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Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts

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CASSIO<br />

O gütige Frau,<br />

Was auch aus Michael Cassio werden mag,<br />

Auf immer bleibt er Eurem Dienst ergeben.<br />

DESDEMONA<br />

Ich weiß und dank Euch. Und Ihr liebt den Herrn,<br />

Ihr kennt ihn lange schon; drum seid gewiß,<br />

Er wendet sich nicht ferner <strong>von</strong> Euch ab,<br />

Als ihn die Klugheit zwingt.<br />

CASSIO<br />

Doch, gnädge Frau,<br />

Die Klugheit währt vielleicht so lange Zeit,<br />

Lebt <strong>von</strong> so magrer, wassergleicher Kost,<br />

Erneut vielleicht sich aus dem Zufall so,<br />

Daß, wenn ich fern bin und mein Amt besetzt,<br />

Der Feldherr meine Lieb und Treu vergißt.<br />

DESDEMONA<br />

Das fürchte nimmer; vor Emilien hier<br />

Verbürg ich dir dein Amt; und sei gewiß,<br />

Versprach ich jemand einen Dienst, den leist ich<br />

Bis auf den letzten Punkt. Ich laß ihm keine Ruh.<br />

Ich mach ihn zahm, schwätz ihn aus <strong>der</strong> Geduld,<br />

Sein Tisch und Bett soll Beicht und Schule sein,<br />

In alles, was er vornimmt, meng ich ihm<br />

Cassios Gesuch. Deshalb sei fröhlich, Cassio.<br />

Denn lieber wird dein Anwalt sterben, als<br />

Aufgeben deine Sache.<br />

EMILIA<br />

Gnädige Frau,<br />

Hier kommt <strong>der</strong> Herr.<br />

CASSIO<br />

Ich nehme meinen Abschied.<br />

DESDEMONA<br />

Ei, bleibt und hört mich reden!<br />

CASSIO<br />

Gnädige Frau,<br />

Jetzt nicht, ich bin nicht unbefangen, wenig<br />

Geschickt für meine Absicht.<br />

DESDEMONA<br />

Meinethalb,<br />

Tut nach Belieben!<br />

(Cassio geht. <strong>Othello</strong> und Jago treten auf.)<br />

JAGO<br />

Ha! Das gefällt mir nicht!<br />

OTHELLO<br />

Was sagst du da?<br />

JAGO<br />

Nichts, gnädger Herr; doch wenn - ich weiß nicht, was<br />

OTHELLO<br />

War das nicht Cassio, <strong>der</strong> mein Weib verließ?<br />

JAGO<br />

Cassio, Genral? Gewiß, ich dächt es nicht,<br />

Daß er wie schuldbewußt wegschleichen würde,<br />

Da er Euch kommen sieht.<br />

OTHELLO<br />

Ich glaub, er wars.<br />

DESDEMONA<br />

Ei sieh, mein lieber Herr! -<br />

Soeben sprach ein Bitten<strong>der</strong> mit mir,<br />

Ein Mann, durch dein Mißfallen ganz entmutigt.<br />

OTHELLO<br />

Wer ist es, den du meinst?<br />

DESDEMONA<br />

Nun, deinen Leutnant Cassio. Teurer Freund,<br />

Hat meine Liebe Kraft, dich zu bewegen,<br />

Dann augenblicks versöhne dich mit ihm!<br />

Ist er nicht einer, <strong>der</strong> dich wahrhaft liebt,<br />

Aus Übereilung fehlt' und nicht aus Vorsatz,<br />

Versteh ich schlecht mich auf ein ehrlich Auge.<br />

Bitte, ruf ihn zurück!<br />

OTHELLO<br />

Ging er jetzt fort?<br />

DESDEMONA<br />

Ja, wahrlich, so gebeugt,<br />

Daß er ein Teil <strong>von</strong> seinem Gram mir ließ,<br />

Mit ihm zu leiden. Liebster, ruf ihn wie<strong>der</strong>!<br />

OTHELLO<br />

Jetzt nicht, geliebtes Herz, ein an<strong>der</strong>mal.<br />

DESDEMONA<br />

Doch bald?<br />

OTHELLO<br />

Sobald als möglich, deinethalb.<br />

DESDEMONA<br />

Zum Abendessen denn.<br />

OTHELLO<br />

Nein, heute nicht.<br />

DESDEMONA<br />

Zu morgen mittag dann?<br />

OTHELLO<br />

Ich speise nicht zu Haus;<br />

Die Offiziere luden mich zur Festung.<br />

DESDEMONA<br />

Nun, morgen abend? O<strong>der</strong> Dienstag morgen,<br />

Zu Mittag o<strong>der</strong> Abend - Mittwoch früh?<br />

O nenne mir die Zeit, doch laß es höchstens<br />

Drei Tage sein! Gewiß, es reut ihn sehr;<br />

Und sein Vergehn, nach unsrer schlichten Einsicht,<br />

Wiewohl <strong>der</strong> Krieg ein Beispiel for<strong>der</strong>t, sagt man,<br />

Am Besten selbst, ist nur ein Fehl, geeignet<br />

Für heimlichen Verweis. Wann darf er kommen?<br />

Sprich doch, <strong>Othello</strong>; ich weiß wirklich nicht,<br />

Was du mich bitten könntest, das ich weigert'<br />

Und ständ so zögernd nur. Ei, Michael Cassio,<br />

Der für dich warb, und manches liebe Mal,<br />

Wenn ich <strong>von</strong> dir nicht immer günstig sprach,<br />

Dich treu verfocht, den kostets so viel Müh<br />

Dir zu versöhnen? Glaubs, ich täte viel -<br />

OTHELLO<br />

Ich bitt dich, laß! Er komme, wann er will;<br />

Ich will dir nichts versagen.

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