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Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts

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JAGO<br />

Ganz recht. Gute Nacht, Leutnant, ich muß auf die<br />

Wache.<br />

CASSIO<br />

Gute Nacht, ehrlicher Jago!<br />

(Er geht ab.)<br />

JAGO<br />

Und wer ist nun, <strong>der</strong> sagt, ich sei ein Schurke?<br />

Da dieser Rat aufrichtig ist und redlich,<br />

Geprüft erscheint und, in <strong>der</strong> Tat, <strong>der</strong> Weg,<br />

Den <strong>Mohr</strong>en umzustimmen? Denn sehr leicht<br />

Wird Desdemonas mildes Herz bewegt<br />

Für eine gute Sache. Segenspendend<br />

Ist sie wie die Natur. Und dann für sie<br />

Den <strong>Mohr</strong>en zu gewinnen - gälts <strong>der</strong> Taufe<br />

Und <strong>der</strong> Erlösung Siegel zu entsagen,<br />

Sein Herz ist so verstrickt <strong>von</strong> ihrer Liebe,<br />

Daß sie ihn formt, umformt, tut, was sie will,<br />

Wie's ihr gelüsten mag, den Gott zu spielen<br />

Mit seiner Weichheit. Bin ich denn ein Schurke?<br />

Rat ich dem Cassio solchen Richtweg an<br />

Zu seinem Glücke? - Höllenpriesterrat!<br />

Wenn Teufel ärgste Sünde för<strong>der</strong>n wollen,<br />

So locken sie zuerst durch frommen Schein,<br />

Wie ich jetzt tu. Derweil <strong>der</strong> gute Tropf<br />

In Desdemona dringt, ihm beizustehn,<br />

Und sie mit Nachdruck sein Gesuch begünstigt,<br />

Träuf ich den Gifttrank in <strong>Othello</strong>s Ohr:<br />

Daß sie zu eigner Lust zurück ihn ruft.<br />

Und um so mehr sie strebt, ihm wohlzutun,<br />

Vernichtet sie beim <strong>Mohr</strong>en das Vertraun.<br />

So wend ich ihre Tugend selbst zum Laster,<br />

Und strick ein Netz aus ihrer eignen Güte,<br />

Das alle soll umgarnen. -<br />

(Rodrigo kommt.)<br />

Nun, Rodrigo?<br />

RODRIGO<br />

Ich folge hier <strong>der</strong> Meute, nicht wie ein Hund, <strong>der</strong> jagt,<br />

son<strong>der</strong>n wie einer, <strong>der</strong> nur mit anschlägt. Mein Geld ist<br />

fast vertan, ich bin heut nacht tüchtig durchgeprügelt,<br />

und ich denke, das Ende wird sein, daß ich für meine<br />

Mühe doch etwas Erfahrung gewinne, und so, ganz<br />

ohne Geld und mit etwas mehr Verstand, nach <strong>Venedig</strong><br />

heimkehre.<br />

JAGO<br />

Wie arm sind die, die nicht Geduld besitzen!<br />

Wie heilten Wunden, als nur nach und nach?<br />

Du weißt, man wirkt durch Witz und nicht durch Zauber,<br />

Und Witz beruht auf Stund und günstiger Zeit.<br />

Gehts denn nicht gut? Cassio hat dich geschlagen,<br />

Und du, mit wenig Schmerz, kassierst den Cassio.<br />

Gedeihn auch andre Dinge in <strong>der</strong> Sonne,<br />

Die erste Frucht bringt, was zuerst geblüht.<br />

Beruhige dich! - Beim Kreuz, <strong>der</strong> Morgen graut,<br />

Vergnügen und Geschäft verkürzt die Zeit.<br />

Nun laß mich erst, geh jetzt in dein Quartier!<br />

Fort, sag ich, du erfährst in kurzem mehr.<br />

Nein, geh doch nur.<br />

(Rodrigo ab.)<br />

Zwei Dinge sind zu tun:<br />

Mein Weib muß ihre Frau für Cassio bitten,<br />

Ich stimme sie dazu;<br />

Indes nehm ich den <strong>Mohr</strong>en auf die Seite,<br />

Und führ ihn just hinein, wenn Cassio dringend<br />

Sein Weib angeht. - Nun helfe mir <strong>der</strong> Trug!<br />

So muß es gehn ohn Lauheit und Verzug! -<br />

(Er geht ab.)<br />

DRITTER AKT<br />

ERSTE SZENE<br />

Zypern. Vor dem Schlosse<br />

(Cassio tritt auf mit Musikanten.)<br />

CASSIO<br />

Ihr Herrn, spielt auf, ich zahl Euch Eure Müh,<br />

Ein kurzes Stück als Morgengruß dem Feldherrn!<br />

(Musik. Der Narr tritt auf.)<br />

NARR<br />

Nun, Ihr Herren? Sind Eure Pfeifen in Neapel gewesen,<br />

daß sie so durch die Nase schnarren?<br />

ERSTER MUSIKANT<br />

Wie, Herr, wie?<br />

NARR<br />

Bitte, sind das Blasinstrumente?<br />

ERSTER MUSIKANT<br />

Ja, gewiß, Blasinstrumente.<br />

NARR<br />

Oh, da hängt was dran.<br />

ERSTER MUSIKANT<br />

Woran hängt was?<br />

NARR<br />

Freilich, an manchem Blasinstrument, das ich kenne.<br />

Aber hier ist Geld für Euch, Ihr Herren, und dem General<br />

gefällt Eure Musik so ausnehmend, daß er Euch um<br />

alles in <strong>der</strong> Welt bitten läßt, keinen Lärm mehr damit zu<br />

machen.<br />

ERSTER MUSIKANT<br />

's ist gut, Herr, das wollen wir auch nicht.

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