vorliegende Fachheft
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P E R S P E K T I V E N Z U R K O M M U N A L E N J U G E N D H I L F E
Vernachlässigung von Kindern frühzeitig erkennen!<br />
Bereits mit dem <strong>Fachheft</strong> Nr. 5 der Perspektiven zur kommunalen<br />
Jugendhilfe „Riskante Kindheit - Kindesmisshandlung frühzeitig erkennen“<br />
wurde dieses zentrale Thema der Jugendhilfe aufgegriffen. Im<br />
aktuellen Heft geht es nun um die häufigste Form der Kindesmisshandlung<br />
- die Vernachlässigung. Die Fachleute sind sich einig, dass im<br />
beruflichen Alltag der Jugendämter Kindesmisshandlung vor allem als<br />
Vernachlässigung vorliegt. Das überrascht mitunter den Laien, veröffentlichen<br />
doch die Medien vor allem besonders gravierende Fälle von<br />
Misshandlung und sexuellem Missbrauch. In einer großen Erhebung in<br />
deutschen Jugendämtern kommt Johannes Münder unter anderem 1 zu<br />
dem Schluss, dass mindestens jeder zweite Fall von Kindesmisshandlung<br />
eine Vernachlässigung darstellt. Im Unterschied zur aktiven<br />
Gewalttätigkeit von Eltern, liegt in diesen Fällen eher ein Unterlassen<br />
vor. Die Kinder erhalten von ihren wichtigsten Bezugs- und Bindungspersonen<br />
nicht das, was für eine gesunde Entwicklung notwendig ist.<br />
In vielen Fällen geht die Kindesvernachlässigung mit psychischer Erkrankung<br />
oder Suchterkrankung eines oder beider Elternteile einher.<br />
Damit wird schon deutlich, dass eine Hilfe in Kooperation von Jugend-<br />
und Gesundheitshilfe erfolgen muss.<br />
Ein weiteres Merkmal der Vernachlässigung ist die oftmals schleichende<br />
Entwicklung elterlichen Unterlassens bis hin zu manifester Kindeswohlgefährdung.<br />
Das erfordert höchste Aufmerksamkeit nicht nur der Jugendämter,<br />
sondern aller Personen, die mit den Kindern zusammen<br />
kommen.<br />
Das Amt für Jugend und Familie hatte daher der Arbeitsgemeinschaft<br />
„Gegen Gewalt an Kindern“ (AGGGK) Regensburg die Aufgabe übertragen,<br />
ein Fortbildungskonzept zum Thema Kindesvernachlässigung für<br />
die Fachkräfte der Kindertagesstätten zu entwickeln und durchzuführen.<br />
Die Fortbildung informiert die Fachkräfte über Abläufe und Folgen von<br />
Vernachlässigung und die Aufgaben der Jugendhilfe. Sie sensibilisiert<br />
die Erzieherinnen für entsprechende Risikofamilien und sie bietet Hilfen<br />
für das Handeln in konkreten Fällen.<br />
Das Curriculum der Fortbildung wird in dieser Arbeit vorgestellt und<br />
ebenso die Evaluation der bereits durchgeführten Fortbildungen. Die<br />
Evaluation scheint uns bei dieser Thematik besonders wichtig zu sein,<br />
um den Erfolg der Fortbildung zu sichern. Ein zentrales Ergebnis vorweg:<br />
Aus der Sicht der Fachkräfte in den Kindertagesstätten ist die<br />
Fortbildung ein voller Erfolg!<br />
Wolfgang Buchholz-Graf Günter Tischler<br />
1 Münder, J. u. a. (2000). Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz. Münster:<br />
Votum
Anita Scheitinger Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_______________________________________________________________________<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Buchholz-Graf, Wolfgang / Tischler, Günter<br />
Vorwort ...............................................................................................5<br />
01. EINLEITUNG ..............................................................................6<br />
02. INFORMATIONEN ZUR VERNACHLÄSSIGUNG .....................7<br />
02.1 Definition .....................................................................................7<br />
02.2 Zur Lebensrealität vernachlässigter Kinder .................................8<br />
02.3 Was sind kindliche Lebensbedürfnisse? .....................................9<br />
02.4 Vernachlässigung in Zahlen ......................................................11<br />
02.5 Zu den Ursachen von Vernachlässigung ..................................11<br />
02.6 Zu den Folgen von Kindesvernachlässigung ............................13<br />
02.7 Zum Handlungsfeld der Jugendhilfe .........................................14<br />
02.8 Zur Prävention ..........................................................................17<br />
03. INHALT DES FORTBILDUNGSKONZEPTS ...........................20<br />
03.1 Aufbau und Ziele der Fortbildung ..............................................20<br />
03.2 Ablauf und Ergebnisse der Fortbildung .....................................21<br />
04. ZIELSETZUNG UND METHODIK DER UNTERSUCHUNG ....44<br />
04.1 Untersuchungsgegenstand und Ziele .......................................44<br />
04.2 Stichprobe und Untersuchungszeitraum ...................................45<br />
04.3 Instrumente zur Datenerhebung ...............................................46<br />
05. AUSWERTUNG DER ERHEBUNGSDATEN ...........................47<br />
05.1 Auswertung der schriftlichen Befragung ...................................47<br />
05.2 Auswertung der Gruppendiskussion ..........................................56<br />
05.3 Zusammenfassung der Ergebnisse ..........................................65<br />
06. ENDERGEBNISSE DER EVALUATION ..................................67<br />
07. SCHLUSSFOLGERUNG - KONSEQUENZEN ........................70<br />
08. ABBILDUNGEN ........................................................................74<br />
09. Literaturverzeichnis ................................................................74<br />
10. ANHANG ..................................................................................77<br />
Inhaltsangabe<br />
5
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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VERNACHLÄSSIGUNG FRÜHZEITIG ERKENNEN<br />
EVALUATION EINES FORTBILDUNGSKONZEPTES<br />
FÜR PÄDAGOGISCHE FACHKRÄFTE IM VORSCHULBEREICH<br />
1. EINLEITUNG<br />
- ANITA SCHEITINGER -<br />
Obwohl die Vernachlässigung die häufigste Form der Kindesmisshandlung<br />
ist, war bis vor wenigen Jahren diese Thematik in der fachöffentlichen<br />
Diskussion eher randständig. So diagnostizierten Deegener<br />
und Körner noch im Jahr 2005 für Deutschland eine Vernachlässigung<br />
der Vernachlässigung. In jüngster Vergangenheit wird der Vernachlässigungsthematik<br />
jedoch mehr Aufmerksamkeit zuteil. Ein wichtiger Hintergrund<br />
für die veränderte fachöffentliche Wahrnehmung sind die neuen<br />
gesetzlichen Regelungen des § 8a SGB VIII. Unter dem Stichwort „Besserer<br />
Schutz für Kinder vor Gefahren für ihr Wohl“ zielt der Gesetzgeber<br />
mit dem § 8a darauf ab, den Kinderschutz als Aufgabe der öffentlichen<br />
und freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe ausführlicher festzulegen<br />
(Jordan, 2006). Ein wesentlicher Aspekt, den der neue § 8a bei Kindeswohlgefährdung<br />
fordert, ist die Zusammenarbeit von öffentlichen und<br />
freien Trägern. Er erweitert gleichzeitig seinen Geltungsbereich auf alle<br />
Dienste und Einrichtungen, die Leistungen nach dem SGB VIII erbringen<br />
(Johns, 2006). Daraus ergibt sich eine besondere Herausforderung für<br />
freie Träger. Während der Sozialpädagogische Fachdienst (SPFD) des<br />
Jugendamtes ständig mit Grenzsituationen konfrontiert ist und sich im<br />
steten Spannungsfeld von Hilfe und Eingriff bewegen muss, ist es für<br />
Träger anderer Arbeitsbereiche wie Kindertagesstätten, Krippen, Jugendarbeit<br />
etc. viel schwieriger, einen Zugang zum Gefährdungsbegriff<br />
zu bekommen (Schone, 2006). Daher ist es notwendig, dass zum einen<br />
der SPFD seinen Auftrag und seine Arbeitsweise bekannt und transparent<br />
macht und zum anderen Fachkräfte anderer Arbeitsbereiche sich<br />
der Thematik Kindeswohlgefährdung stellen.<br />
Diese Daueraufgabe des Amtes für Jugend und Familie Regensburg liefert<br />
die Vorlage für den Auftrag an die Arbeitsgemeinschaft „Gegen Gewalt<br />
an Kindern“ (AGGGK) Regensburg, ein Fortbildungskonzept zum<br />
Thema Kindesvernachlässigung für die Fachkräfte in Kindertagesstätten<br />
zu entwickeln und durchzuführen. In Zusammenarbeit mit der Hochschu-<br />
6 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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le Regensburg wurde die Fortbildung evaluiert. Darüber berichtet dieses<br />
<strong>Fachheft</strong>.<br />
Zunächst werden noch einmal einige wichtige Informationen zum Thema<br />
Vernachlässigung gegeben. Im folgenden Teil wird das curriculare Konzept<br />
der Fortbildung dargestellt. Schließlich werden die Ergebnisse der<br />
Evaluation berichtet.<br />
Um den Lesefluss zu fördern, wird bei Begriffen und Bezeichnungen, die<br />
sowohl weiblicher als auch männlicher Natur sein können, die weibliche<br />
Form verwendet. Selbstverständlich sind damit beide Geschlechter gemeint.<br />
2. INFORMATIONEN ZUR VERNACHLÄSSIGUNG<br />
2.1 Definition von Vernachlässigung<br />
Eine allgemeingültige Definition von Vernachlässigung gibt es nicht. Jede<br />
Definition stellt eine soziale Sinnkonstruktion dar, diese beinhaltet<br />
Werturteile und diese wiederum unterliegen historischen Veränderungen.<br />
Deegener und Körner (2005) definieren Vernachlässigung als:<br />
„die ausgeprägte, das heißt andauernde oder wiederholte Beeinträchtigung<br />
oder Schädigung der Entwicklung von Kindern durch die sorgeberechtigten<br />
und -verpflichteten Personen aufgrund unzureichender Pflege<br />
und Kleidung, mangelnder Ernährung und gesundheitlicher Fürsorge, zu<br />
geringer Beaufsichtigung und Zuwendung, nachlässigem Schutz vor Gefahren<br />
sowie nicht hinreichender Anregung von Förderung motorischer,<br />
geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten“ (S. 83).<br />
Eine weitere Definition gibt die AGGGK (2007):<br />
„Vernachlässigung ist ein andauerndes oder wiederholtes Unterlassen<br />
fürsorglichen Handelns sorgeverantwortlicher Personen, bzw. ein Unterlassen<br />
der Beauftragung geeigneter Dritter mit einem solchen Handeln,<br />
das für einen einsichtigen Dritten vorhersehbar zu erheblichen Beeinträchtigungen<br />
der physischen und/oder psychischen Entwicklung des<br />
Kindes führt, oder vorhersehbar ein hohes Risiko solcher Folgen beinhaltet.“<br />
(2007, S. 6)<br />
Oft werden die Begriffe Kindesvernachlässigung und -misshandlung mit<br />
dem Begriff Kindeswohlgefährdung gleichgesetzt. Dies ist aber nicht zu-<br />
Informationen zur Vernachlässigung 7
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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lässig, denn viele Formen der Misshandlungen und Vernachlässigung<br />
von Kindern (körperliche Härte, mangelnde Versorgung usw.) müssen<br />
zwar unbedingt vom Jugendamt im Rahmen der Hilfen zur Erziehung<br />
abgewendet werden, sie erreichen aber nicht in jedem Fall das rechtliche<br />
Niveau einer Kindeswohlgefährdung, das einen gerichtlichen Eingriff in<br />
die elterliche Sorge verlangt.<br />
Gellert (2007) grenzt die Begriffe Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung<br />
folgendermaßen voneinander ab:<br />
Kindesmisshandlung: Der Begriff bezeichnet Verletzungen, die dem<br />
Kind aktiv zugeführt worden sind. Diese können sowohl körperlicher als<br />
auch seelischer Art sein. Bei Tätern handelt es sich dabei oft um keinen<br />
definierten Personenkreis.<br />
Vernachlässigung: Vernachlässigung bedeutet, dass bestimmte Versorgungsleistungen<br />
materieller, emotionaler oder kognitiver Art über längere<br />
Zeit ausbleiben. Bei vernachlässigenden Handlungen sind es immer<br />
die sorgeverantwortlichen Personen, die als Täter angesehen werden.<br />
2.2 Zur Lebensrealität vernachlässigter Kinder<br />
Die Lebensrealität vernachlässigter Kinder ist bestimmt von chronischer<br />
Unterernährung, unzulänglicher Bekleidung, mangelnder Versorgung<br />
und Pflege, fehlender Gesundheitsfürsorge, unbehandelten Krankheiten<br />
und gesteigerten Unfallgefahren. Diese Kinder wachsen ohne die nötige<br />
Versorgung, Betreuung, Zuwendung und Anregung auf. Die Erfahrungen<br />
in der Kindheit wirken sich lebenslänglich auf die Entwicklung der Kinder<br />
aus und beeinflussen ihr Sozial-, Bindungs- und Leistungsverhalten<br />
nachhaltig. Vernachlässigende Handlungen geschehen meist durch<br />
Nichtwissen, Überforderung oder die Unfähigkeit, angemessen auf die<br />
Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können.<br />
Die Gesellschaft schreibt fast ausschließlich den Müttern die Aufgaben<br />
zur Versorgung, Betreuung und Erziehung von kleinen Kindern zu (vgl.<br />
AGGGK, 2007). Eben deshalb sind es auch die Mütter, die es oft nicht<br />
schaffen, die von ihnen erwarteten Aufgaben zur Versorgung und Erziehung<br />
ihrer Kinder erbringen zu können. Obwohl Väter vor dem Gesetz<br />
8 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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gleichermaßen sorgeverpflichtet sind, sind sie nicht im Blickfeld der Gesellschaft.<br />
Durch ihre Abwesenheit entziehen sie sich sowohl der Verantwortung<br />
und gleichzeitig auch dem Vorwurf der Kindesvernachlässigung.<br />
Mütter sind somit oft die Letzten, die überhaupt noch Verantwortung<br />
übernehmen, selbst wenn sie diese nicht wirklich tragen können.<br />
Und so werden sie aufgrund der (wenn auch nicht gelingenden) Verantwortungsübernahme<br />
überhaupt erst als Vernachlässigerinnen definiert<br />
(vgl. Schone, Ginzel, Jordan, Kalscheuer, Münder, 1997).<br />
Ein weiterer Aspekt in der Betrachtung von Vernachlässigung ist die Unterscheidung<br />
zwischen einer aktiven und passiven Form. Aktive Vernachlässigung<br />
liegt z.B. dann vor, wenn die sorgeberechtigte Person das<br />
Bedürfnis des Kindes nach Nahrung, Schutz oder Körperhygiene verweigert.<br />
Die passive Vernachlässigung ist eine Folge von mangelnder Einsicht,<br />
Nichterkennen von Bedürfnissen des Kindes oder unzulänglicher Handlungskompetenz<br />
der sorgeverantwortlichen Personen.<br />
Eine scharfe Trennung zwischen aktiver und passiver Vernachlässigung<br />
ist jedoch nicht immer möglich (vgl. AGGGK, 2007). Dennoch erweist<br />
sich diese Unterscheidung für die Praxis als bedeutend. Eine Grundvoraussetzung,<br />
der passiven Form von Kindesvernachlässigung entgegenwirken<br />
zu können, ist es, dass Eltern überhaupt über Entwicklungsaufgaben<br />
und Lebensbedürfnisse der Kinder in den verschiedenen Altersstufen<br />
Bescheid wissen, um diesen gerecht werden zu können.<br />
2.3 Was sind kindliche Lebensbedürfnisse?<br />
Die wesentliche Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung<br />
wird in der Erfüllung der kindlichen Grundbedürfnisse<br />
gesehen. Wissenschaftliche Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie<br />
gehen von drei basalen kindlichen bzw. menschlichen Grundbedürfnissen<br />
aus: Das Bedürfnis nach Existenz („existence“), nach sozialer Bindung<br />
und Verbundenheit („relatedness“) und nach Wachstum („growth“).<br />
Obwohl diese drei Bedürfnisse eng miteinander in Verbindung stehen,<br />
kann ihnen in den verschiedenen Entwicklungsstadien eines Kindes unterschiedliche<br />
Bedeutung zukommen (vgl. Werner, 2007).<br />
Informationen zur Vernachlässigung 9
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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In Anlehnung an die Bedürfnispyramide nach Maslow konkretisiert die<br />
AGGGK Regensburg die elementaren Bedürfnisse Kinder wie folgt:<br />
Körperliche Bedürfnisse wie Nahrung, Wach-Ruhe-Rhythmus,<br />
Zärtlichkeit; Körperkontakt<br />
Schutzbedürfnisse wie Schutz vor Gefahren und Krankheiten<br />
Bedürfnisse nach einfühlendem Verständnis und sozialer Bindung;<br />
dazu gehören u. a. Dialog und Verständnis, Zugehörigkeit<br />
Bedürfnisse nach Wertschätzung: bedingungslose Anerkennung<br />
als seelisch und körperlich wertvoller Mensch, seelische Zärtlichkeit<br />
Bedürfnisse nach Anregung, Spiel und Leistung; darunter versteht<br />
man beispielsweise Förderung der natürlichen Neugierde, Anregung<br />
und Anforderung<br />
Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung: Unterstützung bei der Bewältigung<br />
von Lebensängsten, Entwicklung eines Selbstkonzeptes<br />
Abb. 1: Grundbedürfnisse einer gesunden seelisch-körperlichen Entwicklung<br />
10 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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2.4 Vernachlässigung in Zahlen<br />
Genaue Zahlen der Fälle von vernachlässigten Kindern in Deutschland<br />
sind schwer zu finden. Die Stiftung „Bündnis für Kinder - Gegen Gewalt“<br />
in München geht von einer Untergrenze von mindestens 50.000 Kindern<br />
aus, die unter erheblichen Vernachlässigungen leiden. Das Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2007) berichtet,<br />
dass 5 bis 10% aller Kinder unter 6 Jahren unter Vernachlässigung leiden.<br />
Das entspricht einer Anzahl von 250.000 bis 500.000 Kindern.<br />
Durch eine Befragung von Jugendämtern zu Fällen, in denen eine Anrufung<br />
des Familiengerichts erforderlich war, stellte sich in 50% der Fälle<br />
Vernachlässigung als das zentrale Gefährdungsmerkmal heraus, in 65%<br />
der Fälle war Vernachlässigung eins von mehreren Gefährdungsmerkmalen<br />
(vgl. Münder et al., 2000).<br />
Kindesvernachlässigung prägt den Alltag sehr vieler Kinder in Deutschland.<br />
Sie zeigt sich in vielen unterschiedlichen Formen und Aspekten.<br />
Letztendlich handelt es sind um die Grundbedürfnisse der Kinder, die<br />
nicht oder nur unzulänglich befriedigt werden. Worin aber liegen die Ursachen<br />
von Vernachlässigung?<br />
2.5 Zu den Ursachen von Vernachlässigung<br />
Schone et al. (1997) stellen fest, dass sich keine eindeutigen Ursache-<br />
Wirkungs-Zusammenhänge finden lassen, möchte man den Ursachen<br />
von Kindesvernachlässigung auf den Grund gehen. Elemente wie eine<br />
psychische Krise oder soziale Isolation der Familie, wirtschaftliche Krisensituationen<br />
bzw. andere Notlagen, ungünstige Wohnbedingungen<br />
oder das gesellschaftliche Umfeld können beispielsweise die Vernachlässigung<br />
von Kindern bedingen. Risikofamilien sind in erster Linie Familien,<br />
in denen sich mehrere dieser Phänomene häufen. Kindesvernachlässigung<br />
entsteht demnach nicht aus unerwarteten und extremen Belastungssituationen<br />
heraus, sondern entwickelt sich in Familien, die in Belastungssituationen<br />
hineingeraten sind und nicht rechtzeitig angemessene<br />
Lösungsstrategien entwickeln können. Schone et al. (1997) haben<br />
versucht, eine Systematisierung vorzunehmen und dazu die Risikofaktoren<br />
in fünf Ebenen eingeteilt:<br />
finanzielle/materielle Situation<br />
soziale Situation<br />
Informationen zur Vernachlässigung 11
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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familiäre Situation<br />
persönliche Situation der Erziehungspersonen<br />
Situation des Kindes<br />
Diese Faktoren sind in gewisser Weise voneinander unabhängig anzusehen,<br />
wirken jedoch beim Syndrom Vernachlässigung oft unheilvoll zusammen.<br />
Abbildung 2: Risikofaktoren für Vernachlässigung<br />
Schone et al. (1997, S. 33) folgern entsprechend für die Praxis:<br />
