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P E R S P E K T I V E N Z U R K O M M U N A L E N J U G E N D H I L F E


Vernachlässigung von Kindern frühzeitig erkennen!<br />

Bereits mit dem <strong>Fachheft</strong> Nr. 5 der Perspektiven zur kommunalen<br />

Jugendhilfe „Riskante Kindheit - Kindesmisshandlung frühzeitig erkennen“<br />

wurde dieses zentrale Thema der Jugendhilfe aufgegriffen. Im<br />

aktuellen Heft geht es nun um die häufigste Form der Kindesmisshandlung<br />

- die Vernachlässigung. Die Fachleute sind sich einig, dass im<br />

beruflichen Alltag der Jugendämter Kindesmisshandlung vor allem als<br />

Vernachlässigung vorliegt. Das überrascht mitunter den Laien, veröffentlichen<br />

doch die Medien vor allem besonders gravierende Fälle von<br />

Misshandlung und sexuellem Missbrauch. In einer großen Erhebung in<br />

deutschen Jugendämtern kommt Johannes Münder unter anderem 1 zu<br />

dem Schluss, dass mindestens jeder zweite Fall von Kindesmisshandlung<br />

eine Vernachlässigung darstellt. Im Unterschied zur aktiven<br />

Gewalttätigkeit von Eltern, liegt in diesen Fällen eher ein Unterlassen<br />

vor. Die Kinder erhalten von ihren wichtigsten Bezugs- und Bindungspersonen<br />

nicht das, was für eine gesunde Entwicklung notwendig ist.<br />

In vielen Fällen geht die Kindesvernachlässigung mit psychischer Erkrankung<br />

oder Suchterkrankung eines oder beider Elternteile einher.<br />

Damit wird schon deutlich, dass eine Hilfe in Kooperation von Jugend-<br />

und Gesundheitshilfe erfolgen muss.<br />

Ein weiteres Merkmal der Vernachlässigung ist die oftmals schleichende<br />

Entwicklung elterlichen Unterlassens bis hin zu manifester Kindeswohlgefährdung.<br />

Das erfordert höchste Aufmerksamkeit nicht nur der Jugendämter,<br />

sondern aller Personen, die mit den Kindern zusammen<br />

kommen.<br />

Das Amt für Jugend und Familie hatte daher der Arbeitsgemeinschaft<br />

„Gegen Gewalt an Kindern“ (AGGGK) Regensburg die Aufgabe übertragen,<br />

ein Fortbildungskonzept zum Thema Kindesvernachlässigung für<br />

die Fachkräfte der Kindertagesstätten zu entwickeln und durchzuführen.<br />

Die Fortbildung informiert die Fachkräfte über Abläufe und Folgen von<br />

Vernachlässigung und die Aufgaben der Jugendhilfe. Sie sensibilisiert<br />

die Erzieherinnen für entsprechende Risikofamilien und sie bietet Hilfen<br />

für das Handeln in konkreten Fällen.<br />

Das Curriculum der Fortbildung wird in dieser Arbeit vorgestellt und<br />

ebenso die Evaluation der bereits durchgeführten Fortbildungen. Die<br />

Evaluation scheint uns bei dieser Thematik besonders wichtig zu sein,<br />

um den Erfolg der Fortbildung zu sichern. Ein zentrales Ergebnis vorweg:<br />

Aus der Sicht der Fachkräfte in den Kindertagesstätten ist die<br />

Fortbildung ein voller Erfolg!<br />

Wolfgang Buchholz-Graf Günter Tischler<br />

1 Münder, J. u. a. (2000). Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz. Münster:<br />

Votum


Anita Scheitinger Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_______________________________________________________________________<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Buchholz-Graf, Wolfgang / Tischler, Günter<br />

Vorwort ...............................................................................................5<br />

01. EINLEITUNG ..............................................................................6<br />

02. INFORMATIONEN ZUR VERNACHLÄSSIGUNG .....................7<br />

02.1 Definition .....................................................................................7<br />

02.2 Zur Lebensrealität vernachlässigter Kinder .................................8<br />

02.3 Was sind kindliche Lebensbedürfnisse? .....................................9<br />

02.4 Vernachlässigung in Zahlen ......................................................11<br />

02.5 Zu den Ursachen von Vernachlässigung ..................................11<br />

02.6 Zu den Folgen von Kindesvernachlässigung ............................13<br />

02.7 Zum Handlungsfeld der Jugendhilfe .........................................14<br />

02.8 Zur Prävention ..........................................................................17<br />

03. INHALT DES FORTBILDUNGSKONZEPTS ...........................20<br />

03.1 Aufbau und Ziele der Fortbildung ..............................................20<br />

03.2 Ablauf und Ergebnisse der Fortbildung .....................................21<br />

04. ZIELSETZUNG UND METHODIK DER UNTERSUCHUNG ....44<br />

04.1 Untersuchungsgegenstand und Ziele .......................................44<br />

04.2 Stichprobe und Untersuchungszeitraum ...................................45<br />

04.3 Instrumente zur Datenerhebung ...............................................46<br />

05. AUSWERTUNG DER ERHEBUNGSDATEN ...........................47<br />

05.1 Auswertung der schriftlichen Befragung ...................................47<br />

05.2 Auswertung der Gruppendiskussion ..........................................56<br />

05.3 Zusammenfassung der Ergebnisse ..........................................65<br />

06. ENDERGEBNISSE DER EVALUATION ..................................67<br />

07. SCHLUSSFOLGERUNG - KONSEQUENZEN ........................70<br />

08. ABBILDUNGEN ........................................................................74<br />

09. Literaturverzeichnis ................................................................74<br />

10. ANHANG ..................................................................................77<br />

Inhaltsangabe<br />

5


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

VERNACHLÄSSIGUNG FRÜHZEITIG ERKENNEN<br />

EVALUATION EINES FORTBILDUNGSKONZEPTES<br />

FÜR PÄDAGOGISCHE FACHKRÄFTE IM VORSCHULBEREICH<br />

1. EINLEITUNG<br />

- ANITA SCHEITINGER -<br />

Obwohl die Vernachlässigung die häufigste Form der Kindesmisshandlung<br />

ist, war bis vor wenigen Jahren diese Thematik in der fachöffentlichen<br />

Diskussion eher randständig. So diagnostizierten Deegener<br />

und Körner noch im Jahr 2005 für Deutschland eine Vernachlässigung<br />

der Vernachlässigung. In jüngster Vergangenheit wird der Vernachlässigungsthematik<br />

jedoch mehr Aufmerksamkeit zuteil. Ein wichtiger Hintergrund<br />

für die veränderte fachöffentliche Wahrnehmung sind die neuen<br />

gesetzlichen Regelungen des § 8a SGB VIII. Unter dem Stichwort „Besserer<br />

Schutz für Kinder vor Gefahren für ihr Wohl“ zielt der Gesetzgeber<br />

mit dem § 8a darauf ab, den Kinderschutz als Aufgabe der öffentlichen<br />

und freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe ausführlicher festzulegen<br />

(Jordan, 2006). Ein wesentlicher Aspekt, den der neue § 8a bei Kindeswohlgefährdung<br />

fordert, ist die Zusammenarbeit von öffentlichen und<br />

freien Trägern. Er erweitert gleichzeitig seinen Geltungsbereich auf alle<br />

Dienste und Einrichtungen, die Leistungen nach dem SGB VIII erbringen<br />

(Johns, 2006). Daraus ergibt sich eine besondere Herausforderung für<br />

freie Träger. Während der Sozialpädagogische Fachdienst (SPFD) des<br />

Jugendamtes ständig mit Grenzsituationen konfrontiert ist und sich im<br />

steten Spannungsfeld von Hilfe und Eingriff bewegen muss, ist es für<br />

Träger anderer Arbeitsbereiche wie Kindertagesstätten, Krippen, Jugendarbeit<br />

etc. viel schwieriger, einen Zugang zum Gefährdungsbegriff<br />

zu bekommen (Schone, 2006). Daher ist es notwendig, dass zum einen<br />

der SPFD seinen Auftrag und seine Arbeitsweise bekannt und transparent<br />

macht und zum anderen Fachkräfte anderer Arbeitsbereiche sich<br />

der Thematik Kindeswohlgefährdung stellen.<br />

Diese Daueraufgabe des Amtes für Jugend und Familie Regensburg liefert<br />

die Vorlage für den Auftrag an die Arbeitsgemeinschaft „Gegen Gewalt<br />

an Kindern“ (AGGGK) Regensburg, ein Fortbildungskonzept zum<br />

Thema Kindesvernachlässigung für die Fachkräfte in Kindertagesstätten<br />

zu entwickeln und durchzuführen. In Zusammenarbeit mit der Hochschu-<br />

6 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

le Regensburg wurde die Fortbildung evaluiert. Darüber berichtet dieses<br />

<strong>Fachheft</strong>.<br />

Zunächst werden noch einmal einige wichtige Informationen zum Thema<br />

Vernachlässigung gegeben. Im folgenden Teil wird das curriculare Konzept<br />

der Fortbildung dargestellt. Schließlich werden die Ergebnisse der<br />

Evaluation berichtet.<br />

Um den Lesefluss zu fördern, wird bei Begriffen und Bezeichnungen, die<br />

sowohl weiblicher als auch männlicher Natur sein können, die weibliche<br />

Form verwendet. Selbstverständlich sind damit beide Geschlechter gemeint.<br />

2. INFORMATIONEN ZUR VERNACHLÄSSIGUNG<br />

2.1 Definition von Vernachlässigung<br />

Eine allgemeingültige Definition von Vernachlässigung gibt es nicht. Jede<br />

Definition stellt eine soziale Sinnkonstruktion dar, diese beinhaltet<br />

Werturteile und diese wiederum unterliegen historischen Veränderungen.<br />

Deegener und Körner (2005) definieren Vernachlässigung als:<br />

„die ausgeprägte, das heißt andauernde oder wiederholte Beeinträchtigung<br />

oder Schädigung der Entwicklung von Kindern durch die sorgeberechtigten<br />

und -verpflichteten Personen aufgrund unzureichender Pflege<br />

und Kleidung, mangelnder Ernährung und gesundheitlicher Fürsorge, zu<br />

geringer Beaufsichtigung und Zuwendung, nachlässigem Schutz vor Gefahren<br />

sowie nicht hinreichender Anregung von Förderung motorischer,<br />

geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten“ (S. 83).<br />

Eine weitere Definition gibt die AGGGK (2007):<br />

„Vernachlässigung ist ein andauerndes oder wiederholtes Unterlassen<br />

fürsorglichen Handelns sorgeverantwortlicher Personen, bzw. ein Unterlassen<br />

der Beauftragung geeigneter Dritter mit einem solchen Handeln,<br />

das für einen einsichtigen Dritten vorhersehbar zu erheblichen Beeinträchtigungen<br />

der physischen und/oder psychischen Entwicklung des<br />

Kindes führt, oder vorhersehbar ein hohes Risiko solcher Folgen beinhaltet.“<br />

(2007, S. 6)<br />

Oft werden die Begriffe Kindesvernachlässigung und -misshandlung mit<br />

dem Begriff Kindeswohlgefährdung gleichgesetzt. Dies ist aber nicht zu-<br />

Informationen zur Vernachlässigung 7


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

lässig, denn viele Formen der Misshandlungen und Vernachlässigung<br />

von Kindern (körperliche Härte, mangelnde Versorgung usw.) müssen<br />

zwar unbedingt vom Jugendamt im Rahmen der Hilfen zur Erziehung<br />

abgewendet werden, sie erreichen aber nicht in jedem Fall das rechtliche<br />

Niveau einer Kindeswohlgefährdung, das einen gerichtlichen Eingriff in<br />

die elterliche Sorge verlangt.<br />

Gellert (2007) grenzt die Begriffe Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung<br />

folgendermaßen voneinander ab:<br />

Kindesmisshandlung: Der Begriff bezeichnet Verletzungen, die dem<br />

Kind aktiv zugeführt worden sind. Diese können sowohl körperlicher als<br />

auch seelischer Art sein. Bei Tätern handelt es sich dabei oft um keinen<br />

definierten Personenkreis.<br />

Vernachlässigung: Vernachlässigung bedeutet, dass bestimmte Versorgungsleistungen<br />

materieller, emotionaler oder kognitiver Art über längere<br />

Zeit ausbleiben. Bei vernachlässigenden Handlungen sind es immer<br />

die sorgeverantwortlichen Personen, die als Täter angesehen werden.<br />

2.2 Zur Lebensrealität vernachlässigter Kinder<br />

Die Lebensrealität vernachlässigter Kinder ist bestimmt von chronischer<br />

Unterernährung, unzulänglicher Bekleidung, mangelnder Versorgung<br />

und Pflege, fehlender Gesundheitsfürsorge, unbehandelten Krankheiten<br />

und gesteigerten Unfallgefahren. Diese Kinder wachsen ohne die nötige<br />

Versorgung, Betreuung, Zuwendung und Anregung auf. Die Erfahrungen<br />

in der Kindheit wirken sich lebenslänglich auf die Entwicklung der Kinder<br />

aus und beeinflussen ihr Sozial-, Bindungs- und Leistungsverhalten<br />

nachhaltig. Vernachlässigende Handlungen geschehen meist durch<br />

Nichtwissen, Überforderung oder die Unfähigkeit, angemessen auf die<br />

Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können.<br />

Die Gesellschaft schreibt fast ausschließlich den Müttern die Aufgaben<br />

zur Versorgung, Betreuung und Erziehung von kleinen Kindern zu (vgl.<br />

AGGGK, 2007). Eben deshalb sind es auch die Mütter, die es oft nicht<br />

schaffen, die von ihnen erwarteten Aufgaben zur Versorgung und Erziehung<br />

ihrer Kinder erbringen zu können. Obwohl Väter vor dem Gesetz<br />

8 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

gleichermaßen sorgeverpflichtet sind, sind sie nicht im Blickfeld der Gesellschaft.<br />

Durch ihre Abwesenheit entziehen sie sich sowohl der Verantwortung<br />

und gleichzeitig auch dem Vorwurf der Kindesvernachlässigung.<br />

Mütter sind somit oft die Letzten, die überhaupt noch Verantwortung<br />

übernehmen, selbst wenn sie diese nicht wirklich tragen können.<br />

Und so werden sie aufgrund der (wenn auch nicht gelingenden) Verantwortungsübernahme<br />

überhaupt erst als Vernachlässigerinnen definiert<br />

(vgl. Schone, Ginzel, Jordan, Kalscheuer, Münder, 1997).<br />

Ein weiterer Aspekt in der Betrachtung von Vernachlässigung ist die Unterscheidung<br />

zwischen einer aktiven und passiven Form. Aktive Vernachlässigung<br />

liegt z.B. dann vor, wenn die sorgeberechtigte Person das<br />

Bedürfnis des Kindes nach Nahrung, Schutz oder Körperhygiene verweigert.<br />

Die passive Vernachlässigung ist eine Folge von mangelnder Einsicht,<br />

Nichterkennen von Bedürfnissen des Kindes oder unzulänglicher Handlungskompetenz<br />

der sorgeverantwortlichen Personen.<br />

Eine scharfe Trennung zwischen aktiver und passiver Vernachlässigung<br />

ist jedoch nicht immer möglich (vgl. AGGGK, 2007). Dennoch erweist<br />

sich diese Unterscheidung für die Praxis als bedeutend. Eine Grundvoraussetzung,<br />

der passiven Form von Kindesvernachlässigung entgegenwirken<br />

zu können, ist es, dass Eltern überhaupt über Entwicklungsaufgaben<br />

und Lebensbedürfnisse der Kinder in den verschiedenen Altersstufen<br />

Bescheid wissen, um diesen gerecht werden zu können.<br />

2.3 Was sind kindliche Lebensbedürfnisse?<br />

Die wesentliche Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung<br />

wird in der Erfüllung der kindlichen Grundbedürfnisse<br />

gesehen. Wissenschaftliche Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie<br />

gehen von drei basalen kindlichen bzw. menschlichen Grundbedürfnissen<br />

aus: Das Bedürfnis nach Existenz („existence“), nach sozialer Bindung<br />

und Verbundenheit („relatedness“) und nach Wachstum („growth“).<br />

Obwohl diese drei Bedürfnisse eng miteinander in Verbindung stehen,<br />

kann ihnen in den verschiedenen Entwicklungsstadien eines Kindes unterschiedliche<br />

