrenzten<br />
Vorrat an Eizellen auf die Welt kommt, welcher nicht mehr ergänzt werden kann.<br />
Dies bedeutet, dass die Eizellen einer 30 jährigen Frau auch bereits 30 Jahre alt sind und in dieser Zeit auch<br />
negativen Umwelteinflüssen ausgesetzt waren wie zum beispielsweise toxischen Strahlungen. Folglich steigt<br />
mit zunehmendem Alter der Frau gleichzeitig das Risiko von genetischen Defekten (Chromosomenschäden)<br />
an; z.B. erhöhtes Risiko des Morbus Down-Syndrom (dreifaches Chromosom 21 durch fehlerhafte<br />
Chromosomenverteilung bei den Reifeteilungen der Eizelle: Trisomie 21)<br />
Eizellbildung, Follikelreifung, Follikelsprung, Gelbkörper:<br />
Im Ovar bildet eine Eizelle einen Follikel bis zum Eisprung aus. <strong>Der</strong> Follikel wird unter dem Einfluss des<br />
follikelstimulierenden Hormons der Hypophyse mehrschichtig.<br />
Es kommt zum Eisprung und die geplatzte, im Eierstock übrig gebliebene Follikelhülle bildet sich zum<br />
Gelbkörper um und beginnt dort mit der Bildung von Gelbkörperhormonen. Östrogen ist ein Hormon,<br />
welches den Uterus auf die Schwangerschaft vorbereitet, Progesteron ist ein Unterhalts- und Schutzhormon<br />
für die bestehende Schwangerschaft und den Embryo. Unter der Einwirkung von Östrogen verstärkt sich die<br />
Uterusschleimhaut.<br />
Bei Nichtbefruchtung wird wenig Progesteron gebildet und der Gelbkörper wandelt sich bald zum<br />
Weißkörper um, wodurch die Schleimhaut bald abstirbt und abgestoßen wird.<br />
Monatsblutung = Abbruchsblutung (Abbruch an Progesteron) Im Falle einer Befruchtung bewirkt der Keim<br />
bereits nach wenigen Tagen die Bildung von Progesteron. <strong>Der</strong> Gelbkörper wird zum<br />
Schwangerschaftsgelbkörper und erfüllt seine Aufgabe bis etwa zum 4. Schwangerschaftsmonat. Danach<br />
übernimmt die Plazenta die Gelbkörperfunktion.<br />
Progesteron, Östradiol, Östron sind Cholesterinabkömmlinge und somit aus dem Grundbaustein für<br />
fettlösliche Hormone abgeleitet.<br />
Funktion von Östrogen<br />
1) Knochen: Östrogen fördert Knochenaufbau<br />
Frauen nach der Menopause produzieren weniger Östrogen und dadurch steigt die<br />
Osteoporosegefahr an<br />
1 Unter Nutzung der Protokolle aus dem WS 2006/2007 von Simone Beil, Antje Brand, Birgit Bruckhaus, Sandra Hartmann, Ulrike<br />
Reichelt, Julia Richert, Hedwig Sicking, Caroline Stutz, Natalie Tang
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2) Brust: Östrogen fördert die Brustentwicklung und das Brustwachstum<br />
3) Lipid- Stoffwechsel: Östrogen erhöht den Triglycerid-Spiegel<br />
4) Primäre Geschlechtsorgane: Östrogen fördert den Aufbau der Uterusschleimhaut und die<br />
Eileiterbeweglichkeit<br />
5) Weitere Funktionen: fördert Eiweiß-Aufbau und Steigerung des Sexualtriebs.<br />
Wirkprinzip der Ovulationshemmer<br />
Durch externe Hormongabe wird dem Organismus (der Hypophyse) eine bereits bestehende<br />
Schwangerschaft vorgetäuscht. Dies führt dazu, dass von der Hypophyse kein hormoneller Befehl zum<br />
Eisprung eingeleitet werden kann (Ovulationshemmung). Die regelmäßige Unterbrechung der Hormongabe<br />
führt dann wie im natürlichen Zyklus zu einer Abbruchblutung.<br />
Plazenta:<br />
ca. 400-500g schwer, versorgt Embryo mit Nährstoffen und Sauerstoff, übernimmt beim Fetus die Funktion<br />
des Gelbkörpers und produziert eigene Hormone, ist im Gegensatz zum Fetus teilweise ein Organ der<br />
Mutter.<br />
Vom Embryo aus wachsen „Finger“ in die mütterlichen „Blutlagunen“ der Placenta. Diese sind wichtig, um<br />
eine Oberflächenvergrößerung und damit eine vermehrte Nährstoffaufnahme aus dem mütterlichen Blut zu<br />
ermöglichen. Hierbei kommt es aber nicht zu einem direkten Blutaustausch zwischen Mutter und Kind!<br />
Gelöste Substanzen und kleine Moleküle können die Placentaschranke passieren, jedoch große Moleküle,<br />
wie Blutkörperchen, große Proteine, korpuskuläre Moleküle werden zurückgehalten.<br />
Zu einem Blutaustausch zwischen mütterlichem und kindlichem Blut kommt es erstmalig bei der Geburt.<br />
Daher gibt es beim ersten Kind bei unterschiedlichen Blutgruppen keine Probleme während der<br />
Schwangerschaft. Bei nachfolgenden Schwangerschaften kann es zu Abstoßungsreaktionen kommen, wenn<br />