„Je geringer die finanziellen und materiellen Ressourcen (materielle Dimension)<br />
und je schwieriger das soziale Umfeld (soziale Dimension) und<br />
je desorganisierter die Familiensituation (familiale Dimension) und je belasteter<br />
und defizitärer die persönliche Situation der erziehenden Eltern/des<br />
erziehenden Elternteils (persönliche Dimension der Erziehungsperson/en)<br />
und je herausfordernder die Situation und das Verhalten des<br />
Kindes (Dimension des Kindes), umso stärker steigt das Risiko, dass<br />
Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kind sich zu massiven Vernachlässigungssituationen<br />
des Kindes verdichten.“<br />
12 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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2.6 Zu den Folgen von Kindesvernachlässigung<br />
„Harte Fakten“ ergeben sich, bezieht man sich in der Beobachtung von<br />
Vernachlässigung auf die „biologischen Primärbedürfnisse“ eines Kindes,<br />
so Schone et al. (1997). Fehlernährung oder unzureichende Ernährung<br />
begründen die entsprechenden feststellbaren Mangelerscheinungen.<br />
Fehlende oder ungenügende Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr<br />
führen bei einem Säugling bereits nach kurzer Zeit zum Tod. Diese eher<br />
naturwissenschaftlich-medizinische Dimension bezieht sich aber nur auf<br />
einen Teilbereich von Vernachlässigung. „Weiche Fakten“, die erst im<br />
bewussten Bezug auf kulturelle Standards und gesellschaftliche Normen<br />
bestimmt werden können, sind auf der Ebene der kindlichen Förderung,<br />
der emotionalen Anregung, des Schutzes usw. zu sehen.<br />
Blum-Maurice (2002) geht davon aus, dass verschiedene Faktoren berücksichtigt<br />
werden müssen, will man einschätzen, wie Vernachlässigung<br />
konkret wirkt:<br />
Alter des Kindes: Je früher das Kind Vernachlässigung erfährt, umso<br />
massiver sind die Folgen.<br />
Dauer der Vernachlässigung: Je länger diese andauert, umso schwerwiegender<br />
wirkt sie.<br />
Häufigkeit bzw. Stärke der Vernachlässigung: Es kommt darauf an,<br />
was dem Kind vorenthalten wird, wie oft und wie lange.<br />
Kompensatorische Beziehungen: Ebenso hängt die Schwere einer<br />
Schädigung davon ab, ob das Kind Beziehungen zu anderen Menschen<br />
hat, z. B. Verwandte, Erzieherin o. a., die neben der Vernachlässigung<br />
auch ein Milieu des Schutzes und der Geborgenheit bieten.<br />
Konstitution des Kindes: So wird ein robustes Kind weniger von Schädigungen<br />
betroffen sein als ein empfindsames schwaches Kind.<br />
Generell kann die Vernachlässigung kindlicher Bedürfnisse auf allen Ebenen<br />
der Entwicklung zu erheblichen Rückständen bis hin zu bleibenden<br />
Schäden führen:<br />
Körperliche Entwicklung: Unter-/Übergewicht, allgem. Krankheitsanfälligkeit,<br />
körperliche Fehlentwicklungen, verzögerte motorische<br />
Entwicklung<br />
Informationen zur Vernachlässigung 13
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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Kognitive Entwicklung: Sprachprobleme, geistige Fehlentwicklung<br />
Psychische Entwicklung: Hyperaktivität, Inaktivität, gestörte Wach-<br />
Schlafphasen, Hospitalismuserscheinungen<br />
Soziale Entwicklung: Fehlentwicklung im Sozialverhalten, Distanzlosigkeit,<br />
Depressionen, Ängste etc. (vgl. Schone, 1997.)<br />
Es ist leicht nachzuvollziehen, dass Kinder bei denen solche Entwicklungsdefizite<br />
umfassend und stark ausgeprägt sind, erheblich eingeschränkt<br />
sind in der Realisierung eines individuell befriedigenden Lebens.<br />
2.7 Zum Handlungsfeld der Jugendhilfe<br />
Förderung und Schutz von Kindern und Jugendlichen ist die Aufgabe der<br />
Jugendhilfe. § 1 Abs. 1 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII)<br />
besagt: „Jeder junge Mensch hat das Recht auf Förderung seiner Entwicklung<br />
und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />
Persönlichkeit.“<br />
Um dieser Leitnorm gerecht zu werden, hat die Kinder- und Jugendhilfe<br />
laut § 1 Absatz 3 SGB VIII den Auftrag:<br />
junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu<br />
fördern,<br />
Eltern und andere Erziehungsberechtigte zu beraten und zu unterstützen,<br />
Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl zu schützen.<br />
Der Jugendhilfe wird mit der Verpflichtung zur Hilfegewährung ein Spagat<br />
abverlangt. Einerseits soll sie nicht zu früh, auch nicht mit zu hoher<br />
Intensität eingreifen, andererseits aber ist sie verpflichtet, die Gefährdung<br />
des Kindeswohls rechtzeitig und effektiv abzuwenden, so Raack<br />
(2007).<br />
14 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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2.7.1 Zu den Änderungen durch das Kinder- und<br />
Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz (KICK)<br />
2005 trat das Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz (KICK) in<br />
Kraft. Mit dem Stichwort „Besserer Schutz für Kinder vor Gefahren für ihr<br />
Wohl“ hat der Gesetzgeber den Paragraphen 8a in das SGB VIII eingefügt,<br />
mit dem Ziel, die Aufgabe des Kinderschutzes zu verdeutlichen:<br />
„Werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung<br />
des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt, so hat es das Gefährdungsrisiko<br />
im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte abzuschätzen.<br />
Dabei sind die Personensorgeberechtigten sowie das Kind oder der Jugendliche<br />
einzubeziehen, soweit hierdurch der wirksame Schutz des<br />
Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird. Hält das Jugendamt<br />
zur Abwendung der Gefährdung die Gewährung von Hilfen für<br />
geeignet und notwendig, so hat es diese den Personensorgeberechtigten<br />
oder den Erziehungsberechtigten anzubieten.“ (§ 8a Abs. 1 SGB VIII)<br />
Diese neue Gesetzesbestimmung bedeutet einen Qualitätssprung insofern,<br />
als nicht mehr nur die Jugendämter zu verbindlichen und geregelten<br />
Verfahren zur Sicherung des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung<br />
zuständig sind. Durch datenschutzrechtliche Zugänge und Möglichkeiten<br />
wird dieser Schutzauftrag auch in den Verantwortungsbereich<br />
der freien Träger weitergegeben (vgl. Jordan, 2006).<br />
„In Vereinbarungen mit den Trägern und Einrichtungen, die Leistungen<br />
nach diesem Buch erbringen, ist sicherzustellen, dass deren Fachkräfte<br />
den Schutzauftrag nach Absatz 1 in entsprechender Weise wahrnehmen<br />
und bei der Abschätzung des Gefährdungsrisikos eine insoweit erfahrene<br />
Fachkraft hinzuziehen. Insbesondere ist die Verpflichtung aufzunehmen,<br />
dass die Fachkräfte bei den Personensorgeberechtigten auf die<br />
Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, wenn sie diese für erforderlich<br />
halten und das Jugendamt informieren, falls die angenommenen Hilfen<br />
nicht ausreichend erscheinen, um die Gefährdung abzuwenden.“ (§ 8a<br />
Abs. 2 SGB VIII)<br />
Dies bringt für die Mitarbeiter von freien Trägern neue Aufgaben mit sich.<br />
Informationen zur Vernachlässigung 15
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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2.7.2 Neue Aufgaben für Mitarbeiter freier Träger<br />
Die Meinung, dass der Schutzauftrag lediglich den Mitarbeiterinnen des<br />
Jugendamts zukommt, war in der Vergangenheit bei den Mitarbeiterinnen<br />
freier Träger keine Seltenheit, so Jordan (2006). Absatz 2 des § 8a<br />
SGB VIII besagt nun eindeutig und unmissverständlich, dass „in Vereinbarung<br />
mit den Trägern von Einrichtungen und Diensten, die Leistungen<br />
nach diesem Buch erbringen, (...) sicherzustellen (ist), dass deren Fachkräfte<br />
den Schutzauftrag nach Absatz 1 in entsprechender Weise wahrnehmen“.<br />
Der Schutzauftrag ist zunächst und unmittelbar auf den Personenkreis<br />
der Kinder und Jugendlichen bezogen, die vom Dienst oder in einer Einrichtung<br />
betreut werden. Es kann aber auch vorkommen, dass das betreute<br />
Kind, zum Beispiel im Kindergarten über ihre Geschwister oder<br />
Nachbarskinder Dinge erzählt, woraus sich Rückschlüsse auf Kindeswohl<br />
gefährdende Zusammenhänge ziehen lassen. Der Prüfauftrag des<br />
§ 8a gebietet zunächst die Plausibilität der Aussagen zu prüfen, ohne<br />
allerdings auf eigene Faust zu recherchieren. Im Team soll beraten werden,<br />
ob erhaltene Informationen glaubwürdig sind und tatsächlich auf eine<br />
Gefährdung hindeuten. Ist das der Fall, ist zu überlegen, ob Gespräche<br />
mit Betroffenen möglich und auch sinnvoll sind oder ob das Jugendamt<br />
zu informieren ist, damit dieses gegebenenfalls gemäß § 8a Abs. 1<br />
SGB VIII tätig werden kann.<br />
2.7.3 Vernetzung und Kooperation<br />
Kalscheuer und Schone (2007) weisen deutlich darauf hin, dass es im<br />
Feld der Vernachlässigung keine monoprofessionellen Handlungs- und<br />
Lösungskonzepte geben darf, da Hilfe für Vernachlässigungsfamilien nur<br />
wirksam sein kann, wenn alle Faktoren gleichermaßen berücksichtigt<br />
werden. Das verlangt, dass das Hilfesystem frühzeitig einsetzen und koordiniert<br />
ablaufen muss. Das wiederum setzt eine Vernetzung und Kooperation<br />
aller Fachkräfte voraus, die mit der betroffenen Familie arbeiten.<br />
Nach der Meinung der Autoren ist es Aufgabe des örtlichen Jugendamtes,<br />
insbesondere des Sozialpädagogischen Fachdienstes (SPFD),<br />
ein Vernetzungsmanagement zwischen Jugendhilfe, Sozialhilfe, Medizin/Gesundheitswesen<br />
und Justiz zu erbringen. An dieser Stelle sei auf<br />
den Beitrag „Kindesvernachlässigung: Vernetzung und Kooperation zwi-<br />
16 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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schen Jugendhilfe und anderen Disziplinen“ in „Die vergessenen Kinder“<br />
von Zenz et al. (2002, S. 163-171) verwiesen.<br />
2.8 Zur Prävention<br />
Aufschlussreich für die Präventionsarbeit ist auch ein Ergebnis internationaler<br />
Forschungen. Es hat sich gezeigt, dass bei einem erheblichen<br />
Anteil der später bekannt werdenden Fälle von Vernachlässigung bereits<br />
um die Zeit der Geburt mehrere Belastungen und Risiken vorlagen. An<br />
dieser Stelle sei nochmals betont, dass das nicht automatisch heißt,<br />
dass Eltern mit Belastungen und Risiken zwangsläufig ihre Kinder vernachlässigen<br />
(vgl. Kindler, 2006). In den letzten Jahren haben sich internationale<br />
Übersichtsarbeiten, so Kindler (2007), mit der Wirksamkeit verschiedener<br />
ambulanter Interventionskonzepte beschäftigt. Dabei wurden<br />
folgende Merkmale identifiziert, die einen Interventionsansatz als wirksam<br />
auszeichnen:<br />
eine lebensweltnahe Arbeitsweise<br />
eine Interventionsdauer von deutlich mehr als einem halben Jahr<br />
eine alltagsnahe, detaillierte und geplante Anleitung und Unterstützung<br />
der Eltern bei der Versorgung und Erziehung ihrer Kinder<br />
eine von vornherein eingeplante Möglichkeit der angemessenen<br />
Ergänzung der Hilfe durch weitere Dienste (z.B. Bereitschaftspflege<br />
in Krisensituationen, Suchtberatung usw.)<br />
Im Folgenden sollen beispielhaft Möglichkeiten der Prävention aufgegriffen<br />
und kurz erläutert werden. Es handelt sich um ausgewählte Beispiele,<br />
die bereits Anwendung finden.<br />
2.8.1 Familienhebammen<br />
Ein Projekt, das in der Regel bei der Betreuung von Familien in sozialen<br />
Brennpunkten ansetzt, sind die Familienhebammen. Eine Familienhebamme<br />
betreut die Familie und kümmert sich über die Geburtsvorbereitung,<br />
Geburtsbegleitung und Nachsorge hinaus auch um die psychosozialen<br />
Rahmenbedingungen von Schwangerschaft und Geburt. Frauen<br />
Informationen zur Vernachlässigung 17
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
mit materiellen, medizinischen und/oder psychosozialen Risiken sollen<br />
so frühzeitig in der Schwangerschaft erreicht werden und wenn nötig bis<br />
maximal zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes betreut werden.<br />
Ziel ist es weiter, alle Fachkräfte, die an der Versorgung und Unterstützung<br />
der Familie beteiligt sind, zu vernetzen und zu koordinieren. Die<br />
Arbeitsweise der Familienhebammen schafft einen Brückenschlag zwischen<br />
den Arbeitsfeldern des Gesundheitswesens und der Jugendhilfe,<br />
da dieser Ansatz nicht nur die Schwangerschaft und die Geburt als Gegenstand<br />
der Hilfe sieht, sondern auch die familiäre und soziale Situation<br />
der Familie (vgl. Schone, 2007).<br />
2.8.2 Soziale Frühwarnsysteme<br />
Soziale Frühwarnsysteme zielen darauf ab, frühzeitig Probleme in unterschiedlichen<br />
Lebenslagen von Familien zu erkennen. Dazu werden Sensoren<br />
und Indikatoren ermittelt, welche anzeigen, wann die Lebenssituation<br />
von Kindern und ihren Familien riskant ist. Dann werden ihnen niederschwellige<br />
Hilfen zugänglich gemacht. Die systematische Herangehensweise<br />
bei sozialen Frühwarnsystemen geht über die klassische<br />
Präventionsarbeit hinaus. Kein neuer spezialisierter Dienst soll entwickelt<br />
werden, vielmehr sollen die vor Ort bestehenden Handlungskompetenzen<br />
produktiv zusammengeführt werden und so die Qualität, die Effektivität<br />
und Effizienz durch die Kooperation aller beteiligten Fachkräfte und<br />
Einrichtungen verbessert werden (vgl. Hensen, 2005).<br />
2.8.3 Verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen<br />
In jüngster Zeit wird die Nutzung der medizinischen Vorsorgeuntersuchung<br />
zur Prävention von Vernachlässigung verstärkt diskutiert. „Immerhin<br />
mehr als 20% der Vorschulkinder werden nicht zu den Vorsorguntersuchungen<br />
vorgestellt.“ (Schubert et al. zitiert nach Ziegenhain, 2007, S.<br />
124) Da eben gerade vernachlässigende Familien dazu tendieren, Vorsorgeuntersuchungen<br />
auszulassen, wird in einigen Bundesländern diskutiert,<br />
eine Pflichtuntersuchung zum Entwicklungs- und Gesundheitsstand<br />
als Voraussetzung für den Besuch eines Kindergartens einzuführen;<br />
so geschehen bereits im Saarland und in Hessen. Der Nutzen hängt<br />
aber von der Sensitivität der Untersuchungsmethode ab, Anzeichen für<br />
Vernachlässigung zu erkennen, sowie von der Kompetenz des untersuchenden<br />
Arztes. An ihm ist es, im Fall auffälliger Befunde geeignete<br />
18 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Schritte zur Abwendung von Kindeswohlgefährdung einzuleiten (vgl.<br />
Ziegenhain, 2007).<br />
2.8.4 Früherkennung von Vernachlässigung im Kindergarten,<br />
Kinderhorten und Schulen in Regensburg<br />
Immer wichtiger erweist sich der Aspekt der Vernetzung und Kooperation<br />
(oder anders ausgedrückt, das Zusammenspiel von Hilfspersonen und<br />
der mit der Hilfe befassten Institutionen) für die Effektivität präventiver<br />
und intervenierender Hilfen. Die AGGGK setzt derzeit den Schwerpunkt<br />
ihrer Arbeit auf die Frühprävention von Vernachlässigung bei Kindern im<br />
Kindergarten- und Grundschulalter.<br />
In Regensburg besuchen 98% der Drei- bis Fünfjährigen eine Kindertagesstätte<br />
oder einen Kindergarten und alle Kinder eine öffentliche oder<br />
private Schule. Ein Teil der Grundschulkinder, ca. 20%, besucht zusätzlich<br />
Einrichtungen der Nachmittagsbetreuung. Entsprechend erreicht das<br />
pädagogische Personal dieser Einrichtungen nahezu lückenlos alle Kinder<br />
im Alter von drei bis zehn Jahren und ist durch den umfassenden<br />
Zugang prädestiniert als Multiplikatorengruppe. Basierend auf dieser<br />
Tatsache hat die AGGGK ein Maßnahmenpaket entwickelt, durch das<br />
diese Gruppe der Multiplikatorinnen erreicht werden und in ihrem<br />
Schutzauftrag nach § 8a SGB VIII unterstützt werden kann. Kampf<br />
(2007) nennt die Ziele, die durch die Arbeit mit den Fachkräften erreicht<br />
werden sollen:<br />
Schärfung der Sensibilität für Vernachlässigung<br />
Steigerung der Kompetenz bezüglich Vernachlässigung<br />
Förderung der Kooperation im Netzwerk der Jugendhilfe<br />
Dazu hat die AGGGK Broschüren für die Bereiche Tagesbetreuung von<br />
Vor- und Schulkindern mit entsprechenden Handreichungen entwickelt.<br />
Diese sollen den Pädagogen grundlegende Informationen und Arbeitshilfen<br />
zum Thema Vernachlässigung bieten. Insbesondere ein speziell<br />
ausgearbeiteter Fragebogen in Form einer Checkliste soll im Betreuungsalltag<br />
zur objektiveren und nachhaltigen Beobachtungspraxis dienen.<br />
Der Einsatz der Broschüren sowie des Fragebogens wird sinnvoll<br />
ergänzt durch ein Fortbildungsangebot für die entsprechende Zielgruppe.<br />
Hier sollen Informationen vertieft und durch Selbsterfahrungselemente<br />
Informationen zur Vernachlässigung 19
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
erweitert und ergänzt werden. Weitere Bestandteile der Fortbildung sind<br />
die Erarbeitung von effektiven Ansätzen der Elternarbeit, ebenso wie die<br />
Darstellung von Interventions- und Hilfemöglichkeiten des örtlichen Jugendamtes<br />
(vgl. Kampf, 2007).<br />
3. INHALT DES FORTBILDUNGSKONZEPTS<br />
3.1 Aufbau und Ziele der Fortbildung<br />
Die Fortbildung besteht insgesamt aus sieben Einheiten, wofür ein Zeitrahmen<br />
von 150 Minuten angesetzt ist.<br />
Einheit 1 zielt speziell darauf ab, die Teilnehmerinnen dafür zu sensibilisieren,<br />
was man unter dem Begriff Vernachlässigung versteht. Ein Einschätzungsspiel<br />
zu Beginn der Veranstaltung soll zum einen die Teilnehmerinnen<br />
an die Thematik heran führen und ihnen zum anderen bewusst<br />
machen, wie unterschiedlich Situationen aus dem Kindergartenalltag<br />
bewertet werden können. Durch eine Definition und ergänzende Aspekte<br />
wird der Begriff der Vernachlässigung näher erläutert werden.<br />
Einheit 2 dient dazu, den Anwesenden zu vergegenwärtigen, wie Vernachlässigung<br />
erlebt werden kann. Über ein Rollenspiel haben die Teilnehmerinnen<br />
die Möglichkeit, sich sowohl in die Rolle des Täters als<br />
auch in die des Opfers hinein zu versetzen.<br />
Einheit 3 soll dazu beitragen, dass die Teilnehmerinnen sicherer darin<br />
werden, Vernachlässigung zu erkennen. Dem Aspekt der Selbsterfahrung<br />
wird durch die Analyse von Fallbeispielen aus der Praxis Rechnung<br />
getragen.<br />
Einheit 4 vermittelt den Unterschied zwischen Zuschauen und Beobachten.<br />
Durch eine Gruppenaufgabe sollen wichtige Punkte erarbeitet werden,<br />
auf die es zu achten gilt, vermutet man einen Fall von Vernachlässigung.<br />
In Einheit 5 stellt die Dozentin Lösungsansätze heraus mit dem Ziel, den<br />
Teilnehmerinnen Handlungsmöglichkeiten nahezubringen. Es sollen Ansätze<br />
vermittelt werden, wie Fachkräfte agieren können, wenn sie zu belastenden<br />
Beobachtungsergebnissen gekommen sind.<br />
20 Informationen zur Vernachlässigung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Einheit 6 übernimmt eine Referentin aus dem Sozialpädagogischen<br />
Fachdienst (SPFD) des örtlichen Jugendamtes. Sie stellt ihre Arbeit und<br />
die Handlungsspielräume in Bezug auf Kindesvernachlässigung vor.<br />
Dieser Abschnitt dient dem Kennenlernen dieses Fachdienstes und auch<br />
der Vernetzung und Kooperation.<br />
Mit der Einheit 7 wird schließlich die Veranstaltung abgeschlossen und<br />