Bedeutung zukommen (vgl. Werner, 2007).<br />

Informationen zur Vernachlässigung 9


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

In Anlehnung an die Bedürfnispyramide nach Maslow konkretisiert die<br />

AGGGK Regensburg die elementaren Bedürfnisse Kinder wie folgt:<br />

Körperliche Bedürfnisse wie Nahrung, Wach-Ruhe-Rhythmus,<br />

Zärtlichkeit; Körperkontakt<br />

Schutzbedürfnisse wie Schutz vor Gefahren und Krankheiten<br />

Bedürfnisse nach einfühlendem Verständnis und sozialer Bindung;<br />

dazu gehören u. a. Dialog und Verständnis, Zugehörigkeit<br />

Bedürfnisse nach Wertschätzung: bedingungslose Anerkennung<br />

als seelisch und körperlich wertvoller Mensch, seelische Zärtlichkeit<br />

Bedürfnisse nach Anregung, Spiel und Leistung; darunter versteht<br />

man beispielsweise Förderung der natürlichen Neugierde, Anregung<br />

und Anforderung<br />

Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung: Unterstützung bei der Bewältigung<br />

von Lebensängsten, Entwicklung eines Selbstkonzeptes<br />

Abb. 1: Grundbedürfnisse einer gesunden seelisch-körperlichen Entwicklung<br />

10 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

2.4 Vernachlässigung in Zahlen<br />

Genaue Zahlen der Fälle von vernachlässigten Kindern in Deutschland<br />

sind schwer zu finden. Die Stiftung „Bündnis für Kinder - Gegen Gewalt“<br />

in München geht von einer Untergrenze von mindestens 50.000 Kindern<br />

aus, die unter erheblichen Vernachlässigungen leiden. Das Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2007) berichtet,<br />

dass 5 bis 10% aller Kinder unter 6 Jahren unter Vernachlässigung leiden.<br />

Das entspricht einer Anzahl von 250.000 bis 500.000 Kindern.<br />

Durch eine Befragung von Jugendämtern zu Fällen, in denen eine Anrufung<br />

des Familiengerichts erforderlich war, stellte sich in 50% der Fälle<br />

Vernachlässigung als das zentrale Gefährdungsmerkmal heraus, in 65%<br />

der Fälle war Vernachlässigung eins von mehreren Gefährdungsmerkmalen<br />

(vgl. Münder et al., 2000).<br />

Kindesvernachlässigung prägt den Alltag sehr vieler Kinder in Deutschland.<br />

Sie zeigt sich in vielen unterschiedlichen Formen und Aspekten.<br />

Letztendlich handelt es sind um die Grundbedürfnisse der Kinder, die<br />

nicht oder nur unzulänglich befriedigt werden. Worin aber liegen die Ursachen<br />

von Vernachlässigung?<br />

2.5 Zu den Ursachen von Vernachlässigung<br />

Schone et al. (1997) stellen fest, dass sich keine eindeutigen Ursache-<br />

Wirkungs-Zusammenhänge finden lassen, möchte man den Ursachen<br />

von Kindesvernachlässigung auf den Grund gehen. Elemente wie eine<br />

psychische Krise oder soziale Isolation der Familie, wirtschaftliche Krisensituationen<br />

bzw. andere Notlagen, ungünstige Wohnbedingungen<br />

oder das gesellschaftliche Umfeld können beispielsweise die Vernachlässigung<br />

von Kindern bedingen. Risikofamilien sind in erster Linie Familien,<br />

in denen sich mehrere dieser Phänomene häufen. Kindesvernachlässigung<br />

entsteht demnach nicht aus unerwarteten und extremen Belastungssituationen<br />

heraus, sondern entwickelt sich in Familien, die in Belastungssituationen<br />

hineingeraten sind und nicht rechtzeitig angemessene<br />

Lösungsstrategien entwickeln können. Schone et al. (1997) haben<br />

versucht, eine Systematisierung vorzunehmen und dazu die Risikofaktoren<br />

in fünf Ebenen eingeteilt:<br />

finanzielle/materielle Situation<br />

soziale Situation<br />

Informationen zur Vernachlässigung 11


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

familiäre Situation<br />

persönliche Situation der Erziehungspersonen<br />

Situation des Kindes<br />

Diese Faktoren sind in gewisser Weise voneinander unabhängig anzusehen,<br />

wirken jedoch beim Syndrom Vernachlässigung oft unheilvoll zusammen.<br />

Abbildung 2: Risikofaktoren für Vernachlässigung<br />

Schone et al. (1997, S. 33) folgern entsprechend für die Praxis:<br />

„Je geringer die finanziellen und materiellen Ressourcen (materielle Dimension)<br />

und je schwieriger das soziale Umfeld (soziale Dimension) und<br />

je desorganisierter die Familiensituation (familiale Dimension) und je belasteter<br />

und defizitärer die persönliche Situation der erziehenden Eltern/des<br />

erziehenden Elternteils (persönliche Dimension der Erziehungsperson/en)<br />

und je herausfordernder die Situation und das Verhalten des<br />

Kindes (Dimension des Kindes), umso stärker steigt das Risiko, dass<br />

Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kind sich zu massiven Vernachlässigungssituationen<br />

des Kindes verdichten.“<br />

12 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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2.6 Zu den Folgen von Kindesvernachlässigung<br />

„Harte Fakten“ ergeben sich, bezieht man sich in der Beobachtung von<br />

Vernachlässigung auf die „biologischen Primärbedürfnisse“ eines Kindes,<br />

so Schone et al. (1997). Fehlernährung oder unzureichende Ernährung<br />

begründen die entsprechenden feststellbaren Mangelerscheinungen.<br />

Fehlende oder ungenügende Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr<br />

führen bei einem Säugling bereits nach kurzer Zeit zum Tod. Diese eher<br />

naturwissenschaftlich-medizinische Dimension bezieht sich aber nur auf<br />

einen Teilbereich von Vernachlässigung. „Weiche Fakten“, die erst im<br />

bewussten Bezug auf kulturelle Standards und gesellschaftliche Normen<br />

bestimmt werden können, sind auf der Ebene der kindlichen Förderung,<br />

der emotionalen Anregung, des Schutzes usw. zu sehen.<br />

Blum-Maurice (2002) geht davon aus, dass verschiedene Faktoren berücksichtigt<br />

werden müssen, will man einschätzen, wie Vernachlässigung<br />

konkret wirkt:<br />

Alter des Kindes: Je früher das Kind Vernachlässigung erfährt, umso<br />

massiver sind die Folgen.<br />

Dauer der Vernachlässigung: Je länger diese andauert, umso schwerwiegender<br />

wirkt sie.<br />

Häufigkeit bzw. Stärke der Vernachlässigung: Es kommt darauf an,<br />

was dem Kind vorenthalten wird, wie oft und wie lange.<br />

Kompensatorische Beziehungen: Ebenso hängt die Schwere einer<br />

Schädigung davon ab, ob das Kind Beziehungen zu anderen Menschen<br />

hat, z. B. Verwandte, Erzieherin o. a., die neben der Vernachlässigung<br />

auch ein Milieu des Schutzes und der Geborgenheit bieten.<br />

Konstitution des Kindes: So wird ein robustes Kind weniger von Schädigungen<br />

betroffen sein als ein empfindsames schwaches Kind.<br />

Generell kann die Vernachlässigung kindlicher Bedürfnisse auf allen Ebenen<br />

der Entwicklung zu erheblichen Rückständen bis hin zu bleibenden<br />

Schäden führen:<br />

Körperliche Entwicklung: Unter-/Übergewicht, allgem. Krankheitsanfälligkeit,<br />

körperliche Fehlentwicklungen, verzögerte motorische<br />

Entwicklung<br />

Informationen zur Vernachlässigung 13


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Kognitive Entwicklung: Sprachprobleme, geistige Fehlentwicklung<br />

Psychische Entwicklung: Hyperaktivität, Inaktivität, gestörte Wach-<br />

Schlafphasen, Hospitalismuserscheinungen<br />

Soziale Entwicklung: Fehlentwicklung im Sozialverhalten, Distanzlosigkeit,<br />

Depressionen, Ängste etc. (vgl. Schone, 1997.)<br />

Es ist leicht nachzuvollziehen, dass Kinder bei denen solche Entwicklungsdefizite<br />

umfassend und stark ausgeprägt sind, erheblich eingeschränkt<br />

sind in der Realisierung eines individuell befriedigenden Lebens.<br />

2.7 Zum Handlungsfeld der Jugendhilfe<br />

Förderung und Schutz von Kindern und Jugendlichen ist die Aufgabe der<br />

Jugendhilfe. § 1 Abs. 1 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII)<br />

besagt: „Jeder junge Mensch hat das Recht auf Förderung seiner Entwicklung<br />

und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />

Persönlichkeit.“<br />

Um dieser Leitnorm gerecht zu werden, hat die Kinder- und Jugendhilfe<br />

laut § 1 Absatz 3 SGB VIII den Auftrag:<br />

junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu<br />

fördern,<br />

Eltern und andere Erziehungsberechtigte zu beraten und zu unterstützen,<br />

Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl zu schützen.<br />

Der Jugendhilfe wird mit der Verpflichtung zur Hilfegewährung ein Spagat<br />

abverlangt. Einerseits soll sie nicht zu früh, auch nicht mit zu hoher<br />

Intensität eingreifen, andererseits aber ist sie verpflichtet, die Gefährdung<br />

des Kindeswohls rechtzeitig und effektiv abzuwenden, so Raack<br />

(2007).<br />

14 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

2.7.1 Zu den Änderungen durch das Kinder- und<br />

Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz (KICK)<br />

2005 trat das Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz (KICK) in<br />

Kraft. Mit dem Stichwort „Besserer Schutz für Kinder vor Gefahren für ihr<br />

Wohl“ hat der Gesetzgeber den Paragraphen 8a in das SGB VIII eingefügt,<br />

mit dem Ziel, die Aufgabe des Kinderschutzes zu verdeutlichen:<br />

„Werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung<br />

des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt, so hat es das Gefährdungsrisiko<br />

im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte abzuschätzen.<br />

Dabei sind die Personensorgeberechtigten sowie das Kind oder der Jugendliche<br />

einzubeziehen, soweit hierdurch der wirksame Schutz des<br />

Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird. Hält das Jugendamt<br />

zur Abwendung der Gefährdung die Gewährung von Hilfen für<br />

geeignet und notwendig, so hat es diese den Personensorgeberechtigten<br />

oder den Erziehungsberechtigten anzubieten.“ (§ 8a Abs. 1 SGB VIII)<br />

Diese neue Gesetzesbestimmung bedeutet einen Qualitätssprung insofern,<br />

als nicht mehr nur die Jugendämter zu verbindlichen und geregelten<br />

Verfahren zur Sicherung des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung<br />

zuständig sind. Durch datenschutzrechtliche Zugänge und Möglichkeiten<br />

wird dieser Schutzauftrag auch in den Verantwortungsbereich<br />

der freien Träger weitergegeben (vgl. Jordan, 2006).<br />

„In Vereinbarungen mit den Trägern und Einrichtungen, die Leistungen<br />

nach diesem Buch erbringen, ist sicherzustellen, dass deren Fachkräfte<br />

den Schutzauftrag nach Absatz 1 in entsprechender Weise wahrnehmen<br />

und bei der Abschätzung des Gefährdungsrisikos eine insoweit erfahrene<br />

Fachkraft hinzuziehen. Insbesondere ist die Verpflichtung aufzunehmen,<br />

dass die Fachkräfte bei den Personensorgeberechtigten auf die<br />

Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, wenn sie diese für erforderlich<br />

halten und das Jugendamt informieren, falls die angenommenen Hilfen<br />

nicht ausreichend erscheinen, um die Gefährdung abzuwenden.“ (§ 8a<br />

Abs. 2 SGB VIII)<br />

Dies bringt für die Mitarbeiter von freien Trägern neue Aufgaben mit sich.<br />

Informationen zur Vernachlässigung 15


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

2.7.2 Neue Aufgaben für Mitarbeiter freier Träger<br />

Die Meinung, dass der Schutzauftrag lediglich den Mitarbeiterinnen des<br />

Jugendamts zukommt, war in der Vergangenheit bei den Mitarbeiterinnen<br />

freier Träger keine Seltenheit, so Jordan (2006). Absatz 2 des § 8a<br />

SGB VIII besagt nun eindeutig und unmissverständlich, dass „in Vereinbarung<br />

mit den Trägern von Einrichtungen und Diensten, die Leistungen<br />

nach diesem Buch erbringen, (...) sicherzustellen (ist), dass deren Fachkräfte<br />

den Schutzauftrag nach Absatz 1 in entsprechender Weise wahrnehmen“.<br />

Der Schutzauftrag ist zunächst und unmittelbar auf den Personenkreis<br />

der Kinder und Jugendlichen bezogen, die vom Dienst oder in einer Einrichtung<br />

betreut werden. Es kann aber auch vorkommen, dass das betreute<br />

Kind, zum Beispiel im Kindergarten über ihre Geschwister oder<br />

Nachbarskinder Dinge erzählt, woraus sich Rückschlüsse auf Kindeswohl<br />

gefährdende Zusammenhänge ziehen lassen. Der Prüfauftrag des<br />

§ 8a gebietet zunächst die Plausibilität der Aussagen zu prüfen, ohne<br />

allerdings auf eigene Faust zu recherchieren. Im Team soll beraten werden,<br />

ob erhaltene Informationen glaubwürdig sind und tatsächlich auf eine<br />

Gefährdung hindeuten. Ist das der Fall, ist zu überlegen, ob Gespräche<br />

mit Betroffenen möglich und auch sinnvoll sind oder ob das Jugendamt<br />

zu informieren ist, damit dieses gegebenenfalls gemäß § 8a Abs. 1<br />

SGB VIII tätig werden kann.<br />

2.7.3 Vernetzung und Kooperation<br />

Kalscheuer und Schone (2007) weisen deutlich darauf hin, dass es im<br />

Feld der Vernachlässigung keine monoprofessionellen Handlungs- und<br />

Lösungskonzepte geben darf, da Hilfe für Vernachlässigungsfamilien nur<br />

wirksam sein kann, wenn alle Faktoren gleichermaßen berücksichtigt<br />

werden. Das verlangt, dass das Hilfesystem frühzeitig einsetzen und koordiniert<br />

ablaufen muss. Das wiederum setzt eine Vernetzung und Kooperation<br />

aller Fachkräfte voraus, die mit der betroffenen Familie arbeiten.<br />

Nach der Meinung der Autoren ist es Aufgabe des örtlichen Jugendamtes,<br />

insbesondere des Sozialpädagogischen Fachdienstes (SPFD),<br />

ein Vernetzungsmanagement zwischen Jugendhilfe, Sozialhilfe, Medizin/Gesundheitswesen<br />

und Justiz zu erbringen. An dieser Stelle sei auf<br />

den Beitrag „Kindesvernachlässigung: Vernetzung und Kooperation zwi-<br />

16 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

schen Jugendhilfe und anderen Disziplinen“ in „Die vergessenen Kinder“<br />

von Zenz et al. (2002, S. 163-171) verwiesen.<br />

2.8 Zur Prävention<br />

Aufschlussreich für die Präventionsarbeit ist auch ein Ergebnis internationaler<br />

Forschungen. Es hat sich gezeigt, dass bei einem erheblichen<br />

Anteil der später bekannt werdenden Fälle von Vernachlässigung bereits<br />

um die Zeit der Geburt mehrere Belastungen und Risiken vorlagen. An<br />

dieser Stelle sei nochmals betont, dass das nicht automatisch heißt,<br />

dass Eltern mit Belastungen und Risiken zwangsläufig ihre Kinder vernachlässigen<br />

(vgl. Kindler, 2006). In den letzten Jahren haben sich internationale<br />

Übersichtsarbeiten, so Kindler (2007), mit der Wirksamkeit verschiedener<br />

ambulanter Interventionskonzepte beschäftigt. Dabei wurden<br />

folgende Merkmale identifiziert, die einen Interventionsansatz als wirksam<br />

auszeichnen:<br />

eine lebensweltnahe Arbeitsweise<br />

eine Interventionsdauer von deutlich mehr als einem halben Jahr<br />

eine alltagsnahe, detaillierte und geplante Anleitung und Unterstützung<br />

der Eltern bei der Versorgung und Erziehung ihrer Kinder<br />

eine von vornherein eingeplante Möglichkeit der angemessenen<br />

Ergänzung der Hilfe durch weitere Dienste (z.B. Bereitschaftspflege<br />

in Krisensituationen, Suchtberatung usw.)<br />

Im Folgenden sollen beispielhaft Möglichkeiten der Prävention aufgegriffen<br />

und kurz erläutert werden. Es handelt sich um ausgewählte Beispiele,<br />

die bereits Anwendung finden.<br />

2.8.1 Familienhebammen<br />

Ein Projekt, das in der Regel bei der Betreuung von Familien in sozialen<br />

Brennpunkten ansetzt, sind die Familienhebammen. Eine Familienhebamme<br />

betreut die Familie und kümmert sich über die Geburtsvorbereitung,<br />

Geburtsbegleitung und Nachsorge hinaus auch um die psychosozialen<br />

Rahmenbedingungen von Schwangerschaft und Geburt. Frauen<br />

Informationen zur Vernachlässigung 17


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

mit materiellen, medizinischen und/oder psychosozialen Risiken sollen<br />

so frühzeitig in der Schwangerschaft erreicht werden und wenn nötig bis<br />

maximal zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes betreut werden.<br />

Ziel ist es weiter, alle Fachkräfte, die an der Versorgung und Unterstützung<br />

der Familie beteiligt sind, zu vernetzen und zu koordinieren. Die<br />

Arbeitsweise der Familienhebammen schafft einen Brückenschlag zwischen<br />

den Arbeitsfeldern des Gesundheitswesens und der Jugendhilfe,<br />

da dieser Ansatz nicht nur die Schwangerschaft und die Geburt als Gegenstand<br />

der Hilfe sieht, sondern auch die familiäre und soziale Situation<br />

der Familie (vgl. Schone, 2007).<br />

2.8.2 Soziale Frühwarnsysteme<br />

Soziale Frühwarnsysteme zielen darauf ab, frühzeitig Probleme in unterschiedlichen<br />

Lebenslagen von Familien zu erkennen. Dazu werden Sensoren<br />

und Indikatoren ermittelt, welche anzeigen, wann die Lebenssituation<br />

von Kindern und ihren Familien riskant ist. Dann werden ihnen niederschwellige<br />

Hilfen zugänglich gemacht. Die systematische Herangehensweise<br />

bei sozialen Frühwarnsystemen geht über die klassische<br />

Präventionsarbeit hinaus. Kein neuer spezialisierter Dienst soll entwickelt<br />

werden, vielmehr sollen die vor Ort bestehenden Handlungskompetenzen<br />

produktiv zusammengeführt werden und so die Qualität, die Effektivität<br />

und Effizienz durch die Kooperation aller beteiligten Fachkräfte und<br />

Einrichtungen verbessert werden (vgl. Hensen, 2005).<br />

2.8.3 Verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen<br />

In jüngster Zeit wird die Nutzung der medizinischen Vorsorgeuntersuchung<br />

zur Prävention von Vernachlässigung verstärkt diskutiert. „Immerhin<br />

mehr als 20% der Vorschulkinder werden nicht zu den Vorsorguntersuchungen<br />

vorgestellt.“ (Schubert et al. zitiert nach Ziegenhain, 2007, S.<br />

124) Da eben gerade vernachlässigende Familien dazu tendieren, Vorsorgeuntersuchungen<br />

auszulassen, wird in einigen Bundesländern diskutiert,<br />

eine Pflichtuntersuchung zum Entwicklungs- und Gesundheitsstand<br />

als Voraussetzung für den Besuch eines Kindergartens einzuführen;<br />

so geschehen bereits im Saarland und in Hessen. Der Nutzen hängt<br />

aber von der Sensitivität der Untersuchungsmethode ab, Anzeichen für<br />

Vernachlässigung zu erkennen, sowie von der Kompetenz des untersuchenden<br />

Arztes. An ihm ist es, im Fall auffälliger Befunde geeignete<br />

18 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Schritte zur Abwendung von Kindeswohlgefährdung einzuleiten (vgl.<br />