sich durch Blutvermischung bei der Geburt des ersten <strong>Kinde</strong>s Antikörper im Blut der Mutter entwickelt haben<br />
(z.B. Rhesus-Unverträglichkeit).<br />
<strong>Der</strong> Embryo<br />
Nach der Befruchtung muss die Eizelle innerhalb der ersten Woche den Eileiter durchwandern. Sonst kommt<br />
es z.B. zu einer Bauchhöhlenschwangerschaft. <strong>Der</strong> Embryo ist hierbei prinzipiell auch lebensfähig, die<br />
Eizelle nistet sich im Bauchfell ein und es konnte in einigen solchen Fällen sogar ein Kind mit einem<br />
Kaiserschnitt entbunden werden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich der Embryo sein Umfeld selbst<br />
„produziert“:<br />
<strong>Der</strong> Embryo entsteht aus den Keimblättern<br />
(Entoderm: Leber, Magen, Darm etc.; Ektoderm: äußere Haut, Nerven, Augen etc.; Mesoderm:<br />
Bindegewebe, Muskeln, Knochen etc.).<br />
Wesentliche Fehlbildungen des Embryos entstehen in der frühen Embryonalzeit. Zu diesem Zeitpunkt weiß<br />
die Mutter oft noch nicht, dass sie schwanger ist. Ein unerkannter Folsäuremangel der Mutter birgt<br />
beispielsweise die Gefahr, dass es beim Kind zu Spaltbildungen kommen kann („Spina bifida“). Die Platte<br />
aus Ekto-, Meso- und Endoderm faltet sich normalerweise zwischen dem 15. und dem 25. Tag und wächst<br />
zusammen.<br />
Jeder <strong>Mensch</strong> hat in der Mitte seines Körpers eine Naht.<br />
Die Gebärmutter (uterus)<br />
wächst bei einer Schwangerschaft stark heran<br />
ist ein Muskel, der sowohl flexibel, um dem Fetus ungehindertes Wachsen zu ermöglichen, aber auch kräftig<br />
genug für den Geburtsvorgang sein muss
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Gefahr, wenn Uterus sich nach der Geburt nicht zurückbildet, weil sehr große Wundfläche vorhanden; Stillen<br />
nach der Geburt löst über das Hormon Oxytocin den Reiz für die Uterusmuskulatur aus, dass sich der Uterus<br />
wieder zusammenzieht.<br />
Geburtslagen<br />
Schädellage:<br />
günstig!<br />
Kind liegt mit dem Kopf nach unten<br />
94% der Geburten<br />
Beckenendlage:<br />
ungünstig!<br />
Es kann aber manuell entbunden werden.<br />
Kopf ist oben, Füße unten<br />
4-5% der Geburten<br />
Querlage:<br />
geburtsunmögliche Lage (Kaiserschnittentbindung erforderlich)<br />
Kind liegt quer<br />
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So lange die Fruchtblase geschlossen ist, ist das Kind vor Infektionen gut geschützt. Platzt diese, so besteht<br />
Gefahr einer Infektion z.B. über Bakterien aus den mütterlichen Genitalien.<br />
Energiebedarf in der Schwangerschaft:<br />
In der ersten Schwangerschaftshälfte keine Veränderungen vom normalen Energiebedarf<br />
In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft werden dann etwa 300kcal zusätzlich benötigt (also nicht für 2<br />
große Leute essen)<br />
Energieaufwendiger ist nachher das Stillen. Voll stillende Mütter verbrauchen ca. 1000kcal am Tag nur für<br />
die Milchproduktion (Lactoseproduktion usw.)<br />
Eine Gewichtszunahme in der Schwangerschaft von 11-15 kg ist normal<br />
Probleme, Warnsignale:<br />
Hohe Gewichtszunahme durch sehr viel Fruchtwasser? – Verdacht auf eine Magen -Darm -Trakt -Störung<br />
des <strong>Kinde</strong>s, da dies in diesem Fall das Fruchtwasser nicht trinken und nicht verstoffwechseln kann.<br />
Polyhydramnion = zuviel Wasser in der Fruchthöhle, kann Zeichen für Speiseröhrenverengung oder andere<br />
Fehlbildung sein. Das Kind trinkt und verdaut das Fruchtwasser, es scheidet aus, schluckt aber auch wieder<br />
(steriler Kreislauf). Nieren „trainieren“ etwas. Wenn die Fruchtblase nicht mehr geschlossen ist, gelangen so<br />
aber möglicherweise Bakterien in die Lunge des <strong>Kinde</strong>s. Verdauungsvorgang des <strong>Kinde</strong>s beginnt vor der<br />
Geburt, Fruchtwasser ist eiweißreich, das Kind produziert Stuhl, dieser sollte nach 2 – 3 Tagen<br />
ausgeschieden sein als Kindspech (Meconium) ein Zeichen, dass der Magendarmtrakt funktionsfähig und<br />
offen ist.<br />
Meconium: verdaute Reste, Eiweiß, Fasern, Darmepithelien (auch <strong>Mensch</strong>en im Heilfasten oder mit einem<br />
künstlichen Darmausgang haben trotzdem gelegentlich Stuhl)<br />
Kritische Nährstoffe:<br />
