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WOLFGANG DIETER LEBEK DIE MAINZER EHRUNGEN GERMANICUS, DRUSUS DOMITIAN

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Die Mainzer Ehrungen für Germanicus 61<br />

longa uetustate militari opere detersit oder ILS 510 circuitum muri manu / militari a solo<br />

fecerunt. Indessen ist das M nicht zweifelsfrei. 41 Die zu postulierende dritte Haste des<br />

Buchstabens ist, wie eine Detailaufnahme (Taf. I b) zeigt, nicht vorhanden (allerdings könnte<br />

sie in der Abbruchkante verschwunden sein). Vor allem geht die vermutete vierte Haste nach<br />

einer linken Aufwärtsbiegung in die Waagerechte über und hat nicht die stärker senkrechte<br />

Ausrichtung, die bei einem M an der entsprechenden Stelle zu erwarten wäre. Eher läßt die<br />

letztere Gravur an den waagerechten Balken eines T denken, wie er bei dem ebenfalls noch<br />

auf der Fotografie sichtbaren ponereTVR von Z. 25 zu erkennen ist. Da der normale<br />

Worttrenner gerade in der Kante verloren sein könnte, gestatten die Gravurreste wohl auch<br />

die Deutung: A [ . ] E. Dann böte sich nach totus exercitus Z. 27 als Komplettierung an: uel<br />

a t[oto exercitu . Die Verbindung dieses Ausdrucks mit fieri wie Bell. Afr. 51,6: opera ...<br />

fiebant a legione ; generell TLL VI 1, 123, 66ff. Unsicherheiten der Lesung und damit der<br />

Textherstellung sind freilich nicht auszuräumen, aber die Sinnintention dürfte in der<br />

erschlossenen Richtung zu suchen sein.<br />

Daß in der Lücke extrueretur (Z. 9) oder fieret (Z. 23) gefolgt ist, hat hohe<br />

Wahrscheinlichkeit; das letztere Verb wird durch das korrespondierende factus von Z. 34<br />

empfohlen. Vollends sicher ist, daß die gesamte Ortsangabe, die in der Lücke von Z. 27<br />

beginnt, dem Sinne nach auf die Taciteische Auskunft apud ripam Rheni (Ann. 2,83,2)<br />

hinauslief. Auf einem anderen Blatt steht indessen die Frage nach dem Wortlaut der<br />

Ortsangabe. Die Verbindung apud ripam Rheni , die von Tacitus auch Hist. 4, 59, 3 und<br />

Ann. 1, 31, 2 verwendet wird, kann in Ann. 2, 83,2 ohne weiteres eine genuin taciteische<br />

Umgestaltung eines anderslautenden Originalausdrucks sein. Mit Sicherheit hat der<br />

Historiker ja insofern verändert, als er nichts mehr von der Nähe des rheinischen<br />

Durchgangsbogens zum tumulus des Drusus vermeldet. Womit zu rechnen ist, kann daraus<br />

ersehen werden, daß Tacitus bei dem ersten Ehrenbogen die präzise Lokalisierung in circo<br />

Flaminio Tab.Siar. Frg.I 9 zu Romae (Ann. 2,83,2) verallgemeinert. Daß das Kenotaph des<br />

Drusus und damit auch der Ehrenbogen des Germanicus am Rhein stand, konnte dem<br />

Historiker durchaus aus der Geschichtstradition vertraut sein, wie Cass. Dio 55,2,3 prÚw ...<br />

t“ ÑRÆnƒ erkennen läßt. Mit dem Relativsatz Tab.Siar. frg.I 27-28 ist überdies jeder<br />

Zweifel darüber behoben, welcher tumulus gemeint ist, und damit auch darüber, wo der<br />

tumulus steht; im SC ist also eine zusätzliche Angabe vom Typ apud ripam Rheni nicht<br />

zwingend geboten.<br />

Insgesamt mag aber die Vermutung, der Rhein sei in dem Zusammenhang erwähnt<br />

gewesen, den Vorzug verdienen. Die notwendigerweise mit Ungewißheiten behaftete<br />

Ergänzung cis (citra) Rhenum wurde gewählt, um zu veranschaulichen, daß Tacitus die im<br />

41 In der ZPE 55, 1984, 60 hat González durch die Schreibung µ[onumentum die Lesung M vor der<br />

Lücke von Z. 26 als unsicher gekennzeichnet. In den anderen beiden Ausgaben, die der spanische Gelehrte<br />

allein oder als Mitverfasser publiziert hat, fehlt der Punkt.

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