Ziegenhain, 2007).<br />

2.8.4 Früherkennung von Vernachlässigung im Kindergarten,<br />

Kinderhorten und Schulen in Regensburg<br />

Immer wichtiger erweist sich der Aspekt der Vernetzung und Kooperation<br />

(oder anders ausgedrückt, das Zusammenspiel von Hilfspersonen und<br />

der mit der Hilfe befassten Institutionen) für die Effektivität präventiver<br />

und intervenierender Hilfen. Die AGGGK setzt derzeit den Schwerpunkt<br />

ihrer Arbeit auf die Frühprävention von Vernachlässigung bei Kindern im<br />

Kindergarten- und Grundschulalter.<br />

In Regensburg besuchen 98% der Drei- bis Fünfjährigen eine Kindertagesstätte<br />

oder einen Kindergarten und alle Kinder eine öffentliche oder<br />

private Schule. Ein Teil der Grundschulkinder, ca. 20%, besucht zusätzlich<br />

Einrichtungen der Nachmittagsbetreuung. Entsprechend erreicht das<br />

pädagogische Personal dieser Einrichtungen nahezu lückenlos alle Kinder<br />

im Alter von drei bis zehn Jahren und ist durch den umfassenden<br />

Zugang prädestiniert als Multiplikatorengruppe. Basierend auf dieser<br />

Tatsache hat die AGGGK ein Maßnahmenpaket entwickelt, durch das<br />

diese Gruppe der Multiplikatorinnen erreicht werden und in ihrem<br />

Schutzauftrag nach § 8a SGB VIII unterstützt werden kann. Kampf<br />

(2007) nennt die Ziele, die durch die Arbeit mit den Fachkräften erreicht<br />

werden sollen:<br />

Schärfung der Sensibilität für Vernachlässigung<br />

Steigerung der Kompetenz bezüglich Vernachlässigung<br />

Förderung der Kooperation im Netzwerk der Jugendhilfe<br />

Dazu hat die AGGGK Broschüren für die Bereiche Tagesbetreuung von<br />

Vor- und Schulkindern mit entsprechenden Handreichungen entwickelt.<br />

Diese sollen den Pädagogen grundlegende Informationen und Arbeitshilfen<br />

zum Thema Vernachlässigung bieten. Insbesondere ein speziell<br />

ausgearbeiteter Fragebogen in Form einer Checkliste soll im Betreuungsalltag<br />

zur objektiveren und nachhaltigen Beobachtungspraxis dienen.<br />

Der Einsatz der Broschüren sowie des Fragebogens wird sinnvoll<br />

ergänzt durch ein Fortbildungsangebot für die entsprechende Zielgruppe.<br />

Hier sollen Informationen vertieft und durch Selbsterfahrungselemente<br />

Informationen zur Vernachlässigung 19


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

erweitert und ergänzt werden. Weitere Bestandteile der Fortbildung sind<br />

die Erarbeitung von effektiven Ansätzen der Elternarbeit, ebenso wie die<br />

Darstellung von Interventions- und Hilfemöglichkeiten des örtlichen Jugendamtes<br />

(vgl. Kampf, 2007).<br />

3. INHALT DES FORTBILDUNGSKONZEPTS<br />

3.1 Aufbau und Ziele der Fortbildung<br />

Die Fortbildung besteht insgesamt aus sieben Einheiten, wofür ein Zeitrahmen<br />

von 150 Minuten angesetzt ist.<br />

Einheit 1 zielt speziell darauf ab, die Teilnehmerinnen dafür zu sensibilisieren,<br />

was man unter dem Begriff Vernachlässigung versteht. Ein Einschätzungsspiel<br />

zu Beginn der Veranstaltung soll zum einen die Teilnehmerinnen<br />

an die Thematik heran führen und ihnen zum anderen bewusst<br />

machen, wie unterschiedlich Situationen aus dem Kindergartenalltag<br />

bewertet werden können. Durch eine Definition und ergänzende Aspekte<br />

wird der Begriff der Vernachlässigung näher erläutert werden.<br />

Einheit 2 dient dazu, den Anwesenden zu vergegenwärtigen, wie Vernachlässigung<br />

erlebt werden kann. Über ein Rollenspiel haben die Teilnehmerinnen<br />

die Möglichkeit, sich sowohl in die Rolle des Täters als<br />

auch in die des Opfers hinein zu versetzen.<br />

Einheit 3 soll dazu beitragen, dass die Teilnehmerinnen sicherer darin<br />

werden, Vernachlässigung zu erkennen. Dem Aspekt der Selbsterfahrung<br />

wird durch die Analyse von Fallbeispielen aus der Praxis Rechnung<br />

getragen.<br />

Einheit 4 vermittelt den Unterschied zwischen Zuschauen und Beobachten.<br />

Durch eine Gruppenaufgabe sollen wichtige Punkte erarbeitet werden,<br />

auf die es zu achten gilt, vermutet man einen Fall von Vernachlässigung.<br />

In Einheit 5 stellt die Dozentin Lösungsansätze heraus mit dem Ziel, den<br />

Teilnehmerinnen Handlungsmöglichkeiten nahezubringen. Es sollen Ansätze<br />

vermittelt werden, wie Fachkräfte agieren können, wenn sie zu belastenden<br />

Beobachtungsergebnissen gekommen sind.<br />

20 Informationen zur Vernachlässigung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Einheit 6 übernimmt eine Referentin aus dem Sozialpädagogischen<br />

Fachdienst (SPFD) des örtlichen Jugendamtes. Sie stellt ihre Arbeit und<br />

die Handlungsspielräume in Bezug auf Kindesvernachlässigung vor.<br />

Dieser Abschnitt dient dem Kennenlernen dieses Fachdienstes und auch<br />

der Vernetzung und Kooperation.<br />

Mit der Einheit 7 wird schließlich die Veranstaltung abgeschlossen und<br />

durch eine kurze Rückmeldung der Anwesenden zum ersten Mal evaluiert.<br />

3.2 Ablauf und Ergebnisse der Fortbildung<br />

Dieses Fortbildungskonzept ist, wie oben beschrieben, Teil eines Maßnahmenpakets,<br />

das die AGGGK Regensburg in den letzen Jahren entwickelt<br />

hat, um Multiplikatorinnen aus Kindergärten, Horten und Schulen<br />

in der Arbeit gegen Vernachlässigung von Kindern zu qualifizieren. Mittlerweile<br />

wurde diese Fortbildung neun Mal für pädagogische Fachkräfte<br />

aus Kindergärten, Krabbelgruppen, Kindertagesstätten und Horten der<br />

Stadt bzw. des Kreises Regensburg angeboten. Einmal fand sie in<br />

Landshut statt. Nach dem Prinzip „erkennen, beurteilen, handeln“ bildete<br />

die AGGGK auf diese Weise bereits ca. 200 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen<br />

anhand dieses Konzeptes weiter.<br />

In Zusammenarbeit mit der Hochschule Regensburg, Fakultät Angewandte<br />

Sozialwissenschaften wird über eine Diplomarbeit (Scheitinger,<br />

2008) eine erste Evaluation durchgeführt, deren Gegenstand und Ziele<br />

im Folgenden dargestellt werden.<br />

Ablauf und Ergebnisse der Fortbildung<br />

Die Darstellung orientiert sich am Fortbildungskonzept von Kampf und<br />

Klingshirn (2007). Um eine bessere Übersicht darüber und ebenso über<br />

den Ablauf der Fortbildung generell zu bekommen, werden einzelne Abschnitte<br />

mit Symbolen gekennzeichnet:<br />

Gruppenarbeit/Beitrag aus der Reihe der Teilnehmerinnen<br />

Anmerkung/Beitrag oder Fragestellung des/der Dozenten/in<br />

Folie der Powerpointpräsentation<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 21


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Einheit 1: „Was ist Vernachlässigung?"<br />

Um in diese Thematik einzusteigen, haben die Referenten ein Einschätzungsspiel<br />

vorbereitet.<br />

Spiel:<br />

Es werden 10 verschiedene Beobachtungen vorgelesen und gleichzeitig<br />

zur Visualisierung an eine Tafel gepinnt.<br />

Ein auf den Fußboden aufgeklebter Pfeil dient als Einschätzungsskala.<br />

Die zulaufende Spitze des Pfeils hat die Bedeutung „sehr stark“. Die Einteilung<br />

erstreckt sich weiterhin über „stark“, „mäßig stark“, „gering“, bis<br />

zu „keine“ – Vernachlässigung.<br />

Instruktion: Stufen Sie genannte Situationen nach vermuteter Intensität<br />

ein, indem Sie sich entsprechend entlang des Pfeils stellen.<br />

keine geringe mäßige starke sehr starke<br />

Vernachlässigung<br />

Folgende Beobachtungssituationen waren einzuschätzen:<br />

a) „Dem Kind wird Körperkontakt verweigert.“<br />

Die Verteilung der Teilnehmerinnen war hier beispielsweise zwischen<br />

den Werten „gering“ und „stark“.<br />

b) „Das Kind kommt häufig verschnupft in den Kindergarten.“<br />

c) „Das Kind wird häufig alleine gelassen.“<br />

d) „Es kommt immer wieder zu Gewalttätigkeiten zwischen den Eltern.“<br />

e) „Das Kind trägt zu große oder zu kleine Kleidung.“<br />

Die Teilnehmerinnen sammelten sich mittig.<br />

22 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

f) „Das Kind kommt häufig ungewaschen und unfrisiert.“<br />

g) „Das Kind hat Schwierigkeiten, Regeln einzuhalten.“<br />

h) „Das Kind kommt häufig zu spät in den Kindergarten.“<br />

i) „Das Kind hat oft keine Brotzeit dabei.“<br />

j) „Das Kind hat oft kleine Verletzungen.“<br />

k) „Das Kind hat keine altersgemäße Sprache.“<br />

l) „Das Kind spielt unkontrolliert PC und sieht unkontrolliert fern.“<br />

Häufig äußern die Teilnehmerinnen bei der Übung „es kommt darauf<br />

an“. Eine Teilnehmerin meinte: „Eine einzelne Beobachtung kann<br />

vielleicht schwerwiegend sein, sie muss es aber nicht sein. Vielmehr<br />

kommt es auf die Häufigkeit der Beobachtungen an; auf die Gesamtheit<br />

der Beobachtungen.“<br />

Es folgt ein Referat, visualisiert durch Powerpointeinsatz. Die Inhalte der<br />

Folien sowie die dazugehörigen Erläuterungen werden hier wiedergegeben.<br />

Folie 1: Riskante Kindheit<br />

Die Dozentin erläutert, dass es Ziel sei, Möglichkeiten zu finden, Kindesvernachlässigung<br />

möglichst früh zu erkennen.<br />

Folie 2: Früherkennung in Kindergarten, Hort und Grundschule<br />

Ziele sind:<br />

Die Sensibilität der Fachkräfte zu schärfen.<br />

Ihre Kompetenz zu steigern.<br />

Die Kooperation im Netz zu fördern.<br />

„Die Bereiche Kindergarten, Hort und Grundschule sind prädestiniert,<br />

Vernachlässigung durchaus zu erkennen, denn hier treffen Fachkräfte<br />

auf Kinder.<br />

Speziell in Regensburg sind: 098% der Kinder im Kindergarten<br />

100% in der Schule<br />

020% im Hort<br />

Möchte man Vernachlässigung so früh wie möglich erkennen, muss man<br />

auch auf den klinischen Bereich setzen.“<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 23


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Folie 3: Definition<br />

Vernachlässigung ist ein andauerndes oder wiederholtes Unterlassen<br />

fürsorglichen Handelns sorgeverantwortlicher Personen, bzw. Unterlassen<br />

der Beauftragung geeigneter Dritter mit einem solchen Handeln, das<br />

für einen einsichtigen Dritten vorhersehbar zu erheblichen Beeinträchtigungen<br />

der physischen und/oder psychischen Entwicklung des Kindes<br />

führt oder vorhersehbar ein hohes Risiko solcher Folgen beinhaltet.<br />

Analyse dieser Definition:<br />

„Fälle von Vernachlässigung im Sinne des § 1666a BGB sind dem Jugendamt<br />

unterworfen.<br />

Der Begriff Unterlassen ist im Sinne von Nichtstun bzw. von Entziehen<br />

oder Nichtgeben zu sehen.<br />

‚Geeignete Dritte’ können Oma, Opa oder andere geeignete Leute sein.<br />

‚Einsichtige Dritte’ mögen z.B. Fachkräfte des Jugendamts sein.<br />

‚Psychische oder physische Folgen’ – es sind gravierende Folgen gemeint,<br />

Folgen, bei denen Schäden zu erwarten sind.“<br />

Folie 4: Formen der Vernachlässigung<br />

Körperliche Vernachlässigung<br />

Kognitive und erzieherische Vernachlässigung<br />

Emotionale Vernachlässigung<br />

Unzureichende Beaufsichtigung<br />

Folie 5: Bedürfnispyramide<br />

„Vernachlässigt werden die Bedürfnisse der Kinder.“<br />

Diese Bedürfnisse bringt die Bedürfnispyramide in Anlehnung nach Maslow<br />

in eine Rangordnung. Die Basis bilden die Bedürfnisse nach Existenz.<br />

Dazu zählen zunächst die physiologischen Bedürfnisse wie Nahrung,<br />

weiter das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit. Darauf aufbauend<br />

kommen die Bedürfnisse nach sozialer Verbundenheit. Gemeint sind<br />

zum einen Verständnis und soziale Bindung und zum anderen seelische<br />

24 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

und körperliche Wertschätzung. Die Spitze der Pyramide bilden die Bedürfnisse<br />

nach Selbstverwirklichung. Zu nennen ist hier als erstes die<br />

Anregung, das Spiel und die Leistung. Diese Einheit wird getoppt durch<br />

die Selbstverwirklichung.<br />

Folie 6: Folgen der Vernachlässigung<br />

Höhe der Risiken proportional zu vernachlässigtem Grundbedürfnis<br />

„Das bedeutet, je weiter unten in der Pyramide ein Bedürfnis vernachlässigt<br />

wird, desto höher ist das Risiko für die Beeinträchtigung.“<br />

der körperlichen Gesundheit<br />

der kognitiven Entwicklung<br />

der sozial-emotionalen Entwicklung<br />

der psychischen Gesundheit<br />

Folie 7: Schweregrade<br />

Man unterscheidet zwischen unzureichender Fürsorge und Vernachlässigung<br />

„Liegt eine unzureichende Fürsorge vor, ist das Kindeswohl nicht<br />

mehr gewährleistet.<br />

Es können mögliche weitere Risikofaktoren dazu kommen, so dass es<br />

zur Vernachlässigung kommt.<br />

Auf jeden Fall besteht Handlungsbedarf.<br />

Vernachlässigende Handlungen im Sinne von „Nichtstun“ haben zudem<br />

hohe Überlappungsraten zu anderen Kindeswohlgefährdungen, zu aktivem<br />

Handeln wie Kindesmissbrauch.“<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 25


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Folie 8: Vernachlässigung und Gefährdung des Kindeswohls<br />

Einheit 2: „Wie wird Vernachlässigung erlebt?"<br />

Dazu stellt die Dozentin folgende Übung (2) vor:<br />

Rollenspiel in der Aquarium-Methode<br />

Zwei Teilnehmerinnen erhalten eine Rolle:<br />

Mutter und Kind, die anderen sind Beobachterinnen<br />

Gespielt werden Eltern-Kind-Interaktionen: 1 Elternteil, 1 Kind<br />

Instruktion für die Spielerinnen; Rollenanweisung<br />

Für beide: Mutter ist 35 Jahre alt, alleinerziehend, die Familie lebt von<br />

Sozialhilfe....<br />

Speziell für die Mutter: Ihre Emotionsgrundlage ist geprägt von dem<br />

Gefühl „mir ist alles zuviel“<br />

Speziell für das Kind: seine Gefühlsgrundlage ist „ich will deine Zuwendung“<br />

Weitere Instruktionen:<br />

Vernachlässigung:<br />

Kindeswohl gefährdet<br />

Mangelnde Fürsorge:<br />

Kindeswohl nicht gewährleistet<br />

Achten Sie auf Ihre Gedanken, Körpergefühle, Impulse und Veränderungen<br />

während des Rollenspiels.<br />

26 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Die Beobachterinnen werden in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe beobachtet<br />

die Mutter, speziell deren Ausdruck, Stimme, Bewegungen und<br />

Körperhaltung. Ebenso soll auf die eigenen Gefühle geachtet werden,<br />

wie es den Einzelnen beim Beobachten der Szene geht.<br />

Entsprechend soll die zweite Gruppe das Kind (Simon) beobachten.<br />

Wie er sich verhält; sich vorstellen, wie es Simon wohl geht; ebenso auf<br />

die eigenen Gefühle achten und überlegen, was man an Simons Stelle<br />

gerne tun würde.<br />

Die Ergebnisse werden auf Karten notiert.<br />

Es wird folgende Szene gespielt:<br />

Simon fordert die Mutter wiederholt auf, mit ihm zu spielen; findet eine<br />

Tröte, diese funktioniert nicht richtig, will dass seine Mutter sie richtet<br />

und mit ihm etwas unternimmt. Die Mutter mag nicht, versucht zunächst<br />

zu erklären, dass sie erschöpft ist, dass sie Ruhe braucht und jetzt fernsehen<br />

mag. Auf Simons weiteres Drängen reagiert sie genervt und immer<br />

energischer, was in der Gestikulierung, im Tonfall und ihrer Lautstärke<br />

zum Ausdruck kommt. Sie versucht aber immer wieder, Erklärungen<br />

gegenüber dem Kind für ihr Verhalten zu finden.<br />

Anschließend befragen die Dozenten die Teilnehmerin, welche die<br />

Mutter spielte, nach ihren Empfindungen; wie es ihr in der Rolle ergangen<br />

ist.<br />

Antwort:<br />

Es war für mich schwierig das Kind wegzuschicken.<br />

Mir war komisch.<br />

Die Frau hatte Probleme, war angenervt.<br />

Ebenso wird die Teilnehmerin, die das Kind spielte, gefragt.<br />

Antwort:<br />

Das Kind lässt sich viel gefallen.<br />

Ich fühlte mich machtlos, hab dann aufgegeben.<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 27