durch eine kurze Rückmeldung der Anwesenden zum ersten Mal evaluiert.<br />
3.2 Ablauf und Ergebnisse der Fortbildung<br />
Dieses Fortbildungskonzept ist, wie oben beschrieben, Teil eines Maßnahmenpakets,<br />
das die AGGGK Regensburg in den letzen Jahren entwickelt<br />
hat, um Multiplikatorinnen aus Kindergärten, Horten und Schulen<br />
in der Arbeit gegen Vernachlässigung von Kindern zu qualifizieren. Mittlerweile<br />
wurde diese Fortbildung neun Mal für pädagogische Fachkräfte<br />
aus Kindergärten, Krabbelgruppen, Kindertagesstätten und Horten der<br />
Stadt bzw. des Kreises Regensburg angeboten. Einmal fand sie in<br />
Landshut statt. Nach dem Prinzip „erkennen, beurteilen, handeln“ bildete<br />
die AGGGK auf diese Weise bereits ca. 200 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen<br />
anhand dieses Konzeptes weiter.<br />
In Zusammenarbeit mit der Hochschule Regensburg, Fakultät Angewandte<br />
Sozialwissenschaften wird über eine Diplomarbeit (Scheitinger,<br />
2008) eine erste Evaluation durchgeführt, deren Gegenstand und Ziele<br />
im Folgenden dargestellt werden.<br />
Ablauf und Ergebnisse der Fortbildung<br />
Die Darstellung orientiert sich am Fortbildungskonzept von Kampf und<br />
Klingshirn (2007). Um eine bessere Übersicht darüber und ebenso über<br />
den Ablauf der Fortbildung generell zu bekommen, werden einzelne Abschnitte<br />
mit Symbolen gekennzeichnet:<br />
Gruppenarbeit/Beitrag aus der Reihe der Teilnehmerinnen<br />
Anmerkung/Beitrag oder Fragestellung des/der Dozenten/in<br />
Folie der Powerpointpräsentation<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 21
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Einheit 1: „Was ist Vernachlässigung?"<br />
Um in diese Thematik einzusteigen, haben die Referenten ein Einschätzungsspiel<br />
vorbereitet.<br />
Spiel:<br />
Es werden 10 verschiedene Beobachtungen vorgelesen und gleichzeitig<br />
zur Visualisierung an eine Tafel gepinnt.<br />
Ein auf den Fußboden aufgeklebter Pfeil dient als Einschätzungsskala.<br />
Die zulaufende Spitze des Pfeils hat die Bedeutung „sehr stark“. Die Einteilung<br />
erstreckt sich weiterhin über „stark“, „mäßig stark“, „gering“, bis<br />
zu „keine“ – Vernachlässigung.<br />
Instruktion: Stufen Sie genannte Situationen nach vermuteter Intensität<br />
ein, indem Sie sich entsprechend entlang des Pfeils stellen.<br />
keine geringe mäßige starke sehr starke<br />
Vernachlässigung<br />
Folgende Beobachtungssituationen waren einzuschätzen:<br />
a) „Dem Kind wird Körperkontakt verweigert.“<br />
Die Verteilung der Teilnehmerinnen war hier beispielsweise zwischen<br />
den Werten „gering“ und „stark“.<br />
b) „Das Kind kommt häufig verschnupft in den Kindergarten.“<br />
c) „Das Kind wird häufig alleine gelassen.“<br />
d) „Es kommt immer wieder zu Gewalttätigkeiten zwischen den Eltern.“<br />
e) „Das Kind trägt zu große oder zu kleine Kleidung.“<br />
Die Teilnehmerinnen sammelten sich mittig.<br />
22 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
f) „Das Kind kommt häufig ungewaschen und unfrisiert.“<br />
g) „Das Kind hat Schwierigkeiten, Regeln einzuhalten.“<br />
h) „Das Kind kommt häufig zu spät in den Kindergarten.“<br />
i) „Das Kind hat oft keine Brotzeit dabei.“<br />
j) „Das Kind hat oft kleine Verletzungen.“<br />
k) „Das Kind hat keine altersgemäße Sprache.“<br />
l) „Das Kind spielt unkontrolliert PC und sieht unkontrolliert fern.“<br />
Häufig äußern die Teilnehmerinnen bei der Übung „es kommt darauf<br />
an“. Eine Teilnehmerin meinte: „Eine einzelne Beobachtung kann<br />
vielleicht schwerwiegend sein, sie muss es aber nicht sein. Vielmehr<br />
kommt es auf die Häufigkeit der Beobachtungen an; auf die Gesamtheit<br />
der Beobachtungen.“<br />
Es folgt ein Referat, visualisiert durch Powerpointeinsatz. Die Inhalte der<br />
Folien sowie die dazugehörigen Erläuterungen werden hier wiedergegeben.<br />
Folie 1: Riskante Kindheit<br />
Die Dozentin erläutert, dass es Ziel sei, Möglichkeiten zu finden, Kindesvernachlässigung<br />
möglichst früh zu erkennen.<br />
Folie 2: Früherkennung in Kindergarten, Hort und Grundschule<br />
Ziele sind:<br />
Die Sensibilität der Fachkräfte zu schärfen.<br />
Ihre Kompetenz zu steigern.<br />
Die Kooperation im Netz zu fördern.<br />
„Die Bereiche Kindergarten, Hort und Grundschule sind prädestiniert,<br />
Vernachlässigung durchaus zu erkennen, denn hier treffen Fachkräfte<br />
auf Kinder.<br />
Speziell in Regensburg sind: 098% der Kinder im Kindergarten<br />
100% in der Schule<br />
020% im Hort<br />
Möchte man Vernachlässigung so früh wie möglich erkennen, muss man<br />
auch auf den klinischen Bereich setzen.“<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 23
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Folie 3: Definition<br />
Vernachlässigung ist ein andauerndes oder wiederholtes Unterlassen<br />
fürsorglichen Handelns sorgeverantwortlicher Personen, bzw. Unterlassen<br />
der Beauftragung geeigneter Dritter mit einem solchen Handeln, das<br />
für einen einsichtigen Dritten vorhersehbar zu erheblichen Beeinträchtigungen<br />
der physischen und/oder psychischen Entwicklung des Kindes<br />
führt oder vorhersehbar ein hohes Risiko solcher Folgen beinhaltet.<br />
Analyse dieser Definition:<br />
„Fälle von Vernachlässigung im Sinne des § 1666a BGB sind dem Jugendamt<br />
unterworfen.<br />
Der Begriff Unterlassen ist im Sinne von Nichtstun bzw. von Entziehen<br />
oder Nichtgeben zu sehen.<br />
‚Geeignete Dritte’ können Oma, Opa oder andere geeignete Leute sein.<br />
‚Einsichtige Dritte’ mögen z.B. Fachkräfte des Jugendamts sein.<br />
‚Psychische oder physische Folgen’ – es sind gravierende Folgen gemeint,<br />
Folgen, bei denen Schäden zu erwarten sind.“<br />
Folie 4: Formen der Vernachlässigung<br />
Körperliche Vernachlässigung<br />
Kognitive und erzieherische Vernachlässigung<br />
Emotionale Vernachlässigung<br />
Unzureichende Beaufsichtigung<br />
Folie 5: Bedürfnispyramide<br />
„Vernachlässigt werden die Bedürfnisse der Kinder.“<br />
Diese Bedürfnisse bringt die Bedürfnispyramide in Anlehnung nach Maslow<br />
in eine Rangordnung. Die Basis bilden die Bedürfnisse nach Existenz.<br />
Dazu zählen zunächst die physiologischen Bedürfnisse wie Nahrung,<br />
weiter das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit. Darauf aufbauend<br />
kommen die Bedürfnisse nach sozialer Verbundenheit. Gemeint sind<br />
zum einen Verständnis und soziale Bindung und zum anderen seelische<br />
24 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
und körperliche Wertschätzung. Die Spitze der Pyramide bilden die Bedürfnisse<br />
nach Selbstverwirklichung. Zu nennen ist hier als erstes die<br />
Anregung, das Spiel und die Leistung. Diese Einheit wird getoppt durch<br />
die Selbstverwirklichung.<br />
Folie 6: Folgen der Vernachlässigung<br />
Höhe der Risiken proportional zu vernachlässigtem Grundbedürfnis<br />
„Das bedeutet, je weiter unten in der Pyramide ein Bedürfnis vernachlässigt<br />
wird, desto höher ist das Risiko für die Beeinträchtigung.“<br />
der körperlichen Gesundheit<br />
der kognitiven Entwicklung<br />
der sozial-emotionalen Entwicklung<br />
der psychischen Gesundheit<br />
Folie 7: Schweregrade<br />
Man unterscheidet zwischen unzureichender Fürsorge und Vernachlässigung<br />
„Liegt eine unzureichende Fürsorge vor, ist das Kindeswohl nicht<br />
mehr gewährleistet.<br />
Es können mögliche weitere Risikofaktoren dazu kommen, so dass es<br />
zur Vernachlässigung kommt.<br />
Auf jeden Fall besteht Handlungsbedarf.<br />
Vernachlässigende Handlungen im Sinne von „Nichtstun“ haben zudem<br />
hohe Überlappungsraten zu anderen Kindeswohlgefährdungen, zu aktivem<br />
Handeln wie Kindesmissbrauch.“<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 25
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Folie 8: Vernachlässigung und Gefährdung des Kindeswohls<br />
Einheit 2: „Wie wird Vernachlässigung erlebt?"<br />
Dazu stellt die Dozentin folgende Übung (2) vor:<br />
Rollenspiel in der Aquarium-Methode<br />
Zwei Teilnehmerinnen erhalten eine Rolle:<br />
Mutter und Kind, die anderen sind Beobachterinnen<br />
Gespielt werden Eltern-Kind-Interaktionen: 1 Elternteil, 1 Kind<br />
Instruktion für die Spielerinnen; Rollenanweisung<br />
Für beide: Mutter ist 35 Jahre alt, alleinerziehend, die Familie lebt von<br />
Sozialhilfe....<br />
Speziell für die Mutter: Ihre Emotionsgrundlage ist geprägt von dem<br />
Gefühl „mir ist alles zuviel“<br />
Speziell für das Kind: seine Gefühlsgrundlage ist „ich will deine Zuwendung“<br />
Weitere Instruktionen:<br />
Vernachlässigung:<br />
Kindeswohl gefährdet<br />
Mangelnde Fürsorge:<br />
Kindeswohl nicht gewährleistet<br />
Achten Sie auf Ihre Gedanken, Körpergefühle, Impulse und Veränderungen<br />
während des Rollenspiels.<br />
26 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Die Beobachterinnen werden in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe beobachtet<br />
die Mutter, speziell deren Ausdruck, Stimme, Bewegungen und<br />
Körperhaltung. Ebenso soll auf die eigenen Gefühle geachtet werden,<br />
wie es den Einzelnen beim Beobachten der Szene geht.<br />
Entsprechend soll die zweite Gruppe das Kind (Simon) beobachten.<br />
Wie er sich verhält; sich vorstellen, wie es Simon wohl geht; ebenso auf<br />
die eigenen Gefühle achten und überlegen, was man an Simons Stelle<br />
gerne tun würde.<br />
Die Ergebnisse werden auf Karten notiert.<br />
Es wird folgende Szene gespielt:<br />
Simon fordert die Mutter wiederholt auf, mit ihm zu spielen; findet eine<br />
Tröte, diese funktioniert nicht richtig, will dass seine Mutter sie richtet<br />
und mit ihm etwas unternimmt. Die Mutter mag nicht, versucht zunächst<br />
zu erklären, dass sie erschöpft ist, dass sie Ruhe braucht und jetzt fernsehen<br />
mag. Auf Simons weiteres Drängen reagiert sie genervt und immer<br />
energischer, was in der Gestikulierung, im Tonfall und ihrer Lautstärke<br />
zum Ausdruck kommt. Sie versucht aber immer wieder, Erklärungen<br />
gegenüber dem Kind für ihr Verhalten zu finden.<br />
Anschließend befragen die Dozenten die Teilnehmerin, welche die<br />
Mutter spielte, nach ihren Empfindungen; wie es ihr in der Rolle ergangen<br />
ist.<br />
Antwort:<br />
Es war für mich schwierig das Kind wegzuschicken.<br />
Mir war komisch.<br />
Die Frau hatte Probleme, war angenervt.<br />
Ebenso wird die Teilnehmerin, die das Kind spielte, gefragt.<br />
Antwort:<br />
Das Kind lässt sich viel gefallen.<br />
Ich fühlte mich machtlos, hab dann aufgegeben.<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 27
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Anschließend wird im Plenum ausgewertet, was die Gruppe der Beobachterinnen<br />
mitnotiert hat. Die Beobachterinnen der Mutter haben Folgendes<br />
gesammelt:<br />
Abweisung zum einen mit den Worten der Mutter „Hau ab“, zum<br />
anderen mit ihrer Körperhaltung<br />
Verzweiflung: „Ich kann nicht mehr“<br />
Interpretation der Dozentin: „Verzweiflung - nicht mehr können - aufgeben<br />
- ist das gemeinsame Schicksal von Mutter und Kind.“<br />
Körperliche Haltung veränderte sich in Richtung Abwehr:<br />
„Sie wollte irgendetwas machen, damit sie das Kind los wird.“<br />
Kein Interesse am Kind:<br />
- hat das Kind nicht wahrgenommen<br />
- baut kaum Blickkontakt auf<br />
- hat nicht nachgefragt, was das Kind möchte<br />
Überforderung:<br />
- hat man durch ihr „Abwimmeln" gemerkt<br />
- empfindet das Kind als zusätzliche Last<br />
- ihr Tonfall ist genervt, weinerlich, ärgerlich<br />
- hat einen groben Umgang<br />
- hat dem Kind nichts erklärt<br />
- lehnt das Kind emotional ab<br />
Ergänzung der Dozentin: „Die geballte Hand der Mutter stach mir ins<br />
Auge.“<br />
Die Gruppe, welche das Kind Simon beobachtete, notierte Folgendes:<br />
Simon kommt zunächst freudig ins Zimmer.<br />
Er sucht die Aufmerksamkeit der Mutter; will, dass sich die Mutter auch<br />
freut.<br />
Fühlt sich alleine gelassen, geht dann zusammengesunken raus.<br />
28 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Er versucht erst mit Worten, die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zu<br />
lenken, stampft dann mit dem Fuß auf -> er passt sich der Lautstärke der<br />
Mutter an.<br />
Er zerrt an der Mutter.<br />
„Was lernen wir daraus?<br />
Beobachten ist sehr wichtig<br />
Es gibt einen Unterschied zwischen Beobachten und Bewerten<br />
Beobachten heißt im Grunde nur, zählen von definierten Beobachtungsmerkmalen<br />
Bewerten meint, die Intensität festhalten. Oft ist es schwer, Beobachtung<br />
und Bewertung auseinander zu halten<br />
Man konnte im Rollenspiel zudem erkennen, dass ein schneller Übergang<br />
von Vernachlässigung zur körperlichen Gewalt möglich ist.“<br />
Einheit 3: „Wie kann ich Vernachlässigung erkennen?"<br />
Die Dozentinnen fordern die Teilnehmerinnen auf, Beispiele aus ihrer<br />
Praxis zu erzählen, in denen sie Vernachlässigung vermuteten.<br />
Fallbeispiel 1:<br />
Es geht um eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem fünfjährigen Sohn<br />
alleine lebt. Letzten Sommer wurde das Kind alleine im Stadtpark von<br />
der Polizei aufgegriffen. Mittlerweile wurde eine Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe initiiert. Das Kind lebte bis zum Alter von 1 ½ Jahren bei<br />
der Mutter, dann bei den Eltern seines Vaters. Als Dreijähriger kam er<br />
wieder zurück zu seiner Mutter. Im Kindergarten, den er besuchte, war er<br />
nicht tragbar und wurde herausgenommen, danach kam er zur Tagespflege,<br />
daraufhin in die jetzige Kindertagesstätte. Die Mutter schien immer<br />
schon offen für Hilfe zu sein, schaffte es aber nicht, aus eigener Initiative<br />
zum Jugendamt zu gehen.<br />
In der Kindertagesstätte fällt das Kind u. a. auf durch seine niedrige<br />
Frustrationstoleranz, sein aggressives Verhalten gegenüber anderen<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 29
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Kindern und seine Defizite, sich an Regeln halten zu können oder seine<br />
Fähigkeiten und Talente adäquat einzusetzen.<br />
Frage an alle Teilnehmerinnen: „Was fällt an diesem Fallbeispiel auf?“<br />
Antworten aus der Gruppe:<br />
Mutter scheint sehr hilflos zu sein.<br />
Es ist unklar, warum das Kind von der Mutter weggenommen wurde.<br />
„Häufig wissen wir nicht viel über die Lebensgeschichte eines Kindes,<br />
wenn es in unsere Einrichtung kommt. Es kann sein, dass die Anfänge<br />
der Vernachlässigungen sowie der Verhaltensauffälligkeiten weit zurück<br />
liegen.“<br />
Fallbeispiel 2:<br />
Wird eingeleitet mit der Frage: „Kann man ein Kind vernachlässigen,<br />
wenn man es zuviel liebt?“ Es handelt sich um ein vierjähriges Kind, das<br />
kaum spricht und immer noch Windeln trägt. Im Kindergarten geht das<br />
Kind regelmäßig mit den Erzieherinnen zur Toilette und braucht daher<br />
keine Windel mehr. Allerdings, als das Kind nach dem Wochenende, das<br />
es beim Vater verbrachte, wieder in den Kindergarten kam, hatte es wieder<br />
Windeln an.<br />
„Man kann ein Kind nicht zu viel lieben. Die Frage ist eher, was ist<br />
Liebe? Ist es Liebe, wenn man ein Kind absichtlich klein und süß halten<br />
will?“<br />
Frage an die Gruppe: „Ist das Vernachlässigung?“<br />
Antwort aus der Reihe der Teilnehmerinnen:<br />
„Ja, es ist Vernachlässigung. Wie wird die Mutter-Kind-Beziehung,<br />
wenn das Kind 12 Jahre alt ist? Ist das Kind dann noch sehr unselbstständig,<br />
tapst die Mutter in die Falle!“<br />
30 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
„Die Mutter braucht das Kind.“<br />
„Das Kind hat das Sagen.“<br />
„Insgesamt ist Vernachlässigung ein chronisches Geschehen. Um tatsächlich<br />
sagen zu können, ob etwas als Vernachlässigung anzusehen<br />
ist, braucht man eine Menge Informationen. Diese gilt es, systematisch<br />
zu gewinnen. Eine Methode dazu sind Beobachtungsbögen.“<br />
Pause<br />
Einheit 4: „Beobachten statt zuschauen"<br />
Übung 3: In drei Kleingruppen<br />
Instruktion: Tragen Sie auf einem Plakat zusammen, welche Symptome<br />
es an vernachlässigten Kindern (vernachlässigenden Eltern) zu beobachten<br />
gibt; je ein Bereich pro Kleingruppe<br />
Gruppe 1: Erscheinungsbild: körperliche/psychische Erscheinung<br />
Gruppe 2: Entwicklungsstand: sozial/kognitiv<br />
Gruppe 3: Familiale Situation/Beziehung: Situation der Familie und Eltern/Kind-Interaktion<br />
Die Gruppenbildung durch Abzählen/Bearbeitungszeit 10 Minuten/Die<br />
Auswertung im Plenum, die ernannte Gruppensprecherin stellt das Plakat<br />
mit den Ergebnissen vor<br />
Ergebnisse der Gruppe 1: Erscheinungsbild<br />
Blaue Flecken, Kratzer<br />
Körperhaltung<br />
Weinerliche Grundstimmung<br />
Kleidung nicht an die Jahreszeit angepasst (bei diesem Merkmal war<br />
sich die Gruppe nicht einig)<br />
Hygiene: Körpergeruch, unzureichende Zahnpflege, unpassende<br />
schmutzige Kleidung<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 31
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Kind hat nie eine Brotzeit dabei<br />
Äußerungen des Kindes (kommt eher selten vor, manche Kinder<br />
sprechen jedoch offen)<br />
Essverhalten: das Kind weiß nicht, wie man isst<br />
Umgang mit eigenem Körper, Beispiel: Hände waschen, Selbstverletzungen<br />
wie Haare ausreißen<br />
Ergebnisse der Gruppe 2: Entwicklungsstand<br />
Sprachentwicklung ist verzögert<br />
Defizite in Konzentration, Merkfähigkeit, Wahrnehmung<br />
Emotionale Entwicklung: Geringe Frustrationstoleranz, Distanzlosigkeit<br />
Defizite in - Konfliktfähigkeit<br />
- Gefühlsfähigkeit<br />
- Bindungsfähigkeit<br />
- Spielverhalten<br />
- Motivation<br />
- Arbeitseinstellung<br />
Ergebnisse der Gruppe 3: Situation der Familie<br />
Scheidung, Trennung, Probleme zu Hause usw.<br />
Sorgerechtstreit, Kontakt zu beiden Elternteilen<br />
Unregelmäßiger Kindergartenbesuch<br />
Bringsituation: Stimmung der Eltern<br />
Bei Verabschiedung: fehlender Körperkontakt<br />
Mangelnde Zusammenarbeit mit Kindergartenpersonal<br />
Erscheinungsbild der Familie, z.B. Kleidung<br />
Erzählungen, Gespräche mit dem Kind<br />
„Ich beobachte im Kindergarten viele Dinge aus allen Bereichen an<br />
einem Kind. Ich habe vielleicht Erzählungen von Dritten, Nachbarn o. a.<br />
32 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Deshalb muss ich:<br />
über einen längeren Zeitraum beobachten<br />
überlegen, von wem habe ich die Information<br />
mich im Team besprechen - meine Beobachtung, die Beobachtungen<br />
anderer Mitarbeiter<br />
Gespräche mit den Eltern führen. Eltern blocken evtl. ab.“<br />
Frage: Wie lange soll ich beobachten?<br />
„6 Wochen oder ein ¼ Jahr. Ein halbes Jahr finden manche für zu<br />
lange. Es ist ein Unterschied zu machen - bei akuten Anlässen ist<br />
schneller zu handeln.<br />
Wichtig ist es, die Kollegin mit einzubeziehen und sich mit ihr zu<br />
besprechen. Fordern Sie ihre Kollegin auf, ebenfalls anhand eines<br />
Fragebogens zu beobachten und die Bögen abzugleichen!<br />
Man kann sich auch Hilfe von anderen Stellen holen.<br />
Es sollte also mindestens 6 Wochen beobachtet werden und mindestens<br />