Eisen und Folsäure (Folsäure ist zusammen mit Vit. B12 ein Methylgruppenüberträger, was auch bei der<br />
Nucleinsäuresynthese eine Rolle spielt. Beim Mangel kann es zu schweren Fehlbildungen der Organe<br />
kommen).<br />
<strong>Der</strong> Hämoglobinwert der Frau sinkt in der Schwangerschaft zunächst etwa bis auf 10,4 mg/dl (dies ist bei<br />
Schwangeren durchaus normal) und steigt dann später wieder an.<br />
Während der Schwangerschaft sollte der Folsäurezufuhrwert proTag ca. 0,4 mg, die zusätzliche gesamte<br />
Kalziumzufuhr 25 – 30g betragen<br />
Eisen:<br />
Gesteigerter Tagesbedarf an Eisen von 4 – 5mg, später möglich, sogar zwischen 6 – 7, mit normaler<br />
Ernährung fast nicht möglich, deshalb fast immer Eisenpräparate. Besondere Probleme bestehen bei<br />
Vegetariern und Veganern.<br />
Dge-Empfehlung zur Eisenzufuhr in der Schwangerschaft: 30 mg pro Tag<br />
Alle Frauen sollten auf eine ausreichende Folsäurezufuhr achten, weil das Wissen um eine bestehende<br />
Schwangerschaft in der dritten Woche oft überhaupt noch nicht vorhanden ist.<br />
Lebensmittelhygiene in der Schwangerschaft<br />
allg. Lebensmittelhygiene<br />
(Staphylokokken, E.coli, Salmonellen etc.)<br />
Jede „harmlose“ Durchfallserkrankung in der Schwangerschaft kann das Kind schädigen!
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Lebensmittelhygiene für Schwangere (zusätzlich zur allg. Lebensmittelhygiene)<br />
Toxoplasmen, Listerien<br />
Schwangere sollen ganz besonders auf die allg. LM – Hygiene achten, z.B. keine rohen Eier essen<br />
(Eischnee unter Pudding, selbstgemachte Mayonnaise etc.)<br />
Salat und Geflügel getrennt zubereiten, Brettchen trennen etc., Spüllappen wechseln<br />
Toxoplasmose:<br />
Aussehen wie Malariaerreger, amöbisch<br />
Risiko: Katzen!!!!<br />
Wenn man als Schwangere nicht auf eine Katze verzichten will (Katze scheidet Erreger mit Kot aus, dieser<br />
ist umso infektiöser, je älter er ist. Sandkisten enthalten oft auch Toxoplasmen und auch Katzenbandwürmer,<br />
da Katzen oft ihren Kot dort vergraben)<br />
Katzentoilette sollte aus der Wohnung hinausgestellt werden, oder der Mann sollte die Katzentoilette<br />
ausmisten.<br />
Als Schwangere darf man nicht mit Katzenkot in Berührung kommen<br />
über Gemüse (Wenn die Katze in die Nähe von Gemüse ihren Kot ablegt).<br />
Kein Hackfleisch, Tatar, Mettwurst, Teewurst ( alles, was nicht durchgegart ist.)<br />
Toxoplasmose ist beim Erwachsenen grippenähnlich, beim Kind entstehen große Defekte und Verkalkungen<br />
im Gehirn, ebenso schwere Augenschäden.<br />
Listeriose<br />
grampositive Stäbchenbakterien (Bazillen)<br />
Schwangere haben ein 12 x höheres Erkrankungsrisiko<br />
Listerien sind überall, normaler LM – Keim<br />
Machen Erwachsenen normalerweise nichts, aber können mittels Enzymsystemen die Plazenta durchbohren<br />
Listerien überqueren die Plazentaschranke<br />
Placentitis<br />
Foetalsepsis (Blutvergiftung!!!)<br />
Infektion auch möglich sub partu (bei Geburt). Wenn das Kind überlebt, hat es schwere Schäden!!!<br />
Was kann Oecotrophologie zur Vermeidung von Listeriose beitragen?<br />
Informationen:<br />
Listerien befinden sich auf Blättern von grünem Salat<br />
Listerien vermehren sich bei Kälte nicht besonders stark<br />
Kühlschrank kälter stellen<br />
Verzicht auf Rohmilch, Vorzugsmilch, Milch ab Hof<br />
Vor allem keine Rohmilcherzeugnisse ( Gorgonzola, Camenbert, Blauschimmelkäse)<br />
Je weicher der Käse, desto höher das Risiko<br />
Rinde von Käse abschneiden!!! z.B. von Höhlenkäse<br />
Intensive Kühlschrankhygiene; Salat und Käse getrennt lagern!!!!<br />
Schwangerschaftskomplikation (Gestose):<br />
immunologische Komplikation zwischen Mutter und Kind<br />
Nierenversagen, Ödeme<br />
cerebrale Krampfanfälle (epileptische Anfälle)<br />
extrem hoher Blutdruck
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Früher sehr oft für Mutter und Kind tödlich<br />
Früher: Reis – Obst – Tag zur Prävention<br />
Heute Natriumsenkung und Blutdrucksenkung medikamentös<br />
Notfalls Trennung von Mutter und Kind durch Kaiserschnitt<br />
Ernährung des Säuglings:<br />
Stillen ist die beste Ernährung für einen Säugling. Mit der wichtigste Aspekt ist die Kostenlosigkeit.<br />