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Anschließend wird im Plenum ausgewertet, was die Gruppe der Beobachterinnen<br />

mitnotiert hat. Die Beobachterinnen der Mutter haben Folgendes<br />

gesammelt:<br />

Abweisung zum einen mit den Worten der Mutter „Hau ab“, zum<br />

anderen mit ihrer Körperhaltung<br />

Verzweiflung: „Ich kann nicht mehr“<br />

Interpretation der Dozentin: „Verzweiflung - nicht mehr können - aufgeben<br />

- ist das gemeinsame Schicksal von Mutter und Kind.“<br />

Körperliche Haltung veränderte sich in Richtung Abwehr:<br />

„Sie wollte irgendetwas machen, damit sie das Kind los wird.“<br />

Kein Interesse am Kind:<br />

- hat das Kind nicht wahrgenommen<br />

- baut kaum Blickkontakt auf<br />

- hat nicht nachgefragt, was das Kind möchte<br />

Überforderung:<br />

- hat man durch ihr „Abwimmeln" gemerkt<br />

- empfindet das Kind als zusätzliche Last<br />

- ihr Tonfall ist genervt, weinerlich, ärgerlich<br />

- hat einen groben Umgang<br />

- hat dem Kind nichts erklärt<br />

- lehnt das Kind emotional ab<br />

Ergänzung der Dozentin: „Die geballte Hand der Mutter stach mir ins<br />

Auge.“<br />

Die Gruppe, welche das Kind Simon beobachtete, notierte Folgendes:<br />

Simon kommt zunächst freudig ins Zimmer.<br />

Er sucht die Aufmerksamkeit der Mutter; will, dass sich die Mutter auch<br />

freut.<br />

Fühlt sich alleine gelassen, geht dann zusammengesunken raus.<br />

28 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Er versucht erst mit Worten, die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zu<br />

lenken, stampft dann mit dem Fuß auf -> er passt sich der Lautstärke der<br />

Mutter an.<br />

Er zerrt an der Mutter.<br />

„Was lernen wir daraus?<br />

Beobachten ist sehr wichtig<br />

Es gibt einen Unterschied zwischen Beobachten und Bewerten<br />

Beobachten heißt im Grunde nur, zählen von definierten Beobachtungsmerkmalen<br />

Bewerten meint, die Intensität festhalten. Oft ist es schwer, Beobachtung<br />

und Bewertung auseinander zu halten<br />

Man konnte im Rollenspiel zudem erkennen, dass ein schneller Übergang<br />

von Vernachlässigung zur körperlichen Gewalt möglich ist.“<br />

Einheit 3: „Wie kann ich Vernachlässigung erkennen?"<br />

Die Dozentinnen fordern die Teilnehmerinnen auf, Beispiele aus ihrer<br />

Praxis zu erzählen, in denen sie Vernachlässigung vermuteten.<br />

Fallbeispiel 1:<br />

Es geht um eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem fünfjährigen Sohn<br />

alleine lebt. Letzten Sommer wurde das Kind alleine im Stadtpark von<br />

der Polizei aufgegriffen. Mittlerweile wurde eine Sozialpädagogische<br />

Familienhilfe initiiert. Das Kind lebte bis zum Alter von 1 ½ Jahren bei<br />

der Mutter, dann bei den Eltern seines Vaters. Als Dreijähriger kam er<br />

wieder zurück zu seiner Mutter. Im Kindergarten, den er besuchte, war er<br />

nicht tragbar und wurde herausgenommen, danach kam er zur Tagespflege,<br />

daraufhin in die jetzige Kindertagesstätte. Die Mutter schien immer<br />

schon offen für Hilfe zu sein, schaffte es aber nicht, aus eigener Initiative<br />

zum Jugendamt zu gehen.<br />

In der Kindertagesstätte fällt das Kind u. a. auf durch seine niedrige<br />

Frustrationstoleranz, sein aggressives Verhalten gegenüber anderen<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 29


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Kindern und seine Defizite, sich an Regeln halten zu können oder seine<br />

Fähigkeiten und Talente adäquat einzusetzen.<br />

Frage an alle Teilnehmerinnen: „Was fällt an diesem Fallbeispiel auf?“<br />

Antworten aus der Gruppe:<br />

Mutter scheint sehr hilflos zu sein.<br />

Es ist unklar, warum das Kind von der Mutter weggenommen wurde.<br />

„Häufig wissen wir nicht viel über die Lebensgeschichte eines Kindes,<br />

wenn es in unsere Einrichtung kommt. Es kann sein, dass die Anfänge<br />

der Vernachlässigungen sowie der Verhaltensauffälligkeiten weit zurück<br />

liegen.“<br />

Fallbeispiel 2:<br />

Wird eingeleitet mit der Frage: „Kann man ein Kind vernachlässigen,<br />

wenn man es zuviel liebt?“ Es handelt sich um ein vierjähriges Kind, das<br />

kaum spricht und immer noch Windeln trägt. Im Kindergarten geht das<br />

Kind regelmäßig mit den Erzieherinnen zur Toilette und braucht daher<br />

keine Windel mehr. Allerdings, als das Kind nach dem Wochenende, das<br />

es beim Vater verbrachte, wieder in den Kindergarten kam, hatte es wieder<br />

Windeln an.<br />

„Man kann ein Kind nicht zu viel lieben. Die Frage ist eher, was ist<br />

Liebe? Ist es Liebe, wenn man ein Kind absichtlich klein und süß halten<br />

will?“<br />

Frage an die Gruppe: „Ist das Vernachlässigung?“<br />

Antwort aus der Reihe der Teilnehmerinnen:<br />

„Ja, es ist Vernachlässigung. Wie wird die Mutter-Kind-Beziehung,<br />

wenn das Kind 12 Jahre alt ist? Ist das Kind dann noch sehr unselbstständig,<br />

tapst die Mutter in die Falle!“<br />

30 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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„Die Mutter braucht das Kind.“<br />

„Das Kind hat das Sagen.“<br />

„Insgesamt ist Vernachlässigung ein chronisches Geschehen. Um tatsächlich<br />

sagen zu können, ob etwas als Vernachlässigung anzusehen<br />

ist, braucht man eine Menge Informationen. Diese gilt es, systematisch<br />

zu gewinnen. Eine Methode dazu sind Beobachtungsbögen.“<br />

Pause<br />

Einheit 4: „Beobachten statt zuschauen"<br />

Übung 3: In drei Kleingruppen<br />

Instruktion: Tragen Sie auf einem Plakat zusammen, welche Symptome<br />

es an vernachlässigten Kindern (vernachlässigenden Eltern) zu beobachten<br />

gibt; je ein Bereich pro Kleingruppe<br />

Gruppe 1: Erscheinungsbild: körperliche/psychische Erscheinung<br />

Gruppe 2: Entwicklungsstand: sozial/kognitiv<br />

Gruppe 3: Familiale Situation/Beziehung: Situation der Familie und Eltern/Kind-Interaktion<br />

Die Gruppenbildung durch Abzählen/Bearbeitungszeit 10 Minuten/Die<br />

Auswertung im Plenum, die ernannte Gruppensprecherin stellt das Plakat<br />

mit den Ergebnissen vor<br />

Ergebnisse der Gruppe 1: Erscheinungsbild<br />

Blaue Flecken, Kratzer<br />

Körperhaltung<br />

Weinerliche Grundstimmung<br />

Kleidung nicht an die Jahreszeit angepasst (bei diesem Merkmal war<br />

sich die Gruppe nicht einig)<br />

Hygiene: Körpergeruch, unzureichende Zahnpflege, unpassende<br />

schmutzige Kleidung<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 31


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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Kind hat nie eine Brotzeit dabei<br />

Äußerungen des Kindes (kommt eher selten vor, manche Kinder<br />

sprechen jedoch offen)<br />

Essverhalten: das Kind weiß nicht, wie man isst<br />

Umgang mit eigenem Körper, Beispiel: Hände waschen, Selbstverletzungen<br />

wie Haare ausreißen<br />

Ergebnisse der Gruppe 2: Entwicklungsstand<br />

Sprachentwicklung ist verzögert<br />

Defizite in Konzentration, Merkfähigkeit, Wahrnehmung<br />

Emotionale Entwicklung: Geringe Frustrationstoleranz, Distanzlosigkeit<br />

Defizite in - Konfliktfähigkeit<br />

- Gefühlsfähigkeit<br />

- Bindungsfähigkeit<br />

- Spielverhalten<br />

- Motivation<br />

- Arbeitseinstellung<br />

Ergebnisse der Gruppe 3: Situation der Familie<br />

Scheidung, Trennung, Probleme zu Hause usw.<br />

Sorgerechtstreit, Kontakt zu beiden Elternteilen<br />

Unregelmäßiger Kindergartenbesuch<br />

Bringsituation: Stimmung der Eltern<br />

Bei Verabschiedung: fehlender Körperkontakt<br />

Mangelnde Zusammenarbeit mit Kindergartenpersonal<br />

Erscheinungsbild der Familie, z.B. Kleidung<br />

Erzählungen, Gespräche mit dem Kind<br />

„Ich beobachte im Kindergarten viele Dinge aus allen Bereichen an<br />

einem Kind. Ich habe vielleicht Erzählungen von Dritten, Nachbarn o. a.<br />

32 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Deshalb muss ich:<br />

über einen längeren Zeitraum beobachten<br />

überlegen, von wem habe ich die Information<br />

mich im Team besprechen - meine Beobachtung, die Beobachtungen<br />

anderer Mitarbeiter<br />

Gespräche mit den Eltern führen. Eltern blocken evtl. ab.“<br />

Frage: Wie lange soll ich beobachten?<br />

„6 Wochen oder ein ¼ Jahr. Ein halbes Jahr finden manche für zu<br />

lange. Es ist ein Unterschied zu machen - bei akuten Anlässen ist<br />

schneller zu handeln.<br />

Wichtig ist es, die Kollegin mit einzubeziehen und sich mit ihr zu<br />

besprechen. Fordern Sie ihre Kollegin auf, ebenfalls anhand eines<br />

Fragebogens zu beobachten und die Bögen abzugleichen!<br />

Man kann sich auch Hilfe von anderen Stellen holen.<br />

Es sollte also mindestens 6 Wochen beobachtet werden und mindestens<br />

zwei Personen sollten die Beobachtung durchführen. Die<br />

Beobachtungsbögen müssen auch daraufhin angeschaut werden,<br />

was sich verändert hat.<br />

Die Beobachtungen gilt es zu systematisieren: Beobachtungsmerkmale<br />

muss man so herunter brechen, dass man sie zählen<br />

kann.<br />

Dies führt zu einer Wertung des Verhaltens.<br />

Dazu verwendet man am besten alle zwei Wochen einen neuen<br />

Beobachtungsbogen, dies garantiert die Unabhängigkeit der Beobachtung.<br />

Die gesammelten Daten werden dann verglichen.<br />

In Fallbesprechungen wird dann mit Kolleginnen im Team besprochen,<br />

was als nächstes zu machen ist.“<br />

Die Dozenten teilen an dieser Stelle die Broschüre „Kindesvernachlässigung.<br />

Erkennen, beurteilen, handeln“ aus.<br />

Diese wird kurz samt dem Beobachtungsbogen besprochen. Er ist als<br />

Instrument zur längeren systematischen Beobachtung gedacht.<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 33


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Einheit 5: Lösungsansätze<br />

Dann gilt es, Kontakt mit den Eltern aufzunehmen.<br />

Es gibt verschiedene Typen von Eltern:<br />

Eltern, die Hilfe wollen<br />

Eltern, die keine Hilfe wollen<br />

Eltern, die Hilfe nicht umsetzen können, die hilflos sind - man fühlt<br />

sich selbst auch hilflos<br />

Kurzer Exkurs: Herr Kampf zeigt Folien mit Bildern von Kindern, die eine<br />

Familie malen sollten.<br />

Bild 1<br />

(6-jähriges Kind) zeigt Kind, das Eishockey spielt; das Kind lacht<br />

Bild 2<br />

(Kind aus 1. od. 2. Klasse) zeigt eine Familie, die guter Stimmung<br />

zu sein scheint - alle lachen; eine Sonne dominiert das Bild<br />

Bild 3:<br />

Das Kind Lars hat sich als Krokodil gemalt, die Mutter als Kiste Apfelsaft,<br />

den Vater als Flasche<br />

Bild 4<br />

zeigt ein Haus. Es wirkt insgesamt sehr eintönig und armselig<br />

Kommentar des Dozenten: „Kinderzeichnungen können nicht der einzige<br />

Weg einer Diagnose sein. Allerdings kann in ihnen ein gewisser<br />

Ausdruck erkannt werden.“<br />

„Elterngespräche sind meist schwierig; es gilt, sich gut vorzubereiten<br />

und Vorüberlegungen anzustellen.<br />

Ich sollte nicht beginnen: ‚He Sie, was ich schon lange sagen wollte...’<br />

Ich muss meine eigenen Gefühle prüfen, was geht in mir vor?<br />

Eventuell führe ich das Gespräch nicht alleine, vielleicht mit jemandem<br />

aus der Gruppe oder auch mit einer Vertrauensperson der Familie. Oder<br />

ich gebe die Gesprächsleitung ab an jemanden, der dieser Situation<br />

neutraler gegenüber steht.“<br />

Einsatz der Powerpointpräsentation<br />

34 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Folie 9: Vernachlässigende Eltern: Erscheinungsformen<br />

„Chaotischer Typ“:<br />

Eltern stolpern von Krise zu Krise<br />

Beachtet werden nur stärkste Emotionen („Kinder müssen ständig<br />

darum kämpfen, beachtet zu werden“)<br />

Helfer sind meist willkommen<br />

Zeitweise Zuneigung und Sorge („Eine Bereitschaft der Eltern ist<br />

da. Das sagt nichts aus, ob die Hilfe klappt. Die Eltern sind aber in<br />

der Lage, dem Kind Zuneigung zu geben.“)<br />

„Apathischer Typ“:<br />

Gefühl von Aussichtslosigkeit<br />

Depressive Grundstimmung<br />

Wenige Erwartungen an Helfer bzw. Abwertung der Hilfe<br />

Eher distanzierte bzw. unengagierte Fürsorge<br />

(„Die Wahrnehmungsfähigkeit der Bedürfnisse ihrer Kinder fehlt.“)<br />

Außerdem gibt es Mischformen und andere Formen von Elternschaften.<br />

Folie 10: Elterngespräche bei Hinweisen auf Vernachlässigung:<br />

Im Vorfeld<br />

Ruhe bewahren<br />

Eigene Gefühle kennen/klären<br />

Zeit nehmen (Termin ausmachen, vorbereiten)<br />

Vermittlungsmöglichkeiten nutzen (Bekannte der Mutter/Eltern;<br />

Kolleginnen)<br />

Gesprächsführung evtl. an „unbeteiligte“ Kollegin abgeben<br />

Folie 11: Elterngespräche bei Hinweisen auf Vernachlässigung:<br />

Im Gespräch<br />

Erstes Ziel: Vertrauen bilden<br />

Gemeinsame Sorge um das Kind ansprechen<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 35


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

„Eltern ist oft bewusst, dass sie ihr Kind vernachlässigen, sie fühlen<br />

sich schuldig. Sie reagieren daher oft mit Flucht oder Gegenangriff. Es<br />

ist hilfreich anzusprechen, dass man sich, ebenso wie sie, um das Kind<br />

sorgt. Das geht am besten, wenn man zusammenarbeitet.“<br />

Vorwurfsfreie Zone: Wünsche statt Vorwürfe ausdrücken<br />

„Wichtig ist es, keine Vorwürfe zu machen, eher: ‚Ich kann mir vorstellen,<br />

dass sich ihr Kind dies oder jenes wünscht.’<br />

Angebote des Gegenübers aufnehmen (z.B. ‚Problemkind’)<br />

„Eltern verlagern oft Dinge: ‚Von Anfang an war das ein schwieriges<br />

Kind’. Nicht abwehren, sondern aufnehmen!“<br />

Einstieg: weiter zurückliegende Vorfälle/Ereignisse, Aktuelles erst<br />

später<br />

„ ‚Im ersten Kindergartenjahr war das so und so ...’ das wirkt nicht so<br />

bedrohlich.“<br />

„Generell ist jedes Elternpaar/jeder Elternteil anders. Man braucht für<br />

Elterngespräche Feingefühl und Geschick.<br />

Hilfreich ist immer ein Kurs, wie z.B. Gesprächsführung mit schwierigen<br />

Eltern. Der Kontakt soll nach dem Elterngespräch nicht abreisen, sondern<br />

zunehmen. Wichtig ist es zunächst, Vertrauen aufzubauen - zweitrangig,<br />

ob man alles angebracht hat.“<br />

Einheit 6: Kooperation<br />

Die Dozenten begrüßen an dieser Stelle eine Mitarbeiterin vom Sozialpädagogischen<br />

Fachdienst in Regensburg.<br />

Kurzreferat, gestützt anhand einer Powerpointpräsentation<br />

36 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Folie 1: Kindeswohlgefährdung ist ein interdisziplinäres Problem.<br />

Jugendhilfe, Schule, Kinderbetreuungseinrichtungen, Gesundheitswesen,<br />

Kirchen, Vereine, Sozialhilfe und Justiz werden damit konfrontiert.<br />

Folie 2: Ansprechpartner in Fällen von Kindeswohlgefährdung<br />

Ansprechpartner in diesen Fällen ist der Sozialpädagogische Fachdienst.<br />

Die örtliche Zuständigkeit richtet sich nach dem Wohnsitz der personensorgeberechtigten<br />

