DIE SCHIFFAHRT DER INDIANER - World eBook Library
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weit verbreitet, den Verstorbenen in einer Canoa beizusetzen. Aber<br />
hier, wo er sich am häufigsten findet, und an den anderen noch zu<br />
nennenden Stellen beschränkte sich dieser Gebrauch wohl in der<br />
Hauptsache auf Häuptlinge und Grossleute. Auch bei den nordischen<br />
Germanen wurden ja nur die Seekönige, wurden Harald Hildetand und<br />
Sigurd Ring in ihren Drachen verbrannt. Auch griff man wohl ge-<br />
legentlich zu einem Boot als Sarg, wenn man auf Reisen war, anderes<br />
Material für einen widerstandsfähigen Totenschutz nicht zur Hand<br />
hatte und wegen Witterung oder grösserer Entfernung das Kanu nicht<br />
als Leichenwagen benutzen konnte, um die Gebeine des Verstorbenen<br />
in seine Heimat zurückzuführen. Das sporadische Vorkommen von<br />
Boot-Bestattung bei Missisaugas und Menöminis mag auf diesen Um-<br />
stand zurückzuführen sein. Sonst fand sich diese Begräbnisart bei den<br />
Santa Barbara-Indianern, an der Mosquito-Küste, wo man einen Pitpan<br />
in zwei Hälften schnitt, um Sarg-Boden und -Deckel zu haben, bei<br />
den Aruaks von Guayana, bei den Chuntaquiros am Quillabamba, bei<br />
manchen Maynas-Völkern, Cocamas und Omaguas. Bei den Völkern<br />
am Südende Amerikas ist eine dunkle Sehnsucht nach der See, eine<br />
Erinnerung an Zeiten, wo man am Meeresstrande lebte, und ein Glaube,<br />
dass die Geschiedenen dorthin wieder zurückkehren würden, weit ver-<br />
breitet. Man glaubte, dass der Geist des Verstorbenen eine weite<br />
Reise über die See zu den Gefilden der Seligen anzutreten habe, und<br />
hoffte, ihn zu unterstützen, wenn man ihn in einer Canoa begrub oder<br />
wenigstens der Seeküste nahe brachte. Die gänzlich wasserfremd ge-<br />
wordenen Patagonier versuchten daher ihre Toten an den Meeresstrand<br />
zu bringen. Araukanier und Cuncos begruben die ihrigen in Canoas,<br />
mit dem Gesicht nach der See gerichtet, alles in diesem Glauben an<br />
die Schiffahrt der Seele.^<br />
1 Vancouver: I, 255, 256; n,54, 59, 61; m, 242, 290; — La Perouse: 11,200<br />
bis 207; — Gass: p. 204; — Gibbs: p. 200—205; — Wükes: IV, 325; — Sproat:<br />
p. 259; — Wheeler: „Report", VH, p. 38—39, 124; — Bancroft: „Native Races",<br />
I, 205, 206, 220, 247, 288, 744; — Yarrow: p. 112—113, 171—174; — Herrera:<br />
II, 681; IV, 19II; — „Bericht etc. über Theile d. Mosquitolandes", p. 143; — „The<br />
Nautical Magazine", I, 572; — „Rel. d. Jesuites", 1637, p. 1641; — Hoffman:<br />
„Menomini", p. 239; — Richard Schomburgk: 11, 458; — Bernau: p. 53; — Veigl:<br />
p. 302—303: — Smyth and Lowe: p. 241; — Simson: p. 24; — Marcoy: I, 621<br />
et note; — Darwin: p. 169—170; — Domeyko: p. 58; — Rengger: „Reise", p. 141;<br />
— Miers: II, 467—468; — Philippi: „Cunco-Indianer", S. 179; — Margry: VI,<br />
15—16.