Muttermilch ist zudem immer warm und steril. In den ersten 4 bis 6 Lebensmonaten sollte ausschließlich<br />
gestillt werden. Ist dieses nicht möglich oder die Mutter möchte es nicht, sollte stattdessen<br />
Säuglingsanfangsnahrung in der Flasche gegeben werden.<br />
Stillen ist auch gut für die Mutter. Es schützt erwiesenermaßen vor Brustkrebs. Durch die<br />
Oxytocinausschüttung beim Stillen bildet sich der Uterus besser zurück.<br />
Eine Kontraindikation für das Stillen hierzulande ist eine HIV/Aids-Erkrankung der Mutter. Die<br />
Übertragungsrate liegt bei ca. 30%. In Entwicklungsländern nimmt man die Gefahr der Übertragung des HI-<br />
Virus durch das Stillen aber in Kauf (WHO). Nicht zu stillen bedeutet dort nämlich ein nahezu 100%iges<br />
Todesrisiko für den Säugling (nicht adäquate Ernährung mit Tiermilch; unzureichende Hygiene). Kann die<br />
Frau, z.B. aufgrund der Einnahme stark wirkender Medikamente dort nicht stillen, übernehmen dieses oft die<br />
Schwester oder die Schwägerin für einige Zeit (Frauen dort entweder schwanger oder stillend).<br />
Die WHO führt Kampagnen für das Stillen durch (breast feeding is best). In Flüchtlingslagern wird oft stark<br />
mit Krankheitskeimen verunreinigtes Wasser verkauft. Flaschen können dort nicht richtig sterilisiert werden.<br />
Durch den Gebrauch von gespendetem Babymilchpulver gab es schon viele Todesfälle (besser den Müttern<br />
für deren eigene Ernährung geben; wertvolles Eiweiß). In den 50er- und frühen 60er Jahren war Stillen<br />
verpönt und galt als Zeichen von Armut. In Folge dessen ist die Informationsübergabe von den Müttern an<br />
die nächste Generation abgebrochen. Mit der Zeit ging die natürliche Kompetenz in der Bevölkerung<br />
verloren. Dieses war die Geburtsstunde der Stillberaterinnen.<br />
Bis Mitte der 90er Jahre waren Schadstoffrückstände in der Muttermilch ein großes Thema (z.B. Lindan,<br />
DDT). Vielfach wurde aus Angst nicht gestillt. Heutzutage ist Muttermilch frei von gefährlichen Schadstoffen.<br />
Mütter sollten zum Stillen ermuntert werden.<br />
Generell sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht abgenommen werden. In das Körperfett der Mutter<br />
eingelagerte Schadstoffe können ansonsten über das Milchfett an den Säugling weitergegeben werden.<br />
<strong>Der</strong> Stuhl eines gestillten Säuglings ist gelblich, flockig. Die Häufigkeit von mehrmals am Tag bis zu 1x pro<br />
Woche ist normal. Auf den Säuglingsstationen der Krankenhäuser wurden früher täglich Stuhlvisiten<br />
durchgeführt. Durchfallerkrankungen haben jeweils einen typischen Geruch.<br />
Vom 1. bis 3. Tag wird die Muttermilch Kolostrum genannt. Sie enthält viel IgA. Dieses legt sich schützend<br />
auf die Darminnenwand und „isoliert“ den Darm. Die Mutter gibt so ihre eigene Immunkompetenz an das<br />
Kind weiter. Durch Infekte gebildete Antikörper gehen auch in die Muttermilch über (guter Schutz für den<br />
Säugling).<br />
Stillen schützt prinzipiell vor einer Schwangerschaft. Durch den erhöhten Prolactinspiegel (Prolactin wird von<br />
der Hirnanhangsdrüse produziert) wird die Ovulation unterdrückt. Achtung: <strong>Der</strong> Stillreiz muss zur sicheren<br />
Konzeptionsverhütung alle 2 Stunden gegeben werde. Dieses ist allerdings kaum praktikabel.<br />
Babynahrung<br />
Sie wird unterschieden in:<br />
Säuglingsanfangsnahrung (Bezeichnung: „Pre“ oder „1“) für das gesamte 1. Lebensjahr geeignet<br />
Folgemilchen (Bezeichnung: „2“, „3“) ab dem 5. Monat
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Säuglingsanfangsnahrung ist angerührt sehr dünnflüssig. Mütter interpretieren dieses oft als unzureichend<br />
(„Davon kann mein Kind doch nicht satt werden“). Es sollte jedoch in keinem Fall mehr Pulver als angegeben<br />
verwendet werden, um Durchfall oder Verstopfung vorzubeugen.<br />
Soziologische Untersuchungen zeigen, dass in der BRD das Schreien des Babys primär als Hunger<br />
interpretiert wird, in Südeuropa dagegen als Bedürfnis nach Zuneigung.<br />
Wird das Babyfläschchen in der Mikrowelle erwärmt, entsteht in der Mitte der Flasche eine Hitzesäule,<br />
wogegen die äußere Schicht noch kühler ist. Darum stets vor dem füttern schütteln und Temperatur prüfen,<br />