Eltern bzw. des personensorgeberechtigten Elternteils.<br />

„Für das Jugendamt ist es schwierig, denn eigentlich ist der Kontakt<br />

mit den Familien erst mal nicht da. Das Jugendamt ist auf Kooperation<br />

angewiesen. Speziell in Regensburg ist die Zuständigkeit in vier Stadtteile<br />

aufgeteilt. Pro Stadtteil ist ein Team zuständig.“<br />

Folie 3: Die wichtigsten Tätigkeitsmerkmale des Sozialpädagogischen<br />

Fachdienstes<br />

Hilfen zur Erziehung<br />

§§ 27 ff SGB VIII<br />

Hilfeplanung: § 36 SGB VIII<br />

Anamnese<br />

Diagnose<br />

Organisation<br />

Einteilung<br />

Durchführung<br />

Beendigung<br />

Regelmäßige Hilfeplangespräche<br />

Arbeit mit Herkunftsfamilien<br />

Beratung<br />

§§ 16-18 SGB VIII<br />

Beratung in den Fragen<br />

- der Kindererziehung<br />

- zum Sorgerecht<br />

- zum Umgangsrecht<br />

- der eigenen<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

- anderer Fachkräfte<br />

(Erzieher, Lehrer)<br />

- zum Wohnraum<br />

- zu materiellen<br />

Angelegenheiten<br />

Krisenintervention<br />

Familiengerichtshilfe<br />

§§ 8a Abs. 3, 17 und<br />

50 SGB VIII, § 1666 BGB u. a.<br />

Gerichtlich beauftragte und<br />

außergerichtliche Beratung<br />

Mediation<br />

Berichterstattung im Sinne einer gutachterlichen<br />

Stellungnahme<br />

Anträge auf Sorgrechtserziehung oder<br />

Ruhen der elterlichen Sorge<br />

Sonstiges<br />

Administrative Tätigkeiten<br />

Fortbildung<br />

Supervision<br />

Kooperation mit Institutionen des<br />

Gemeinwesens<br />

Praktikantenanleitung<br />

Besprechungen<br />

Sonderaufgaben<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 37


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Absatz 1<br />

Folie 4: § 8a SGB VIII - Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung<br />

„Werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung<br />

des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt, so hat es das Gefährdungsrisiko<br />

im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte abzuschätzen.<br />

Dabei sind die Personensorgeberechtigten sowie das Kind oder der Jugendliche<br />

einzubeziehen, soweit hierdurch der wirksame Schutz des<br />

Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird. Hält das Jugendamt<br />

zur Abwendung der Gefährdung die Gewährung von Hilfen für<br />

geeignet und notwendig, so hat es diese den Personensorgeberechtigten<br />

oder den Erziehungsberechtigten anzubieten.“<br />

Absatz 2 (…)<br />

Absatz 3<br />

„Hält das Jugendamt das Tätigwerden des Familiengerichtes für erforderlich,<br />

so hat es das Gericht anzurufen; dies gilt auch, wenn die Personensorgeberechtigten<br />

nicht bereit oder in der Lage sind, bei der Abschätzung<br />

des Gefährdungsrisikos mitzuwirken. Besteht eine dringende<br />

Gefahr und kann die Entscheidung des Gerichts nicht abgewartet werden,<br />

so ist das Jugendamt verpflichtet, das Kind oder den Jugendlichen<br />

in Obhut zu nehmen.“<br />

Absatz 4 (…)<br />

„Der Schutzauftrag, verankert im § 8a SGB VIII, fordert das Jugendamt<br />

in besonderem Maße. Es ist jeder Verdachtsmeldung nachgehen.<br />

Die Meldung muss mit einem Kollegen abgeklärt werden: Wird sie als<br />

akut eingestuft, folgt ein Hausbesuch. Wird sie als nicht akut eingeordnet,<br />

werden die Eltern in das Jugendamt eingeladen. Ziel ist es, Hilfe anzubieten.<br />

Diese orientiert sich auch an den §§ 8a sowie 27 ff SGB VIII.<br />

Die Hilfe ist freiwillig. Die Eltern haben einen Antrag zu stellen. Das<br />

Problem ist oft, man weiß von der Not eines Kindes, die Eltern stellen<br />

aber keinen Antrag. Kommt man zu dem Punkt, dass das Kindeswohl<br />

gefährdet ist, erfolgt ein Eingriff ins Elternrecht. Das Jugendamt stellt einen<br />

Antrag an das Familiengericht. Voraussetzung ist eine akute Gefährdung<br />

und die mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Eltern.“<br />

38 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Folie 5: Hilfe vor Intervention<br />

Präventiv: Hilfeorientierung ergibt sich aus §§ 1 Abs. 3 Nr. 1 und 2,<br />

16 ff, 27 ff SGB VIII<br />

Hilfen basieren auf Freiwilligkeit<br />

Repressiv: Eingriffe in das Elternrecht, wenn Gefährdung vorliegt.<br />

Rechtsgrundlage § 8a SGBV III, § 42 SGB VIII und § 43<br />

SGBV III<br />

Voraussetzungen:<br />

Antrag an das Familiengericht (§ 8a Abs. 3 SGB VIII und<br />

§ 1666 BGB)<br />

- Akute, unmittelbare Kindeswohlgefährdung<br />

- Mangelnde Mitwirksamkeitsbereitschaft/-möglichkeit der Eltern<br />

Grundsatz der Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit<br />

Folie 6: Fallzahlen in Regensburg<br />

Anzahl der Fälle im Jahr 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Gefährdungsmitteilungen 108 152 134 289 230<br />

Inobhutnahmen 48 88 80<br />

Nach § 1666 BGB beantragte<br />

Entzüge 43 51 43 43 38 47 76<br />

Tatsächlich erfolgte Entzüge 21 32 30 30 27 37 43<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 39


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Folie 7 und 8: Hilfen des Jugendamtes<br />

Förderung der Erziehung in der Familie (§ 16 ff SGB VIII)<br />

Angebote der Familienbildung (§ 16 SGB VIII)<br />

Trennungs- und Scheidungsberatung (§ 17 SGB VIII)<br />

Beratung und Unterstützung bei der Ausübung der Personensorge,<br />

insbesondere Alleinerziehender (§ 18 SGB VIII)<br />

Mutter-Kind-Heim (§ 19 SGB VIII)<br />

Betreuung und Versorgung des Kindes in Notsituationen<br />

(§ 20 SGB VIII)<br />

Tagespflege (§ 23 SGB VIII)<br />

Hilfen zur Erziehung (§ 27 ff SGB VIII)<br />

Erziehungsberatung (§ 28 SGB VIII)<br />

Erziehungsbeistand, Erziehungshelfer (§ 30 SGB VIII)<br />

Sozialpädagogische Familienhilfe (§ 31 SGB VIII)<br />

Heilpädagogische Tagesgruppe (§ 32 SGB VIII)<br />

Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII)<br />

Heimerziehung (§ 34 SGB VIII)<br />

Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII)<br />

Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche<br />

(§ 35a SGB VIII)<br />

Hilfe für junge Volljährige (§ 41 SGB VIII)<br />

Folie 9: Inobhutnahme gemäß § 42 SGB VIII<br />

Adressat ist das Kind/der Jugendliche<br />

Voraussetzung: es muss eine akute Gefährdung vorliegen (bei Selbstmeldern<br />

geht man von einer akuten Gefährdungssituation aus)<br />

Eine Inobhutnahme kann auch ohne den Willen der Eltern erfolgen. Die<br />

Zustimmung ist aber unverzüglich einzuholen - stimmen die Personensorgeberechtigten<br />

nicht zu, ist die Entscheidung des Familiengerichtes<br />

einzuholen.<br />

40 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

„Bei einer akuten Gefährdung kann das Kind sofort aus der Familie<br />

genommen werden, auch ohne den Willen der Eltern. Es ist sofort Kontakt<br />

zu den Eltern aufzunehmen. Geben die Eltern nicht ihre Zustimmung<br />

zur Herausnahme, wird das Familiengericht informiert.“<br />

Folie 10: Jugendschutzstelle<br />

Ostengasse 33<br />

93047 Regensburg<br />

Email: jugendschutz@regensburg.de<br />

„Dann wird die Jugendschutzstelle eingeschaltet. Diese bringt das<br />

Kind zu einer Bereitschaftspflegefamilie.“<br />

Folie 11: § 1666 BGB Gefährdung des Kindes<br />

§ 1666 Abs. 1 BGB<br />

Wird das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder sein<br />

Vermögen<br />

- durch missbräuchliche Ausübung der elterlichen Sorge,<br />

- durch Vernachlässigung des Kindes,<br />

- durch unverschuldetes Versagen der Eltern oder<br />

- durch das Verhalten eines Dritten gefährdet,<br />

so hat das Familiengericht, wenn die Eltern nicht gewillt oder nicht in der<br />

Lage sind, die Gefahr abzuwenden, die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen<br />

Maßnahmen zu treffen.<br />

„Hier geht es um eine akute Gefährdung sowie um die fehlende Mitwirkung<br />

der Eltern.“<br />

Folie 12 Schweigepflicht und Datenschutz<br />

Grundrecht der Eltern bzw. der Sorgeberechtigten auf informationelle<br />

Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG)<br />

Grundrecht des Kindes auf Schutz vor Gefahren für sein Wohl<br />

Güterabwägung zwischen Datenschutzinteresse einerseits und<br />

Wohl des Kindes andererseits<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 41


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

„In schweren Fällen der Kindeswohlgefährdung besteht die Schweigepflicht<br />

bzw. der Datenschutz nicht.“<br />

Folie 13: Datenweitergabe an die Polizei:<br />

§ 65 SGB VIII – Datenweitergabe nicht möglich<br />

Besonderer Vertrauensschutz - Ziel: Vertrauensbeziehung zwischen<br />

den Betroffenen und der Beratungsperson soll geschützt<br />

werden, damit die Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Eltern<br />

im Interesse der Kinder nicht gefährdet wird (Ausnahme: Das<br />

Wohl des Kindes kann auf andere Weise nicht geschützt werden).<br />

Polizei ist zur Strafverfolgung verpflichtet, wenn sie Kenntnis von<br />

einer Straftat erlangt.<br />

„Das Problem liegt oft in der mangelnden Handlungsfähigkeit. Man<br />

sieht das Wohl des Kindes gefährdet, jedoch nicht akut. Die Eltern aber<br />

stellen keinen Antrag auf Hilfe(n) zur Erziehung. Daher ist die Zusammenarbeit<br />

mit anderen Einrichtungen sehr wichtig.“<br />

Die Dozentin erläutert, dass die Hürde der Kindeswohlgefährdung<br />

recht hoch ist, da das Elternrecht ein sehr hohes Recht ist. „An den Zahlen<br />

konnte man gut sehen, dass es immer mehr Meldungen gibt. Ein weiteres<br />

Problem ist, dass mehr Stellen für diesen Bereich geschaffen werden<br />

müssten, was mehr Kosten verursachen würde.<br />

Weiter überlegen sich Menschen sehr wohl, ob sie eine Meldung machen<br />

oder nicht. Sie befürchten, dass viel auf sie zukäme.“<br />

Mitarbeiterin des Sozialpädagogischen Fachdienstes: „Das Jugendamt<br />

sollte möglichst früh miteingebunden werden. Wenn man weiß, was<br />

Eltern brauchen, kann man sie eher unterstützen.<br />

Wenn Sie sich als Melder nicht sicher sind, kann man den Fall auch vorab<br />

anonymisiert besprechen.<br />

Generell kann man, wenn man als Jugendamt frühzeitig informiert wird,<br />

besser mit den Eltern arbeiten, z.B. einen Hausbesuch machen, die<br />

Wohnung ansehen, sich selber ein Bild machen.“<br />

42 Inhalt des Fortbildungskonzepts


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Einheit 7: Abschlussrunde<br />

Blitzlicht zum Thema Vernachlässigung: „Was nehme ich heute mit, was<br />

bräuchte ich noch, wo könnte ich mir das besorgen?“<br />

Antworten aus der Gruppe:<br />

„Ich nehme mir viele Infos mit, die ich an mein Team weitergeben<br />

werde. Ich hoffe, dass ich anrufen kann, um bei Bedarf weitere Infos<br />

zu bekommen.“<br />

„Es war sehr interessant, die Fallzahlen waren erschreckend. Informationen,<br />

die ich nicht gehabt habe, waren: wie erkenn ich Vernachlässigung<br />

genau; wo kann ich mich hinwenden.“<br />

„Ich hab mir mehr Sicherheit mitgenommen, was ich machen kann,<br />

wenn ich mir noch nicht sicher bin, und wo ich mir Infos holen<br />

kann. Schön, dass man anrufen kann!“<br />

„Viel was man bereits wusste, wurde aufs Papier gebracht. Die<br />

Broschüre finde ich hilfreich, den Fragebogen habe ich als Stütze<br />

mitgenommen.“<br />

Inhalt des Fortbildungskonzepts 43


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

4. ZIELSETZUNG UND METHODIK DER UNTERSUCHUNG<br />

4.1 Untersuchungsgegenstand und -ziele<br />

Untersuchungsgegenstand der Erhebung ist das Konzept und die Durchführung<br />

der Fortbildung „Früherkennung von Vernachlässigung“. Gewonnene<br />

Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, ob die Fortbildung<br />

ihre Zielgruppe anspricht und somit die Sensibilität für Kindesvernachlässigung<br />

gestärkt wird. Weiter, ob die Teilnehmerinnen durch die<br />

Fortbildung in ihren Aufgaben, speziell die der Schutzauftrag nach dem<br />

§ 8a SGB VIII mit sich bringt, unterstützt werden. Auch ist zu prüfen, ob<br />

bzw. inwieweit die Kooperation im Netzwerk der Jugendhilfe zunimmt.<br />

Von Interesse ist ebenso, wie die Gestaltung der Fortbildung insgesamt<br />

bewertet wird und welche Modifikationen aus fachlicher Sicht gegebenenfalls<br />

angezeigt sind.<br />

Im Einzelnen ergeben sich folgende Fragestellungen:<br />

1. Wird durch die Teilnahme an der Fortbildung die Sensibilität<br />

für Kindesvernachlässigung geschärft?<br />

(Er-)Kennen die Teilnehmerinnen Anzeichen, die darauf hinweisen, dass<br />

Kinder von ihren Eltern vernachlässigt werden (z.B. das Kind kommt<br />

häufig verschmutzt und ungewaschen in den Kindergarten, oder das<br />

Kind hat selten eine Brotzeit dabei)?<br />

2. Nimmt die Zahl der Falschverdächtigungen eventuell zu?<br />

Hat die Fortbildung den unerwünschten Effekt, dass die Teilnehmerinnen<br />

verunsichert werden und in Momenten oder Situationen fälschlicher Weise<br />

Kindesvernachlässigung sehen?<br />

3. Wie handeln Fachkräfte, wenn Sie einen Verdacht auf<br />

Kindesvernachlässigung haben?<br />

Welche Maßnahmen ergreifen sie im Verdachtsfall? Besprechen sie sich<br />

mit Kolleginnen? Wenden sie sich an andere Institutionen, wie das Jugendamt<br />

oder die Erziehungsberatungsstelle? Handeln sie überhaupt?<br />

4. Fühlen sich Erzieherinnen überfordert, mit den Aufgaben, die<br />

der Schutzauftrag nach dem § 8a SGB VIII mit sich bringt?<br />

44 Zielsetzung und Methodik der Untersuchung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Mit der Einführung des § 8a wurden den Kindertagesstätten mehr Verantwortung<br />

und somit zusätzliche Aufgaben übertragen. Ist es für das<br />

pädagogische Personal fachlich und zeitlich möglich diesem Auftrag<br />

nachzukommen?<br />

5. Inwieweit arbeiten pädagogische Fachkräfte der institutionellen<br />

Erziehung mit dem Jugendamt zusammen?<br />

Haben die Erzieherinnen vor der Fortbildung bereits mit dem Jugendamt<br />

zusammengearbeitet - wenn ja, in welchem Unfang? Haben sie von sich<br />

aus Kontakt aufgenommen oder kam das Jugendamt auf sie zu? Welche<br />

Erfahrungen haben sie hinsichtlich der Zusammenarbeit gemacht?<br />

6. Wie erleben die Teilnehmerinnen die Fortbildung insgesamt?<br />

Diese Fragestellung zielt auf die Inhalte der Fortbildung ab. Es ist zu prüfen,<br />

inwieweit dargebotene Inhalte für die Teilnehmerinnen neu bzw. von<br />

Interesse sind. Auch soll dargestellt werden, wie Anwesende die Vermittlung<br />

der Inhalte erleben und ob sie glauben, diese in ihren Praxisalltag<br />

umsetzen zu können. Weiter sollen die Probanden ihren Lernerfolg beurteilen.<br />

4.2 Stichprobe und Untersuchungszeitraum<br />

Eingeladen zu der Fortbildung waren alle städtischen Kindertagesstätten<br />

Regensburgs. Erfreulicher Weise kam aus jeder Einrichtung eine Vertreterin.<br />