zwei Personen sollten die Beobachtung durchführen. Die<br />
Beobachtungsbögen müssen auch daraufhin angeschaut werden,<br />
was sich verändert hat.<br />
Die Beobachtungen gilt es zu systematisieren: Beobachtungsmerkmale<br />
muss man so herunter brechen, dass man sie zählen<br />
kann.<br />
Dies führt zu einer Wertung des Verhaltens.<br />
Dazu verwendet man am besten alle zwei Wochen einen neuen<br />
Beobachtungsbogen, dies garantiert die Unabhängigkeit der Beobachtung.<br />
Die gesammelten Daten werden dann verglichen.<br />
In Fallbesprechungen wird dann mit Kolleginnen im Team besprochen,<br />
was als nächstes zu machen ist.“<br />
Die Dozenten teilen an dieser Stelle die Broschüre „Kindesvernachlässigung.<br />
Erkennen, beurteilen, handeln“ aus.<br />
Diese wird kurz samt dem Beobachtungsbogen besprochen. Er ist als<br />
Instrument zur längeren systematischen Beobachtung gedacht.<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 33
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Einheit 5: Lösungsansätze<br />
Dann gilt es, Kontakt mit den Eltern aufzunehmen.<br />
Es gibt verschiedene Typen von Eltern:<br />
Eltern, die Hilfe wollen<br />
Eltern, die keine Hilfe wollen<br />
Eltern, die Hilfe nicht umsetzen können, die hilflos sind - man fühlt<br />
sich selbst auch hilflos<br />
Kurzer Exkurs: Herr Kampf zeigt Folien mit Bildern von Kindern, die eine<br />
Familie malen sollten.<br />
Bild 1<br />
(6-jähriges Kind) zeigt Kind, das Eishockey spielt; das Kind lacht<br />
Bild 2<br />
(Kind aus 1. od. 2. Klasse) zeigt eine Familie, die guter Stimmung<br />
zu sein scheint - alle lachen; eine Sonne dominiert das Bild<br />
Bild 3:<br />
Das Kind Lars hat sich als Krokodil gemalt, die Mutter als Kiste Apfelsaft,<br />
den Vater als Flasche<br />
Bild 4<br />
zeigt ein Haus. Es wirkt insgesamt sehr eintönig und armselig<br />
Kommentar des Dozenten: „Kinderzeichnungen können nicht der einzige<br />
Weg einer Diagnose sein. Allerdings kann in ihnen ein gewisser<br />
Ausdruck erkannt werden.“<br />
„Elterngespräche sind meist schwierig; es gilt, sich gut vorzubereiten<br />
und Vorüberlegungen anzustellen.<br />
Ich sollte nicht beginnen: ‚He Sie, was ich schon lange sagen wollte...’<br />
Ich muss meine eigenen Gefühle prüfen, was geht in mir vor?<br />
Eventuell führe ich das Gespräch nicht alleine, vielleicht mit jemandem<br />
aus der Gruppe oder auch mit einer Vertrauensperson der Familie. Oder<br />
ich gebe die Gesprächsleitung ab an jemanden, der dieser Situation<br />
neutraler gegenüber steht.“<br />
Einsatz der Powerpointpräsentation<br />
34 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Folie 9: Vernachlässigende Eltern: Erscheinungsformen<br />
„Chaotischer Typ“:<br />
Eltern stolpern von Krise zu Krise<br />
Beachtet werden nur stärkste Emotionen („Kinder müssen ständig<br />
darum kämpfen, beachtet zu werden“)<br />
Helfer sind meist willkommen<br />
Zeitweise Zuneigung und Sorge („Eine Bereitschaft der Eltern ist<br />
da. Das sagt nichts aus, ob die Hilfe klappt. Die Eltern sind aber in<br />
der Lage, dem Kind Zuneigung zu geben.“)<br />
„Apathischer Typ“:<br />
Gefühl von Aussichtslosigkeit<br />
Depressive Grundstimmung<br />
Wenige Erwartungen an Helfer bzw. Abwertung der Hilfe<br />
Eher distanzierte bzw. unengagierte Fürsorge<br />
(„Die Wahrnehmungsfähigkeit der Bedürfnisse ihrer Kinder fehlt.“)<br />
Außerdem gibt es Mischformen und andere Formen von Elternschaften.<br />
Folie 10: Elterngespräche bei Hinweisen auf Vernachlässigung:<br />
Im Vorfeld<br />
Ruhe bewahren<br />
Eigene Gefühle kennen/klären<br />
Zeit nehmen (Termin ausmachen, vorbereiten)<br />
Vermittlungsmöglichkeiten nutzen (Bekannte der Mutter/Eltern;<br />
Kolleginnen)<br />
Gesprächsführung evtl. an „unbeteiligte“ Kollegin abgeben<br />
Folie 11: Elterngespräche bei Hinweisen auf Vernachlässigung:<br />
Im Gespräch<br />
Erstes Ziel: Vertrauen bilden<br />
Gemeinsame Sorge um das Kind ansprechen<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 35
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
„Eltern ist oft bewusst, dass sie ihr Kind vernachlässigen, sie fühlen<br />
sich schuldig. Sie reagieren daher oft mit Flucht oder Gegenangriff. Es<br />
ist hilfreich anzusprechen, dass man sich, ebenso wie sie, um das Kind<br />
sorgt. Das geht am besten, wenn man zusammenarbeitet.“<br />
Vorwurfsfreie Zone: Wünsche statt Vorwürfe ausdrücken<br />
„Wichtig ist es, keine Vorwürfe zu machen, eher: ‚Ich kann mir vorstellen,<br />
dass sich ihr Kind dies oder jenes wünscht.’<br />
Angebote des Gegenübers aufnehmen (z.B. ‚Problemkind’)<br />
„Eltern verlagern oft Dinge: ‚Von Anfang an war das ein schwieriges<br />
Kind’. Nicht abwehren, sondern aufnehmen!“<br />
Einstieg: weiter zurückliegende Vorfälle/Ereignisse, Aktuelles erst<br />
später<br />
„ ‚Im ersten Kindergartenjahr war das so und so ...’ das wirkt nicht so<br />
bedrohlich.“<br />
„Generell ist jedes Elternpaar/jeder Elternteil anders. Man braucht für<br />
Elterngespräche Feingefühl und Geschick.<br />
Hilfreich ist immer ein Kurs, wie z.B. Gesprächsführung mit schwierigen<br />
Eltern. Der Kontakt soll nach dem Elterngespräch nicht abreisen, sondern<br />
zunehmen. Wichtig ist es zunächst, Vertrauen aufzubauen - zweitrangig,<br />
ob man alles angebracht hat.“<br />
Einheit 6: Kooperation<br />
Die Dozenten begrüßen an dieser Stelle eine Mitarbeiterin vom Sozialpädagogischen<br />
Fachdienst in Regensburg.<br />
Kurzreferat, gestützt anhand einer Powerpointpräsentation<br />
36 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Folie 1: Kindeswohlgefährdung ist ein interdisziplinäres Problem.<br />
Jugendhilfe, Schule, Kinderbetreuungseinrichtungen, Gesundheitswesen,<br />
Kirchen, Vereine, Sozialhilfe und Justiz werden damit konfrontiert.<br />
Folie 2: Ansprechpartner in Fällen von Kindeswohlgefährdung<br />
Ansprechpartner in diesen Fällen ist der Sozialpädagogische Fachdienst.<br />
Die örtliche Zuständigkeit richtet sich nach dem Wohnsitz der personensorgeberechtigten<br />
Eltern bzw. des personensorgeberechtigten Elternteils.<br />
„Für das Jugendamt ist es schwierig, denn eigentlich ist der Kontakt<br />
mit den Familien erst mal nicht da. Das Jugendamt ist auf Kooperation<br />
angewiesen. Speziell in Regensburg ist die Zuständigkeit in vier Stadtteile<br />
aufgeteilt. Pro Stadtteil ist ein Team zuständig.“<br />
Folie 3: Die wichtigsten Tätigkeitsmerkmale des Sozialpädagogischen<br />
Fachdienstes<br />
Hilfen zur Erziehung<br />
§§ 27 ff SGB VIII<br />
Hilfeplanung: § 36 SGB VIII<br />
Anamnese<br />
Diagnose<br />
Organisation<br />
Einteilung<br />
Durchführung<br />
Beendigung<br />
Regelmäßige Hilfeplangespräche<br />
Arbeit mit Herkunftsfamilien<br />
Beratung<br />
§§ 16-18 SGB VIII<br />
Beratung in den Fragen<br />
- der Kindererziehung<br />
- zum Sorgerecht<br />
- zum Umgangsrecht<br />
- der eigenen<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
- anderer Fachkräfte<br />
(Erzieher, Lehrer)<br />
- zum Wohnraum<br />
- zu materiellen<br />
Angelegenheiten<br />
Krisenintervention<br />
Familiengerichtshilfe<br />
§§ 8a Abs. 3, 17 und<br />
50 SGB VIII, § 1666 BGB u. a.<br />
Gerichtlich beauftragte und<br />
außergerichtliche Beratung<br />
Mediation<br />
Berichterstattung im Sinne einer gutachterlichen<br />
Stellungnahme<br />
Anträge auf Sorgrechtserziehung oder<br />
Ruhen der elterlichen Sorge<br />
Sonstiges<br />
Administrative Tätigkeiten<br />
Fortbildung<br />
Supervision<br />
Kooperation mit Institutionen des<br />
Gemeinwesens<br />
Praktikantenanleitung<br />
Besprechungen<br />
Sonderaufgaben<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 37
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Absatz 1<br />
Folie 4: § 8a SGB VIII - Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung<br />
„Werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung<br />
des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt, so hat es das Gefährdungsrisiko<br />
im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte abzuschätzen.<br />
Dabei sind die Personensorgeberechtigten sowie das Kind oder der Jugendliche<br />
einzubeziehen, soweit hierdurch der wirksame Schutz des<br />
Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird. Hält das Jugendamt<br />
zur Abwendung der Gefährdung die Gewährung von Hilfen für<br />
geeignet und notwendig, so hat es diese den Personensorgeberechtigten<br />
oder den Erziehungsberechtigten anzubieten.“<br />
Absatz 2 (…)<br />
Absatz 3<br />
„Hält das Jugendamt das Tätigwerden des Familiengerichtes für erforderlich,<br />
so hat es das Gericht anzurufen; dies gilt auch, wenn die Personensorgeberechtigten<br />
nicht bereit oder in der Lage sind, bei der Abschätzung<br />
des Gefährdungsrisikos mitzuwirken. Besteht eine dringende<br />
Gefahr und kann die Entscheidung des Gerichts nicht abgewartet werden,<br />
so ist das Jugendamt verpflichtet, das Kind oder den Jugendlichen<br />
in Obhut zu nehmen.“<br />
Absatz 4 (…)<br />
„Der Schutzauftrag, verankert im § 8a SGB VIII, fordert das Jugendamt<br />
in besonderem Maße. Es ist jeder Verdachtsmeldung nachgehen.<br />
Die Meldung muss mit einem Kollegen abgeklärt werden: Wird sie als<br />
akut eingestuft, folgt ein Hausbesuch. Wird sie als nicht akut eingeordnet,<br />
werden die Eltern in das Jugendamt eingeladen. Ziel ist es, Hilfe anzubieten.<br />
Diese orientiert sich auch an den §§ 8a sowie 27 ff SGB VIII.<br />
Die Hilfe ist freiwillig. Die Eltern haben einen Antrag zu stellen. Das<br />
Problem ist oft, man weiß von der Not eines Kindes, die Eltern stellen<br />
aber keinen Antrag. Kommt man zu dem Punkt, dass das Kindeswohl<br />
gefährdet ist, erfolgt ein Eingriff ins Elternrecht. Das Jugendamt stellt einen<br />
Antrag an das Familiengericht. Voraussetzung ist eine akute Gefährdung<br />
und die mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Eltern.“<br />
38 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Folie 5: Hilfe vor Intervention<br />
Präventiv: Hilfeorientierung ergibt sich aus §§ 1 Abs. 3 Nr. 1 und 2,<br />
16 ff, 27 ff SGB VIII<br />
Hilfen basieren auf Freiwilligkeit<br />
Repressiv: Eingriffe in das Elternrecht, wenn Gefährdung vorliegt.<br />
Rechtsgrundlage § 8a SGBV III, § 42 SGB VIII und § 43<br />
SGBV III<br />
Voraussetzungen:<br />
Antrag an das Familiengericht (§ 8a Abs. 3 SGB VIII und<br />
§ 1666 BGB)<br />
- Akute, unmittelbare Kindeswohlgefährdung<br />
- Mangelnde Mitwirksamkeitsbereitschaft/-möglichkeit der Eltern<br />
Grundsatz der Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit<br />
Folie 6: Fallzahlen in Regensburg<br />
Anzahl der Fälle im Jahr 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Gefährdungsmitteilungen 108 152 134 289 230<br />
Inobhutnahmen 48 88 80<br />
Nach § 1666 BGB beantragte<br />
Entzüge 43 51 43 43 38 47 76<br />
Tatsächlich erfolgte Entzüge 21 32 30 30 27 37 43<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 39
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Folie 7 und 8: Hilfen des Jugendamtes<br />
Förderung der Erziehung in der Familie (§ 16 ff SGB VIII)<br />
Angebote der Familienbildung (§ 16 SGB VIII)<br />
Trennungs- und Scheidungsberatung (§ 17 SGB VIII)<br />
Beratung und Unterstützung bei der Ausübung der Personensorge,<br />
insbesondere Alleinerziehender (§ 18 SGB VIII)<br />
Mutter-Kind-Heim (§ 19 SGB VIII)<br />
Betreuung und Versorgung des Kindes in Notsituationen<br />
(§ 20 SGB VIII)<br />
Tagespflege (§ 23 SGB VIII)<br />
Hilfen zur Erziehung (§ 27 ff SGB VIII)<br />
Erziehungsberatung (§ 28 SGB VIII)<br />
Erziehungsbeistand, Erziehungshelfer (§ 30 SGB VIII)<br />
Sozialpädagogische Familienhilfe (§ 31 SGB VIII)<br />
Heilpädagogische Tagesgruppe (§ 32 SGB VIII)<br />
Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII)<br />
Heimerziehung (§ 34 SGB VIII)<br />
Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII)<br />
Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche<br />
(§ 35a SGB VIII)<br />
Hilfe für junge Volljährige (§ 41 SGB VIII)<br />
Folie 9: Inobhutnahme gemäß § 42 SGB VIII<br />
Adressat ist das Kind/der Jugendliche<br />
Voraussetzung: es muss eine akute Gefährdung vorliegen (bei Selbstmeldern<br />
geht man von einer akuten Gefährdungssituation aus)<br />
Eine Inobhutnahme kann auch ohne den Willen der Eltern erfolgen. Die<br />
Zustimmung ist aber unverzüglich einzuholen - stimmen die Personensorgeberechtigten<br />
nicht zu, ist die Entscheidung des Familiengerichtes<br />
einzuholen.<br />
40 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
„Bei einer akuten Gefährdung kann das Kind sofort aus der Familie<br />
genommen werden, auch ohne den Willen der Eltern. Es ist sofort Kontakt<br />
zu den Eltern aufzunehmen. Geben die Eltern nicht ihre Zustimmung<br />
zur Herausnahme, wird das Familiengericht informiert.“<br />
Folie 10: Jugendschutzstelle<br />
Ostengasse 33<br />
93047 Regensburg<br />
Email: jugendschutz@regensburg.de<br />
„Dann wird die Jugendschutzstelle eingeschaltet. Diese bringt das<br />
Kind zu einer Bereitschaftspflegefamilie.“<br />
Folie 11: § 1666 BGB Gefährdung des Kindes<br />
§ 1666 Abs. 1 BGB<br />
Wird das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder sein<br />
Vermögen<br />
- durch missbräuchliche Ausübung der elterlichen Sorge,<br />
- durch Vernachlässigung des Kindes,<br />
- durch unverschuldetes Versagen der Eltern oder<br />
- durch das Verhalten eines Dritten gefährdet,<br />
so hat das Familiengericht, wenn die Eltern nicht gewillt oder nicht in der<br />
Lage sind, die Gefahr abzuwenden, die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen<br />
Maßnahmen zu treffen.<br />
„Hier geht es um eine akute Gefährdung sowie um die fehlende Mitwirkung<br />
der Eltern.“<br />
Folie 12 Schweigepflicht und Datenschutz<br />
Grundrecht der Eltern bzw. der Sorgeberechtigten auf informationelle<br />
Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG)<br />
Grundrecht des Kindes auf Schutz vor Gefahren für sein Wohl<br />
Güterabwägung zwischen Datenschutzinteresse einerseits und<br />
Wohl des Kindes andererseits<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 41
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
„In schweren Fällen der Kindeswohlgefährdung besteht die Schweigepflicht<br />
bzw. der Datenschutz nicht.“<br />
Folie 13: Datenweitergabe an die Polizei:<br />
§ 65 SGB VIII – Datenweitergabe nicht möglich<br />
Besonderer Vertrauensschutz - Ziel: Vertrauensbeziehung zwischen<br />
den Betroffenen und der Beratungsperson soll geschützt<br />
werden, damit die Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Eltern<br />
im Interesse der Kinder nicht gefährdet wird (Ausnahme: Das<br />
Wohl des Kindes kann auf andere Weise nicht geschützt werden).<br />
Polizei ist zur Strafverfolgung verpflichtet, wenn sie Kenntnis von<br />
einer Straftat erlangt.<br />
„Das Problem liegt oft in der mangelnden Handlungsfähigkeit. Man<br />
sieht das Wohl des Kindes gefährdet, jedoch nicht akut. Die Eltern aber<br />
stellen keinen Antrag auf Hilfe(n) zur Erziehung. Daher ist die Zusammenarbeit<br />
mit anderen Einrichtungen sehr wichtig.“<br />
Die Dozentin erläutert, dass die Hürde der Kindeswohlgefährdung<br />
recht hoch ist, da das Elternrecht ein sehr hohes Recht ist. „An den Zahlen<br />
konnte man gut sehen, dass es immer mehr Meldungen gibt. Ein weiteres<br />
Problem ist, dass mehr Stellen für diesen Bereich geschaffen werden<br />
müssten, was mehr Kosten verursachen würde.<br />
Weiter überlegen sich Menschen sehr wohl, ob sie eine Meldung machen<br />
oder nicht. Sie befürchten, dass viel auf sie zukäme.“<br />
Mitarbeiterin des Sozialpädagogischen Fachdienstes: „Das Jugendamt<br />
sollte möglichst früh miteingebunden werden. Wenn man weiß, was<br />
Eltern brauchen, kann man sie eher unterstützen.<br />
Wenn Sie sich als Melder nicht sicher sind, kann man den Fall auch vorab<br />
anonymisiert besprechen.<br />
Generell kann man, wenn man als Jugendamt frühzeitig informiert wird,<br />
besser mit den Eltern arbeiten, z.B. einen Hausbesuch machen, die<br />
Wohnung ansehen, sich selber ein Bild machen.“<br />
42 Inhalt des Fortbildungskonzepts
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Einheit 7: Abschlussrunde<br />
Blitzlicht zum Thema Vernachlässigung: „Was nehme ich heute mit, was<br />
bräuchte ich noch, wo könnte ich mir das besorgen?“<br />
Antworten aus der Gruppe:<br />
„Ich nehme mir viele Infos mit, die ich an mein Team weitergeben<br />
werde. Ich hoffe, dass ich anrufen kann, um bei Bedarf weitere Infos<br />
zu bekommen.“<br />
„Es war sehr interessant, die Fallzahlen waren erschreckend. Informationen,<br />
die ich nicht gehabt habe, waren: wie erkenn ich Vernachlässigung<br />
genau; wo kann ich mich hinwenden.“<br />
„Ich hab mir mehr Sicherheit mitgenommen, was ich machen kann,<br />
wenn ich mir noch nicht sicher bin, und wo ich mir Infos holen<br />
kann. Schön, dass man anrufen kann!“<br />
„Viel was man bereits wusste, wurde aufs Papier gebracht. Die<br />
Broschüre finde ich hilfreich, den Fragebogen habe ich als Stütze<br />
mitgenommen.“<br />
Inhalt des Fortbildungskonzepts 43
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
4. ZIELSETZUNG UND METHODIK DER UNTERSUCHUNG<br />
4.1 Untersuchungsgegenstand und -ziele<br />
Untersuchungsgegenstand der Erhebung ist das Konzept und die Durchführung<br />
der Fortbildung „Früherkennung von Vernachlässigung“. Gewonnene<br />
Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, ob die Fortbildung<br />
ihre Zielgruppe anspricht und somit die Sensibilität für Kindesvernachlässigung<br />
gestärkt wird. Weiter, ob die Teilnehmerinnen durch die<br />
Fortbildung in ihren Aufgaben, speziell die der Schutzauftrag nach dem<br />
§ 8a SGB VIII mit sich bringt, unterstützt werden. Auch ist zu prüfen, ob<br />
bzw. inwieweit die Kooperation im Netzwerk der Jugendhilfe zunimmt.<br />
Von Interesse ist ebenso, wie die Gestaltung der Fortbildung insgesamt<br />
bewertet wird und welche Modifikationen aus fachlicher Sicht gegebenenfalls<br />
angezeigt sind.<br />
Im Einzelnen ergeben sich folgende Fragestellungen:<br />
1. Wird durch die Teilnahme an der Fortbildung die Sensibilität<br />
für Kindesvernachlässigung geschärft?<br />
(Er-)Kennen die Teilnehmerinnen Anzeichen, die darauf hinweisen, dass<br />
Kinder von ihren Eltern vernachlässigt werden (z.B. das Kind kommt<br />
häufig verschmutzt und ungewaschen in den Kindergarten, oder das<br />
Kind hat selten eine Brotzeit dabei)?<br />
2. Nimmt die Zahl der Falschverdächtigungen eventuell zu?<br />
Hat die Fortbildung den unerwünschten Effekt, dass die Teilnehmerinnen<br />
verunsichert werden und in Momenten oder Situationen fälschlicher Weise<br />
Kindesvernachlässigung sehen?<br />
3. Wie handeln Fachkräfte, wenn Sie einen Verdacht auf<br />
Kindesvernachlässigung haben?<br />
Welche Maßnahmen ergreifen sie im Verdachtsfall? Besprechen sie sich<br />
mit Kolleginnen? Wenden sie sich an andere Institutionen, wie das Jugendamt<br />
oder die Erziehungsberatungsstelle? Handeln sie überhaupt?<br />
4. Fühlen sich Erzieherinnen überfordert, mit den Aufgaben, die<br />
der Schutzauftrag nach dem § 8a SGB VIII mit sich bringt?<br />
