8. FREITAGSKONZERT Beethovenhalle - Beethoven Orchester Bonn
8. FREITAGSKONZERT Beethovenhalle - Beethoven Orchester Bonn
8. FREITAGSKONZERT Beethovenhalle - Beethoven Orchester Bonn
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
Sekundschritten wird die Grundtonart c-Moll allenfalls<br />
berührt, aber nicht erreicht. Diese hörbare Schwebung birgt<br />
die „Gefahr“ der Auflösung funktionaler Beziehungen<br />
zwischen den Akkorden. Das vertraute Spannungs- und<br />
harmonische Auflösungsmoment zwischen Dominante und<br />
schließender Tonika entfällt. Stattdessen bricht nach den<br />
ersten zarten 22 Einleitungstakten die Wiederholung des<br />
Themas im Fortissimo auf.<br />
Die Instrumentierung bildet eine Klammer um extreme Tiefen<br />
und extreme Höhen, einen Kontrast zwischen Streichern und<br />
Bläsern, ein stetes Wechselspiel. Motive, die mit melodischer<br />
Erfindung wenig gemein haben, reihen sich zu unendlichen<br />
Ketten aneinander, werden vom umfangreichen Blechbläser-<br />
satz zur Höhepunktbildung dynamisch verstärkt und brechen<br />
plötzlich ab. Nach Steinbeck „werden Bruckners berühmte<br />
Höhepunktballungen und -durchbrüche zum ebenso akustisch<br />
wie formal und strukturell herausragenden Ereignis.“<br />
Im zweiten Satz, einem Scherzo, kehrt das derb stampfende<br />
und robuste Grundthema, das die tiefen Streicher im dritten<br />
Takt vorstellen, beständig in verschiedenen Stimmgruppen<br />
wieder, mal in seiner Reinform, mal in seiner Umkehrung, mal<br />
abgesetzt, mal gebunden, mal laut, mal leise. Dazwischen<br />
steht ein lyrisches Trio, in dem die Harfen zum Einsatz<br />
kommen und die Streicher bisweilen wie bei Mendelssohn<br />
flimmern.<br />
„Feierlich langsam, doch nicht schleppend“ ist der dritte Satz<br />
überschrieben, ein fast halbstündiges Adagio. In aller Ruhe<br />
erhält jeder melodische Einfall Raum und Zeit zur Entfaltung.<br />
Im Unterschied zum Kopfsatz geht es weniger um Themen als<br />
vielmehr um harmonisches Fortspinnen, nicht immer bruchlos,