Somit waren 13 pädagogische Fachkräfte anwesend, die bereits im<br />

Vorfeld den Fragebogen zur Erwartungsanalyse ausgefüllt hatten und<br />

direkt im Anschluss der Veranstaltung ebenso den Fragebogen zur Zufriedenheitsanalyse<br />

ausfüllten. Fünf dieser Teilnehmerinnen nahmen<br />

auch an der Gruppendiskussion, die drei Monate nach der Fortbildung<br />

stattfand, teil. Somit erstreckte sich der Untersuchungszeitraum über vier<br />

Monate, von November 2007 bis Februar 2008.<br />

Das Untersuchungsdesign im zeitlichen Ablauf (in Stichpunkten):<br />

Mitte Oktober: Einladung aller Kindertagesstätten-Leiterinnen zur<br />

Vorinformation über die Fortbildung und das Evaluationsvorhaben<br />

Ende Oktober: Die Fragebögen zur Erwartungsanalyse werden mit<br />

Rücksendeumschlag an die Einrichtungen versandt.<br />

Zielsetzung und Methodik der Untersuchung 45


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Mitte November: Die Fortbildung „Früherkennung von Vernachlässigung“<br />

findet in den Räumen der Erziehungsberatungsstelle Ostengasse<br />

statt. Direkt im Anschluss werden die Fragebögen zur<br />

Zufriedenheitsanalyse verteilt.<br />

Anfang Februar: Gruppendiskussion; fünf Einrichtungen erklärten<br />

sich bereit, mit jeweils einer Vertreterin daran teilzunehmen.<br />

4.3 Instrumente zur Datenerhebung<br />

Der Erfolg der Qualifizierung sollte anhand von drei Einzelstudien überprüft<br />

werden.<br />

1) Erhebungsinstrument: Erwartungsanalyse<br />

Die impliziten und expliziten Erwartungen an die Fortbildung und die Motivation<br />

zur Teilnahme soll anhand einer schriftlichen Befragung herausgefunden<br />

werden. Dazu wurde ein standardisierter Fragebogen konstruiert,<br />

dieser ist in der Anlage zu finden.<br />

2) Erhebungsinstrument: Zufriedenheitsanalyse<br />

Eine Erhebung direkt im Anschluss an die Fortbildung soll die Zufriedenheit<br />

der Anwesenden mit dem Ablauf, mit der Gestaltung und vor allem<br />

die subjektive Zufriedenheit mit den Lernergebnissen ermitteln. Wiederum<br />

wird ein Fragebogen an die Teilnehmerinnen verteilt.<br />

3) Erhebungsinstrument: Gruppendiskussion<br />

Gegenstand dieser Untersuchung ist die Auswirkung der Fortbildung auf<br />

die pädagogischen Fachkräfte in Kindergärten und Kindertagesstätten.<br />

Ein Diskussionsleitfaden soll die Thematik grob eingrenzen, jedoch der<br />

Offenheit und der Flexibilität der Untersuchung nicht entgegenstehen.<br />

Geführt wird das Gespräch von zwei Moderatorinnen. Folgende Fragestellungen<br />

bzw. Rahmenthemen sollen Ergebnisse aus den Fragebogenerhebungen<br />

komplettieren:<br />

„Stellen Sie sich vor, eine Kollegin kritisiert die Fortbildung und behauptet,<br />

so eine Fortbildung würde mehr Schaden anrichten, als<br />

dass sie nutzt: Falschverdächtigungen nehmen zu, jede Kleinigkeit<br />

könnte als Vernachlässigung ausgelegt werden - Was würden Sie<br />

antworten?“<br />

46 Zielsetzung und Methodik der Untersuchung


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Wie hilfreich empfanden sie die Fortbildung bezüglich der Frage,<br />

wie kann ich Vernachlässigung erkennen?<br />

Ist für Sie die Thematik „Beobachten statt Zuschauen“, insbesondere<br />

auch der Fragebogen im Alltag anwendbar?<br />

Können Sie etwas mit den Lösungsansätze anfangen (wie man<br />

nach der Beobachtungsphase weiter verfahren soll), die in der<br />

Fortbildung angesprochen wurden?<br />

In der Fortbildung stellte eine Mitarbeiterin des Sozialpädagogischen<br />

Fachdienstes diesen Fachbereich vor. In der Auswertung<br />

des Fragebogens, den Sie nach der Fortbildung erhalten haben,<br />

hat sich ergeben, dass die meisten Teilnehmerinnen diesen Vortrag<br />

sehr informativ fanden. Hat sich ihre Bereitschaft, mit dem Jugendamt<br />

zusammenzuarbeiten verändert? Hat sich ihr tatsächlicher<br />

Kontakt mit dem/zum Jugendamt verändert?<br />

5. AUSWERTUNG DER ERHEBUNGSDATEN<br />

5.1 Auswertung der schriftlichen Befragungen<br />

An dieser Stelle sei betont, dass es sich bei der Untersuchung um eine<br />

Piloterhebung handelt. 13 von insgesamt 31 Einrichtungen der Stadt Regensburg<br />

nahmen an der Fortbildung teil und konnten dazu ausführlich<br />

befragt werden.<br />

Bei den beiden schriftlichen Befragungen wurden jeweils 100% der verteilten<br />

Fragebögen beantwortet zurückgegeben, somit konnten auch<br />

100% bei der Auswertung berücksichtigt werden. Dieses erfreuliche<br />

Rücklaufergebnis gibt die Möglichkeit, sich mit aller Vorsicht auch auf die<br />

übrigen Einrichtungen zu beziehen, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt<br />

an der Fortbildung teilgenommen haben.<br />

5.1.1 Die Erwartungsanalyse<br />

Durch die Befragung, die im Vorfeld der Fortbildung erfolgte, wurden zunächst<br />

soziografische Daten ermittelt, weiter die Gründe für die Teilnahme<br />

erfragt.<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 47


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Die Teilnehmerinnen wünschten in erster Linie, Hilfe und Tipps für den<br />

Umgang mit vernachlässigten Kindern zu erhalten.<br />

Zur Bewertung der einzelnen Items:<br />

Der niedrigste Wert, den eine Bewertung erreichen kann, liegt bei 0 der<br />

höchste Wert bei 4. Demnach wäre 4 die bestmögliche Wertung eines<br />

Items.<br />

Frage II/ 1: Warum besuchen Sie die Fortbildung?<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Interesse allg.;<br />

3,15<br />

Medien;<br />

1,84<br />

Thematik in<br />

Arbeit;<br />

1,77<br />

Hilfe u. Tipps;<br />

48 Auswertung der Erhebungsdaten<br />

3,75<br />

Brisanz;<br />

2,85<br />

Anw eisung;<br />

Abbildung 3: Gründe für den Besuch dieser Fortbildung<br />

Am wichtigsten war es den Teilnehmerinnen, Hilfe und Tipps für den<br />

Umgang mit vernachlässigten Kindern zu bekommen. Am wenigsten<br />

Ausschlag gebend für den Besuch der Fortbildung sind (aktuelle) Fälle<br />

von Vernachlässigungen an der Arbeitsstelle.<br />

Frage II/ 2: Was erwarten Sie sich von dieser Fortbildung?<br />

In dieser Frage konnten Aussagen bewertet werden mit „stimme voll und<br />

ganz zu“, „stimme zu“, „teils/teils“, „stimme weniger zu“ und „stimme gar<br />

nicht zu“.<br />

Die Aussagen „Von diesem Kurs erwarte ich mir“ wurden folgendermaßen<br />

bewertet:<br />

Voll und ganz stimmten die Teilnehmerinnen den Aussagen zu:<br />

Orientierung, wie ich reagieren soll, wenn ich Vernachlässigung<br />

vermute<br />

zu erfahren, wie Kindern geholfen werden kann<br />

Orientierung, wie ich handeln soll, wenn sich der Verdacht auf Vernachlässigung<br />

erhärtet<br />

2,58


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

mögliche Anzeichen kennenzulernen, wie ich auf Vernachlässigung<br />

bei Kindern aufmerksam werden kann<br />

rechtliche Hintergründe zu diesem Thema zu erfahren<br />

Die Bewertung „stimmten zu“ erhielten folgende Aussagen:<br />

zu erfahren, wie das Amt für Jugend und Familie vorgeht, wenn es<br />

bzgl. eines Falles von Vernachlässigung informiert wird<br />

zu erfahren, wie Eltern geholfen werden kann<br />

Informationen und Adressen von Fachkräften, die mich in meiner<br />

Arbeit unterstützen<br />

Informationen über psychologische Folgen bei vernachlässigten<br />

Kindern zu erhalten<br />

mögliche Ursachen von Kindesvernachlässigung zu erfahren<br />

Informationen über körperlich/medizinische Folgen bei vernachlässigten<br />

Kindern zu erhalten<br />

Austausch und Information mit anderen Teilnehmern<br />

Es fällt auf, dass alle Items als wichtig bzw. sehr wichtig, kein Item jedoch<br />

mit teilweise, nicht oder gar nicht wichtig bewertet wurde.<br />

Dies weist möglicher Weise auf ein großes Interesse auf die Themen<br />

hin, die mit der Thematik Kindesvernachlässigung zusammenhängen.<br />

III Fragen zur beruflichen Praxis<br />

Frage III/ 1: Gibt es in Ihrer Einrichtung konkrete Anweisungen, wie im<br />

Falle eines Verdachts auf Kindesvernachlässigung zu handeln ist?<br />

Die Antworten verteilten sich folgender Weise:<br />

Ja Nein Ich weiß es nicht<br />

61,6% 30,8% 7,7%<br />

Von den 61,6% der Teilnehmerinnen, die sich sicher waren, dass es eine<br />

Handlungsanweisung gibt, kennen 12,5% den Inhalt ganz genau und<br />

87,5% im Groben.<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 49


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Frage III/ 2: Wissen Sie, an welche Stellen Sie sich wenden können, um<br />

Hilfe und Unterstützung im Falle von Kindesvernachlässigung zu bekommen?<br />

30,8% der Befragten wissen ganz genau, wohin sie sich wenden können,<br />

wenn sie Hilfe und Unterstützung im Falle von Kindesvernachlässigung<br />

brauchen, 69,2% sind sich nicht ganz sicher. Völlig unwissend<br />

scheint niemand der Befragten zu sein.<br />

Frage III/ 3: Wissen Sie, welche Sachbearbeiterin Sie konkret kontaktieren<br />

können, falls Sie bzgl. Kindesvernachlässigung Unterstützung vom<br />

Amt für Jugend und Familie brauchen?<br />

Keiner aus der Untersuchungsgruppe hat die direkte Durchwahl zu den<br />

zuständigen Sachbearbeiterinnen. Allerdings wissen 15,4% wer zuständig<br />

ist. 84,7 % müssten sich im Amt für Jugend und Familie weiterverbinden<br />

lassen.<br />

Frage III/ 4 / 5: Hatten Sie bereits innerhalb Ihrer Arbeit generell mit dem<br />

Amt für Jugend und Familie zu tun? / Wie fühlten Sie sich beraten?<br />

Nur insgesamt 38,5% der Teilnehmerinnen hatten bereits mit dem Amt<br />

für Jugend und Familie zu tun. 60% davon gaben an, auf dem schnellsten<br />

Weg die zuständige Sachbearbeiterin erreicht zu haben. Von diesen<br />

haben 66,6% laut ihrer Aussage kompetente und hilfreiche Informationen<br />

bekommen, 33,3% fühlten sich weniger gut beraten.<br />

40% wurden über mehrere Personen schließlich zur zuständigen Person<br />

weiter vermittelt. Davon fühlte sich ein Teil gut und kompetent beraten,<br />

der andere Teil weniger.<br />

Um Aussagen über den Zusammenhang (Korrelation) zwischen Weitervermittlung<br />

und Beratung machen zu können, ist die Stichprobe zu klein.<br />

Frage III/ 6: Haben Sie schon mal über längere Zeit mit dem Amt für Jugend<br />

und Familie (bzgl. eines bestimmten Falls oder aufgrund einer bestimmten<br />

Aufgabe oder Tätigkeit) zusammengearbeitet?<br />

Nur 15,4% der Befragten haben schon über eine längere Zeit mit dem<br />

Jugendamt zusammengearbeitet, 50% davon beurteilte die Zusammenarbeit<br />

als sehr gut, die anderen 50% als zufriedenstellend.<br />

50 Auswertung der Erhebungsdaten


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Frage III/ 7: Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung<br />

pro Jahr in der Gruppe:<br />

84,7% der Teilnehmerinnen glauben, keinen oder lediglich einen Vernachlässigungsfall<br />

in der Gruppe zu haben, jeweils 7,7% sind der Meinung,<br />

es handle sich um zwei bzw. vier Fälle.<br />

Frage III/ 8: Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung<br />

pro Jahr in der Einrichtung:<br />

46,2% der pädagogischen Fachkräfte glauben, dass es keinen oder nur<br />

einen Vernachlässigungsfall in ihrer Einrichtungen geben würde. 23,1 %<br />

schätzen die Anzahl auf zwei bis vier, 7,7% denken, es seien mehr als<br />

zwölf Kinder. Weitere 23,1% der Befragten wagten keine konkrete Einschätzung.<br />

Aus Frage III/ 7 und 8 ergibt sich folgende Darstellung:<br />

Anzahl pro<br />

Jahr in der:<br />

Keiner bis ein<br />

Fall<br />

Zwei bis vier<br />

Fälle<br />

Gruppe 84,7% 15,4%<br />

Mehr als zwölf<br />

Fälle<br />

Kann ich nicht<br />

einschätzen<br />

Einrichtung 46,2% 23,1% 7,7% 23,1%<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 51


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

5.1.2 Die Zufriedenheitsanalyse<br />

Dieser Fragebogen wurde direkt im Anschluss an die Fortbildung ausgeteilt.<br />

Alle Bögen wurden korrekt ausgefüllt, demnach konnten 100% der<br />

Bögen ausgewertet werden.<br />

I Beurteilung der Fortbildung<br />

Frage I/ 1: Wie beurteilen Sie die Gestaltung der Fortbildung?<br />

Schwerpnkte<br />

Bearbeitungszeit<br />

Rollenspiel<br />

Aufgabenstellung<br />

Gruppenarbeit<br />

Lehrmaterial<br />

Roter Faden<br />

Lebendig<br />

Anschaulich<br />

3,23<br />

3,31<br />

3,38<br />

52 Auswertung der Erhebungsdaten<br />

3,46<br />

3,46<br />

3,46<br />

3 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 3,9 4<br />

3,54<br />

3,62<br />

3,77<br />

Abbildung 4: Gestaltung der Fortbildung<br />

Insgesamt erhält die Gestaltung den Wert 3,47 und wird somit von den<br />

Teilnehmerinnen als gut empfunden. Besonders gut wurde die anschauliche<br />

Vermittlung und die Strukturierung der Fortbildung bewertet. Kein<br />

Item erhielt eine Bewertung unter 3,0.<br />

Frage I/ 2: Wie beurteilen Sie das Klima in der Gruppe?<br />

Die anderen hörten zu<br />

Reden vor der Gruppe fiel schw er<br />

Ermutigt mich einzubringen<br />

Partnerschaftlich<br />

Locker<br />

1,53<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />

Abbildung 5: Klima in der Gruppe<br />

2,77<br />

2,85<br />

3,08<br />

3,46


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Am meisten schätzten die Anwesenden, dass die anderen zuhörten. Das<br />

Klima während der Fortbildung wurde durchaus partnerschaftlich und locker<br />

erlebt, kaum jemand fiel das Sprechen vor der Gruppe schwer.<br />

Frage I/ 3: Wie beurteilen Sie die Inhalte der Fortbildung?<br />

Möglichkeiten der JH<br />

Lösungsansätze<br />

Beobachten statt Zuschauen<br />

Wie kann ich VN erkennen<br />

Wie w ird VN erlebt<br />

Was ist VN<br />

3,42<br />

3,5<br />

3,5<br />

3,58<br />

3,67<br />

3,75<br />

3,67<br />

3,5<br />

3,42<br />

3,46<br />

3,62<br />

3,77<br />

3,69<br />

3,46<br />

3,46<br />

3,46<br />

3,69<br />

3,69<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />

Informativ Verständlich vermittelt In den Alltag übertragbar<br />

Abbildung 6: Inhalte der Fortbildung<br />

Alle Einheiten wurden durchweg als informativ bis sehr informativ erlebt,<br />

ebenso die Vermittlung der Inhalte. Besonders die Übertragbarkeit der<br />

besprochenen Inhalte in den Praxisalltag einer Kindertagesstätte wird<br />

von den Teilnehmerinnen geschätzt.<br />

Frage I/ 4: Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung hinsichtlich<br />

der Vermittlung theoretischen Wissens?<br />

Möglichkeiten d. JA<br />

Hilfe f. Eltern<br />

Hilfe f. Kinder<br />

Ursachen<br />

Körp./med. Folgen<br />

Rechtliches<br />

Adressen, Info<br />

Handlungsw issen<br />

Erkennen von Anzeichen<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />

Abbildung 7: Lernerfolg hinsichtlich theoretischen Wissens<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 53<br />

3,08<br />

3,23<br />

3,38<br />

3,46<br />

3,46<br />

3,38<br />

3,38<br />

3,69<br />

3,85


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Insgesamt betrachtet schreiben die Teilnehmerinnen allen Items einen<br />

guten Lernerfolg zu. Den größten haben sie ihrer Einschätzung nach<br />

hinsichtlich der Möglichkeiten des Jugendamtes und weiter hinsichtlich<br />

der Ursachen von Vernachlässigung.<br />

Frage I/ 5: Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung hinsichtlich<br />

der Möglichkeit zur Anwendung in der Praxis?<br />

Weiterempfehlung<br />

Neues durch Austausch<br />

Praxisnutzen des BB<br />

BB zu umfangreich<br />

BB hilfreich<br />

Gestärkt f. d. Praxis<br />

Sensibilität<br />

Neues<br />

0,92<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />

Abbildung 8:<br />

Lernerfolg hinsichtlich der Möglichkeit zur praktischen Umsetzung<br />

Der Beobachtungsbogen (BB) erhielt eine herausragende Bewertung.<br />

Die Teilnehmerinnen erachteten ihn als sehr hilfreich und für die Praxis<br />

von großem Nutzen. Dies bestätigte sich auch darin, dass sie ihn nicht<br />

als zu umfangreich einschätzen. Voll und ganz stimmten die Befragten<br />

der Aussage zu, dass die Fortbildung sie sensibler für die Thematik Vernachlässigung<br />

gemacht habe.<br />

Die Fragen 6 bis 8 wurden in offener Form gestellt. Es sollte ermittelt<br />

werden, was besonders gefiel, bzw. welche Verbesserungsvorschläge<br />

die Teilnehmerinnen haben.<br />

Herausgehoben wurden an dieser Stelle die anschauliche und gut verständliche<br />

