Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts
Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts
Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
(Sie fechten.)<br />
JAGO (leise zu Rodrigo:)<br />
Fort, sag ich! Eil und rufe Meuterei!<br />
(Rodrigo ab.)<br />
JAGO<br />
Still doch, Herr Leutnant! Still doch, liebe Herrn!<br />
He, Hülfe! Leutnant - Herr - Montano - Herr! -<br />
Helft, Nachbarn! - Nun, das ist 'ne saubre Wache!<br />
(Eine Glocke läutet.)<br />
Wer zieht die Glocke denn? O Diavolo!<br />
Die Stadt wird wach - Pfui, pfui doch, Leutnant! Halt!<br />
Ihr macht Euch ewige Schande.<br />
(<strong>Othello</strong> kommt mit Gefolge.)<br />
OTHELLO<br />
Was gibts hier?<br />
MONTANO<br />
Teufel, ich blute stark! Er traf mich tödlich!<br />
OTHELLO<br />
Bei Euerm Leben, halt!<br />
JAGO<br />
Halt, Leutnant! Herr! Montano - liebe Herrn -<br />
Vergaßt Ihr allen Sinn für Rang und Pflicht?<br />
Halt, hört den General! O schämt Euch! Halt!<br />
OTHELLO<br />
Was gibt es hier? Woher entspann sich dies?<br />
Sind wir denn Türken? Tun uns selber das,<br />
Was den Ungläubigen <strong>der</strong> Himmel wehrt?<br />
Schämt Euch als Christen! Laßt Eur heidnisch Raufen;<br />
Wer sich noch rührt und zäumt nicht seine Wut,<br />
Der wagt sein Leben dran; ein Schritt ist Tod.<br />
Still mit dem Sturmgeläut! Es schreckt die Insel<br />
Aus ihrer Fassung. Was geschah. Ihr Herrn?<br />
Ehrlicher Jago, du bist bleich vor Gram,<br />
Sprich, wer hob an? Bei deiner Lieb, ich wills.<br />
JAGO<br />
Ich weiß nicht. Freunde jetzt noch, jetzt im Nu,<br />
Liebreich und gut wie Bräutigam und Braut,<br />
Wenn sie zu Bette gehn; und drauf im Nu,<br />
Als ob sie plötzlich ein Planet verwirrt,<br />
Das Schwert heraus, und aufeinan<strong>der</strong> stechend<br />
In blutiger Gegnerschaft. Ich kann nicht sagen,<br />
Wie dieser wun<strong>der</strong>liche Kampf begann,<br />
Und hätt in guter Schlacht die Beine lieber<br />
Verloren, die dazu hieher mich trugen.<br />
OTHELLO<br />
Wie, Cassio, kams, daß du dich so vergaßest?<br />
CASSIO<br />
Ich bitt Euch, Herr, verzeiht, ich kann nicht reden.<br />
OTHELLO<br />
Würdger Montan, Ihr schient mir sonst gesittet;<br />
Die Ruh und edle Haltung Eurer Jugend<br />
Pries alle Welt, und Euer Name prangte<br />
Im Lob <strong>der</strong> Weisen: Sagt mir denn, wie kams,<br />
Daß Ihr so abgestreift den guten Leumund<br />
Und Eures Ansehns Reichtum für den Ruf<br />
Nächtlicher Rauflust hinwerft? Gebt mir Antwort!<br />
MONTANO<br />
Würdger <strong>Othello</strong>, ich bin schwer verwundet,<br />
Eur Fähnrich Jago kann Euch Meldung tun<br />
- Mir fällt das Reden schwer, ich spart es gern -<br />
Von allem, was ich weiß; doch wüßt ich nicht,<br />
Worin ich mich in Wort und Tat versündigt,<br />
Wenn Selbsterhaltung nicht ein Frevel ist<br />
Und unser Leben schützen ein Vergehn,<br />
Wann uns Gewalt bedrohte.<br />
OTHELLO<br />
Nun, beim Himmel,<br />
Mein Blut beginnt zu meistern die Vernunft,<br />
Und Leidenschaft, mein helles Urteil trübend,<br />
Maßt sich <strong>der</strong> Führung an; reg ich mich erst,<br />
Erheb ich nur den Arm, dann soll <strong>der</strong> Beste<br />
Vor meinem Streiche fallen. Tut mir kund:<br />
Wie kam <strong>der</strong> schnöde Zank? Wer bracht ihn auf?<br />
Wer immer hier verschuldet dies Vergehn,<br />
Wär er mir blutsverwandt, mein Zwillingsbru<strong>der</strong>,<br />
Verliert mich. - ... Was! In <strong>der</strong> Festung selbst<br />
- Das Volk noch ungewiß, <strong>von</strong> Angst betäubt -<br />
Privatgezänk und Händel anzustiften<br />
Bei Nacht, und auf des Schlosses höchster Wache?<br />
's ist ungeheuer. - Jago, wer begann?<br />
MONTANO<br />
Wer hier parteiisch o<strong>der</strong> dienstbefreundet<br />
Mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> als die Wahrheit spricht,<br />
Ist kein Soldat.<br />
JAGO<br />
Ha, leg mirs nicht so nah!<br />
Ich büßte ja die Zunge lieber ein,<br />
Als daß sie gegen Michael Cassio zeugte;<br />
Doch glaub ich fest, die Wahrheit reden bringt<br />
Ihm keinen Nachteil. - So geschahs, mein Feldherr:<br />
Ich und Montano waren im Gespräch,<br />
Da kommt ein Mensch, <strong>der</strong> laut um Hülfe schreit,<br />
Und Cassio folgt ihm mit gezücktem Schwert,<br />
Ihn zu verwunden; drauf trat dieser Herr<br />
Cassio entgegen, bat ihn, still zu sein,<br />
Und ich <strong>der</strong>weil verfolgte jenen Schreier,<br />
Damit sein Ruf nicht, wie es doch geschah,<br />
Die Stadt erschrecke. Jener, leicht zu Fuß,<br />
Entlief mir; und ich kehrte um so schneller,<br />
Weil ich Geklirr und Waffenlärm vernahm<br />
Und Cassios lautes Fluchen, was bis heut<br />
Ich nie <strong>von</strong> ihm gehört: Als ich zurückkam<br />
- Und das war gleich -, fand ich sie hart zusammen,<br />
Auf Hieb und Stoß; ganz, wie das zweite Mal,<br />
Als Ihr sie selber trenntet.<br />
Mehr <strong>von</strong> dem Vorfall ist mir nicht bekannt. -<br />
Doch Mensch ist Mensch, <strong>der</strong> Beste fehlt einmal;<br />
Und ob ihm Cassio gleich zu nah getan<br />
- Wie man in Wut den besten Freund ja schlägt -,<br />
Doch denk ich, ward <strong>von</strong> dem, <strong>der</strong> floh, an Cassio<br />
So große Kränkung wohl geübt, als kaum<br />
Geduld ertragen mag.<br />
OTHELLO<br />
Ich weiß wohl, Jago,<br />
Aus Lieb und Bravheit mil<strong>der</strong>st du die Sache<br />
Zugunsten Cassios. - Cassio, ich lieb dich;<br />
Allein mein Leutnant bist du länger nicht. –<br />
(Desdemona kommt mit Gefolge.)<br />
OTHELLO<br />
Seht, ward mein liebes Weib nicht auch geweckt! -<br />
Ich geb an dir ein Beispiel.