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WOLFGANG DIETER LEBEK DIE MAINZER EHRUNGEN GERMANICUS, DRUSUS DOMITIAN

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66 W.D. Lebek<br />

werden, daß das Bildprogramm am Rhein einen intensiveren Eindruck als in der Urbs<br />

machen mußte, und zwar unter doppeltem Aspekt. Zunächst einmal ist zu berücksichtigen,<br />

daß die Soldaten der römischen Rheinlegionen durch ihr eigenes Erleben oder zumindest<br />

durch ihre Zugehörigkeit zu den betreffenden Heereskörpern mit der Wiedergewinnung der<br />

signa militaria zu tun gehabt hatten. Die Statuengruppe auf dem Mainzer Ianus repräsentierte<br />

einen Teil ihrer Geschichte und ihrer Verbindung mit Germanicus Caesar. Ferner war der<br />

Ianus in Mainz gewiß nicht eines unter zahlreichen bedeutsamen Bauwerken wie sein<br />

Gegenstück in Rom. Das stärker isolierte Monument war dazu prädestiniert, größere<br />

Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Gegenüber einer vergleichbaren Darstellung in der<br />

Metropole war die Darstellung auf dem Mainzer Ianus für den Betrachter daher sozusagen<br />

mit mehr Bedeutungsenergie aufgeladen.<br />

Welcher Gehalt war nun dem Bildprogramm zu entnehmen? Gewiß, es war ein Erfolg<br />

Roms gegenüber den drohenden östlichen Nachbarvölkern, der verherrlicht wurde, aber es<br />

war eine maßvolle Verherrlichung ohne den Anspruch auf imperiales Ausgreifen. Die<br />

Zurückgewinnung der Feldzeichen bedeutete ja nicht weniger, aber auch nicht mehr, als daß<br />

die Schmach der Varusniederlage getilgt war. Ganz wie die bildhaften Darstellungen, die die<br />

Wiedererlangung der römischen Feldzeichen aus der Hand der Parther feierten, war die<br />

linksrheinisch postierte Mainzer Statuengruppe ein Symbol nicht nur römischer Stärke,<br />

sondern auch römischer Mäßigung. Es bedarf keiner Worte, daß dies der Politik des Tiberius<br />

entspricht, die früher bereits erkennbar gewesen war und jetzt noch klarere Züge durch die<br />

Charakteristik erhalten hat, die der Senat dem Germanenfeldzug des Germanicus in dem<br />

Inschriftenentwurf für den stadtrömischen Ianus zuteilwerden läßt, Tab.Siar. frg.I 13-15:<br />

Germanís bello superatís [et longissime] / a Gallia summotis receptísque signis militaribus<br />

et uindicata frau[dulenta clade] / exercitus p(opuli) R(omani). Die Sicherung Galliens vor<br />

der germanischen Gefahr einerseits und die Wiederherstellung der römischen Waffenehre<br />

andererseits sind die beiden Komponenten der maßgeblichen Aussage, die sich an den<br />

Kategorien utile und honestum orientiert und damit eine umfassende Sinndeutung gibt. 56<br />

Eine Eroberung Germaniens liegt aber außerhalb des Horizonts dieser Aussage.<br />

Zeit sei im übrigen auf das reich illustrierte Compendium von F.S. Kleiner verwiesen: The Arch of Nero in<br />

Rome. A Study of the Roman Honorary Arch before and under Nero, Roma 1985. Die Tabula Siarensis<br />

wurde für dieses Werk zu spät veröffentlicht.<br />

56 Dieselben — natürlich vielfach verwendeten — Kategorien benutzte auch schon Caesar, um den Erfolg<br />

seines ersten Eindringens in Germanien zu verdeutlichen, Gall. 4,19,4: satis et ad laudem et ad utilitatem<br />

populi Romani perfectum . Suet. Aug. 23 wird die Lolliana clades charakterisiert als maioris infamiae quam<br />

detrimenti. Bei Tacitus sind die Germanenfeldzüge des Germanicus stark unter dem Aspekt des honestum<br />

gesehen: Ann. 1,3,6; 2,13,1; 2,26,3. Hingewiesen sei auf die interessanten Kombinationen Timpes (A. 49)<br />

S. 46-54, wonach das Hochspielen des Erfolgs der recepta signa im Jahre 15 wohlberechnete Schmeichelei<br />

gegenüber Germanicus gewesen wäre. Man darf hinzufügen, daß dieser Erfolg eines der Momente war, welches<br />

gestattete, das Kapitel "Germanien" zuzuschlagen.

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