44 Zielsetzung und Methodik der Untersuchung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Mit der Einführung des § 8a wurden den Kindertagesstätten mehr Verantwortung<br />
und somit zusätzliche Aufgaben übertragen. Ist es für das<br />
pädagogische Personal fachlich und zeitlich möglich diesem Auftrag<br />
nachzukommen?<br />
5. Inwieweit arbeiten pädagogische Fachkräfte der institutionellen<br />
Erziehung mit dem Jugendamt zusammen?<br />
Haben die Erzieherinnen vor der Fortbildung bereits mit dem Jugendamt<br />
zusammengearbeitet - wenn ja, in welchem Unfang? Haben sie von sich<br />
aus Kontakt aufgenommen oder kam das Jugendamt auf sie zu? Welche<br />
Erfahrungen haben sie hinsichtlich der Zusammenarbeit gemacht?<br />
6. Wie erleben die Teilnehmerinnen die Fortbildung insgesamt?<br />
Diese Fragestellung zielt auf die Inhalte der Fortbildung ab. Es ist zu prüfen,<br />
inwieweit dargebotene Inhalte für die Teilnehmerinnen neu bzw. von<br />
Interesse sind. Auch soll dargestellt werden, wie Anwesende die Vermittlung<br />
der Inhalte erleben und ob sie glauben, diese in ihren Praxisalltag<br />
umsetzen zu können. Weiter sollen die Probanden ihren Lernerfolg beurteilen.<br />
4.2 Stichprobe und Untersuchungszeitraum<br />
Eingeladen zu der Fortbildung waren alle städtischen Kindertagesstätten<br />
Regensburgs. Erfreulicher Weise kam aus jeder Einrichtung eine Vertreterin.<br />
Somit waren 13 pädagogische Fachkräfte anwesend, die bereits im<br />
Vorfeld den Fragebogen zur Erwartungsanalyse ausgefüllt hatten und<br />
direkt im Anschluss der Veranstaltung ebenso den Fragebogen zur Zufriedenheitsanalyse<br />
ausfüllten. Fünf dieser Teilnehmerinnen nahmen<br />
auch an der Gruppendiskussion, die drei Monate nach der Fortbildung<br />
stattfand, teil. Somit erstreckte sich der Untersuchungszeitraum über vier<br />
Monate, von November 2007 bis Februar 2008.<br />
Das Untersuchungsdesign im zeitlichen Ablauf (in Stichpunkten):<br />
Mitte Oktober: Einladung aller Kindertagesstätten-Leiterinnen zur<br />
Vorinformation über die Fortbildung und das Evaluationsvorhaben<br />
Ende Oktober: Die Fragebögen zur Erwartungsanalyse werden mit<br />
Rücksendeumschlag an die Einrichtungen versandt.<br />
Zielsetzung und Methodik der Untersuchung 45
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Mitte November: Die Fortbildung „Früherkennung von Vernachlässigung“<br />
findet in den Räumen der Erziehungsberatungsstelle Ostengasse<br />
statt. Direkt im Anschluss werden die Fragebögen zur<br />
Zufriedenheitsanalyse verteilt.<br />
Anfang Februar: Gruppendiskussion; fünf Einrichtungen erklärten<br />
sich bereit, mit jeweils einer Vertreterin daran teilzunehmen.<br />
4.3 Instrumente zur Datenerhebung<br />
Der Erfolg der Qualifizierung sollte anhand von drei Einzelstudien überprüft<br />
werden.<br />
1) Erhebungsinstrument: Erwartungsanalyse<br />
Die impliziten und expliziten Erwartungen an die Fortbildung und die Motivation<br />
zur Teilnahme soll anhand einer schriftlichen Befragung herausgefunden<br />
werden. Dazu wurde ein standardisierter Fragebogen konstruiert,<br />
dieser ist in der Anlage zu finden.<br />
2) Erhebungsinstrument: Zufriedenheitsanalyse<br />
Eine Erhebung direkt im Anschluss an die Fortbildung soll die Zufriedenheit<br />
der Anwesenden mit dem Ablauf, mit der Gestaltung und vor allem<br />
die subjektive Zufriedenheit mit den Lernergebnissen ermitteln. Wiederum<br />
wird ein Fragebogen an die Teilnehmerinnen verteilt.<br />
3) Erhebungsinstrument: Gruppendiskussion<br />
Gegenstand dieser Untersuchung ist die Auswirkung der Fortbildung auf<br />
die pädagogischen Fachkräfte in Kindergärten und Kindertagesstätten.<br />
Ein Diskussionsleitfaden soll die Thematik grob eingrenzen, jedoch der<br />
Offenheit und der Flexibilität der Untersuchung nicht entgegenstehen.<br />
Geführt wird das Gespräch von zwei Moderatorinnen. Folgende Fragestellungen<br />
bzw. Rahmenthemen sollen Ergebnisse aus den Fragebogenerhebungen<br />
komplettieren:<br />
„Stellen Sie sich vor, eine Kollegin kritisiert die Fortbildung und behauptet,<br />
so eine Fortbildung würde mehr Schaden anrichten, als<br />
dass sie nutzt: Falschverdächtigungen nehmen zu, jede Kleinigkeit<br />
könnte als Vernachlässigung ausgelegt werden - Was würden Sie<br />
antworten?“<br />
46 Zielsetzung und Methodik der Untersuchung
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Wie hilfreich empfanden sie die Fortbildung bezüglich der Frage,<br />
wie kann ich Vernachlässigung erkennen?<br />
Ist für Sie die Thematik „Beobachten statt Zuschauen“, insbesondere<br />
auch der Fragebogen im Alltag anwendbar?<br />
Können Sie etwas mit den Lösungsansätze anfangen (wie man<br />
nach der Beobachtungsphase weiter verfahren soll), die in der<br />
Fortbildung angesprochen wurden?<br />
In der Fortbildung stellte eine Mitarbeiterin des Sozialpädagogischen<br />
Fachdienstes diesen Fachbereich vor. In der Auswertung<br />
des Fragebogens, den Sie nach der Fortbildung erhalten haben,<br />
hat sich ergeben, dass die meisten Teilnehmerinnen diesen Vortrag<br />
sehr informativ fanden. Hat sich ihre Bereitschaft, mit dem Jugendamt<br />
zusammenzuarbeiten verändert? Hat sich ihr tatsächlicher<br />
Kontakt mit dem/zum Jugendamt verändert?<br />
5. AUSWERTUNG DER ERHEBUNGSDATEN<br />
5.1 Auswertung der schriftlichen Befragungen<br />
An dieser Stelle sei betont, dass es sich bei der Untersuchung um eine<br />
Piloterhebung handelt. 13 von insgesamt 31 Einrichtungen der Stadt Regensburg<br />
nahmen an der Fortbildung teil und konnten dazu ausführlich<br />
befragt werden.<br />
Bei den beiden schriftlichen Befragungen wurden jeweils 100% der verteilten<br />
Fragebögen beantwortet zurückgegeben, somit konnten auch<br />
100% bei der Auswertung berücksichtigt werden. Dieses erfreuliche<br />
Rücklaufergebnis gibt die Möglichkeit, sich mit aller Vorsicht auch auf die<br />
übrigen Einrichtungen zu beziehen, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt<br />
an der Fortbildung teilgenommen haben.<br />
5.1.1 Die Erwartungsanalyse<br />
Durch die Befragung, die im Vorfeld der Fortbildung erfolgte, wurden zunächst<br />
soziografische Daten ermittelt, weiter die Gründe für die Teilnahme<br />
erfragt.<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 47
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Die Teilnehmerinnen wünschten in erster Linie, Hilfe und Tipps für den<br />
Umgang mit vernachlässigten Kindern zu erhalten.<br />
Zur Bewertung der einzelnen Items:<br />
Der niedrigste Wert, den eine Bewertung erreichen kann, liegt bei 0 der<br />
höchste Wert bei 4. Demnach wäre 4 die bestmögliche Wertung eines<br />
Items.<br />
Frage II/ 1: Warum besuchen Sie die Fortbildung?<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Interesse allg.;<br />
3,15<br />
Medien;<br />
1,84<br />
Thematik in<br />
Arbeit;<br />
1,77<br />
Hilfe u. Tipps;<br />
48 Auswertung der Erhebungsdaten<br />
3,75<br />
Brisanz;<br />
2,85<br />
Anw eisung;<br />
Abbildung 3: Gründe für den Besuch dieser Fortbildung<br />
Am wichtigsten war es den Teilnehmerinnen, Hilfe und Tipps für den<br />
Umgang mit vernachlässigten Kindern zu bekommen. Am wenigsten<br />
Ausschlag gebend für den Besuch der Fortbildung sind (aktuelle) Fälle<br />
von Vernachlässigungen an der Arbeitsstelle.<br />
Frage II/ 2: Was erwarten Sie sich von dieser Fortbildung?<br />
In dieser Frage konnten Aussagen bewertet werden mit „stimme voll und<br />
ganz zu“, „stimme zu“, „teils/teils“, „stimme weniger zu“ und „stimme gar<br />
nicht zu“.<br />
Die Aussagen „Von diesem Kurs erwarte ich mir“ wurden folgendermaßen<br />
bewertet:<br />
Voll und ganz stimmten die Teilnehmerinnen den Aussagen zu:<br />
Orientierung, wie ich reagieren soll, wenn ich Vernachlässigung<br />
vermute<br />
zu erfahren, wie Kindern geholfen werden kann<br />
Orientierung, wie ich handeln soll, wenn sich der Verdacht auf Vernachlässigung<br />
erhärtet<br />
2,58
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
mögliche Anzeichen kennenzulernen, wie ich auf Vernachlässigung<br />
bei Kindern aufmerksam werden kann<br />
rechtliche Hintergründe zu diesem Thema zu erfahren<br />
Die Bewertung „stimmten zu“ erhielten folgende Aussagen:<br />
zu erfahren, wie das Amt für Jugend und Familie vorgeht, wenn es<br />
bzgl. eines Falles von Vernachlässigung informiert wird<br />
zu erfahren, wie Eltern geholfen werden kann<br />
Informationen und Adressen von Fachkräften, die mich in meiner<br />
Arbeit unterstützen<br />
Informationen über psychologische Folgen bei vernachlässigten<br />
Kindern zu erhalten<br />
mögliche Ursachen von Kindesvernachlässigung zu erfahren<br />
Informationen über körperlich/medizinische Folgen bei vernachlässigten<br />
Kindern zu erhalten<br />
Austausch und Information mit anderen Teilnehmern<br />
Es fällt auf, dass alle Items als wichtig bzw. sehr wichtig, kein Item jedoch<br />
mit teilweise, nicht oder gar nicht wichtig bewertet wurde.<br />
Dies weist möglicher Weise auf ein großes Interesse auf die Themen<br />
hin, die mit der Thematik Kindesvernachlässigung zusammenhängen.<br />
III Fragen zur beruflichen Praxis<br />
Frage III/ 1: Gibt es in Ihrer Einrichtung konkrete Anweisungen, wie im<br />
Falle eines Verdachts auf Kindesvernachlässigung zu handeln ist?<br />
Die Antworten verteilten sich folgender Weise:<br />
Ja Nein Ich weiß es nicht<br />
61,6% 30,8% 7,7%<br />
Von den 61,6% der Teilnehmerinnen, die sich sicher waren, dass es eine<br />
Handlungsanweisung gibt, kennen 12,5% den Inhalt ganz genau und<br />
87,5% im Groben.<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 49
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Frage III/ 2: Wissen Sie, an welche Stellen Sie sich wenden können, um<br />
Hilfe und Unterstützung im Falle von Kindesvernachlässigung zu bekommen?<br />
30,8% der Befragten wissen ganz genau, wohin sie sich wenden können,<br />
wenn sie Hilfe und Unterstützung im Falle von Kindesvernachlässigung<br />
brauchen, 69,2% sind sich nicht ganz sicher. Völlig unwissend<br />
scheint niemand der Befragten zu sein.<br />
Frage III/ 3: Wissen Sie, welche Sachbearbeiterin Sie konkret kontaktieren<br />
können, falls Sie bzgl. Kindesvernachlässigung Unterstützung vom<br />
Amt für Jugend und Familie brauchen?<br />
Keiner aus der Untersuchungsgruppe hat die direkte Durchwahl zu den<br />
zuständigen Sachbearbeiterinnen. Allerdings wissen 15,4% wer zuständig<br />
ist. 84,7 % müssten sich im Amt für Jugend und Familie weiterverbinden<br />
lassen.<br />
Frage III/ 4 / 5: Hatten Sie bereits innerhalb Ihrer Arbeit generell mit dem<br />
Amt für Jugend und Familie zu tun? / Wie fühlten Sie sich beraten?<br />
Nur insgesamt 38,5% der Teilnehmerinnen hatten bereits mit dem Amt<br />
für Jugend und Familie zu tun. 60% davon gaben an, auf dem schnellsten<br />
Weg die zuständige Sachbearbeiterin erreicht zu haben. Von diesen<br />
haben 66,6% laut ihrer Aussage kompetente und hilfreiche Informationen<br />
bekommen, 33,3% fühlten sich weniger gut beraten.<br />
40% wurden über mehrere Personen schließlich zur zuständigen Person<br />
weiter vermittelt. Davon fühlte sich ein Teil gut und kompetent beraten,<br />
der andere Teil weniger.<br />
Um Aussagen über den Zusammenhang (Korrelation) zwischen Weitervermittlung<br />
und Beratung machen zu können, ist die Stichprobe zu klein.<br />
Frage III/ 6: Haben Sie schon mal über längere Zeit mit dem Amt für Jugend<br />
und Familie (bzgl. eines bestimmten Falls oder aufgrund einer bestimmten<br />
Aufgabe oder Tätigkeit) zusammengearbeitet?<br />
Nur 15,4% der Befragten haben schon über eine längere Zeit mit dem<br />
Jugendamt zusammengearbeitet, 50% davon beurteilte die Zusammenarbeit<br />
als sehr gut, die anderen 50% als zufriedenstellend.<br />
50 Auswertung der Erhebungsdaten
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Frage III/ 7: Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung<br />
pro Jahr in der Gruppe:<br />
84,7% der Teilnehmerinnen glauben, keinen oder lediglich einen Vernachlässigungsfall<br />
in der Gruppe zu haben, jeweils 7,7% sind der Meinung,<br />
es handle sich um zwei bzw. vier Fälle.<br />
Frage III/ 8: Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung<br />
pro Jahr in der Einrichtung:<br />
46,2% der pädagogischen Fachkräfte glauben, dass es keinen oder nur<br />
einen Vernachlässigungsfall in ihrer Einrichtungen geben würde. 23,1 %<br />
schätzen die Anzahl auf zwei bis vier, 7,7% denken, es seien mehr als<br />
zwölf Kinder. Weitere 23,1% der Befragten wagten keine konkrete Einschätzung.<br />
Aus Frage III/ 7 und 8 ergibt sich folgende Darstellung:<br />
Anzahl pro<br />
Jahr in der:<br />
Keiner bis ein<br />
Fall<br />
Zwei bis vier<br />
Fälle<br />
Gruppe 84,7% 15,4%<br />
Mehr als zwölf<br />
Fälle<br />
Kann ich nicht<br />
einschätzen<br />
Einrichtung 46,2% 23,1% 7,7% 23,1%<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 51
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
5.1.2 Die Zufriedenheitsanalyse<br />
Dieser Fragebogen wurde direkt im Anschluss an die Fortbildung ausgeteilt.<br />
Alle Bögen wurden korrekt ausgefüllt, demnach konnten 100% der<br />
Bögen ausgewertet werden.<br />
I Beurteilung der Fortbildung<br />
Frage I/ 1: Wie beurteilen Sie die Gestaltung der Fortbildung?<br />
Schwerpnkte<br />
Bearbeitungszeit<br />
Rollenspiel<br />
Aufgabenstellung<br />
Gruppenarbeit<br />
Lehrmaterial<br />
Roter Faden<br />
Lebendig<br />
Anschaulich<br />
3,23<br />
3,31<br />
3,38<br />
52 Auswertung der Erhebungsdaten<br />
3,46<br />
3,46<br />
3,46<br />
3 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 3,9 4<br />
3,54<br />
3,62<br />
3,77<br />
Abbildung 4: Gestaltung der Fortbildung<br />
Insgesamt erhält die Gestaltung den Wert 3,47 und wird somit von den<br />
Teilnehmerinnen als gut empfunden. Besonders gut wurde die anschauliche<br />
Vermittlung und die Strukturierung der Fortbildung bewertet. Kein<br />
Item erhielt eine Bewertung unter 3,0.<br />
Frage I/ 2: Wie beurteilen Sie das Klima in der Gruppe?<br />
Die anderen hörten zu<br />
Reden vor der Gruppe fiel schw er<br />
Ermutigt mich einzubringen<br />
Partnerschaftlich<br />
Locker<br />
1,53<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />
Abbildung 5: Klima in der Gruppe<br />
2,77<br />
2,85<br />
3,08<br />
3,46
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Am meisten schätzten die Anwesenden, dass die anderen zuhörten. Das<br />
Klima während der Fortbildung wurde durchaus partnerschaftlich und locker<br />
erlebt, kaum jemand fiel das Sprechen vor der Gruppe schwer.<br />
Frage I/ 3: Wie beurteilen Sie die Inhalte der Fortbildung?<br />
Möglichkeiten der JH<br />
Lösungsansätze<br />
Beobachten statt Zuschauen<br />
Wie kann ich VN erkennen<br />
Wie w ird VN erlebt<br />
Was ist VN<br />
3,42<br />
3,5<br />
3,5<br />
3,58<br />
3,67<br />
3,75<br />
3,67<br />
3,5<br />
3,42<br />
3,46<br />
3,62<br />
3,77<br />
3,69<br />
3,46<br />
3,46<br />
3,46<br />
3,69<br />
3,69<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />
Informativ Verständlich vermittelt In den Alltag übertragbar<br />
Abbildung 6: Inhalte der Fortbildung<br />
Alle Einheiten wurden durchweg als informativ bis sehr informativ erlebt,<br />
ebenso die Vermittlung der Inhalte. Besonders die Übertragbarkeit der<br />
besprochenen Inhalte in den Praxisalltag einer Kindertagesstätte wird<br />
von den Teilnehmerinnen geschätzt.<br />
Frage I/ 4: Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung hinsichtlich<br />
der Vermittlung theoretischen Wissens?<br />
Möglichkeiten d. JA<br />
Hilfe f. Eltern<br />
Hilfe f. Kinder<br />
Ursachen<br />
Körp./med. Folgen<br />
Rechtliches<br />
Adressen, Info<br />
Handlungsw issen<br />
Erkennen von Anzeichen<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />
Abbildung 7: Lernerfolg hinsichtlich theoretischen Wissens<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 53<br />
3,08<br />
3,23<br />
3,38<br />
3,46<br />
3,46<br />
3,38<br />
3,38<br />
3,69<br />
3,85
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Insgesamt betrachtet schreiben die Teilnehmerinnen allen Items einen<br />
guten Lernerfolg zu. Den größten haben sie ihrer Einschätzung nach<br />
hinsichtlich der Möglichkeiten des Jugendamtes und weiter hinsichtlich<br />
der Ursachen von Vernachlässigung.<br />
Frage I/ 5: Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung hinsichtlich<br />
der Möglichkeit zur Anwendung in der Praxis?<br />
Weiterempfehlung<br />
Neues durch Austausch<br />
Praxisnutzen des BB<br />
BB zu umfangreich<br />
BB hilfreich<br />
Gestärkt f. d. Praxis<br />
Sensibilität<br />
Neues<br />
0,92<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />
Abbildung 8:<br />
Lernerfolg hinsichtlich der Möglichkeit zur praktischen Umsetzung<br />
Der Beobachtungsbogen (BB) erhielt eine herausragende Bewertung.<br />
Die Teilnehmerinnen erachteten ihn als sehr hilfreich und für die Praxis<br />
von großem Nutzen. Dies bestätigte sich auch darin, dass sie ihn nicht<br />
als zu umfangreich einschätzen. Voll und ganz stimmten die Befragten<br />
der Aussage zu, dass die Fortbildung sie sensibler für die Thematik Vernachlässigung<br />
gemacht habe.<br />
Die Fragen 6 bis 8 wurden in offener Form gestellt. Es sollte ermittelt<br />
werden, was besonders gefiel, bzw. welche Verbesserungsvorschläge<br />
die Teilnehmerinnen haben.<br />
Herausgehoben wurden an dieser Stelle die anschauliche und gut verständliche<br />
Präsentation aller Referenten sowie die abwechslungsreiche<br />
Gestaltung der Fortbildung insgesamt. Informativ, aber auch erschreckend<br />
wurden die Fallzahlen von Vernachlässigung auf lokaler Ebene<br />
genannt.<br />
Die Anwesenden wünschten sich noch mehr Information zu Ursachen<br />
und Auswirkung von Vernachlässigung und haben durchaus Interesse<br />
54 Auswertung der Erhebungsdaten<br />
2,08<br />
3,46<br />
3,46<br />
3,46<br />
3,46<br />
3,69<br />
3,85
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
an einer umfangreicheren Fortbildung zu der Vernachlässigungsthematik.<br />
Mehr konkrete Fallbeispiele von Vernachlässigungsfällen mit entsprechender<br />
Handlungsanweisung zur Hilfe werden als hilfreich erachtet.<br />
II Fragen zur beruflichen Praxis<br />
Frage II/ 1: Schätzen Sie die Anzahl der Kinder die unter Vernachlässigung<br />
leiden anders ein als zuvor?<br />
Nach der Fortbildung schätzen insgesamt 61,5% Teilnehmerinnen die<br />
Anzahl der Kinder, die an Vernachlässigung leiden, anders ein.<br />
15,4% beurteilen sie als niedriger, 38,5% als etwas höher und 7,7% als<br />
viel höher. 30,8% der Befragten sehen die Anzahl unverändert, so wie<br />
sie diese auch schon vor der Fortbildung einschätzten.<br />
Frage II/ 2: Die Möglichkeiten der Jugendhilfe waren neu?<br />
Für keine Teilnehmerin aus der Untersuchungsgruppe waren die Möglichkeiten<br />
und Tätigkeiten der Jugendhilfe komplett neu, für 61,8% waren<br />
sie aber zumindest teilweise neu, 38,5% gaben an, dass sie ihnen<br />
bekannt waren.<br />
Frage/Aussage II/ 3: Für die Arbeit in der Praxis brauche ich noch mehr<br />
Informationen<br />