Präsentation aller Referenten sowie die abwechslungsreiche<br />

Gestaltung der Fortbildung insgesamt. Informativ, aber auch erschreckend<br />

wurden die Fallzahlen von Vernachlässigung auf lokaler Ebene<br />

genannt.<br />

Die Anwesenden wünschten sich noch mehr Information zu Ursachen<br />

und Auswirkung von Vernachlässigung und haben durchaus Interesse<br />

54 Auswertung der Erhebungsdaten<br />

2,08<br />

3,46<br />

3,46<br />

3,46<br />

3,46<br />

3,69<br />

3,85


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

an einer umfangreicheren Fortbildung zu der Vernachlässigungsthematik.<br />

Mehr konkrete Fallbeispiele von Vernachlässigungsfällen mit entsprechender<br />

Handlungsanweisung zur Hilfe werden als hilfreich erachtet.<br />

II Fragen zur beruflichen Praxis<br />

Frage II/ 1: Schätzen Sie die Anzahl der Kinder die unter Vernachlässigung<br />

leiden anders ein als zuvor?<br />

Nach der Fortbildung schätzen insgesamt 61,5% Teilnehmerinnen die<br />

Anzahl der Kinder, die an Vernachlässigung leiden, anders ein.<br />

15,4% beurteilen sie als niedriger, 38,5% als etwas höher und 7,7% als<br />

viel höher. 30,8% der Befragten sehen die Anzahl unverändert, so wie<br />

sie diese auch schon vor der Fortbildung einschätzten.<br />

Frage II/ 2: Die Möglichkeiten der Jugendhilfe waren neu?<br />

Für keine Teilnehmerin aus der Untersuchungsgruppe waren die Möglichkeiten<br />

und Tätigkeiten der Jugendhilfe komplett neu, für 61,8% waren<br />

sie aber zumindest teilweise neu, 38,5% gaben an, dass sie ihnen<br />

bekannt waren.<br />

Frage/Aussage II/ 3: Für die Arbeit in der Praxis brauche ich noch mehr<br />

Informationen<br />

Hinsichtlich ihrer praktischen Arbeit glauben 46,2% der Teilnehmerinnen,<br />

genug Informationen zu haben, 15,4% sind sich nicht sicher,<br />

38,5% wünschen sich mehr Informationen. Darunter wurde konkret genannt:<br />

„Wie kann im pädagogischen Alltag dem Kind konkret geholfen<br />

werden?“<br />

„Umgang mit Kindern“<br />

„Datenschutz, insbesondere bei der Kooperation mit dem Jugendamt“<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 55


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Die Informationen über die Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend<br />

und Familie waren für 92,3% der Teilnehmerinnen ausreichend, 7,7%<br />

der Teilnehmerinnen sind sich nicht sicher.<br />

5.2 Auswertung der Gruppendiskussion<br />

Die Gruppendiskussion drei Monate nach der Fortbildung sollte die Erhebungsreihe<br />

abschließen. Sie fand an einem Nachmittag in den Räumen<br />

einer teilnehmenden Kindertagestätte statt. Es waren insgesamt<br />

fünf Teilnehmerinnen aus verschiedenen Kindertagesstätten der Stadt<br />

Regensburg anwesend. Jede hatte zuvor die Fortbildung der AGGGK<br />

Regensburg „Früherkennung von Kindesvernachlässigung“ im November<br />

2007 besucht.<br />

Die Diskussionsteilnehmerinnen gaben an, dass die meisten Kinder, die<br />

ihre Einrichtung besuchen, aus eher gut situierten Familien kommen.<br />

Keine von den Anwesenden hatte das Jugendamt bisher aufgrund von<br />

Vernachlässigung informieren müssen. Einzelne jedoch haben in ihrer<br />

Praxis bereits mit dem Jugendamt zusammengearbeitet, wenn Familien<br />

dem Jugendamt bereits bekannt waren. Allerdings war es das Jugendamt,<br />

das in diesen Fällen auf die Kindertagesstätte zukam.<br />

Ergebnisse der Gruppendiskussion<br />

Die Ergebnisse der Gruppendiskussion werden hier dargestellt und<br />

durch Zitate der einzelnen Teilnehmerinnen untermauert. Um die Anonymität<br />

der Fachkräfte zu wahren, wurden die Teilnehmerinnen mit T 1<br />

bis T 5 bezeichnet.<br />

Diskussionsvorgabe: „Stellen Sie sich vor, eine Kollegin kritisiert die<br />

Fortbildung und behauptet, so eine Fortbildung würde mehr Schaden anrichten,<br />

als dass sie nutzt: Falschverdächtigungen nehmen zu, jede Kleinigkeit<br />

könnte als Vernachlässigung ausgelegt werden – Was würden<br />

Sie antworten?“<br />

5.2.1 Sensibilität für das Thema Vernachlässigung hat sich erhöht<br />

„Man wird hellhöriger, man schaut genauer hin“ war die erste spontane<br />

Antwort auf die Frage, die im weiteren Gesprächverlauf so oder ähnlich<br />

des Öfteren wiederholt wird.<br />

56 Auswertung der Erhebungsdaten


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Man beschäftigt sich mit dem Thema Vernachlässigung intensiver als vor<br />

der Fortbildung. Das Bewusstsein dafür, was Vernachlässigung ist und<br />

was nicht, wird angeregt.<br />

T 5: „Ich fand auch das Bewusstsein - das Anfangsspiel, des wos<br />

ma da g’macht ham mit der Skala, was ist jetzt Vernachlässigung,<br />

oder nicht. Wo ma se dann so austauscht ham, manche san ganz<br />

unten gstanden - manche oben. Also wirklich des Bewusstsein ist<br />

da jetza nomol angeregt worden und das genaue Schaun.“<br />

Man wird dazu veranlasst, genauer hinzuschauen, dazu sind auch die<br />

Fragebögen sehr hilfreich.<br />

Generell stimmen die Teilnehmerinnen überein, dass man insgesamt<br />

sensibler für dieses Thema wird. Durch diese Fortbildung wird die Verantwortung,<br />

die man als Erzieherin/Kinderpflegerin trägt, wieder in den<br />

Mittelpunkt gerückt.<br />

T 4: „Man wird so an seine eigene Verantwortlichkeit auch als Erzieherin<br />

wieder also verstärkt erinnert. Mein’, der Verantwortung<br />

ist man sich schon bewusst, aber es wird noch mal in den Mittelpunkt<br />

gerückt.“<br />

Dieses Bewusstsein wird, so T 5, auch durch die Medien verstärkt und<br />

laut T 1 auch durch ein Schreiben vom Jugendamt, das die Erzieherinnen<br />

auffordert, bei den Familien zu Hause anzurufen, wenn ein Kind drei<br />

Tage unentschuldigt dem Kindergarten fern bleibt. T 1 hat das Gefühl,<br />

dass momentan „sehr viel läuft“.<br />

T 3 ist der Meinung, dass man durch die Fortbildung nicht nur genauer<br />

hinschaut, man überlegt letztendlich auch genau, was man zu den Eltern<br />

sagt.<br />

T 3: „... Ja, wenn man genau hinschaut, komma a genau song, was<br />

man sieht. Und des muaß ma halt dann, letztendlich muss mas<br />

song.“<br />

Die Teilnehmerinnen kommen zu der Erkenntnis, dass es nicht nur körperliche<br />

Vernachlässigung gibt, sondern auch emotionale. Dazu gehört<br />

auch eine „verkehrte Liebe“, die so genannte Affenliebe.<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 57


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

5.2.2 Schwierigkeiten bei der Grenzziehung<br />

In der Gruppe herrscht eine gewisse Unsicherheit, wo genau Vernachlässigung<br />

beginnt und wann für die Erzieherinnen der Handlungsauftrag<br />

beginnt.<br />

T 4: „Das Problem ist immer, wo fängt’s an und wo hört’s auf mit<br />

der Vernachlässigung?“<br />

Dazu erzählt T 4 ein Fallbeispiel von einem russischen Jungen, der jeden<br />

Tag zwei Scheiben Leberkäse oder alternativ zwei Weißwürste zur<br />

Brotzeit dabei habe. Entsprechend sei der Junge sehr korpulent. Sie<br />

führt dieses Ernährungsverhalten darauf zurück, dass die Eltern, ihr Kind<br />

zu sehr lieben und nicht verstehen, dass ausschließlich Wurst und<br />

Fleisch keine kindgerechte Ernährung sei. Im Grunde hält sie das auch<br />

für Vernachlässigung.<br />

T 1 bringt ein weiteres Fallbeispiel von einem Mädchen, das zu Hause<br />

nichts oder nur wenig zu essen bekäme und sich im Kindergarten auffällig<br />

satt äße. Ihre Mutter verstehe kein Deutsch, obwohl die Familie schon<br />

seit sechs Jahren in Deutschland lebe.<br />

In beiden Fällen stellt sich wieder die Frage, ist es ein Fall fürs Jugendamt?<br />

Die Beobachtungsbögen werden als hilfreich im Kindergartenalltag empfunden<br />

(als „etwas Handfestes“). Zwar wurden diese bis jetzt von keiner<br />

Teilnehmerin benutzt, T 1 plant dies aber nächste Woche zu tun. Geschätzt<br />

wird auch die erläuterte Handhabe des Beobachtungsbogens<br />

(dass man ihn getrennt von der Kollegin ausfüllt und vergleicht; dass<br />

dies kein einmaliger Vorgang ist, sondern in gewissen Abständen wiederholt<br />

wird). Insgesamt wird das Ausfüllen des Bogens nicht als zusätzliche<br />

Belastung erlebt, sondern eher als Zeitersparnis, da man gezielt<br />

beobachten kann und alles übersichtlich aufgegliedert ist.<br />

Weiter sind die Teilnehmerinnen alle der Meinung, dass es sehr wichtig<br />

wäre, mehr Zeit für Fallbesprechungen zur Verfügung zu haben.<br />

T 1: „Also wir haben halt 14-tägig zwei Stunden Teambesprechung,<br />

da reicht die Zeit eigentlich nicht. Man kann das kurz anreißen,<br />

weil halt soviel andere Sachen sind. Wir haben jetzt in der<br />

Einrichtung sehr viele Teilzeitkräfte... und dann muss natürlich in<br />

diesen zwei Stunden unwahrscheinlich viel Organisatorisches ge-<br />

58 Auswertung der Erhebungsdaten


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

macht werden und dann reißt man halt des no kurz an, also so einen<br />

Fall...“<br />

5.2.3 Wie konfrontiere ich die Eltern?<br />

Unsicherheit herrscht auch darüber, wie die Eltern auf den Verdacht der<br />

Vernachlässigung angesprochen werden sollten.<br />

T 1: „...Ich kann ja nicht sagen, `Sie vernachlässigen Ihr Kind` -<br />

ist doch schlecht, wenn ich so was sag, oder?“<br />

T 4 ist der Meinung, es sei schwierig, die Eltern zu erreichen. Besonders<br />

in solchen Fällen, wo die Eltern den Verdacht haben, man möchte sie<br />

auf etwas Unangenehmes hinweisen. Ihrer Ansicht nach müsse man die<br />

Eltern davon überzeugen, dass man Ihnen helfen, sie unterstützen wolle.<br />

T 5 bekräftigt, dass sie es gut findet, zunächst den Weg über die Eltern<br />

zu wählen. Sie vertritt die Meinung, dass das Verhalten von Eltern auch<br />

durchaus ein Hilfeschrei sein könne und diese froh seien, Hilfe angeboten<br />

zu bekommen und diese auch annehmen könnten.<br />

T 4 ergänzt, dass ein Erstgespräch auch dazu genutzt werden solle, um<br />

in erster Linie weitere Informationen über die Familie zu bekommen.<br />

Man sollte in einem schwierigen Fall von Vernachlässigung oder Missbrauch<br />

auch nicht mit der Erwartung in das Gespräch gehen, dass man<br />

gleich eine Lösung findet. Wichtig sei es, guten Kontakt mit den Eltern<br />

aufzubauen, mehr Informationen zu erhalten, sie aber keinesfalls unter<br />

Druck zu setzen. Denn sonst bestehe die Gefahr, dass die Eltern abblocken.<br />

Es könne auch sein, dass sich durch ein Elterngespräch eine andere<br />

Wahrnehmung erschließt, und man zu der Überzeugung kommt, dass es<br />

sich gar nicht um einen Vernachlässigungsfall handle.<br />

Die Gruppe stimmte überein, dass es Ziel sei, mit den Eltern im Gespräch<br />

zu bleiben. Ebenso, an sich nicht die Erwartungen zu stellen,<br />

immer gleich eine Lösung finden zu müssen.<br />

Man dürfe keinesfalls mit einer negativen Haltung gegenüber den Eltern<br />

ins Gespräch gehen, sondern in positiv schätzender Weise. Dies sei frei-<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 59


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

lich nicht immer ganz einfach, man selbst wolle die Sorge ums Kind loswerden<br />

- die Eltern wollen zunächst einmal verstanden werden.<br />

T 1 bringt noch ein, dass sie es als frustrierend erlebe, dass sie teilweise<br />

drei bis vier Jahre ein Kind betreue und versuche durch Gespräche die<br />

Eltern auf Entwicklungsdefizite aufmerksam zu machen, aber sie damit<br />

keinen Erfolg habe. Später hieße es dann bezüglich des „Versagens“<br />

des Kindes, der Kindergarten sei schuld. Ihre Einrichtung ist dazu übergegangen,<br />

alles zu protokollieren, was sie mit dem Kind gemacht haben,<br />

Elterngespräche unterschreiben zu lassen und auch Tür- und Angelgespräche<br />

mit den Eltern zu notieren.<br />

Es sollen Protokolle von Elterngesprächen angefertigt werden, die von<br />

den Eltern unterschrieben werden müssen.<br />

Bereits in den Aufnahmeverträgen sollte drin stehen, dass Eltern sich zu<br />

Elterngesprächen verpflichten müssen.<br />

T 3 hingegen hat den Eindruck, dass der Institution Kindergarten auch<br />

irgendwo die Hände gebunden seien, denn auch wenn man sich sehr um<br />

die Eltern bemühe, ihnen Hilfestellung anböte, kann es trotzdem sein,<br />

dass diese jede Unterstützung ablehnen. Letztendlich bleibe es schwierig.<br />

Denn auch das Jugendamt könne nur dann wirklich eingreifen, wenn<br />

es sich um grobe Vernachlässigung oder Misshandlung handle.<br />

Eine weitere Feststellung betrifft das Phänomen der „Kindergartenhopper“.<br />

Auch anwesende Teilnehmerinnen hatten bereits dieses Problem.<br />

T 1 berichtet von einem Gespräch, das sie mit Frau Kolbinger-Preißer,<br />

Amtsleitung für das Amt von Tagesbetreuung von Kindern führte. Danach<br />

melden Eltern, denen etwas nicht (mehr) an der Einrichtung passt,<br />

ihr Kind ab und in einem anderen Kindergarten wieder an.<br />

T 4: „Das ist halt genau die Gefahr, wenn die Eltern des dann eben<br />

spannen, dass ma Verdacht schöpft in irgendeiner Form. Oder<br />

dass sie irgendwie Gefahr wittern, dass man ihnen - in Anführungsstrichen<br />

- etwas Böses wollen könnte, dann nehmen die ihr<br />

Kind raus. Und also, das war auch im Hort dann immer wieder die<br />

Problematik, dass damit gedroht wurde, sie nehmen ihr Kind raus<br />

und dann hat man ja gar keine Handhabe mehr. Deswegen ist es<br />

dann so schwierig, weil man so vorsichtig und diplomatisch mit Eltern<br />

sprechen muss und damit die net irgendwie Angst bekommen<br />

60 Auswertung der Erhebungsdaten


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

und dann das Kind rausnehmen und dann hat man gar koa Möglichkeit<br />

mehr.“<br />

5.2.4 Wie ist bei einem Fall mit höchstem Beratungsbedarf zu handeln?<br />

Die Teilnehmerinnen beschreiben folgenden Weg:<br />

Zunächst seien die Beobachtungen mit der Kollegin zu besprechen,<br />

dann ein Elterngespräch anzusetzen und weiter das Amt für Tagesbetreuung<br />

und das Jugendamt zu informieren.<br />

T 3: „Ja es kommt darauf an, um was es geht. Ne, wenn i jetzt sog<br />

a Gespräch mit Beratungsbedarf, dann kommt’s drauf an, ist es ein<br />

Entwicklungsgespräch - wo man sagt, da ist es a Entwicklungsverzögerung,<br />

da möchte ich jetzt die Mutter, die Eltern informieren,<br />

dann kann ich anbieten, dass ich den Mobilen Dienst dazu schalte<br />

- da brauch ich das Amt net. Genau, genau dann hab ich den Mobilen<br />

Dienst und die testen das Kind und beraten dann die Eltern,<br />

also genau die machen dann eine genaue Diagnose.“<br />

5.2.5 Welche Rolle spielen Erziehungsberatungsstellen?<br />

Übereinstimmend antworteten die Befragten, dass diese Institution bei<br />

den Eltern einen eher negativen Touch habe.<br />

T 1: „Aber das Wort Erziehungsberatungsstelle hat so nen Negativ-<br />

Touch. Also es is schon besser geworden, hab ich die Erfahrung<br />

gemacht, aber es hat immer noch einen sehr negativen Touch.“<br />

Die Gruppe reflektierte, dass es ihre Aufgabe als Fachkräfte sei, den Eltern<br />

den Dienstleistungscharakter der Erziehungsberatungsstelle sowie<br />

ihr Recht auf Beratung als Eltern und Steuerzahler nahezubringen. Es<br />

sei keine Schande, sich auch mal einen Tipp zur Erziehung zu holen,<br />

schließlich ließe man sich ja auch beraten, wenn man zum Friseur geht,<br />

oder sich eine neue Küche anschafft.<br />

Auch als Erzieherin hat man die Möglichkeit, sich einen Rat für die Praxis<br />

bei der Beratungsstelle zu holen.<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 61