um Verbrennungen zu vermeiden.<br />
Hersteller sind rechtlich dazu verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass Stillen die beste Ernährung für einen<br />
Säugling ist.<br />
Für allergiegefährdete Säuglinge wird HA-Nahrung angeboten (hypoallergen). Für stark allergiegefährdete<br />
Babys gibt es Hydrolysat. Es besteht aus reinen Aminosäuren und schmeckt bitter.<br />
Die Kost im 1. Lebensjahr sollte glutenfrei sein, um eine mögliche Allergisierung nicht frühzeitig auszulösen.<br />
In der Nachkriegszeit wurde oft aus verdünnter Kuhmilch und einigen Zusätzen eine Säuglingsmilch<br />
hergestellt. Heutzutage ist eine Selbstherstellung von Säuglingsmilch aus hygienischen und<br />
ernährungsphysiologischen Gründen nicht zu empfehlen.<br />
Lehnt eine Mutter jedoch strikt das Stillen und Industrienahrung ab, kann folgendes Rezept verwendet<br />
werden:<br />
Halbmilch mit Ölzusatz – glutenfrei (nach Droese-Stolley):<br />
50ml Vollmilch<br />
50ml Wasser<br />
4g Kochzucker<br />
2,5g Maisstärke (zum Andicken)<br />
1,5g Keimöl<br />
Reine Tiermilchen oder Milchen auf pflanzlicher Basis sind ungeeignet. Bei Mandelmilch besteht z.B. die<br />
Gefahr der Blausäurevergiftung. Reine Kuhmilch enthält zu viele Mineralstoffe. Dadurch würde die Niere des<br />
Säuglings sehr stark belastet werden. Zudem kann Casein nicht gut verdaut werden.<br />
Je schneller ein Lebewesen wächst, desto mehr Protein benötigt es.<br />
Je mehr Gehirn ein Lebewesen hat, desto mehr Lactose benötigt es.<br />
Trinkmengen (Flaschennahrung):<br />
Postpartalperiode: 20 x kg KG x Lebenstage<br />
1/6 des KG, max. 800-1.000ml, aufgeteilt in 6 Mahlzeiten<br />
Finkelstein’sche Regel:<br />
(Lebenstage – 0,5) x 70ml/Tag<br />
Folgemilchen sind eiweißreicher und preisgünstiger. Sie wurden ursprünglich von der WHO für <strong>Kinde</strong>r in<br />
Entwicklungsländern erfunden, die von der Brust entwöhnt werden sollten (ab ca. 6. bis 8.Lebensmonat) und<br />
mit Tiermilch ernährt wurden. Diese waren für europäische <strong>Kinde</strong>r eigentlich nie zu empfehlen.<br />
Die Richtlinie stellt teilweise einen Rückschritt dar. <strong>Der</strong> Einsatz von Saccharose und Stärke in<br />
Säuglingsanfangsnahrung ist nicht gutzuheißen. Hersteller werben vermehrt mit dem Einsatz von Lactose<br />
als einziges Kohlenhydrat.<br />
<strong>Der</strong> Einsatz von Honig ist kritisch zu sehen. Er ist sehr schadstoffbelastet und enthält viele<br />
allergieauslösende Stoffe. Zudem wachsen Clostridien gut auf Honig.
Modul B 7 <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong>: Ergänzung Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und <strong>Kinde</strong>rheilkunde, SoSe 2009 Seite 8<br />
Buch-Tipp: Essential Pediatric Gastroenterology/Hepatology & Nutrition<br />
Kalorischer Bedarf:<br />
Bis Schulalter (6 Jahre) ca. 100 kcal/kg KG - Schnelles Wachstum<br />
Danach ca. 50 kcal/kg KG<br />
Protein-Bedarf:<br />
Erste 6 Monate 2,2g/kg KG<br />
Bis 18. Leb.jahr ca. 1g/kg KG<br />
<strong>Der</strong> Säugling hat viel mehr Körperoberfläche pro Gewicht als der Erwachsene!<br />
D. h. höherer Feuchtigkeitsverlust (Fieber)<br />
höherer Wärmeverlust (Frieren)<br />
höherer prozentualer Anteil bei Hautverbrennungen<br />
Dadurch bedingt besteht für Säuglinge immer ein höheres Risiko.<br />
Vorsorgehefte (heute gelb) gibt es seit Ende der 70´er Jahre; seitdem übernehmen die Krankenkassen die<br />
Kosten für Vorsorgeuntersuchungen, davor nur das Gesundheitsamt.<br />
Percentilen:<br />
z.B. Gewicht-Größe- oder Länge-Alter-Kurve (Darstellung statistisch erhobener Daten)<br />
50´er Perzentil / Median = ½ aller gemessenen <strong>Kinde</strong>r ist schwerer und ½ ist leichter<br />
Unterschiede:<br />
Junge / Mädchen ( ab Pubertät weniger Größenwachstum bei Mädchen)<br />
Bsp.: Kind, 6 Jahre, 1,18, Abweichung 1,28 – 1,08)<br />
Viele Glockenkurven hintereinander (viele monatl. Einzelmessungen hintereinander)<br />
97. Perzentil:<br />
Nur noch 3% aller <strong>Kinde</strong>r sind schwerer<br />
3. Perzentil:<br />
Nur noch 3% aller <strong>Kinde</strong>r sind leichter<br />
Bsp. Für Gewichtsentwicklung:<br />
Geburt: 1800 g dann durch alle Perzentile bis genetisch programmiertes Gewicht erreicht ist Frühgeburt,<br />
