Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts
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Wie kamst du, Cassio, denn zu jenem Tuch<br />
Von meiner Frau?<br />
CASSIO<br />
Ich fands auf meinem Zimmer;<br />
Und er gestand in diesem Augenblick,<br />
Daß ers dort fallen ließ aus eigner Absicht,<br />
Zu schlechtem Zweck.<br />
OTHELLO<br />
O Tor, Tor, Tor!<br />
CASSIO<br />
Dann weiter steht im Brief Rodrigos noch<br />
Der Vorwurf, wie ihn Jago aufgehetzt,<br />
Mir auf <strong>der</strong> Wach zu trotzen, was bewirkte,<br />
Daß abgesetzt ich ward, und eben sagt' er<br />
- Erwacht vom Scheintod -, daß ihn Jago reizte,<br />
Mich anzufallen, und ihn dann erstach.<br />
LODOVICO<br />
Ihr müßt jetzt mit uns dieses Haus verlassen,<br />
Gewalt und Vollmacht sind Euch abgenommen;<br />
Cassio befiehlt in Zypern. Dieser Schurke -<br />
Gibts irgendeine recht geschärfte Marter,<br />
Die lang ihn hinhält und erfindrisch quält,<br />
Die sei für ihn. Ihr bleibt in strenger Haft,<br />
Bis über Eure Tat berichtet ward<br />
Dem Staat <strong>Venedig</strong>s. - Geht und führt ihn weg!<br />
OTHELLO<br />
Gemach! Nur noch zwei Worte, eh Ihr geht.<br />
Ich tat <strong>Venedig</strong> manchen Dienst, man weiß es;<br />
Nichts mehr da<strong>von</strong>. In Euren Briefen, bitt ich,<br />
Wenn Ihr <strong>von</strong> diesem Unheil Kunde gebt,<br />
Sprecht <strong>von</strong> mir, wie ich bin, verkleinert nichts,<br />
Noch setzt in Bosheit zu. Dann müßt Ihr melden<br />
Von einem, <strong>der</strong> nicht klug, doch zu sehr liebte,<br />
Nicht leicht argwöhnte, doch einmal erregt,<br />
Unendlich raste, einem, dessen Hand,<br />
Dem nie<strong>der</strong>n Juden gleich, die Perle wegwarf,<br />
Mehr wert als all sein Volk; des überwundnes Auge,<br />
Sonst nicht gewöhnt zu schmelzen, sich ergießt<br />
In Tränen, wie Arabiens Bäume taun<br />
Von heilungskräftigem Balsam. Schreibt das alles<br />
Und fügt hinzu, daß in Aleppo, wo<br />
Ein giftiger Türk in hohem Turban einst<br />
'nen Venezianer schlug und schalt den Staat,<br />
Ich den beschnittnen Hund am Hals ergriff<br />
Und traf ihn - so!<br />
(Er ersticht sich.)<br />
LODOVICO<br />
O blutiges Ende!<br />
GRATIANO<br />
Umsonst nun unser Wort.<br />
OTHELLO<br />
Ich küßte dich,<br />
Eh ich dir Tod gab; nun sei dies <strong>der</strong> Schluß:<br />
(indem er auf Desdemona fällt)<br />
Mich selber tötend sterb ich so im Kuß.<br />
CASSIO<br />
Dies fürchtet ich - doch glaubt ihn ohne Waffen -<br />
Denn er war hochgesinnt.<br />
LODOVICO (zu Jago:)<br />
Spartanischer Hund,<br />
Ver<strong>der</strong>blicher als Hunger, Pest und Meer!<br />
Schau dort die tragische Bürde dieses Betts:<br />
Das ist dein Werk. Das Aug erliegt dem Anblick;<br />
Verhüllt ihn. - Ihr, Gratiano, bleibt im Schloß<br />
Und nehmt des <strong>Mohr</strong>en Güter in Beschlag,<br />
Denn Ihr beerbt ihn.<br />
(zu Cassio:)<br />
Euch, Herr Gouverneur<br />
Liegt ob, zu strafen diesen höllischen Schurken:<br />
Die Zeit, <strong>der</strong> Ort, die Marter - o verschärft sie! -<br />
Ich will sogleich an Bord und dem Senat<br />
Mit schwerem Herzen künden schwere Tat.<br />
(Alle gehen ab.)