07.10.2013 Aufrufe

WOLFGANG DIETER LEBEK DIE MAINZER EHRUNGEN GERMANICUS, DRUSUS DOMITIAN

WOLFGANG DIETER LEBEK DIE MAINZER EHRUNGEN GERMANICUS, DRUSUS DOMITIAN

WOLFGANG DIETER LEBEK DIE MAINZER EHRUNGEN GERMANICUS, DRUSUS DOMITIAN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Mainzer Ehrungen für Germanicus 55<br />

diesen Zweck nicht vorhandenen regulären Grabes. Drusus war indessen durchaus<br />

gebührend in Rom bestattet und dort war für die Totenopfer, wenngleich privaten<br />

Charakters, zweifellos aufs beste gesorgt. Bei dieser Sachlage war es keineswegs ein<br />

naheliegender Gedanke, für den Verstorbenen einen weiteren tumulus zu schaffen. Die<br />

Initiative der Mainzer Legionen liefert den Schlüssel zum Verständnis des ungewöhnlichen<br />

Bauwerks. 23<br />

Zu seinem Erlaß wird Augustus zwar durch einen Senatsbeschluß ermächtigt worden<br />

sein, 24 aber gegenüber der auffälligen Aktivität des Rheinheeres war die Rolle, die der Senat<br />

bei der Festlegung der Mainzer Ehrungen für Drusus spielte, historisch uninteressant. Dem<br />

entspricht es, wenn Sueton erst nach dem Satz über den exercitus den senatus als Urheber<br />

von Gedenkbestimmungen erwähnt, Claud. 1,3: praeterea — also außer den Ehrungen, zu<br />

denen die Heeresinitiative den Anstoß gegeben hatte — senatus inter alia complura<br />

marmoreum arcum cum trophaeis uia Appia decreuit et Germanici cognomen ipsi posterisque<br />

eius. Die zwei Sätze Suetons decken in ausgezeichneter Differenzierung die unterschiedliche<br />

Genese der Ehrungen für Drusus auf. 25<br />

Als Germanicus Caesar, der langjährige Oberkommandierende der Rheinlegionen und<br />

Triumphator über Germanien, 19 n.Chr. in Syrien gestorben war, mußte sich der Gedanke<br />

an mögliche Schwierigkeiten mit dem Rheinheer und mit den gallischen Provinzen erneut<br />

aufdrängen. Der Tod des älteren Drusus und der Tod des Augustus hatten, beide auf ihre<br />

Weise, Unruhen bei den rheinischen Legionen bewirkt und dabei Tiberius selbst tangiert.<br />

Erinnerungen an diese Vorkommnisse erhielten mit Gewißheit im Dezember des Jahres 19<br />

n.Chr. besonderes Gewicht. 26 Ja, unter den Überlegungen, mit denen Iulius Florus und<br />

23 Später erhielt C. Caesar ein Kenotaph in Limyra (darüber J. Ganzert, Das Kenotaph für Gaius Caesar in<br />

Limyra, Istanbuler Forschungen 35, Istanbul 1984) und Germanicus ein m[onumentum (Tab.Siar. frg.I 35;<br />

sepulcrum Tac. ann. 2,83,2) am Platz seiner Einäscherung in Antiochia. Aber für diese Kenotaphien dürfte<br />

— wie schon Frenz (Anm. 1) 397 ausgesprochen hat — das Drususmonument überhaupt den Ausgangspunkt<br />

bieten. Sie bezeugen also nicht eine bereits 9 v.Chr. übliche römische Praxis. In den fälschlich "Cenotaphia"<br />

genannten Pisaner Ehrendekreten für L. und C. Caesar CIL XI 1420; 1421 = ILS 139; 140 wird kein<br />

Kenotaph für die beiden Enkel und Adoptivsöhne des Augustus beschlossen. Zu nennen ist jedoch aus späterer<br />

Zeit HA 18 (Alex.Sev.) 63,3: (Alexander) cenotaphium in Gallia, Romae sepulchrum amplissimum meruit.<br />

24 Wie eben die entsprechende Mainzer Ehrung des Germanicus in dem Senatsbeschluß Tab.Siar. frg.I 26-<br />

34 fundiert ist. Generell stehen hinter den wichtigeren Entscheidungen auch augusteischer Zeit<br />

Senatsbeschlüsse. Vgl. P.A. Brunt, The Role of the Senate in the Augustan Regime, CQ 34, 1984, 423-444.<br />

25 Stärker gerafft sind die Ausführungen bei Cassius Dio 55,2,3, trotz im übrigen recht guter<br />

Entsprechung mit Sueton. Ein Autor, dem man zutrauen möchte, daß er die Ehrenbestimmungen für Drusus<br />

recht genau beschrieben hat, ist Livius. Er hat ja sein Werk bis zum Tode des Drusus hinabgeführt und<br />

Perioch.142 zufolge geschildert, daß supremis eius plures honores additi. Auszuschließen ist Livius als<br />

direkter oder indirekter Gewährsmann Suetons gewiß nicht, wie überhaupt dem Zeitgenossen des älteren<br />

Drusus für die Drususüberlieferung eine fundamentale Bedeutung zuzutrauen ist. Weiteres in A. 35.<br />

26 Eine gewisse Parallele bieten die Befürchtungen des Tiberius beim Begräbnis des Augustus, es könnten<br />

sich die Ereignisse von Caesars Bestattung wiederholen: Tac.ann. 1,8,5f. Tacitus stellt die dagegen getroffenen<br />

Vorsichtsmaßnahmen als lächerlich hin, aber für die Stimmungslage des Tiberius bleibt sein Bericht<br />

bezeichnend. Bezeichnend ganz generell auch Vell.Pat. 2,81,1: (exercitus) plerumque contemplatus

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!