dann normale Entwicklung<br />
Geburt: 3500 g, normale Entwicklung, dann mit ca. 2 Jahren kein Gewichtszuwachs mehr für ca. ½ Jahr,<br />
danach wieder Gewichtsanstieg und normaler Verlauf Kind ist mit 2 Jahren schwer erkrankt<br />
Verschiedene Kurven für verschiedene ethnische Gruppen (z. B. türkische oder portugiesische <strong>Mensch</strong>en<br />
sind allgemein kleiner).<br />
Große, junge <strong>Kinde</strong>r haben öfter Probleme in der Schule und im Alltag, weil sie häufig überfordert werden<br />
(„Du kannst noch nicht lesen, Rad fahren,...?“).<br />
Knochen der linken Hand ermöglichen die Knochenalterbestimmung (Röntgenaufnahme)<br />
Allgemein werden <strong>Mensch</strong>en, bedingt durch Lebensweise, heute größer.<br />
Durch Hormongabe („Anti-Baby-Pille“) kann Wachstum gebremst werden.<br />
Bei manchen <strong>Mensch</strong>en gehen biologisches Wachstum und Lebensalter auseinander.<br />
Z. B.: 14 jährige schon 1,80 m biologisch schon ausgewachsen, wird nicht mehr viel wachsen.<br />
Grundsätzlich tut Wachsen nicht weh!<br />
Aber: Beinlängendifferenz (ein Bein wächst schneller als das andere)
Modul B 7 <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong>: Ergänzung Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und <strong>Kinde</strong>rheilkunde, SoSe 2009 Seite 9<br />
Skoliose (Wirbelsäulenverbiegung) Absatzerhöhung schafft Ausgleich<br />
<strong>Der</strong> Stand der kleinen Grübchen überm Gesäß lässt eine Schiefstellung erkennen.<br />
Durch Unterschieben von Brettchen unter das kürzere Bein (bis diese Grübchen gerade stehen) kann das<br />
Maß der Absatzerhöhung ermittelt werden.<br />
„Etwas normaleres als normal gibt es nicht!“<br />
Eltern nicht suggerieren einen kleinen Einstein als Kind zu haben, wenn bestimmte<br />
Entwicklungsschritte etwas früher erfolgen.<br />
Ebenso nicht von Entwicklungsskalen tyrannisieren lassen, wann bestimmte Entwicklungsschritte zu<br />
erfolgen haben. Dies ist eine mitteleuropäische Erfindung. In Afrika krabbeln Babys z. B. gar nicht (Insekten<br />
am Boden).<br />
Je näher <strong>Mensch</strong>en am Äquator wohnen, desto eher setzt die Pubertät ein. Ein Zusammenhang zwischen<br />
der Lichteinstrahlung, die auf die Zirbeldrüse (glandula pinealis; Melatonin) wirkt und dem Beginn der<br />
Pubertät wird vermutet. Das Wachstumshormon STH wird von der Hirnanhangdrüse bevorzugt während des<br />
Tiefschlafs gebildet. <strong>Kinde</strong>r, die nicht die Gelegenheit haben zum Tiefschlaf (z. B. durch mangelnde<br />
Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten), produzieren weniger STH. Beobachtet wird dieses Phänomen z.B. bei<br />
Familien in sozialen Randlagen, daher nennt man es auch „sozialen Kleinwuchs“.<br />
Die Festhalte-Therapie (nach Irina Prekop) kann angewendet werden bei hyperaktiven <strong>Kinde</strong>rn. Dadurch,<br />
dass die <strong>Kinde</strong>r fest in den Arm genommen werden spüren sie ihre eigenen Grenzen und fühlen sich<br />
geborgen. Die <strong>Kinde</strong>r schlafen ein, wenn sie durch die Begrenzung alle Seiten ihres Körpers spüren. Beim<br />
Pucken nutzt man auch dieses Prinzip.<br />
Mangelernährung des <strong>Kinde</strong>s<br />
Es gibt Standards für die Ernährung (z.B. DGE), d.h. wie viel Vitamin-B, Kohlenhydrate etc. man täglich<br />
aufnehmen sollte, an die man sich halten sollte.<br />
Beste Informationsquelle für <strong>Kinde</strong>rernährung ist das Forschungsinstitut für <strong>Kinde</strong>rernährung in Dortmund:<br />
Im internationalen Bereich:<br />
The Sphere Project:<br />
Humanitarian Charter and Minimum Standards in Disaster Response.<br />
(http://www.sphereproject.org/)<br />
Vitamin A- Mangel des <strong>Kinde</strong>s<br />
Ein Mangel an Vitamin A ist in den westlichen Industrienationen zwar selten, er kann aber vor allem in den<br />
armen Ländern vermehrt vorkommen.<br />
Ein Vitamin A-Mangel macht sich vor allem durch Austrocknung der Haut und der Schleimhäute bemerkbar.<br />
Es kommt zu Juckreiz und Schuppenbildung der Haut und das Risiko für Atemwegsinfektionen steigt. Auch<br />
Nachtblindheit (Schwierigkeiten beim Sehen in der Dämmerung) tritt auf. Da bereits ein leichter Vitamin A-<br />