Hinsichtlich ihrer praktischen Arbeit glauben 46,2% der Teilnehmerinnen,<br />
genug Informationen zu haben, 15,4% sind sich nicht sicher,<br />
38,5% wünschen sich mehr Informationen. Darunter wurde konkret genannt:<br />
„Wie kann im pädagogischen Alltag dem Kind konkret geholfen<br />
werden?“<br />
„Umgang mit Kindern“<br />
„Datenschutz, insbesondere bei der Kooperation mit dem Jugendamt“<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 55
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Die Informationen über die Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend<br />
und Familie waren für 92,3% der Teilnehmerinnen ausreichend, 7,7%<br />
der Teilnehmerinnen sind sich nicht sicher.<br />
5.2 Auswertung der Gruppendiskussion<br />
Die Gruppendiskussion drei Monate nach der Fortbildung sollte die Erhebungsreihe<br />
abschließen. Sie fand an einem Nachmittag in den Räumen<br />
einer teilnehmenden Kindertagestätte statt. Es waren insgesamt<br />
fünf Teilnehmerinnen aus verschiedenen Kindertagesstätten der Stadt<br />
Regensburg anwesend. Jede hatte zuvor die Fortbildung der AGGGK<br />
Regensburg „Früherkennung von Kindesvernachlässigung“ im November<br />
2007 besucht.<br />
Die Diskussionsteilnehmerinnen gaben an, dass die meisten Kinder, die<br />
ihre Einrichtung besuchen, aus eher gut situierten Familien kommen.<br />
Keine von den Anwesenden hatte das Jugendamt bisher aufgrund von<br />
Vernachlässigung informieren müssen. Einzelne jedoch haben in ihrer<br />
Praxis bereits mit dem Jugendamt zusammengearbeitet, wenn Familien<br />
dem Jugendamt bereits bekannt waren. Allerdings war es das Jugendamt,<br />
das in diesen Fällen auf die Kindertagesstätte zukam.<br />
Ergebnisse der Gruppendiskussion<br />
Die Ergebnisse der Gruppendiskussion werden hier dargestellt und<br />
durch Zitate der einzelnen Teilnehmerinnen untermauert. Um die Anonymität<br />
der Fachkräfte zu wahren, wurden die Teilnehmerinnen mit T 1<br />
bis T 5 bezeichnet.<br />
Diskussionsvorgabe: „Stellen Sie sich vor, eine Kollegin kritisiert die<br />
Fortbildung und behauptet, so eine Fortbildung würde mehr Schaden anrichten,<br />
als dass sie nutzt: Falschverdächtigungen nehmen zu, jede Kleinigkeit<br />
könnte als Vernachlässigung ausgelegt werden – Was würden<br />
Sie antworten?“<br />
5.2.1 Sensibilität für das Thema Vernachlässigung hat sich erhöht<br />
„Man wird hellhöriger, man schaut genauer hin“ war die erste spontane<br />
Antwort auf die Frage, die im weiteren Gesprächverlauf so oder ähnlich<br />
des Öfteren wiederholt wird.<br />
56 Auswertung der Erhebungsdaten
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Man beschäftigt sich mit dem Thema Vernachlässigung intensiver als vor<br />
der Fortbildung. Das Bewusstsein dafür, was Vernachlässigung ist und<br />
was nicht, wird angeregt.<br />
T 5: „Ich fand auch das Bewusstsein - das Anfangsspiel, des wos<br />
ma da g’macht ham mit der Skala, was ist jetzt Vernachlässigung,<br />
oder nicht. Wo ma se dann so austauscht ham, manche san ganz<br />
unten gstanden - manche oben. Also wirklich des Bewusstsein ist<br />
da jetza nomol angeregt worden und das genaue Schaun.“<br />
Man wird dazu veranlasst, genauer hinzuschauen, dazu sind auch die<br />
Fragebögen sehr hilfreich.<br />
Generell stimmen die Teilnehmerinnen überein, dass man insgesamt<br />
sensibler für dieses Thema wird. Durch diese Fortbildung wird die Verantwortung,<br />
die man als Erzieherin/Kinderpflegerin trägt, wieder in den<br />
Mittelpunkt gerückt.<br />
T 4: „Man wird so an seine eigene Verantwortlichkeit auch als Erzieherin<br />
wieder also verstärkt erinnert. Mein’, der Verantwortung<br />
ist man sich schon bewusst, aber es wird noch mal in den Mittelpunkt<br />
gerückt.“<br />
Dieses Bewusstsein wird, so T 5, auch durch die Medien verstärkt und<br />
laut T 1 auch durch ein Schreiben vom Jugendamt, das die Erzieherinnen<br />
auffordert, bei den Familien zu Hause anzurufen, wenn ein Kind drei<br />
Tage unentschuldigt dem Kindergarten fern bleibt. T 1 hat das Gefühl,<br />
dass momentan „sehr viel läuft“.<br />
T 3 ist der Meinung, dass man durch die Fortbildung nicht nur genauer<br />
hinschaut, man überlegt letztendlich auch genau, was man zu den Eltern<br />
sagt.<br />
T 3: „... Ja, wenn man genau hinschaut, komma a genau song, was<br />
man sieht. Und des muaß ma halt dann, letztendlich muss mas<br />
song.“<br />
Die Teilnehmerinnen kommen zu der Erkenntnis, dass es nicht nur körperliche<br />
Vernachlässigung gibt, sondern auch emotionale. Dazu gehört<br />
auch eine „verkehrte Liebe“, die so genannte Affenliebe.<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 57
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
5.2.2 Schwierigkeiten bei der Grenzziehung<br />
In der Gruppe herrscht eine gewisse Unsicherheit, wo genau Vernachlässigung<br />
beginnt und wann für die Erzieherinnen der Handlungsauftrag<br />
beginnt.<br />
T 4: „Das Problem ist immer, wo fängt’s an und wo hört’s auf mit<br />
der Vernachlässigung?“<br />
Dazu erzählt T 4 ein Fallbeispiel von einem russischen Jungen, der jeden<br />
Tag zwei Scheiben Leberkäse oder alternativ zwei Weißwürste zur<br />
Brotzeit dabei habe. Entsprechend sei der Junge sehr korpulent. Sie<br />
führt dieses Ernährungsverhalten darauf zurück, dass die Eltern, ihr Kind<br />
zu sehr lieben und nicht verstehen, dass ausschließlich Wurst und<br />
Fleisch keine kindgerechte Ernährung sei. Im Grunde hält sie das auch<br />
für Vernachlässigung.<br />
T 1 bringt ein weiteres Fallbeispiel von einem Mädchen, das zu Hause<br />
nichts oder nur wenig zu essen bekäme und sich im Kindergarten auffällig<br />
satt äße. Ihre Mutter verstehe kein Deutsch, obwohl die Familie schon<br />
seit sechs Jahren in Deutschland lebe.<br />
In beiden Fällen stellt sich wieder die Frage, ist es ein Fall fürs Jugendamt?<br />
Die Beobachtungsbögen werden als hilfreich im Kindergartenalltag empfunden<br />
(als „etwas Handfestes“). Zwar wurden diese bis jetzt von keiner<br />
Teilnehmerin benutzt, T 1 plant dies aber nächste Woche zu tun. Geschätzt<br />
wird auch die erläuterte Handhabe des Beobachtungsbogens<br />
(dass man ihn getrennt von der Kollegin ausfüllt und vergleicht; dass<br />
dies kein einmaliger Vorgang ist, sondern in gewissen Abständen wiederholt<br />
wird). Insgesamt wird das Ausfüllen des Bogens nicht als zusätzliche<br />
Belastung erlebt, sondern eher als Zeitersparnis, da man gezielt<br />
beobachten kann und alles übersichtlich aufgegliedert ist.<br />
Weiter sind die Teilnehmerinnen alle der Meinung, dass es sehr wichtig<br />
wäre, mehr Zeit für Fallbesprechungen zur Verfügung zu haben.<br />
T 1: „Also wir haben halt 14-tägig zwei Stunden Teambesprechung,<br />
da reicht die Zeit eigentlich nicht. Man kann das kurz anreißen,<br />
weil halt soviel andere Sachen sind. Wir haben jetzt in der<br />
Einrichtung sehr viele Teilzeitkräfte... und dann muss natürlich in<br />
diesen zwei Stunden unwahrscheinlich viel Organisatorisches ge-<br />
58 Auswertung der Erhebungsdaten
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
macht werden und dann reißt man halt des no kurz an, also so einen<br />
Fall...“<br />
5.2.3 Wie konfrontiere ich die Eltern?<br />
Unsicherheit herrscht auch darüber, wie die Eltern auf den Verdacht der<br />
Vernachlässigung angesprochen werden sollten.<br />
T 1: „...Ich kann ja nicht sagen, `Sie vernachlässigen Ihr Kind` -<br />
ist doch schlecht, wenn ich so was sag, oder?“<br />
T 4 ist der Meinung, es sei schwierig, die Eltern zu erreichen. Besonders<br />
in solchen Fällen, wo die Eltern den Verdacht haben, man möchte sie<br />
auf etwas Unangenehmes hinweisen. Ihrer Ansicht nach müsse man die<br />
Eltern davon überzeugen, dass man Ihnen helfen, sie unterstützen wolle.<br />
T 5 bekräftigt, dass sie es gut findet, zunächst den Weg über die Eltern<br />
zu wählen. Sie vertritt die Meinung, dass das Verhalten von Eltern auch<br />
durchaus ein Hilfeschrei sein könne und diese froh seien, Hilfe angeboten<br />
zu bekommen und diese auch annehmen könnten.<br />
T 4 ergänzt, dass ein Erstgespräch auch dazu genutzt werden solle, um<br />
in erster Linie weitere Informationen über die Familie zu bekommen.<br />
Man sollte in einem schwierigen Fall von Vernachlässigung oder Missbrauch<br />
auch nicht mit der Erwartung in das Gespräch gehen, dass man<br />
gleich eine Lösung findet. Wichtig sei es, guten Kontakt mit den Eltern<br />
aufzubauen, mehr Informationen zu erhalten, sie aber keinesfalls unter<br />
Druck zu setzen. Denn sonst bestehe die Gefahr, dass die Eltern abblocken.<br />
Es könne auch sein, dass sich durch ein Elterngespräch eine andere<br />
Wahrnehmung erschließt, und man zu der Überzeugung kommt, dass es<br />
sich gar nicht um einen Vernachlässigungsfall handle.<br />
Die Gruppe stimmte überein, dass es Ziel sei, mit den Eltern im Gespräch<br />
zu bleiben. Ebenso, an sich nicht die Erwartungen zu stellen,<br />
immer gleich eine Lösung finden zu müssen.<br />
Man dürfe keinesfalls mit einer negativen Haltung gegenüber den Eltern<br />
ins Gespräch gehen, sondern in positiv schätzender Weise. Dies sei frei-<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 59
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
lich nicht immer ganz einfach, man selbst wolle die Sorge ums Kind loswerden<br />
- die Eltern wollen zunächst einmal verstanden werden.<br />
T 1 bringt noch ein, dass sie es als frustrierend erlebe, dass sie teilweise<br />
drei bis vier Jahre ein Kind betreue und versuche durch Gespräche die<br />
Eltern auf Entwicklungsdefizite aufmerksam zu machen, aber sie damit<br />
keinen Erfolg habe. Später hieße es dann bezüglich des „Versagens“<br />
des Kindes, der Kindergarten sei schuld. Ihre Einrichtung ist dazu übergegangen,<br />
alles zu protokollieren, was sie mit dem Kind gemacht haben,<br />
Elterngespräche unterschreiben zu lassen und auch Tür- und Angelgespräche<br />
mit den Eltern zu notieren.<br />
Es sollen Protokolle von Elterngesprächen angefertigt werden, die von<br />
den Eltern unterschrieben werden müssen.<br />
Bereits in den Aufnahmeverträgen sollte drin stehen, dass Eltern sich zu<br />
Elterngesprächen verpflichten müssen.<br />
T 3 hingegen hat den Eindruck, dass der Institution Kindergarten auch<br />
irgendwo die Hände gebunden seien, denn auch wenn man sich sehr um<br />
die Eltern bemühe, ihnen Hilfestellung anböte, kann es trotzdem sein,<br />
dass diese jede Unterstützung ablehnen. Letztendlich bleibe es schwierig.<br />
Denn auch das Jugendamt könne nur dann wirklich eingreifen, wenn<br />
es sich um grobe Vernachlässigung oder Misshandlung handle.<br />
Eine weitere Feststellung betrifft das Phänomen der „Kindergartenhopper“.<br />
Auch anwesende Teilnehmerinnen hatten bereits dieses Problem.<br />
T 1 berichtet von einem Gespräch, das sie mit Frau Kolbinger-Preißer,<br />
Amtsleitung für das Amt von Tagesbetreuung von Kindern führte. Danach<br />
melden Eltern, denen etwas nicht (mehr) an der Einrichtung passt,<br />
ihr Kind ab und in einem anderen Kindergarten wieder an.<br />
T 4: „Das ist halt genau die Gefahr, wenn die Eltern des dann eben<br />
spannen, dass ma Verdacht schöpft in irgendeiner Form. Oder<br />
dass sie irgendwie Gefahr wittern, dass man ihnen - in Anführungsstrichen<br />
- etwas Böses wollen könnte, dann nehmen die ihr<br />
Kind raus. Und also, das war auch im Hort dann immer wieder die<br />
Problematik, dass damit gedroht wurde, sie nehmen ihr Kind raus<br />
und dann hat man ja gar keine Handhabe mehr. Deswegen ist es<br />
dann so schwierig, weil man so vorsichtig und diplomatisch mit Eltern<br />
sprechen muss und damit die net irgendwie Angst bekommen<br />
60 Auswertung der Erhebungsdaten
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
und dann das Kind rausnehmen und dann hat man gar koa Möglichkeit<br />
mehr.“<br />
5.2.4 Wie ist bei einem Fall mit höchstem Beratungsbedarf zu handeln?<br />
Die Teilnehmerinnen beschreiben folgenden Weg:<br />
Zunächst seien die Beobachtungen mit der Kollegin zu besprechen,<br />
dann ein Elterngespräch anzusetzen und weiter das Amt für Tagesbetreuung<br />
und das Jugendamt zu informieren.<br />
T 3: „Ja es kommt darauf an, um was es geht. Ne, wenn i jetzt sog<br />
a Gespräch mit Beratungsbedarf, dann kommt’s drauf an, ist es ein<br />
Entwicklungsgespräch - wo man sagt, da ist es a Entwicklungsverzögerung,<br />
da möchte ich jetzt die Mutter, die Eltern informieren,<br />
dann kann ich anbieten, dass ich den Mobilen Dienst dazu schalte<br />
- da brauch ich das Amt net. Genau, genau dann hab ich den Mobilen<br />
Dienst und die testen das Kind und beraten dann die Eltern,<br />
also genau die machen dann eine genaue Diagnose.“<br />
5.2.5 Welche Rolle spielen Erziehungsberatungsstellen?<br />
Übereinstimmend antworteten die Befragten, dass diese Institution bei<br />
den Eltern einen eher negativen Touch habe.<br />
T 1: „Aber das Wort Erziehungsberatungsstelle hat so nen Negativ-<br />
Touch. Also es is schon besser geworden, hab ich die Erfahrung<br />
gemacht, aber es hat immer noch einen sehr negativen Touch.“<br />
Die Gruppe reflektierte, dass es ihre Aufgabe als Fachkräfte sei, den Eltern<br />
den Dienstleistungscharakter der Erziehungsberatungsstelle sowie<br />
ihr Recht auf Beratung als Eltern und Steuerzahler nahezubringen. Es<br />
sei keine Schande, sich auch mal einen Tipp zur Erziehung zu holen,<br />
schließlich ließe man sich ja auch beraten, wenn man zum Friseur geht,<br />
oder sich eine neue Küche anschafft.<br />
Auch als Erzieherin hat man die Möglichkeit, sich einen Rat für die Praxis<br />
bei der Beratungsstelle zu holen.<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 61
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Die Beratungsstelle ist durchaus ein Weg der Unterstützung und werde<br />
auch angenommen, wenngleich die Mehrheit der Eltern eine gewisse<br />
Gehemmtheit an den Tag lege.<br />
Anders beim Mobilen Sonderpädagogischen Dienst, der in die Einrichtung<br />
kommt. Dieser kommt anscheinend bei den Eltern recht gut an. Die<br />
Runde ist sich einig, dass es daran läge, weil dieser Dienst in die Einrichtung<br />
kommt und somit die Hemmschwelle, diesen aufzusuchen, heruntergesetzt<br />
wird.<br />
T 2: „Also bei uns hier liegt es ganz banal daran, weil er hier in die<br />
Einrichtung kommt und die Eltern nicht hingehen müssen.“<br />
Den Erzieherinnen ist aufgefallen, dass es nochmals eine andere Wirkung<br />
habe, wenn jemand von außen (Erziehungsberatungsstelle/Mobiler<br />
Dienst) etwas über die Erziehung oder Entwicklung der Kinder sage, als<br />
wenn sie darüber mit den Eltern reden.<br />
5.2.6 Erster Kontakt mit Kindesvernachlässigung/-misshandlung<br />
In sehr vielen Vernachlässigungsfällen, wegen denen sich die Erzieherinnen<br />
an das Jugendamt wandten, waren die Familien bereits dem Jugendamt<br />
bekannt.<br />
T 3 erzählt, sie wurde einmal sogar vom Vater eines Kindes bedroht, als<br />
dieser mitbekommen hatte, dass sie sich an das Amt für Jugend und<br />
Familie gewandt hat.<br />
T 4 berichtet, dass sie in der Zeit, als sie im Hort arbeitete, öfter in Kontakt<br />
mit Sozialarbeiterinnen vom Jugendamt stand, häufig die Kinder<br />
aber durch das Jugendamt an ihre Einrichtung vermittelt wurden, kaum<br />
umgekehrt.<br />
Bisher hatte noch keine der Teilnehmerinnen den Kontakt zum Jugendamt<br />
selbst initiiert.<br />
T 5 bemerkte dazu, dass der Kontaktbedarf zum Jugendamt seit der<br />
Fortbildung noch nicht gegeben war. Aber dadurch, dass Frau Frauenstein<br />
die Aufgaben des Jugendamtes, speziell des Sozialpädagogischen<br />
Fachdienstes so klar und anschaulich vermitteln konnte, fühle sie sich<br />
62 Auswertung der Erhebungsdaten
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
sicherer und habe mehr Klarheit für den Fall der Fälle. Zustimmung auch<br />
bei den anderen Teilnehmerinnen.<br />
In diesem Zusammenhang heben die Befragten auch hervor, dass sie<br />
seit ca. zwei Jahren die Zusammenarbeit mit den Kinderärzten als sehr<br />
positiv erleben. Alle bewerten dies als sehr wichtig.<br />
5.2.7 Handlungsspielräume des Jugendamtes<br />
Die Teilnehmerinnen haben das Gefühl, dass sowohl Erzieherinnen als<br />
auch das Jugendamt ohne die Mitarbeit der Eltern nichts machen können,<br />
wenn es sich nicht um eine grobe Vernachlässigung handle. Im<br />
Endeffekt liege die Verantwortung für die Erziehung bei den Eltern. Es<br />
sei frustrierend, wenn man merkt, dass die Eltern nicht richtig handeln,<br />
Ratschläge oder Gespräche mit der Erzieherin aber ablehnen.<br />
T 4: „Ich glaub, wenn es so eine Geringfügigkeit in Anführungsstrichen<br />
- ich möchte das jetzt nicht bewerten, ich find das jetzt auch<br />
nicht gut, wenn ein Kind so spät ins Bett geht und den ganzen<br />
Vormittag müd ist - aber wenn’s jetzt nur so eine Geringfügigkeit in<br />
Anführungsstrichen ist - denk ich, kann man nichts machen. Ich<br />
wüsst nicht, was. Ich würd halt versuchen, dass ich der Mutter sag,<br />
Mensch schauns her, mir machen so tolle Sachen, ihr Kind könnte<br />
da und da profitieren ...“<br />
Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass es bei einer „Geringfügigkeit“<br />
nichts nütze, das Jugendamt anzurufen. Ein Argument war, dass es<br />
selbst bei begründetem Verdacht auf sexuellen Übergriff nach Erfahrung<br />
einer Teilnehmerin (T 4) lange gedauert habe, bis das Jugendamt eingegriffen<br />
habe.<br />
Aufgabe der Erzieherin sei es aber, weiter zu beobachten, ob sich die<br />
Situation verschlimmert bzw. verändert und die Beobachtungen sowie<br />
die Gespräche mit den Eltern zu dokumentieren.<br />
5.2.8 Zusammenarbeit mit anderen Institutionen<br />
T 1 regte die Zusammenarbeit der Kindertagesstätten mit der Erziehungsberatungsstelle<br />
an. Sie hätte gerne jemanden von der Erziehungs-<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 63
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
beratungsstelle zur Teambesprechung dabei, vor allem dann, wenn sie<br />
einen Fall hat, bei dem sie nicht weiter kommt. Denn auch im Team<br />
herrscht nicht immer Einigkeit in den Fragen, ist es Vernachlässigung<br />
oder nicht und wie sollte man weiter verfahren.<br />
Es wird von T 2 und T 5 die Vermutung aufgestellt, dass wenn die Erziehungsberatungsstelle<br />
einmal in der Woche an die Einrichtung käme, deren<br />
Sprechstunden „proppevoll“ wären.<br />
Dagegen fand T 1, dass man den Eltern nicht alles abnehmen dürfte,<br />
bzw. klientelspezifisch unterscheiden solle.<br />
T 1: „Auf der einen Seite ja - aber auf der anderen Seite nimmt den<br />
Eltern irgendwo auch die Verantwortung, find ich, dass sie einfach<br />
den Schritt wagen und dann wirklich mal zur Erziehungsberatungsstelle<br />
gehen. Also es kommt darauf an, wo man ist. Wenn man jetzt<br />
sehr viele Migrantenfamilien hat, denk ich, ist es schon positiv, weil<br />
viele Frauen oder Mütter die dürfen ja teilweise gar net - außer zum<br />
Kindergarten nirgends anders hin, da wärs gut. Aber jetzt bei uns in<br />
der Einrichtung find ich, man müsste nicht alles abnehmen, den Eltern.“<br />
Das Jugendamt fordert alle Einrichtungen auf, dass beim unentschuldigten<br />
