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Präfixe im Deutschen

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2.3 Arbeitsdefinition<br />

- 13 -<br />

Dieser kurze Überblick zeigt bereits, wie uneinheitlich sich die Präfixdefinition in der Literatur<br />

darstellt, und illustriert zugleich die Vielfalt der hier verwendeten Kriterien. Nach den bisherigen<br />

Betrachtungen sind folgende Probleme festzustellen. Zunächst ist die genaue Trennung zwischen<br />

Präpositional- und Präfixverben unklar. Ein weiteres Problem ist das Kriterium für die<br />

Unterscheidung zwischen Präfigierung und Komposition. Das Kriterium der Kategorienänderung<br />

spielt bei der Unterscheidung zwischen Präfigierung und Komposition zwar eine Rolle, ist aber<br />

nicht unumstritten. Obwohl <strong>Präfixe</strong> bei der Kategorienänderung keine Rolle spielen, ist wegen<br />

der Valenzänderung bei Präfixverben die Annahme, daß das Präfix als Kopf der Wortstruktur<br />

anzusehen ist, nicht ausgeschlossen. 9<br />

Viele nehmen die Gebundenheit als das wichtigste Kriterium an (vgl. Höhle 1982, Spencer<br />

1991, 10 Katamba 1993, 11 Erben 1993, Wiese 1996, Vater 1996, usw.). In dieser Arbeit wird<br />

zunächst vom Kriterium der Gebundenheit ausgegangen. <strong>Präfixe</strong> sind untrennbar und daher<br />

gebundene Morpheme, wodurch Präfigierungen von Kompositia abgegrenzt werden können.<br />

Andernfalls handelt es sich entweder um Präpositionen oder Partikel. Wenn <strong>Präfixe</strong> trennbar<br />

sind, ist eine Unterscheidung zwischen Komposition und Präfigierung nicht klar, weil trennbare<br />

<strong>Präfixe</strong> freie Morpheme sind. Komposita werden aus mindestens zwei freien Morphemen oder<br />

Wörtern gebildet. Die genaue Trennung der Präpositionsverben an-, ein-, auf-, durch-, hinter-,<br />

um-, über-, wider- und wieder- ist umstritten, weil Partikel/Präpositionen durch-, hinter-, um-,<br />

über-, wider- und wieder- als freie Morpheme betrachtbar sind. Die untrennbaren Partikeln<br />

über-, hinter-, um-, durch-, wider- und wieder- sind zwar an Verben morphologisch gebunden,<br />

aber sie sind semantisch frei, weil sie eine unabhängige Bedeutung enthalten. Aufgrund der<br />

genannten Kritikpunkte sind untrennbare Partikelverben als Präfixverben ausgeschlossen, weil<br />

die Unterschiede zwischen den Partikelverben und Komposita nicht eindeutig sind.<br />

Die <strong>Präfixe</strong> erz-, miß-, un- und ur- verhalten sich trotz Nativität als reine <strong>Präfixe</strong> phonologisch<br />

anders als <strong>Präfixe</strong> wie be-, ge-, er-, ver- und zer-. Sie ziehen gelegentlich einen eigenen<br />

Wortakzent auf sich. Das Akzentverhalten des Morphems miß- läßt den Schluß zu, daß es aus<br />

9<br />

Vgl. Lieber 1981, Williams 1981, Selkirk 1982, Olsen 1986, 1990.<br />

10<br />

Spencer (1991: 5) bezeichnet das Präfix als ein gebundenes Morphem, das links vom Stamm steht. <strong>Präfixe</strong> sind<br />

gebundene Wortbildungsmorpheme, die nur in Verbindung mit einem Grundmorphem oder Wörtern vorkommen.<br />

11<br />

Katamba (1993) definiert das Präfix als ein Affix, das vor einer Wurzel, einem Stamm oder einer Basis vorkommt<br />

und sich mit diesen verbindet.

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