Er hat so Heimweh gehabt - Welcker-online.de
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26<br />
Sind stumm, sind lahm, sind blind, sind taub,<br />
Und alles eine Hand voll Staub.<br />
Drum, <strong>de</strong>r du diesen Hügel siehst,<br />
Und hörst mich unterm San<strong>de</strong>,<br />
Denk' an <strong>de</strong>n Tod, wie hoch du bist<br />
An Ehr' und an Verstan<strong>de</strong>,<br />
Du hast nicht einen Schritt zu mir:<br />
Dein Grab ist unterm Fuße dir.<br />
Du wirst von <strong>de</strong>iner Fel<strong>de</strong>r Raum<br />
Ein Räumchen, drein zu liegen,<br />
Ein Tuch aus <strong>de</strong>inem Kasten kaum<br />
Zum Sterbekittel kriegen;<br />
Von Dienern, jetzt dir zugewandt,<br />
Wird kaum <strong>de</strong>in Name dann genannt.<br />
Nackt schei<strong>de</strong>n wir aus dieser Zeit,<br />
Nichts folgt uns, wenn wir sterben,<br />
Als <strong>de</strong>s Gewissens Reinigkeit,<br />
Das andre bleibt <strong>de</strong>n <strong>Er</strong>ben.<br />
Weib, Kind, Haus, Ansehn, Amt und Gut,<br />
Nimmst du nicht, noch sie dich in Hut.<br />
O Pilgriin! eins, nur eins ist Not,<br />
Dasselbe heißt: Wohl sterben.<br />
Kannst du's, dann scheust du nicht <strong>de</strong>n Tod,<br />
Wo nicht, mußt du ver<strong>de</strong>rben.<br />
Wohl sterben ist wohl auferstehn.<br />
Drauf wart' ich. Du magst für<strong>de</strong>r gehn.<br />
ELISENS TOD<br />
Überwin<strong>de</strong>rin, <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>m Kampf entrissen,<br />
Gottes Palmenkranz um die Schläfe blüht,<br />
Die <strong>de</strong>n Himmel grüßt, unter ihren Füßen<br />
Stern' und Wolken sieht!<br />
Wüßtest du, wie zärtlich hier die Deinen,<br />
Gramerfüllt versammelt um <strong>de</strong>in Grab,<br />
Deinen Tod, <strong>de</strong>n frühen Tod, beweinen:<br />
Ach, du blicktest Trost auf sie herab!<br />
Gleich <strong>de</strong>m Trost, <strong>de</strong>r da <strong>de</strong>inen Geist erquickte,<br />
Als er mutvoll sich seiner Hüll' entwand,<br />
Und voll Freudigkeit in <strong>de</strong>n Himmel blickte,<br />
Der ihm offen stand,<br />
Sterbend sprachst du: »Stillt die bangen Klagen!<br />
Gottes Freu<strong>de</strong>n lern' ich schon verstehn;<br />
Unaussprechlich sind sie; aber sagen<br />
Werd' ichs euch, wenn wir uns wie<strong>de</strong>r sehn!«<br />
Andreas Gryphius