Mangel das Dämmerungssehen beeinträchtigt, ist die Nachtblindheit der wichtigste Hinweis auf eine zu<br />
geringe Zufuhr von Vitamin A. Zusätzlich kann es noch zu Wundheilungsstörungen kommen.<br />
Masern in Verbindung mit Vitamin- A- Mangel führt in vielen Fällen zum Tode, da es bei den Masern zu<br />
Entzündungen aller Schleimhäute kommt und zugleich eine gestörte Wundheilung besteht.<br />
Auf der ganzen Welt wird daher bei <strong>Kinde</strong>rn in Flüchtlingslagern als erstes eine Maserimpfung<br />
vorgenommen und Vitamin A- Präparate gegeben. (Empfehlung der WHO)<br />
Bei Masern-<strong>Kinde</strong>r mit Vitamin A-Mangel muss eine besonders vorsichtige Untersuchung vorgenommen<br />
werden, insbesondere am Auge, da das Epithel sehr stark angegriffen ist und bei einem unvorsichtigem<br />
Arbeiten die Hornhaut des Auges zerstört werden könnte.
Modul B 7 <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong>: Ergänzung Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und <strong>Kinde</strong>rheilkunde, SoSe 2009 Seite 10<br />
Vitamin C- Mangel (Skorbut)<br />
Ein Vitamin C- Mangel wird durch die Einnahme bestimmter Arzneimittel begünstigt. Auch Erkrankungen des<br />
Magen-Darm-Trakts können dazu führen, dass Vitamin C nur in geringen Mengen vom Köper aufgenommen<br />
wird. Ein schwerer Mangel äußert sich in der in Industrienationen kaum mehr vorkommenden Krankheit<br />
Skorbut. Skorbut zeigt sich mit Entzündungen des Zahnfleischs und Ausfallen der Zähne, Blutungen unter<br />
der Haut, in den Gelenken, einer verlangsamten Wundheilung und erhöhten Anfälligkeit für Infektionen sowie<br />
allgemeiner körperlicher Schwäche. Bei Vitamin C-Mangel treten zusätzlich durch die eingeschränkte<br />
Blutgerinnung oft punktförmige Einblutungen in der Haut auf (Petechien).<br />
Niacin-Mangel (Vitamin B3) (Pellagra)<br />
Gefährdet sind insbesondere <strong>Mensch</strong>en, die unter chronischen Erkrankungen des Dünndarms leiden, da<br />
das Niacin dann aus der Nahrung nicht vollständig aufgenommen werden kann. Auch verschiedene<br />
Stoffwechselerkrankungen sowie Leberschäden können einen Mangel bedingen. Häufigste Ursache ist das<br />
Fehlen von Niacin und Tryptophan in der Nahrung (z.B. „Alkohol-Mais-Diät“ in den amerikanischen<br />
Südstaaten während der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren, alkoholkranke <strong>Mensch</strong>en mit reiner<br />
„Alkoholdiät“).<br />
Zu den Symptomen eines leichten Niacin- Mangels gehören Kopfschmerzen, Nervosität und Reizbarkeit,<br />
Müdigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, Erbrechen sowie Trockenheit und Brennen des Mundes. Wird der<br />
Mangel nicht behoben, kann sich die Krankheit Pellagra entwickeln. Pellagra macht sich durch<br />
Hautveränderungen bis zu Hautverhornung, Schleimhautentzündungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall<br />
bemerkbar. Später kann es zu Nervenentzündungen, Depressionen, Verwirrtheit und starken Halluzinationen<br />
kommen.<br />
Pellagra = 3D: D = Demenz<br />
D = Diarrhoe<br />
D = <strong>Der</strong>matitis (tritt besonders an den Stellen auf, wo die Haut der<br />
Sonne ausgesetzt ist, wie z.B. Gesicht, Hals, Hände,<br />
Füße)<br />
Vitamin B1- Mangel (Beri Beri)<br />
Zu den Symptomen eines leichten Mangels zählen v.a. Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit<br />
und Störungen der Konzentrationsfähigkeit. In schweren Fällen tritt die Vitaminmangelkrankheit Beriberi auf,<br />
die in manchen Regionen Südostasiens. Südamerika und Afrika auch heute noch vorkommt. Ursache häufig<br />
einseitige Ernährung mit poliertem Reis.<br />
Zu den Symptomen von Beriberi gehören Nervenentzündungen, die neurologische Ausfälle wie Lähmungen<br />
und psychische Veränderungen nach sich ziehen können, Herzrythmusstörungen und Herzschwäche,<br />
Muskelschwäche und Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme).<br />
Unterscheidung von Ernährungsstörungen<br />
Akute Ernährungsstörung:<br />
bei einer akuten Ernährungsstörung stagniert das Gewicht, in schweren Fällen kommt es auch zur<br />
Gewichtsabnahme, das ist immer ein Alarmzeichen.<br />
Chronische Ernährungsstörung<br />
führt zum allgemeinen Wachstumsrückstand („stunted growth“).
