Othello, der Mohr von Venedig - act-n-arts
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OTHELLO<br />
O nein, sein Mund ist stumm;<br />
Der treue Jago hat dafür gesorgt.<br />
DESDEMONA<br />
Oh, meine Furcht erklärt das. Wie? Er tot?<br />
OTHELLO<br />
Ob jedes Haar ein Leben war, mein Grimm<br />
Verschlang sie alle.<br />
DESDEMONA<br />
O Gott! Er ist verleumdet, ich verloren!<br />
OTHELLO<br />
Ha, Metze! Weinst um ihn vor meinen Augen?<br />
DESDEMONA<br />
Verstoße mich! O töte mich nur nicht!<br />
OTHELLO<br />
Nie<strong>der</strong> mit dir, Metze!<br />
DESDEMONA<br />
Töte mich morgen, laß mich heut noch leben!<br />
OTHELLO<br />
Kein Sträuben!<br />
DESDEMONA<br />
Nur ein Stündchen!<br />
OTHELLO<br />
Ists geschehn,<br />
Gibt es kein Zau<strong>der</strong>n mehr.<br />
DESDEMONA<br />
Nur, bis ich noch gebetet!<br />
OTHELLO<br />
(Er erstickt sie.)<br />
's ist zu spät.<br />
EMILIA (draußen)<br />
Mein gnädiger Herr! He! Holla! Gnädiger Herr!<br />
OTHELLO<br />
Was für ein Lärm? Nicht tot? Noch nicht ganz tot?<br />
Ich bin zwar grausam, aber doch barmherzig;<br />
Nicht möcht ich dir verlängern deine Qual.<br />
(Ersticht sie mit dem Dolch.)<br />
So, so.<br />
EMILIA (draußen)<br />
He, holla! Gnädiger Herr!<br />
OTHELLO<br />
Wer da?<br />
EMILIA (draußen)<br />
O bester Herr, nur auf ein Wort mit Euch!<br />
OTHELLO<br />
Ja! 's ist Emilia. - Gleich! - Jetzt ist sie tot.<br />
Gewiß, sie kommt und meldet Cassios Tod;<br />
Der Lärm war groß. - Ha! Regst du dich nicht mehr?<br />
Still, wie das Grab. - Darf sie herein? Wärs gut?<br />
Mir deucht, sie rührt sich. - Nein. - Was ist das Beste?<br />
Kommt sie, wird sie nach meinem Weibe fragen -<br />
Mein Weib! Mein Weib! Welch Weib? Ich hab kein Weib!<br />
O unerträglich! O furchtbare Stunde!<br />
Nun, dächt ich, müßt ein groß Verfinstern sein<br />
An Sonn und Mond und die erschreckte Erde<br />
Sich auftun vor Entsetzen.<br />
EMILIA (draußen)<br />
Ich bitt Euch dringend, gönnt mir nur ein Wort,<br />
O bester Herr!<br />
OTHELLO<br />
Oh, ich vergaß dich. Komm herein, Emilia!<br />
Sacht - gleich, sogleich! - Ich zieh den Vorhang zu. -<br />
Wo kommst du her?<br />
(Er schließt die Tür auf. Emilia tritt herein.)<br />
Was hast du mir zu sagen?<br />
EMILIA<br />
O lieber Herr, ein sündiger Mord geschah.<br />
OTHELLO<br />
Wie, jetzt?<br />
EMILIA<br />
Jetzt eben, Herr.<br />
OTHELLO<br />
Das hat wahrhaftig nur <strong>der</strong> Mond verschuldet;<br />
Er kommt <strong>der</strong> Erde näher, als er pflegt,<br />
Und macht die Menschen rasend.<br />
EMILIA<br />
Cassio, Herr,<br />
Bracht einen jungen Venezianer um,<br />
Genannt Rodrigo.<br />
OTHELLO<br />
Was! Rodrigo tot?<br />
Und Cassio tot!<br />
EMILIA<br />
Nein, Cassio ist nicht tot.<br />
OTHELLO<br />
Cassio nicht tot? Dann klingt <strong>der</strong> Mord verstimmt,<br />
Und rauh die süße Rache.<br />
DESDEMONA<br />
O ungerechter Mord!<br />
EMILIA<br />
OTHELLO<br />
Das? Was?<br />
Gott! Welch ein Schrei war das?<br />
EMILIA<br />
O heiliger Gott! Die Stimme meiner Herrin!<br />
Helft, helft, o helft! O Teure, sprecht noch einmal!<br />
O Desdemona, süße Herrin, sprecht!<br />
DESDEMONA<br />
Ich sterbe schuldlos.<br />
EMILIA<br />
Vollbracht?<br />
Oh! Wer hat die Tat<br />
DESDEMONA<br />
Niemand - ich selber - lebe wohl!