Fehlen eines Kindes nach drei Tagen bei den Eltern angerufen werden<br />
muss. Kann man diese nicht erreichen, muss man sich schriftlich an<br />
sie wenden, mit der Bitte, sie mögen sich beim Kindergarten melden.<br />
Gleichzeitig sind die Eltern zu informieren, dass, sollte die Erzieherin<br />
nach sieben Tagen noch nichts von ihnen gehört haben, der Kindergarten<br />
das Jugendamt verständigen muss.<br />
T 1 berichtet, sie dachte zunächst: „Jetzt schiebt das Jugendamt<br />
alles auf die Kindergärten ab und sollte der Kindergarten dieser<br />
Aufforderung nicht nachkommen, trägt er die Schuld, wenn etwas<br />
passiert“.<br />
T 2 meinte dazu: „Gut, aber wer soll reagieren, die Nachbarn reagieren<br />
nicht. Die Verwandten?“<br />
T 5 sieht die Verantwortung, die den Kindergärten in diesem Fall übertragen<br />
wurde, durchaus als angemessen. Ihrer Meinung nach sei es<br />
durch die Anwesenheitslisten, die in den Kindergärten seit jeher geführt<br />
wurden, gut ersichtlich, wenn ein Kind längere Zeit unentschuldigt fehle.<br />
64 Auswertung der Erhebungsdaten
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
T 1 bekräftig, dass es ihr erster Gedanke gewesen sei, der unter anderem<br />
daher käme, da sie das Gefühl habe, dass immer mehr an Arbeit<br />
und Verantwortung auf sie als Erzieherin zukäme. Jedoch sähe sie aber<br />
nun durchaus die Notwendigkeit und den Sinn dieser Regelung.<br />
T 2 kann die Gedanken von T 1 gut nachvollziehen, sie ist aber<br />
der Meinung: „Wenn nicht wir, wer dann!“<br />
T 1 bemerkte, dass sie aus einer solchen kleinen Runde mehr mitnehmen<br />
kann als aus der großen Runde der Fortbildung. Sie regte an, ob<br />
man sich in einem solchen Kreis nicht in gewissen Abständen regelmäßig<br />
treffen könne, um sich über Fälle auszutauschen und sich einen kollegialen<br />
Rat zu holen. T 5 ergänzte dazu:<br />
T 5: „Ich finde die Lösung jetzt auch ganz geschickt, dass man erst<br />
den ganzen theoretischen Teil in der Großgruppe macht und jetzt<br />
das (heutige) Zusammentreffen.“<br />
5.2.9 Ergänzungen<br />
T 3 hat das Gefühl, es sei für sie bestimmt nicht einfacher geworden, auf<br />
Vernachlässigung zu schauen, weil man sich letztendlich noch mehr Gedanken<br />
mache. Sie hätte gerne eine weitere Fortbildung, um zu einzelnen<br />
Punkten noch genauere Informationen bekommen zu können. Beispielhaft<br />
erwähnt sie die Ursachen und Folgen von Vernachlässigung.<br />
Sie erachtet dies als wichtig, um mit den Eltern noch kompetenter in<br />
Vernachlässigungsfällen sprechen zu können.<br />
5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse:<br />
Bewertung der Fortbildung inhaltlich<br />
Von den Teilnehmerinnen wurde keinerlei negative Kritik hinsichtlich<br />
der Fortbildung geäußert.<br />
Die Fortbildung wurde insgesamt als sehr informativ und hilfreich<br />
erlebt.<br />
Sie schärft sowohl die Wahrnehmung als auch das Bewusstsein für<br />
die Thematik Kindesvernachlässigung.<br />
Auswertung der Erhebungsdaten 65
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Sie vermittelt eine gewisse Sicherheit im Umgang mit Fällen von<br />
Vernachlässigung.<br />
Der Fragebogen als praktisches Mittel zur Beobachtung bei Verdacht<br />
auf Kindesvernachlässigung wird sehr geschätzt.<br />
Zusammenarbeit mit dem SPFD; verbleibende Unsicherheiten<br />
Es besteht noch eine gewisse Unsicherheit in den Fragen, wann ist<br />
der Fall ein Fall fürs Jugendamt und kann das Jugendamt in diesem<br />
Fall auch etwas ausrichten.<br />
Dennoch haben die Erzieherinnen nicht zuletzt durch den Vortrag<br />
von Frau Frauenstein das Gefühl erhalten, dass sie sich vom Jugendamt<br />
Unterstützung holen können.<br />
Sie erleben ihre Tätigkeit und Aufgaben bezüglich § 8a SGB VIII<br />
durchaus als sinnvoll und wichtig.<br />
Kooperation mit Erziehungsberatungsstellen und anderen Fachdiensten<br />
Die Erziehungsberatungsstelle wird von den Eltern teilweise angenommen,<br />
die Institution ist aber (immer noch) mit einem negativen<br />
Touch behaftet.<br />
Sie könnte eher angenommen werden, wenn sie in den Kindergärten<br />
regelmäßig eine Sprechstunde anbieten würde (Präsenz ähnlich<br />
wie Mobiler Sonderpädagogischer Dienst).<br />
Es ist eine gute Möglichkeit, den Eltern die Tätigkeit der Erziehungsberatungsstelle<br />
als Dienstleistung „zu verkaufen“, auf die Eltern<br />
ein Recht hätten.<br />
Auch für Erzieherinnen bietet sie eine Möglichkeit, sich Rat zu holen.<br />
Der Kooperation mit anderen Fachdiensten messen die Teilnehmerinnen<br />
großen Wert zu.<br />
Interne Kooperation und Elternarbeit in Kindertagesstätten<br />
Es ist zu wenig Zeit in den Kindergärten vorhanden, sich in Abwesenheit<br />
der Kinder über die Beobachtungen oder einzelne Fälle<br />
auszutauschen.<br />
66 Auswertung der Erhebungsdaten
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Fazit<br />
Wichtig erachten Sie u. a. auch das Elterngespräch, um ein Vertrauensverhältnis<br />
zu den Eltern aufzubauen, das als Basis für die<br />
weitere Zusammenarbeit dient. Trotzdem wird dieser Punkt<br />
manchmal als entmutigend erlebt.<br />
Das Phänomen der „Kindergartenhopser“ (Kinder, die von der einen<br />
Einrichtung abgemeldet und in einer anderen angemeldet<br />
werden) nimmt zu.<br />
Eine Gesprächsgruppe im kleinen Kreis von Fachkräften wird im Anschluss<br />
an die Fortbildung als intensivierend erlebt und sehr geschätzt.<br />
An einer weiteren Fortbildung, die die angesprochenen Themen intensiver,<br />
bzw. zusätzliche Themen wie Ursachen und Gründe von Vernachlässigung<br />
behandelt, sind einige Teilnehmerinnen sehr interessiert.<br />
6. ENDERGEBNISSE DER EVALUATION<br />
BEZOGEN AUF DIE EINGANGSFRAGESTELLUNGEN<br />
Zieht man die Resultate der Erwartungsanalyse, der Zufriedenheitsanalyse<br />
und der Gruppendiskussion heran, ergeben die Untersuchungen<br />
folgende wichtige Ergebnisse hinsichtlich der Eingangsfragestellung:<br />
1. Wird durch die Teilnahme an der Fortbildung die Sensibilität für<br />
Kindesvernachlässigung geschärft?<br />
Die Sensibilität für das Thema Kindesvernachlässigung hat sich auf jeden<br />
Fall erhöht. Dies wurde schon durch die Auswertung der Zufriedenheitsanalyse<br />
ersichtlich und durch die Gruppendiskussion nochmals zum<br />
Ausdruck gebracht. Die Teilnehmerinnen geben an „genauer hinzuschauen“,<br />
sich „mit dem Thema intensiver auseinander zusetzen“ und<br />
„sich ihrer Verantwortung als Erziehungsperson verstärkt bewusst zu<br />
werden“.<br />
2. Nimmt die Zahl der Falschverdächtigungen eventuell zu?<br />
Durch die Auswertung kann man darauf schließen, dass Falschverdächtigungen<br />
tendenziell nicht zunehmen.<br />
Endergebnisse der Evaluation 67
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Zwar schätzen 61,5% der Teilnehmerinnen die Anzahl der Kinder, die an<br />
Vernachlässigung leiden, anders als vor der Fortbildung ein. Dies kann<br />
aber eher als Zeichen dafür gesehen werden, dass die Anwesenden genauer<br />
hinschauen und nicht etwa als Überreaktion aufgrund der Fortbildung.<br />
Denn 15,5% beurteilen diesen Anteil sogar als niedriger, 38,5%<br />
als etwas höher und lediglich eine Teilnehmerin hält den Anteil nun für<br />
sehr viel höher. 30,8% sehen die Anzahl der Vernachlässigungsfälle in<br />
ihren Einrichtungen als unverändert an.<br />
3. Wie handeln Fachkräfte, wenn Sie einen Verdacht auf Kindesvernachlässigung<br />
haben?<br />
Noch vor der Fortbildung waren sich lediglich 61,5% der Teilnehmerinnen<br />
sicher, dass es eine Handlungsanweisung im Falle eines Verdachts<br />
auf Kindeswohlgefährdung gibt, nur 7,7% gab an, den Inhalt genau zu<br />
kennen. 30,8% waren der Meinung, es gäbe keine Anweisung, 7,7% waren<br />
sich unschlüssig.<br />
In der Gruppendiskussion (also nach der Fortbildung) stellte sich heraus,<br />
dass alle anwesenden Fachkräfte nun über eine klare Handlungsstruktur<br />
im Verdachtsfall verfügten: Beobachten (am besten anhand des Beobachtungsbogens)<br />
über einen längeren Zeitraum, Besprechen der Beobachtungen<br />
mit der/den Kollegin(nen), Initiieren eines Elterngesprächs<br />
und im Bedarfsfall eine Meldung an das Jugendamt.<br />
4. Fühlen sich Erzieherinnen überfordert mit den Aufgaben, die der<br />
Schutzauftrag nach dem § 8a SGB VIII mit sich bringt?<br />
Äußerungen während der Gruppendiskussion lassen darauf schließen,<br />
dass Erzieherinnen, die Aufgaben, die der Schutzauftrag nach dem § 8a<br />
SGB VIII mit sich bringt, zunächst als Belastung gesehen haben. Mittlerweile<br />
jedoch steht die Erkenntnis im Vordergrund, dass sie eine wichtige<br />
Funktion in der Kinderschutzarbeit übernehmen. Denn sie arbeiten nahezu<br />
täglich mit den Kindern und haben somit einen guten Zugang zu<br />
diesen und deren Eltern. Die Fortbildung vermittelt Basiswissen, um eine<br />
fachliche Risikoeinschätzung vornehmen zu können, und leitet die Fachkräfte<br />
an, vernachlässigenden Eltern geeignete Hilfe anzubieten.<br />
68 Endergebnisse der Evaluation
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
5. Inwieweit arbeiten pädagogische Fachkräfte der institutionellen Erziehung<br />
mit dem Jugendamt zusammen?<br />
Der Anteil der Teilnehmerinnen, die bereits mit dem Jugendamt zusammenarbeiteten,<br />
ist noch relativ gering. Auch waren meistens die Familien<br />
bereits dem Jugendamt bekannt, als die Kinder in die städtischen Kindertagesstätten<br />
kamen. Die Erfahrungen, die Erzieherinnen in der Zusammenarbeit<br />
mit den Fachkräften des Jugendamtes machten, wurden<br />
unterschiedlich von sehr gut bis weniger gut beurteilt. Der Vortrag der<br />
Mitarbeiterin des SPFD Regensburg innerhalb der Fortbildung wurde als<br />
besonders gut und informativ bewertet, obwohl für niemanden die Möglichkeiten<br />
der Jugendhilfe neu waren. Allerdings äußerten sich mehrere<br />
Teilnehmerinnen, dass sie sich manchmal darin unsicher sind, abzugrenzen,<br />
wann bei Familien mit einer Vernachlässigungsthematik eine<br />
Meldung an das Jugendamt erforderlich und wirksam sei und wann nicht.<br />
6. Wie erleben die Teilnehmerinnen die Fortbildung insgesamt?<br />
Insgesamt wurde die Fortbildung als gut bis sehr gut beurteilt. Besonders<br />
gefiel die anschauliche, klar strukturierte und abwechslungsreiche Gestaltung.<br />
Die Inhalte erschienen durchweg als informativ, verständlich,<br />
praxisnah und der Lernerfolg wurde als überdurchschnittlich hoch eingeschätzt.<br />
Hervorgehoben wurde auch der angebotene Beobachtungsbogen.<br />
Als wünschenswert wurde die Besprechung von mehr konkreten Fallbeispielen<br />
aus der Praxis der Anwesenden erwähnt sowie weitere Informationen<br />
über Ursachen und Auswirkungen von Vernachlässigung.<br />
Die Gruppendiskussion zwei Monate nach der Fortbildung wurde sehr<br />
positiv erlebt und es kam die Anregung von Seiten der Teilnehmerinnen,<br />
eine solche Gesprächsrunde im kleinen Kreis generell im Anschluss an<br />
die Fortbildung anzubieten. Auch das Interesse an einer Intensivierung<br />
der behandelten Aspekte bzw. an weiteren Aspekten zum Thema Kindesvernachlässigung<br />
wurde von einzelnen Teilnehmerinnen deutlich<br />
gemacht.<br />
Endergebnisse der Evaluation 69
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
7. SCHLUSSFOLGERUNG -<br />
KONSEQUENZEN FÜR DIE WEITERE ARBEIT<br />
Die Effektivität der Fortbildung lässt sich aufgrund der positiven Beurteilung<br />
der Teilnehmerinnen nicht anzweifeln. Durchweg wurden die Gestaltung,<br />
die subjektive Zufriedenheit des Lernerfolgs und die Umsetzbarkeit<br />
der Inhalte in die Praxis positiv bewertet.<br />
Interessant wäre es sicherlich, zu eruieren, ob Fälle von Vernachlässigung<br />
nun früher erkannt werden. Dazu müsste aber eine Studie über<br />
längere Zeit angesetzt werden. Dokumentationen u. a. über das Vorgehen<br />
in Verdachtsfällen sowie dazugehörige Ergebnisse müssten angelegt<br />
werden und mit Daten von früher verglichen werden. Letztlich ist der<br />
Verfasserin dieser Arbeit nicht bekannt, inwieweit Dokumentationen über<br />
einzelne Vernachlässigungsfälle aus der Zeit vor der Fortbildung in den<br />
Kindertagesstätten vorliegen.<br />
7.1 Modifikations- und Verbesserungsvorschläge<br />
Angesichts der positiven Bewertung liegt es nahe, diese Fortbildung<br />
auch weiterhin anzubieten. Folgende Vorschläge sollen keinesfalls das<br />
Konzept von Kampf und Klingshirn kritisieren, es sollen lediglich konstruktive<br />
Möglichkeiten zur Ergänzung bzw. Erweiterung dargestellt werden.<br />
Des Weiteren werden Vorschläge aufgezeigt, wie die Vernachlässigungsthematik<br />
dem Fachpersonal im Vorschulbereich auch auf anderen<br />
Ebenen zugänglich gemacht werden kann.<br />
7.1.1 Auf der Ebene des Fortbildungskonzepts<br />
Vorstellen anonymisierter Fälle aus der Praxis<br />
Immer wieder taucht die Frage auf, „wann ist eine Meldung an das Jugendamt<br />
nötig - wann hat sie Wirkung bzw. welche Wirkung hat sie?“.<br />
Für Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen mag es interessant sein, wenn<br />
eine anonyme zusammenfassende Dokumentation von einzelnen Fällen<br />
aus der Praxis der Jugendhilfe vorgestellt wird. Es könnten dabei z. B.<br />
folgende Fragen aufgegriffen werden:<br />
Wie wurde das Jugendamt auf die einzelnen Fälle aufmerksam?<br />
70 Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Wie ging man konkret vor;<br />
welche Maßnahmen wurden in die Wege geleitet?<br />
Wie konnte den Kindern geholfen werden, wie den Eltern?<br />
War die Hilfe erfolgreich? Falls nicht, woran ist sie gescheitert?<br />
Wie ging es weiter mit den Familien?<br />
7.1.2 Auf der Ebene der Kindertagesstätten<br />
Fortbildung als Baustein bei einer Neueinstellung<br />
Sinnvoll scheint es, diese Fortbildung generell für alle Erzieherinnen anzubieten,<br />
die neu in einer Kindertagesstätte eingestellt werden. Sie verfügen<br />
damit über grundlegendes Basiswissen zum Thema Kindesvernachlässigung<br />
und werden mit den Aufgaben vertraut, denen sie sich im<br />
Rahmen des § 8a SGB VIII in ihrem Praxisalltag stellen müssen. Die Leiterin<br />
einer Kindertagesstätte sollte neues Fachpersonal über diese Fortbildung<br />
informieren und die Möglichkeit bieten, daran teilzunehmen.<br />
Interne (Team-)Fortbildung an Kindertagesstätten<br />
Die Rückmeldung nach der Gruppendiskussion zeigt, dass eine (moderierte)<br />
Gesprächsrunde im kleinen Kreis von Fachkräften sehr geschätzt<br />
wird. Hier sind es nicht die Referentinnen von Institutionen wie Erziehungsberatungsstelle<br />
oder Jugendamt, die vortragen, sondern Erzieherinnen,<br />
die gegenseitig Erfahrungen austauschen und mögliche Vorgehensweisen<br />
in Verdachts- oder Vernachlässigungsfällen besprechen.<br />
Prädestiniert eine solche Fortbildung innerhalb eines Kindergartenteams<br />
zu moderieren, sind Fachkräfte, die zum einen mit dem Kindergartenalltag<br />
vertraut sind und zudem über ein fundiertes theoretisches Wissen<br />
über die Vernachlässigungsthematik verfügen. Eine solche Fortbildung<br />
könnte, wie bereits erwähnt, innerhalb eines Teams stattfinden oder innerhalb<br />
einer AG bestehend aus Erzieherinnen mehrerer Einrichtungen.<br />
7.1.3 Auf der Ebene der Fachhochschulen für Sozialpädagogik<br />
Arbeitsfeld Jugendamt als Aspekt in Ausbildung der Erzieherinnen<br />
Optimal wäre es, wenn die Einrichtung Jugendamt bereits in der Erzieherausbildung<br />
greifbarer gemacht würde. Nach meiner eigenen Erfahrung<br />
als Erzieherin wird lediglich im Rechtskundeunterricht (abstrakt) auf<br />
Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit 71
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
die Möglichkeiten des Jugendamtes eingegangen. Wirkungsvoller wäre<br />
es für Schülerinnen einer Fachakademie der Sozialpädagogik, wenn sie<br />
die Möglichkeit hätten, sich vor Ort bei einem Jugendamt zu informieren.<br />
Oder wenn auch hier Mitarbeiterinnen des SPFD während des Unterrichts<br />
den Studierenden ihre Institution sowie ihre Arbeit näherbringen.<br />
7.1.4 Auf der Ebene des Jugendamtes und der Erziehungsberatungsstellen<br />
Mehr Informationen über die Tätigkeit des Jugendamtes<br />
Als besonders interessant bewerteten die Einrichtungen den Vortrag der<br />
Mitarbeiterin des Sozialpädagogischen Fachdienstes (SPFD). Es zeigte<br />
sich, dass pädagogische Fachkräfte aus dem Kindertagesstättenbereich<br />
ein unterschiedliches Maß an Einblick in die Institution Jugendhilfe haben.<br />
Selbst in diesen Reihen wird das Jugendamt manchmal lediglich als<br />
Einrichtung zur Kontrolle oder Übertragung von Aufgaben gesehen. Es<br />
stellt sich daher die Frage, ob es sinnvoll ist, eine separate Fortbildung<br />
anzubieten, die das Aufgabenfeld des Jugendamtes darstellt und den<br />
Unterstützungs- und Hilfecharakter hervorhebt. Auch in diesem Rahmen<br />
kann über anonymisierte Fälle von Vernachlässigung im Kindergartenalter<br />
berichtet und können eingeleitete Maßnahmen vorgestellt werden.<br />
Die Zugangsschwelle zum Jugendamt wird sicherlich nochmals heruntergesetzt,<br />
findet diese Veranstaltung in den Räumen des Jugendamtes<br />
statt. So ist eventuell auch die Möglichkeit geboten, einzelne Mitarbeiterinnen<br />
des SPFD und ihre Zuständigkeitsbereiche bzw. -gebiete vorzustellen.<br />
Zugang zum Jugendamt und zur Erziehungsberatungsstelle für Eltern<br />
Angesprochen wurde auch der „negative Touch“ der Institutionen Erziehungsberatungsstelle<br />
und Jugendamt bei den Eltern. Möglicherweise ist<br />
dieses Image teilweise von Kindertagesstätten selbst produziert, da wie<br />
bereits erwähnt, auch Fachkräfte das Jugendamt weniger als Instanz der<br />
Unterstützung, sondern als Organ der Kontrolle sehen und dies ebenso<br />
an Eltern vermitteln. Es bedarf wahrscheinlich noch viel an Öffentlichkeitsarbeit<br />
negativen Ausrichtung erfolgreich entgegenzuwirken. Eine<br />
Möglichkeit, die Zugangsschwelle zu diesen Einrichtungen der Jugendhilfe<br />
zu senken und gleichzeitig die Kooperation und Vernetzung dieser<br />
Stellen (auch mit den Kindertagestätten) zu verbessern, könnte sein,<br />
72 Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
dass Mitarbeiterinnen beider Bereiche im Rahmen eines Elternabends<br />
an einer Kindertagesstätte ihre Arbeit vorstellen. Sicher ist es für Eltern<br />
von Bedeutung zu wissen, welche Möglichkeiten der Hilfe und Unterstützung<br />
ihnen geboten werden können.<br />
7.2 Fazit<br />
Sicherlich sind diese Vorschläge nicht ohne einen zeitlichen, personellen<br />
und somit auch finanziellen Mehraufwand zu bewerkstelligen. Es ist jedoch<br />
zu bedenken, dass Fortbildung, Information und Kooperation wichtige<br />
Komponenten in der Arbeit in der Vernachlässigungsproblematik<br />
sind und letztendlich weniger Kosten verursachen als akute Kriseninterventionen.<br />
Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit 73
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
8. ABBILDUNGEN<br />
Abb. 1: Grundbedürfnisse<br />
einer gesunden seelisch-körperlichen Entwicklung .................10<br />
Abb. 2: Risikofaktoren für Vernachlässigung .......................................12<br />