Modul B 7 <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong>: Ergänzung Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und <strong>Kinde</strong>rheilkunde, SoSe 2009 Seite 11<br />
Zwei unterschiedliche Formen von chronischer Mangelernährung (protein-energy-malnutrition<br />
„PEM“<br />
Marasmus<br />
mangelnde Ernährung hat zum allgemeinen Verlust der Körpermasse geführt.<br />
massiver Proteinverlust durch Gluconeogenese.<br />
Häufig ist sogar die Dünndarmschleimhaut schon abgebaut worden sowie andere innere Organe (z.B.<br />
Lactaseaktivität der Dünndarmschleimhaut ist dadurch nicht mehr vorhanden, daher vorsichtiger<br />
Nahrungsaufbau!) <strong>Der</strong> Tod tritt oft durch Herzversagen infolge des Herzmuskelabbaus ein.<br />
Kwashiorkor<br />
auch hier liegt eine extreme Mangelernährung vor, bei der aber die proteinverluste im Vordergrund stehen.<br />
Im Gegensatz zu Marasmus sind diese <strong>Kinde</strong>r durch den Albuminmangel voller Ödeme und daher von ihren<br />
äußeren Erscheinungsbild für den Ungeübten manchmal nicht als mangelernährt zu erkennen:<br />
Durchfall (Diarrhoe)<br />
Durchfall bei <strong>Kinde</strong>rn ist nicht zu vergleichen mit Durchfall bei Erwachsenen. Bei <strong>Kinde</strong>rn ist Durchfall ein<br />
alarmierendes Krankheitsbild!<br />
.<br />
Wichtig ist, den Verlust an Körperflüssigkeit als Rate auf das Körpergewicht bezogen zu sehen, so bedeutet<br />
für ein Neugeborenes von 3500g ein Verlust von 350 ml bereits 10% des Körpergewichtes und ist<br />
vergleichbar dem Verlust von z.B. 8 Liter beim Erwachsenen!<br />
Ein Neugeborenes verliert also sehr schnell sehr viel Flüssigkeit. Aber auch ein Übermaß an Wasserzufuhr<br />
ist sehr gefährlich, besonders als Infusion, da hier der Patient sich nicht (durch Spucken etc.) gegen die<br />
Wasserzufuhr wehren kann. Durch die Infusion von reiner Glucoselösung z.B. kann zu viel elektrolytfreies<br />
Wasser in den Körper gelangen, dies führt zur Gehirnschwellung und damit zu zerebralen Krampfanfällen.<br />
Klinische Blickdiagnose bei starken Wasserverlusten: Einsinken der Augen „halonierte Augen“ (doppelte<br />
Augenfalte über und unter den Augen).<br />
Bekommt ein Kind mit Marasmus oder Kwashiorkor (geschwächtes und unterernährtes Kind) in der dritten<br />
Welt zusätzlich auch noch akuten Durchfall, so bedeutet dies fast immer den Tod des <strong>Kinde</strong>s.<br />
Zeichen für Wassermangel:<br />
eingefallene Fontanelle: Flüssigkeitsgehalt und Druck im Gehirn abgesunken/ Wassermangel fühlbar<br />
(Gegenteil: bei eitriger Hirnhautentzündung: Fontanelle ist nach außen gewölbt) Durch die noch weiche<br />
Fontanelle bei Säuglingen besserer Druckausgleich im Gehirn als bei Erwachsene. (Da bei Erwachsenen<br />
der Druck auf dem Sehnerv und dem Atemzentrum in Hirnstamm liegt, besteht bei ihnen bei Hirndruck<br />
immer die Gefahr des Atemstillstandes!!)<br />
eingesunkene Augen<br />
trockener Mund: ist nie normal, auch bei Erwachsenen nicht, bei Säuglingen Anzeichen eines schon<br />
lebensgefährlichen Flüssigkeitsmangels.<br />
Auch die Haut gibt Aufschluss über Wasserversorgung. Bleiben Hautfalten nach Anheben stehen und gleiten<br />
nicht in ihre ursprüngliche Form zurück, besteht ein Wassermangel.<br />
Viele Mütter geben den <strong>Kinde</strong>rn Wasser (in Form von Tee) und Glucose. Dies ist jedoch nicht so gut, da die<br />
Glucose nur zusammen mit Natrium aufgenommen werden kann!! (Na- und Gluc-Resorption sind gekoppelt).
Modul B 7 <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong>: Ergänzung Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und <strong>Kinde</strong>rheilkunde, SoSe 2009 Seite 12<br />
Die nicht resorbierte Glucose verändert den osmotischen Druck im Darm und kann zu noch größerem<br />
Wasserverlust führen.<br />
WHO Rezept bei Durchfallserkrankungen:<br />
1 l Wasser<br />
1 gestr. TL Salz<br />
8 gestr. TL Saccharose oder Glucose