Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts
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Wie blutig auch die Tat.<br />
OTHELLO<br />
Ich grüß die Liebe<br />
Dir nicht mit eitlem Dank: mit freudigem Ja,<br />
Und augenblicklich führ ich dich ans Werk:<br />
Laß in drei Tagen mich <strong>von</strong> dir vernehmen,<br />
Daß Cassio nicht mehr lebt.<br />
JAGO<br />
Mein Freund ist tot; Ihr wollts, es ist geschehn.<br />
Sie aber schont!<br />
OTHELLO<br />
Verdammt, verdammt sei sie, die arge Dirne!<br />
Komm, folge heimlich mir, ich will im stillen<br />
Mir schnelle Mittel scharfen für den Tod<br />
Des schönen Teufels. - Nun bist du mein Leutnant.<br />
JAGO<br />
Ich bin auf ewig Euer.<br />
(Sie gehen ab.)<br />
VIERTE SZENE<br />
Zypern. Vor dem Schloß.<br />
(Desdemona, Emilia, <strong>der</strong> Narr.)<br />
DESDEMONA<br />
He! Weißt du, in welcher Gegend Leutnant Cassio liegt?<br />
NARR<br />
Ich möchte nicht sagen, daß er irgendwo lüge.<br />
DESDEMONA<br />
Warum?<br />
NARR<br />
Er ist ein Soldat, und wollt ich sagen, daß ein Soldat<br />
lüge, das ginge an Hals und Kragen.<br />
DESDEMONA<br />
Nicht doch, wo wohnt er?<br />
NARR<br />
Euch sagen, wo er wohnt, hieße Euch sagen, wo ich<br />
lüge.<br />
DESDEMONA<br />
Ist daraus wohl klug zu werden?<br />
NARR<br />
Ich weiß nicht, wo er wohnt, und sollt ich eine Wohnung<br />
aus <strong>der</strong> Luft greifen und sagen, er liegt hier o<strong>der</strong> liegt da,<br />
das hieße in meinen Hals hineinlügen.<br />
DESDEMONA<br />
Kannst du ihn wohl erfragen und dich durch Auskunft<br />
belehren lassen?<br />
NARR<br />
Ich will die Welt hindurch katechisieren, das heißt,<br />
Fragen stellen und sie antworten lassen.<br />
DESDEMONA<br />
Suche ihn auf und schicke ihn her; sage ihm, ich habe<br />
meinen Gemahl für ihn gestimmt, und ich hoffe, alles<br />
werde noch gut.<br />
NARR<br />
Dies auszurichten reicht nicht über das Vermögen des<br />
menschlichen Geistes, und darum will ich das Abenteuer<br />
bestehen.<br />
(Ab.)<br />
DESDEMONA<br />
Wo hab ich nur das Tuch verlegt, Emilia?<br />
EMILIA<br />
Ich weiß nicht, gnädige Frau.<br />
DESDEMONA<br />
Glaub mir, viel lieber mißt' ich meine Börse,<br />
Voll <strong>von</strong> Crusados. Wär mein edler <strong>Mohr</strong><br />
Nicht großgesinnt und frei vom nie<strong>der</strong>n Stoff<br />
Der Eifersucht, dies könnt auf schlimme Meinung<br />
Ihn führen.<br />
EMILIA<br />
Weiß er nichts <strong>von</strong> Eifersucht?<br />
DESDEMONA<br />
Wer? Er? - Die Sonn in seinem Lande, glaub ich,<br />
Sog alle solche Dünst ihm aus.<br />
EMILIA<br />
Da kommt er.<br />
DESDEMONA<br />
Ich will ihn jetzt nicht lassen, bis er Cassio<br />
Zurückberief -<br />
(<strong>Othello</strong> tritt auf.)<br />
Wie geht dirs, mein <strong>Othello</strong>?<br />
OTHELLO<br />
Wohl, teure Frau!<br />
(beiseite:)<br />
O Qual, sich zu verstellen! -<br />
(laut:)<br />
Wie geht dirs, Desdemona?<br />
DESDEMONA<br />
Gut, mein Teurer.<br />
OTHELLO<br />
Gib mir die Hand! - Frau, diese Hand ist feucht.<br />
DESDEMONA<br />
Sie fühlte noch kein Alter, kennt nicht Gram.<br />
OTHELLO<br />
Dies deutet Überschwang, freigebiges Herz -<br />
Heiß, heiß, und feucht! Solch einer Hand geziemt<br />
Abtötung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Welt, Gebet und Fasten,<br />
Viel Selbstkasteiung, Andacht, fromm geübt,<br />
Denn jung und brennend wohnt ein Teufel hier,<br />
Der leicht sich auflehnt, 's ist 'ne milde Hand,<br />
Die gern verschenkt.<br />
DESDEMONA<br />
Du kannst sie wohl so nennen,<br />
Denn diese Hand wars, die mein Herz dir gab.<br />
OTHELLO<br />
Eine offne Hand! Sonst gab das Herz die Hand,