Abb. 3: Gründe für den Besuch dieser Fortbildung ..............................48<br />
Abb. 4: Gestaltung der Fortbildung ......................................................52<br />
Abb. 5: Klima in der Gruppe .................................................................52<br />
Abb. 6: Inhalte der Fortbildung .............................................................53<br />
Abb. 7: Lernerfolg I ..............................................................................53<br />
Abb. 8: Lernerfolg II .............................................................................54<br />
9. LITERATUR<br />
Arbeitsgemeinschaft Gegen Gewalt an Kindern (2007).<br />
Kindesvernachlässigung. Erkennen. Beurteilen. Handeln. (4. Auflage).<br />
Regensburg: Jugend- und Familientherapeutische Beratungsstelle.<br />
Blum - Maurice, R. (2002).<br />
Die Wirkung von Vernachlässigung auf Kinder und der Kreislauf der Gewalt.<br />
Textdownload:<br />
http://kinderschutzbund-koeln.de/dokumente/blum.pdf am 19.10.2007.<br />
Bündnis für Kinder (2007).<br />
Zahlen zu Vernachlässigung von Kindern.<br />
Textdownload: http://www.buendnis-fuer-kinder.de/infos/387_zahlen-zuvernachlaessigung-von-kindern/#top<br />
am 04.10.2007.<br />
Deegner, G. & Körner, W. (2005).<br />
Vernachlässigte Vernachlässigung. Interdisziplinäre Fachzeitschrift der<br />
DGgKV. Heft 2/Jahrgang 8, S. 82 – 106.<br />
74 Literaturverzeichnis
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Gellert, K. (2007).<br />
Vernachlässigte Kinder. Entstehung, Verlauf und Intervention. Saarbrücken:<br />
VDM Verlag Dr. Müller.<br />
Hensen, G. (2005).<br />
Soziale Frühwarnsysteme in NRW- Frühe Hilfen für Familien durch verbindliche<br />
Formen der Kooperation. Gewalt gegen Kinder: Früh erkennen-<br />
früh helfen. IKK- Nachrichten 1-2/ 2005. S. 5 – 9.<br />
Johns, I. (2006).<br />
Fortbildungsangebote der Bundesgemeinschaft > Die Kinderzentren< im<br />
Kontext des § 8a SGB VIII. § 8a SGB VIII. Herausforderung bei der Umsetzung.<br />
IKK- Nachrichten 1 – 2/ 2006. S. 42 – 43.<br />
Jordan, E. (2006).<br />
Kindeswohlgefährdung. Rechtliche Neuregelungen und Konsequenzen<br />
für den Schutzauftrag der Kinder- und Jugendhilfe. In Jordan, E. (Hrsg.),<br />
Kindeswohlgefährdung. Rechtliche Neuregelungen und Konsequenzen<br />
für den Schutzauftrag der Kinder- und Jugendhilfe, S. 23 – 38.<br />
Weinheim und München: Juventa Verlag.<br />
Kampf, G. (2007).<br />
Früherkennung von Vernachlässigung. In Stadt Regensburg. Amt für<br />
Jugend und Familie (Hrsg.), Riskante Kindheit - Kindeswohlgefährdung<br />
frühzeitig erkennen. Perspektiven zur Kommunalen Jugendhilfe,<br />
S. 68 - 78. Stadt Regensburg: Hausdruckerei.<br />
Kalscheuer, M. & Schone,R. (2002).<br />
Kindesvernachlässigung: Vernetzung und Kooperation zwischen Jugendhilfe<br />
und anderen Disziplinen. In Zenz, W., Bächer, K., Blum-<br />
Maurice, R. (Hrsg.), Die vergessenen Kinder. Vernachlässigung, Armut<br />
und Unterversorgung in Deutschland. Köln: PapyRossa Verlags GmbH &<br />
Co.KG.<br />
Kampf, G. & Klingshirn, F. (2007).<br />
Riskante Kindheit. Möglichkeiten der Früherkennung von Kindesvernachlässigung.<br />
Konzept der Fortbildung „Früherkennung von Vernachlässigung“<br />
in Regensburg, am 07.11.2007.<br />
Kindler, H. (2006).<br />
Frühe Hilfen: Ein Königsweg zum besseren Schutz von Kindern? Kinder<br />
in Deutschland. DJI Bulletin 77, (4) S. 16.<br />
Literaturverzeichnis 75
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
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Kindler, H. (2007).<br />
Was ist über die Folgen von Vernachlässigung bekannt? In Kindler, H.,<br />
Lillig, S., Blüml, H. & Werner, A. (Hrsg.): Handbuch Kindeswohlgefährdung<br />
nach § 1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). Textdownload:<br />
http://213.133.108.158/asd/24.htm am 05.10.2007.<br />
Münder, J., Mutke, B. & Schone, R. (2000).<br />
Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz. Professionelles Handeln in<br />
Kindeswohlverfahren. Münster: Votum Verlag.<br />
Raack, W. (2007).<br />
Worin besteht die Aufgabenstellung des ASD bei Kindeswohlgefährdungen<br />
aus familien-/jugendhilferechtlicher Sicht? In Kindler, H., Lillig, S.,<br />
Blüml, H. & Werner, A. (Hrsg.): Handbuch Kindeswohlgefährdung nach<br />
§ 1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). Textdownload:<br />
http://213.133.108.158/asd/34.htm am 17.12.2007.<br />
Schone, R., Ginzel, U., Jordan, E., Kalscheuer, M. & Münder, J.<br />
(1997).<br />
Kinder in Not. Vernachlässigung im frühen Kindesalter und Perspektiven<br />
Sozialer Arbeit. Münster: Votum Verlag.<br />
Schone, R. (2006).<br />
Probleme und Hürden bei der Umsetzung des § 8a SGB VIII. § 8a SGB<br />
VIII. Herausforderung bei der Umsetzung. IKK- Nachrichten 1 – 2/2006.<br />
S. 20 - 23.<br />
Schone, R. (2007).<br />
Frühe Kindheit in der Jugendhilfe - Präventive Anforderungen und Kinderschutz.<br />
In Ziegenhain, U. & Fegert, J. (Hrsg.), Kindeswohlgefährdung<br />
und Vernachlässigung, S. 52 – 66. München/Basel: Ernst Reinhardt<br />
Verlag.<br />
Ziegenhain, U. (2007).<br />
Stärkung elterlicher Beziehungs- und Erziehungskompetenzen - Chance<br />
für präventive Hilfen im Kinderschutz. In Ziegenhain, U. & Fegert, J.<br />
(Hrsg.), Kindeswohlgefährdung und Vernachlässigung, S. 119 - 126.<br />
München/Basel: Ernst Reinhardt Verlag.<br />
76 Literaturverzeichnis
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
10. ANHANG<br />
10.1 Erwartungsanalyse<br />
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,<br />
das Thema Kindesvernachlässigung ist momentan wieder sehr aktuell. Die Medien<br />
berichten laufend über erschreckende Ereignisse. Bayerns Politiker bringen neue<br />
Richtlinien auf den Weg um Kinder zu schützen.<br />
Sie zeigen Ihr Interesse an diesem Thema u. a. dadurch, dass Sie sich für die Fortbildung<br />
„Früherkennung von Vernachlässigung“ am 07.11.2007 angemeldet haben.<br />
Auf Anregung von Herrn Kampf, Leiter der Erziehungsberatungsstelle (EB) der Stadt<br />
Regensburg und Sprecher der Regensburger Arbeitsgemeinschaft Gegen Gewalt an<br />
Kindern soll eben diese Fortbildung evaluiert werden. Die Fachhochschule Regensburg,<br />
speziell die Fakultät Sozialwesen hat diese Aufgabe übernommen. Unter der<br />
Betreuung von Herrn Prof. Dr. Buchholz-Graf werde ich die Evaluation durchführen<br />
und die Befragung sowie die Auswertung für meine Diplomarbeit verwenden. Betreut<br />
werde ich dabei von der Fachhochschule Regensburg.<br />
Wir möchten Sie daher bitten sich 5 Minuten Zeit zu nehmen und die Fragen auf den<br />
folgenden Seiten im Zeitraum vom 23.10. bis 02.11.2007 zu beantworten. Um ein<br />
möglichst realitätsnahes Ergebnis zu bekommen füllen Sie den Fragebogen ganz<br />
unbefangen aus und senden diesen im bereits adressierten Rückumschlag an die EB<br />
zurück. Auf Seite 3 finden Sie ein Beispiel, wie die Fragen auszufüllen sind. Selbstverständlich<br />
werden alle Daten vertraulich und anonym ausgewertet.<br />
Jeder Bogen erhält für die Auswertung einen verschlüsselten Code. Die Codeliste<br />
wird unter Verschluss gehalten, um die Anonymität der Teilnehmerinnen und die<br />
Schweigepflicht zu wahren.<br />
Wir danken Ihnen bereits im Voraus für Ihre Mithilfe.<br />
______________ ____________________ ____________________<br />
Anita Scheitinger Prof. Dr. Buchholz- Graf Dipl. Psych. Herr Kampf<br />
Diplomandin, Verantwortlicher Dozent Leiter der EB der<br />
FH Regensburg der FH Regensburg Stadt Regensburg<br />
Anhang 77
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
1. Soziographische Daten<br />
Bitte zutreffendes ankreuzen und ausfüllen<br />
Geschlecht Weiblich Männlich<br />
Beruf<br />
Erzieher/in Erzieher/in in Leitungsposition<br />
Sozialpädagoge/in Sozialpädagoge/in in Leitungsposition<br />
Erzieherpraktikant/in Berufspraktikant/in<br />
Kinderpfleger/in Auszubildende/r zur Kinderpfleger/in<br />
Sonstiges ________________________<br />
Angaben zur derzeitigen Beschäftigung:<br />
Derzeit arbeite ich:<br />
In einer Krabbelstube Im Kindergarten Im Hort<br />
Bin in Elternzeit Sonstiges:_________________<br />
Größe der Einrichtung<br />
Zurzeit besuchen ____________ Kinder regelmäßig unsere Einrichtung.<br />
Zum Thema „Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung“ habe ich bereits<br />
Fortbildungen besucht?<br />
Nein, keine Ja, eine Ja, zwei<br />
Ja, mehr als zwei, nämlich____________.<br />
Berufserfahrung:<br />
Ich bin in der Ausbildung arbeite 1 bis 5 Jahre mit Kindern<br />
arbeite 6 bis 10 Jahre mit Kindern arbeite 11 bis 15 Jahre mit Kindern<br />
arbeite seit über 15 Jahren mit Kindern<br />
78 Anhang
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Bitte füllen Sie im Teil II jede Zeile der Tabelle aus;<br />
hier ein kurzes Beispiel:<br />
Ich besuche diese Fortbildung<br />
- weil mich dieses Thema im Allgemeinen<br />
interessiert<br />
- weil dieses Thema in den Medien sehr präsent<br />
ist und ich dadurch aufmerksam geworden<br />
bin<br />
- weil ich vermute, dass ein oder mehrere<br />
Kinder in meiner Einrichtung vernachlässigt<br />
werden<br />
II. Warum besuchen Sie diese Fortbildung?<br />
Ich besuche diese Fortbildung<br />
- weil mich dieses Thema im Allgemeinen<br />
interessiert<br />
- weil dieses Thema in den Medien sehr präsent<br />
ist und ich dadurch aufmerksam geworden<br />
bin<br />
- weil ich bereits (öfters) mit dieser Thematik<br />
in meiner Arbeitsstelle zu tun hatte<br />
- da ich mir konkrete Hilfe und Tipps im Umgang<br />
mit Fällen von vernachlässigten Kindern<br />
erwarte<br />
- da ich denke, dass dieses Thema sehr brisant<br />
ist<br />
- weil ich von der Leiterin unserer Einrichtung<br />
gebeten wurde, daran teilzunehmen<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
Anhang 79<br />
x<br />
Stimme<br />
zu<br />
Teils/<br />
Teils<br />
x<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
x<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Von dieser Fortbildung erwarte ich mir:<br />
- mögliche Anzeichen kennen zu lernen, wie<br />
ich auf Vernachlässigung bei Kindern aufmerksam<br />
werden kann<br />
- Orientierung, wie ich reagieren soll, wenn<br />
ich Kindesvernachlässigung vermute<br />
- Orientierung, wie ich handeln soll, wenn<br />
sich der Verdacht auf Kindesvernachlässigung<br />
verhärtet<br />
- Information und Adressen von Fachkräften,<br />
die mich in meiner Arbeit unterstützen<br />
- Rechtliche Hintergründe zu diesem Thema<br />
zu erfahren<br />
- Information über körperlich/medizinische<br />
Folgen bei vernachlässigten Kindern zu erhalten<br />
- Information über psychologische Folgen<br />
bei vernachlässigten Kindern zu erhalten<br />
- Mögliche Ursachen von Kindesvernachlässigung<br />
kennen zu lernen<br />
- zu erfahren, wie Kindern geholfen werden<br />
kann<br />
- zu erfahren, wie Eltern geholfen werden<br />
kann<br />
- zu erfahren, wie das Amt für Jugend und<br />
Familie vorgeht, wenn es bzgl. eines Falles<br />
von Vernachlässigung informiert wird<br />
- Austausch und Information mit anderen<br />
TeilnehmerInnen<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
80 Anhang
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
III. Fragen zur beruflichen Praxis<br />
1. Gibt es in Ihrer Einrichtung eine konkrete Anweisung wie im Falle eines Verdachts<br />
auf Kindesvernachlässigung zu handeln ist?<br />
Ja Nein Ich weiß es nicht<br />
Weiter falls Ja:<br />
Ist Ihnen der Inhalt dieser Anweisung bekannt<br />
Ja, ganz konkret Ja, im Groben<br />
Kaum Gar nicht<br />
2. Wissen Sie an welche Stelle/n Sie sich wenden können, um Hilfe und Unterstützung<br />
im Falle von Kindesvernachlässigung zu bekommen?<br />
Ja, ich weiß genau, wohin ich mich wenden kann<br />
Ich bin mir nicht ganz sicher Nein, das weiß ich nicht<br />
3. Wissen Sie welche/n Sachbearbeiter/in Sie konkret kontaktieren können, falls sie<br />
bzgl. Kindesvernachlässigung Unterstützung vom Amt für Jugend und Familie brauchen?<br />
Ja, ich habe die Durchwahl der/desjenigen<br />
Ja, ich weiß wer zuständig ist und auf welchem Weg ich sie/ ihn kontaktieren kann<br />
Nein, ich müsste mich weiter verbinden lassen<br />
4. Hatten Sie bereits innerhalb Ihrer Arbeit generell mit dem Amt für Jugend und Familie<br />
zu tun?<br />
Ja Nein<br />
Falls ja, wie haben Sie die Weitervermittlung erlebt?<br />
Ich habe auf dem schnellsten Weg die/ den zuständigen Sachbearbeiter/in erreicht<br />
Ich wurde über mehrere Personen schließlich zur zuständigen Person weitervermittelt<br />
Mir konnte keine Person Auskunft geben<br />
5. Wie fühlten Sie sich beraten?<br />
Ich habe kompetente und hilfreiche Informationen erhalten<br />
Ich fühlte mich weniger gut beraten Ich fühlte mich im alleine gelassen<br />
Anhang 81
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
6. Haben Sie schon mal über längere Zeit mit dem Amt für Jugend und Familie (bzgl.<br />
eines bestimmten Falles oder aufgrund einer bestimmten Aufgabe oder Tätigkeit)<br />
zusammen gearbeitet?<br />
Ja Nein<br />
Falls ja, wie haben Sie die Zusammenarbeit erlebt?<br />
Die Zusammenarbeit war sehr gut<br />
Die Zusammenarbeit war zufrieden stellend<br />
Die Zusammenarbeit war nicht zufrieden stellend<br />
7. Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung pro Jahr in Ihrer Gruppe<br />
(durchschnittlich)<br />
Keiner bis ein Fall zwei Fälle drei Fälle vier Fälle<br />
fünf Fälle mehr als fünf Kann ich nicht einschätzen<br />
8. Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung pro Jahr in Ihrer Einrichtung<br />
Keiner bis ein Fall zwei bis vier Fälle fünf bis sieben Fälle<br />
acht bis zehn Fälle zehn bis zwölf Fälle mehr als zwölf Fälle<br />
Kann ich nicht einschätzen<br />
82 Anhang
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
10.2 Zufriedenheitsanalyse<br />
Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer,<br />
wir bitten Sie, die heutige Fortbildung anhand dieses Fragebogens zu beurteilen und<br />
im Teil II einige Fragen zur beruflichen Praxis zu beantworten. Auch diese Fragebögen<br />
werden anonym und unter der Wahrung der Schweigepflicht ausgewertet.<br />
I. Beurteilung der Fortbildung<br />
Wie beurteilen Sie die Gestaltung der Fortbildung?<br />
Gestaltung der Fortbildung<br />
- der Unterricht war anschaulich<br />
- die Fortbildung war lebendig und abwechslungsreich<br />
- ein roter Faden war erkennbar<br />
- die Lehrmaterialien waren hilfreich (Powerpoint,<br />
Skript...)<br />
- das Arbeiten in der Gruppe erlebte ich positiv<br />
- das/die Rollenspiel/e erlebte ich positiv<br />
- die auszuführenden Aufgaben wurden verständlich<br />
gestellt<br />
- es war genügend Zeit zur Bearbeitung der<br />
einzelnen Punkte und Aufgaben vorhanden<br />
- von mir erwartete Schwerpunkte wurden<br />
ausreichend behandelt<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Anhang 83<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Wie beurteilen Sie das Klima in der Gruppe?<br />
Klima in der Gruppe<br />
- locker, ungezwungen<br />
- partnerschaftlich<br />
- ich wurde ermutigt mich einzubringen<br />
- das Reden vor/in der Gruppe fiel mir schwer<br />
- die anderen hörten mir zu<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Wie beurteilen Sie die einzelnen Inhalte der Fortbildung?<br />
Thematik 1: Was ist Vernachlässigung<br />
- informativ<br />
- verständlich vermittelt<br />
- im Alltag umsetzbar<br />
Thematik 2 : Wie wird Vernachlässigung erlebt<br />
- informativ<br />
- verständlich vermittelt<br />
- im Alltag umsetzbar<br />
Thematik 3: Wie kann ich Vernachlässigung<br />
erkennen<br />
- informativ<br />
- verständlich vermittelt<br />
- im Alltag umsetzbar<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
gar nicht<br />
zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
84 Anhang
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Thematik 4: Beobachten statt Zuschauen<br />
- informativ<br />
- verständlich vermittelt<br />
- im Alltag umsetzbar<br />
Thematik 5: Lösungsansätze<br />
- informativ<br />
- verständlich vermittelt<br />
- im Alltag umsetzbar<br />
Thematik 6: Schweigepflicht/ Datenschutz<br />
Möglichkeiten der Jugendhilfe<br />
- informativ<br />
- verständlich vermittelt<br />
- für den Praxisalltag wichtig zu wissen<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Stimme<br />
zu<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu<br />
Anhang 85
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung I?<br />
Mit dem Lernerfolg hinsichtlich:<br />
- Erkennen von Anzeichen<br />
- Wissen bei Vernachlässigung kompetent<br />
reagieren zu können<br />
- Adressen von bzw. Informationen über<br />
Fachkräfte<br />
- rechtliche Hintergründe<br />
- körperliche/ medizinische Folgen bei Vernachlässigung<br />
- Ursachen von Kindesvernachlässigung<br />
- Möglichkeiten, wie Kindern geholfen werden<br />
kann<br />
- Möglichkeiten, wie Eltern geholfen werden<br />
kann<br />
- Kenntnisse, wie das Amt für Jugend und<br />
Familie in einem Fall von Vernachlässigung<br />
vorgeht<br />
Voll zufrieden<br />
Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung II?<br />
Inwieweit können Sie folgenden Aussagen<br />
zustimmen?<br />
- ich habe durch die Fortbildung Neues erfahren<br />
- die Fortbildung hat mich sensibler für die<br />
Thematik Kindesvernachlässigung gemacht<br />
- durch die Fortbildung fühle ich mich gestärkt<br />
für die Arbeit in der Praxis<br />
- den Beobachtungsbogen empfinde ich als<br />
hilfreich<br />
- der Beobachtungsbogen ist zu umfangreich<br />
- den Beobachtungsbogen kann man gut in<br />
der Praxis einsetzen<br />
- ich habe viele Anregungen und Informationen<br />
im Austausch mit anderen TeilnehmerInnen<br />
erhalten<br />
- ich würde die Fortbildung weiter empfehlen<br />
Stimme<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
Zufrieden<br />
Stimme<br />
zu<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Teils/<br />
Teils<br />
Weniger<br />
zufrieden<br />
Stimme<br />
weniger<br />
zu<br />
86 Anhang<br />
Gar<br />
nicht<br />
zufrieden<br />
Stimme<br />
gar<br />
nicht zu
Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Besonders gut an der Fortbildung fand ich:<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
Das könnte noch verbessert werden:<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
Was ich noch sagen wollte:<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
II. Fragen zur beruflichen Praxis<br />
1. Schätzen Sie die Anzahl der Kinder, die unter Vernachlässigung leiden anders ein<br />
als zuvor?<br />
Ja Nein<br />
Falls ja,<br />
niedriger etwas höher viel höher sehr viel höher<br />
2. Die Möglichkeiten und Tätigkeiten der Jugendhilfe waren mir neu.<br />
Ja Nein Teils/Teils<br />
3. Für die Arbeit in der Praxis brauche ich noch mehr Informationen,<br />
a) zum Thema Vernachlässigung:<br />
Ja Nein Weiß nicht<br />
Falls ja, zu welchem Bereich (z.B. Erkennen; Umgang mit Kindern, mit Eltern):<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
b) über Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend, Familie und Soziales<br />
Ja Nein Weiß nicht<br />
Falls ja, zu welchem Bereich:<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
Anhang 87