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Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts

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verän<strong>der</strong>lich in seinen Neigungen; fülle deinen Beutel<br />

mit Geld; die Speise, die ihm jetzt so würzig schmeckt<br />

wie Süßholz, wird ihn bald bittrer dünken als<br />

Koloquinten. Sie muß sich einem Jüngeren zuwenden;<br />

hat sie ihn erst satt, so wird sie den Irrtum ihrer Wahl<br />

einsehn. Sie muß Abwechslung haben, das muß sie;<br />

darum tu Geld in deinen Beutel! Wenn du durchaus zum<br />

Teufel fahren willst, so tu es auf angenehmerem Wege<br />

als durch Ersäufen. Schaff dir Geld, soviel du kannst!<br />

Wenn des Priesters Segen und ein hohles Gelübde<br />

zwischen einem abenteuernden Afrikaner und einer<br />

überlistigen Venezianerin für meinen Witz und die ganze<br />

Sippschaft <strong>der</strong> Hölle nicht zu hart sind, so sollst du sie<br />

besitzen; darum scharf dir Geld! Zum Henker mit dem<br />

Ersäufen! Das liegt weit ab <strong>von</strong> deinem Wege. Denke du<br />

lieber drauf, zu hängen, indem du deine Lust büßt, als<br />

dich zu ersäufen und sie fahren zu lassen.<br />

RODRIGO<br />

Soll ich meine Hoffnung auf dich bauen, wenn ichs drauf<br />

wage?<br />

JAGO<br />

Auf mich kannst du zählen! Geh, schaff dir Geld! Ich<br />

habe dirs oft gesagt und wie<strong>der</strong>hole es aber- und<br />

abermals, ich hasse den <strong>Mohr</strong>en! Mein Grund kommt<br />

<strong>von</strong> Herzen, <strong>der</strong> deinige liegt ebenso tief; laß uns fest in<br />

unsrer Rache zusammenhalten! Kannst du ihm Hörner<br />

aufsetzen, so machst du dir eine Lust und mir einen<br />

Spaß. Es ruht noch manches im Schoß <strong>der</strong> Zeit, das zur<br />

Geburt will. Grade durch! Fort! Treib Geld auf! Wir<br />

wollen es morgen weiter verhandeln. Leb wohl!<br />

RODRIGO<br />

Wo treffen wir uns morgen früh?<br />

JAGO<br />

In meiner Wohnung.<br />

RODRIGO<br />

Ich werde zeitig dort sein.<br />

JAGO<br />

Gut, leb wohl! - Höre doch, Rodrigo!<br />

RODRIGO<br />

Was sagst du?<br />

JAGO<br />

Nichts <strong>von</strong> Ersäufen! Hörst du?<br />

RODRIGO<br />

Ich denke jetzt an<strong>der</strong>s. Ich will alle meine Güter<br />

verkaufen.<br />

JAGO<br />

Nur zu; tu nur Geld genug in deinen Beutel!<br />

(Rodrigo ab.)<br />

JAGO<br />

So muß mein Narr mir stets zum Säckel werden;<br />

Mein reifes Urteil würd ich ja entweihn,<br />

Vertändelt ich den Tag mit solchem Gimpel<br />

Mir ohne Nutz und Spaß. - Den <strong>Mohr</strong>en haß ich;<br />

Die Rede geht, er hab in meinem Bett<br />

Mein Amt verwaltet; möglich daß es falsch,<br />

Doch ich, auf bloßen Argwohn, in dem Fall<br />

Will tun, als wärs gewiß. Er hat mich gern,<br />

Um so viel besser wird mein Plan gedeihn.<br />

Der Cassio ist ein hübscher Mann - laßt sehn!<br />

Sein Amt erhaschen, mein Gelüste büßen -<br />

Ein doppelt Schelmstück! Wie nur? Laßt mich sehn -<br />

Nach einiger Zeit <strong>Othello</strong>s Ohr betören,<br />

Er sei mit seinem Weibe zu vertraut -<br />

Der Bursch ist wohlgebaut, <strong>von</strong> schmeidiger Art,<br />

Recht für den Argwohn, recht den Fraun gefährlich.<br />

Der <strong>Mohr</strong> nun hat ein grad und frei Gemüt,<br />

Das ehrlich jeden hält, scheint er nur so;<br />

Und läßt sich sänftlich an <strong>der</strong> Nase führen,<br />

Wie Esel tun.<br />

Ich habs! Es ist erzeugt; aus Höll und Nacht<br />

Sei diese Untat an das Licht gebracht!<br />

(Er geht ab.)<br />

ZWEITER AKT<br />

ERSTE SZENE<br />

Ein Hafen in Zypern. Eine Terrasse<br />

(Montano und zwei Edelleute treten auf.)<br />

MONTANO<br />

Was unterscheidet man vom Damm zur See?<br />

ERSTER EDELMANN<br />

Nichts, weit und breit - 's ist hochbewegte Flut,<br />

Und nirgend zwischen Meer und Himmel kann ich<br />

Ein Schiff entdecken.<br />

MONTANO<br />

Mir scheint, <strong>der</strong> Wind blies überlaut ans Ufer;<br />

Nie traf so voller Sturm die Außenwerke.<br />

Wenns ebenso rumort hat auf <strong>der</strong> See,<br />

Welch eichner Kiel, wenn Berge nie<strong>der</strong>fluten,<br />

Bleibt festgefügt? Was werden wir noch hören?<br />

ZWEITER EDELMANN<br />

Zerstreuung wohl des türkischen Geschwa<strong>der</strong>s.<br />

Denn, stellt Euch nur an den beschäumten Strand,<br />

Die zornige Woge sprüht bis an die Wolken;<br />

Die sturmgepeitschte Flut will mächtigen Schwalls<br />

Den Schaum hinwerfen auf den glühnden Bären,<br />

Des ewig festen Poles Wacht zu löschen.<br />

Nie sah ich so ver<strong>der</strong>blichen Tumult<br />

Des zornigen Meers.<br />

MONTANO<br />

Wenn nicht die Türkenflotte<br />

Sich barg in Bucht und Hafen, so versank sie,<br />

Es ist unmöglich, daß sie's überstand.<br />

(Ein dritter Edelmann tritt auf.)<br />

DRITTER EDELMANN<br />

Botschaft, Ihr Herrn! Der Krieg ist aus,<br />

Der tolle Sturm nahm so die Türken mit,<br />

Daß ihre Landung hinkt. Ein Kriegsschiff <strong>von</strong> <strong>Venedig</strong><br />

War Zeuge grauser Not und Havarie<br />

Des Hauptteils ihrer Flotte.

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