Veröffentlichungsreiche der Abteilung Regulierung von Arbeit ... - WZB
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er letztere als selbst wesentliche, d.h. nicht nur <strong>der</strong>ivative Bestimmungsfaktoren <strong>der</strong><br />
Produktion und Reproduktion betrieblicher Sozialordnungen. Ähnlich wie Therborn betont<br />
also auch Clegg die normativ-ideologische bzw. kulturelle Dimension <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sorganisa<br />
tion und forciert u.a. mit dem folgenden, fast schon axiomatischen Satz eine zunehmend<br />
auch die deutschsprachige Industriesoziologie dominierende Sichtweise: "The person is not<br />
only one who sells their labour power and thus alienates their 'species-being' but also one<br />
who constitutes, and is constituted by a moral universe of meaning." (Ebd., 98) Mit <strong>der</strong><br />
Wahl dieses konzeptionellen Ausgangspunkts eröffnet Clegg ein mehrdimensionales Ver<br />
ständnis des Sozialen. Es ist dies ein Verständnis, das im weiteren auch zu einer Umkehr<br />
<strong>der</strong> theoretisch-analytischen Prioritäten führen könnte, etwa indem <strong>von</strong> einer bestehenden<br />
gesellschafts- bzw. betriebsspezifischen Kultur aus <strong>der</strong>en funktionelle Ordnung erforscht<br />
wird. Das würde also heißen, daß einmal "die symbolische Ordnung in <strong>der</strong> materiellen<br />
Tätigkeit" (Sahlins 1981, 15, Hervorhebung J.H.) in den Vor<strong>der</strong>grund gestellt wird, und<br />
nicht, wie üblich, vice versa. Damit wäre jedoch eine kulturanthropologische Sichtweise<br />
eingeschlagen, die sich bereits jenseits <strong>der</strong> kritisch-marxistischen Industriesoziologie<br />
bewegt.<br />
Auch auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> methodologischen Pole wurde in den letzten Jahren ein sehr<br />
bedeutendes Theoriefeld erschlossen, das man mit "Erweiterte Rational-Choice-Kon-<br />
zeption" betiteln kann. Geht es den RC-Konzeptionen generell um eine "theoretische<br />
Rückeroberung <strong>der</strong> Akteurintention als ursächlichem Moment <strong>von</strong> Handlungen"<br />
(Wiesenthal 1987), so zeichnet darunter wohl am deutlichsten die <strong>Arbeit</strong>en <strong>von</strong> Jon Elster<br />
<strong>der</strong> Mangel an "überraschungsfreier Trivialität" (Ebd., 434) aus. Das ist u.a. darauf<br />
zurückzuführen, daß Elster (etwa 1987) ein Konzept intentionalen Handelns entwirft,<br />
welches dem Individuum Willensschwäche und Selbsttäuschung ("wishful thinking")<br />
zugestehen kann. Konsistent mit seinem erweiterten Rationalitätskonzept sind auch solche<br />
Phänomene des Handelns, die für frühere RC-Konzeptionen noch als "irrational" abgetan<br />
wurden, wie: akteursseitige Stilisierungen zu subjektiver Wahl, was eigentlich objektive<br />
Notwendigkeiten o<strong>der</strong> Zwänge sind (Entscheidung zum Verzicht auf "saure Trauben");<br />
o<strong>der</strong> freiwillige Opfer des Individuums aus Rücksicht auf ein langfristiges Ziel ("globales<br />
Maximum").<br />
Mit <strong>der</strong> Integration dieser Bereiche gelingt Elster nicht zuletzt eine weitreichende<br />
"Resozialisierung" des langjährig RC-geprüften "homo oeconomicus". 3<br />
Frühere Kritiken<br />
an RC-Theorien, sie würden utilitaristisch und voluntaristisch argumentieren, scheinen also<br />
neuere Ansätze, wie jenen Elsters, nicht mehr in <strong>der</strong>selben Weise treffen zu können.<br />
3) U.a. aus diesem Grund müssen wir später noch einmal auf Elster zurückkommen.<br />
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