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Die Beratungsstelle ist durchaus ein Weg der Unterstützung und werde<br />

auch angenommen, wenngleich die Mehrheit der Eltern eine gewisse<br />

Gehemmtheit an den Tag lege.<br />

Anders beim Mobilen Sonderpädagogischen Dienst, der in die Einrichtung<br />

kommt. Dieser kommt anscheinend bei den Eltern recht gut an. Die<br />

Runde ist sich einig, dass es daran läge, weil dieser Dienst in die Einrichtung<br />

kommt und somit die Hemmschwelle, diesen aufzusuchen, heruntergesetzt<br />

wird.<br />

T 2: „Also bei uns hier liegt es ganz banal daran, weil er hier in die<br />

Einrichtung kommt und die Eltern nicht hingehen müssen.“<br />

Den Erzieherinnen ist aufgefallen, dass es nochmals eine andere Wirkung<br />

habe, wenn jemand von außen (Erziehungsberatungsstelle/Mobiler<br />

Dienst) etwas über die Erziehung oder Entwicklung der Kinder sage, als<br />

wenn sie darüber mit den Eltern reden.<br />

5.2.6 Erster Kontakt mit Kindesvernachlässigung/-misshandlung<br />

In sehr vielen Vernachlässigungsfällen, wegen denen sich die Erzieherinnen<br />

an das Jugendamt wandten, waren die Familien bereits dem Jugendamt<br />

bekannt.<br />

T 3 erzählt, sie wurde einmal sogar vom Vater eines Kindes bedroht, als<br />

dieser mitbekommen hatte, dass sie sich an das Amt für Jugend und<br />

Familie gewandt hat.<br />

T 4 berichtet, dass sie in der Zeit, als sie im Hort arbeitete, öfter in Kontakt<br />

mit Sozialarbeiterinnen vom Jugendamt stand, häufig die Kinder<br />

aber durch das Jugendamt an ihre Einrichtung vermittelt wurden, kaum<br />

umgekehrt.<br />

Bisher hatte noch keine der Teilnehmerinnen den Kontakt zum Jugendamt<br />

selbst initiiert.<br />

T 5 bemerkte dazu, dass der Kontaktbedarf zum Jugendamt seit der<br />

Fortbildung noch nicht gegeben war. Aber dadurch, dass Frau Frauenstein<br />

die Aufgaben des Jugendamtes, speziell des Sozialpädagogischen<br />

Fachdienstes so klar und anschaulich vermitteln konnte, fühle sie sich<br />

62 Auswertung der Erhebungsdaten


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

sicherer und habe mehr Klarheit für den Fall der Fälle. Zustimmung auch<br />

bei den anderen Teilnehmerinnen.<br />

In diesem Zusammenhang heben die Befragten auch hervor, dass sie<br />

seit ca. zwei Jahren die Zusammenarbeit mit den Kinderärzten als sehr<br />

positiv erleben. Alle bewerten dies als sehr wichtig.<br />

5.2.7 Handlungsspielräume des Jugendamtes<br />

Die Teilnehmerinnen haben das Gefühl, dass sowohl Erzieherinnen als<br />

auch das Jugendamt ohne die Mitarbeit der Eltern nichts machen können,<br />

wenn es sich nicht um eine grobe Vernachlässigung handle. Im<br />

Endeffekt liege die Verantwortung für die Erziehung bei den Eltern. Es<br />

sei frustrierend, wenn man merkt, dass die Eltern nicht richtig handeln,<br />

Ratschläge oder Gespräche mit der Erzieherin aber ablehnen.<br />

T 4: „Ich glaub, wenn es so eine Geringfügigkeit in Anführungsstrichen<br />

- ich möchte das jetzt nicht bewerten, ich find das jetzt auch<br />

nicht gut, wenn ein Kind so spät ins Bett geht und den ganzen<br />

Vormittag müd ist - aber wenn’s jetzt nur so eine Geringfügigkeit in<br />

Anführungsstrichen ist - denk ich, kann man nichts machen. Ich<br />

wüsst nicht, was. Ich würd halt versuchen, dass ich der Mutter sag,<br />

Mensch schauns her, mir machen so tolle Sachen, ihr Kind könnte<br />

da und da profitieren ...“<br />

Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass es bei einer „Geringfügigkeit“<br />

nichts nütze, das Jugendamt anzurufen. Ein Argument war, dass es<br />

selbst bei begründetem Verdacht auf sexuellen Übergriff nach Erfahrung<br />

einer Teilnehmerin (T 4) lange gedauert habe, bis das Jugendamt eingegriffen<br />

habe.<br />

Aufgabe der Erzieherin sei es aber, weiter zu beobachten, ob sich die<br />

Situation verschlimmert bzw. verändert und die Beobachtungen sowie<br />

die Gespräche mit den Eltern zu dokumentieren.<br />

5.2.8 Zusammenarbeit mit anderen Institutionen<br />

T 1 regte die Zusammenarbeit der Kindertagesstätten mit der Erziehungsberatungsstelle<br />

an. Sie hätte gerne jemanden von der Erziehungs-<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 63


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

beratungsstelle zur Teambesprechung dabei, vor allem dann, wenn sie<br />

einen Fall hat, bei dem sie nicht weiter kommt. Denn auch im Team<br />

herrscht nicht immer Einigkeit in den Fragen, ist es Vernachlässigung<br />

oder nicht und wie sollte man weiter verfahren.<br />

Es wird von T 2 und T 5 die Vermutung aufgestellt, dass wenn die Erziehungsberatungsstelle<br />

einmal in der Woche an die Einrichtung käme, deren<br />

Sprechstunden „proppevoll“ wären.<br />

Dagegen fand T 1, dass man den Eltern nicht alles abnehmen dürfte,<br />

bzw. klientelspezifisch unterscheiden solle.<br />

T 1: „Auf der einen Seite ja - aber auf der anderen Seite nimmt den<br />

Eltern irgendwo auch die Verantwortung, find ich, dass sie einfach<br />

den Schritt wagen und dann wirklich mal zur Erziehungsberatungsstelle<br />

gehen. Also es kommt darauf an, wo man ist. Wenn man jetzt<br />

sehr viele Migrantenfamilien hat, denk ich, ist es schon positiv, weil<br />

viele Frauen oder Mütter die dürfen ja teilweise gar net - außer zum<br />

Kindergarten nirgends anders hin, da wärs gut. Aber jetzt bei uns in<br />

der Einrichtung find ich, man müsste nicht alles abnehmen, den Eltern.“<br />

Das Jugendamt fordert alle Einrichtungen auf, dass beim unentschuldigten<br />

Fehlen eines Kindes nach drei Tagen bei den Eltern angerufen werden<br />

muss. Kann man diese nicht erreichen, muss man sich schriftlich an<br />

sie wenden, mit der Bitte, sie mögen sich beim Kindergarten melden.<br />

Gleichzeitig sind die Eltern zu informieren, dass, sollte die Erzieherin<br />

nach sieben Tagen noch nichts von ihnen gehört haben, der Kindergarten<br />

das Jugendamt verständigen muss.<br />

T 1 berichtet, sie dachte zunächst: „Jetzt schiebt das Jugendamt<br />

alles auf die Kindergärten ab und sollte der Kindergarten dieser<br />

Aufforderung nicht nachkommen, trägt er die Schuld, wenn etwas<br />

passiert“.<br />

T 2 meinte dazu: „Gut, aber wer soll reagieren, die Nachbarn reagieren<br />

nicht. Die Verwandten?“<br />

T 5 sieht die Verantwortung, die den Kindergärten in diesem Fall übertragen<br />

wurde, durchaus als angemessen. Ihrer Meinung nach sei es<br />

durch die Anwesenheitslisten, die in den Kindergärten seit jeher geführt<br />

wurden, gut ersichtlich, wenn ein Kind längere Zeit unentschuldigt fehle.<br />

64 Auswertung der Erhebungsdaten


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

T 1 bekräftig, dass es ihr erster Gedanke gewesen sei, der unter anderem<br />

daher käme, da sie das Gefühl habe, dass immer mehr an Arbeit<br />

und Verantwortung auf sie als Erzieherin zukäme. Jedoch sähe sie aber<br />

nun durchaus die Notwendigkeit und den Sinn dieser Regelung.<br />

T 2 kann die Gedanken von T 1 gut nachvollziehen, sie ist aber<br />

der Meinung: „Wenn nicht wir, wer dann!“<br />

T 1 bemerkte, dass sie aus einer solchen kleinen Runde mehr mitnehmen<br />

kann als aus der großen Runde der Fortbildung. Sie regte an, ob<br />

man sich in einem solchen Kreis nicht in gewissen Abständen regelmäßig<br />

treffen könne, um sich über Fälle auszutauschen und sich einen kollegialen<br />

Rat zu holen. T 5 ergänzte dazu:<br />

T 5: „Ich finde die Lösung jetzt auch ganz geschickt, dass man erst<br />

den ganzen theoretischen Teil in der Großgruppe macht und jetzt<br />

das (heutige) Zusammentreffen.“<br />

5.2.9 Ergänzungen<br />

T 3 hat das Gefühl, es sei für sie bestimmt nicht einfacher geworden, auf<br />

Vernachlässigung zu schauen, weil man sich letztendlich noch mehr Gedanken<br />

mache. Sie hätte gerne eine weitere Fortbildung, um zu einzelnen<br />

Punkten noch genauere Informationen bekommen zu können. Beispielhaft<br />

erwähnt sie die Ursachen und Folgen von Vernachlässigung.<br />

Sie erachtet dies als wichtig, um mit den Eltern noch kompetenter in<br />

Vernachlässigungsfällen sprechen zu können.<br />

5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse:<br />

Bewertung der Fortbildung inhaltlich<br />

Von den Teilnehmerinnen wurde keinerlei negative Kritik hinsichtlich<br />

der Fortbildung geäußert.<br />

Die Fortbildung wurde insgesamt als sehr informativ und hilfreich<br />

erlebt.<br />

Sie schärft sowohl die Wahrnehmung als auch das Bewusstsein für<br />

die Thematik Kindesvernachlässigung.<br />

Auswertung der Erhebungsdaten 65


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Sie vermittelt eine gewisse Sicherheit im Umgang mit Fällen von<br />

Vernachlässigung.<br />

Der Fragebogen als praktisches Mittel zur Beobachtung bei Verdacht<br />

auf Kindesvernachlässigung wird sehr geschätzt.<br />

Zusammenarbeit mit dem SPFD; verbleibende Unsicherheiten<br />

Es besteht noch eine gewisse Unsicherheit in den Fragen, wann ist<br />

der Fall ein Fall fürs Jugendamt und kann das Jugendamt in diesem<br />

Fall auch etwas ausrichten.<br />

Dennoch haben die Erzieherinnen nicht zuletzt durch den Vortrag<br />

von Frau Frauenstein das Gefühl erhalten, dass sie sich vom Jugendamt<br />

Unterstützung holen können.<br />

Sie erleben ihre Tätigkeit und Aufgaben bezüglich § 8a SGB VIII<br />

durchaus als sinnvoll und wichtig.<br />

Kooperation mit Erziehungsberatungsstellen und anderen Fachdiensten<br />

Die Erziehungsberatungsstelle wird von den Eltern teilweise angenommen,<br />

die Institution ist aber (immer noch) mit einem negativen<br />

Touch behaftet.<br />

Sie könnte eher angenommen werden, wenn sie in den Kindergärten<br />

regelmäßig eine Sprechstunde anbieten würde (Präsenz ähnlich<br />

wie Mobiler Sonderpädagogischer Dienst).<br />

Es ist eine gute Möglichkeit, den Eltern die Tätigkeit der Erziehungsberatungsstelle<br />

als Dienstleistung „zu verkaufen“, auf die Eltern<br />

ein Recht hätten.<br />

Auch für Erzieherinnen bietet sie eine Möglichkeit, sich Rat zu holen.<br />

Der Kooperation mit anderen Fachdiensten messen die Teilnehmerinnen<br />

großen Wert zu.<br />

Interne Kooperation und Elternarbeit in Kindertagesstätten<br />

Es ist zu wenig Zeit in den Kindergärten vorhanden, sich in Abwesenheit<br />

der Kinder über die Beobachtungen oder einzelne Fälle<br />

auszutauschen.<br />

66 Auswertung der Erhebungsdaten


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Fazit<br />

Wichtig erachten Sie u. a. auch das Elterngespräch, um ein Vertrauensverhältnis<br />

zu den Eltern aufzubauen, das als Basis für die<br />

weitere Zusammenarbeit dient. Trotzdem wird dieser Punkt<br />

manchmal als entmutigend erlebt.<br />

Das Phänomen der „Kindergartenhopser“ (Kinder, die von der einen<br />

Einrichtung abgemeldet und in einer anderen angemeldet<br />

werden) nimmt zu.<br />

Eine Gesprächsgruppe im kleinen Kreis von Fachkräften wird im Anschluss<br />

an die Fortbildung als intensivierend erlebt und sehr geschätzt.<br />

An einer weiteren Fortbildung, die die angesprochenen Themen intensiver,<br />

bzw. zusätzliche Themen wie Ursachen und Gründe von Vernachlässigung<br />

behandelt, sind einige Teilnehmerinnen sehr interessiert.<br />

6. ENDERGEBNISSE DER EVALUATION<br />

BEZOGEN AUF DIE EINGANGSFRAGESTELLUNGEN<br />

Zieht man die Resultate der Erwartungsanalyse, der Zufriedenheitsanalyse<br />

und der Gruppendiskussion heran, ergeben die Untersuchungen<br />

folgende wichtige Ergebnisse hinsichtlich der Eingangsfragestellung:<br />

1. Wird durch die Teilnahme an der Fortbildung die Sensibilität für<br />

Kindesvernachlässigung geschärft?<br />

Die Sensibilität für das Thema Kindesvernachlässigung hat sich auf jeden<br />

Fall erhöht. Dies wurde schon durch die Auswertung der Zufriedenheitsanalyse<br />

ersichtlich und durch die Gruppendiskussion nochmals zum<br />

Ausdruck gebracht. Die Teilnehmerinnen geben an „genauer hinzuschauen“,<br />

sich „mit dem Thema intensiver auseinander zusetzen“ und<br />

„sich ihrer Verantwortung als Erziehungsperson verstärkt bewusst zu<br />

werden“.<br />

2. Nimmt die Zahl der Falschverdächtigungen eventuell zu?<br />

Durch die Auswertung kann man darauf schließen, dass Falschverdächtigungen<br />

tendenziell nicht zunehmen.<br />

Endergebnisse der Evaluation 67


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Zwar schätzen 61,5% der Teilnehmerinnen die Anzahl der Kinder, die an<br />

Vernachlässigung leiden, anders als vor der Fortbildung ein. Dies kann<br />

aber eher als Zeichen dafür gesehen werden, dass die Anwesenden genauer<br />

hinschauen und nicht etwa als Überreaktion aufgrund der Fortbildung.<br />

Denn 15,5% beurteilen diesen Anteil sogar als niedriger, 38,5%<br />

als etwas höher und lediglich eine Teilnehmerin hält den Anteil nun für<br />

sehr viel höher. 30,8% sehen die Anzahl der Vernachlässigungsfälle in<br />

ihren Einrichtungen als unverändert an.<br />

3. Wie handeln Fachkräfte, wenn Sie einen Verdacht auf Kindesvernachlässigung<br />

haben?<br />

Noch vor der Fortbildung waren sich lediglich 61,5% der Teilnehmerinnen<br />

sicher, dass es eine Handlungsanweisung im Falle eines Verdachts<br />

auf Kindeswohlgefährdung gibt, nur 7,7% gab an, den Inhalt genau zu<br />

kennen. 30,8% waren der Meinung, es gäbe keine Anweisung, 7,7% waren<br />

sich unschlüssig.<br />

In der Gruppendiskussion (also nach der Fortbildung) stellte sich heraus,<br />

dass alle anwesenden Fachkräfte nun über eine klare Handlungsstruktur<br />

im Verdachtsfall verfügten: Beobachten (am besten anhand des Beobachtungsbogens)<br />

über einen längeren Zeitraum, Besprechen der Beobachtungen<br />

mit der/den Kollegin(nen), Initiieren eines Elterngesprächs<br />

und im Bedarfsfall eine Meldung an das Jugendamt.<br />

4. Fühlen sich Erzieherinnen überfordert mit den Aufgaben, die der<br />

Schutzauftrag nach dem § 8a SGB VIII mit sich bringt?<br />

Äußerungen während der Gruppendiskussion lassen darauf schließen,<br />

dass Erzieherinnen, die Aufgaben, die der Schutzauftrag nach dem § 8a<br />

SGB VIII mit sich bringt, zunächst als Belastung gesehen haben. Mittlerweile<br />

jedoch steht die Erkenntnis im Vordergrund, dass sie eine wichtige<br />

Funktion in der Kinderschutzarbeit übernehmen. Denn sie arbeiten nahezu<br />

täglich mit den Kindern und haben somit einen guten Zugang zu<br />

diesen und deren Eltern. Die Fortbildung vermittelt Basiswissen, um eine<br />

fachliche Risikoeinschätzung vornehmen zu können, und leitet die Fachkräfte<br />

an, vernachlässigenden Eltern geeignete Hilfe anzubieten.<br />

68 Endergebnisse der Evaluation


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

5. Inwieweit arbeiten pädagogische Fachkräfte der institutionellen Erziehung<br />

mit dem Jugendamt zusammen?<br />

Der Anteil der Teilnehmerinnen, die bereits mit dem Jugendamt zusammenarbeiteten,<br />

ist noch relativ gering. Auch waren meistens die Familien<br />

bereits dem Jugendamt bekannt, als die Kinder in die städtischen Kindertagesstätten<br />

kamen. Die Erfahrungen, die Erzieherinnen in der Zusammenarbeit<br />

mit den Fachkräften des Jugendamtes machten, wurden<br />

unterschiedlich von sehr gut bis weniger gut beurteilt. Der Vortrag der<br />

Mitarbeiterin des SPFD Regensburg innerhalb der Fortbildung wurde als<br />

besonders gut und informativ bewertet, obwohl für niemanden die Möglichkeiten<br />

der Jugendhilfe neu waren. Allerdings äußerten sich mehrere<br />

Teilnehmerinnen, dass sie sich manchmal darin unsicher sind, abzugrenzen,<br />

wann bei Familien mit einer Vernachlässigungsthematik eine<br />

Meldung an das Jugendamt erforderlich und wirksam sei und wann nicht.<br />

6. Wie erleben die Teilnehmerinnen die Fortbildung insgesamt?<br />

Insgesamt wurde die Fortbildung als gut bis sehr gut beurteilt. Besonders<br />

gefiel die anschauliche, klar strukturierte und abwechslungsreiche Gestaltung.<br />

Die Inhalte erschienen durchweg als informativ, verständlich,<br />

praxisnah und der Lernerfolg wurde als überdurchschnittlich hoch eingeschätzt.<br />

Hervorgehoben wurde auch der angebotene Beobachtungsbogen.<br />

Als wünschenswert wurde die Besprechung von mehr konkreten Fallbeispielen<br />

aus der Praxis der Anwesenden erwähnt sowie weitere Informationen<br />

über Ursachen und Auswirkungen von Vernachlässigung.<br />

Die Gruppendiskussion zwei Monate nach der Fortbildung wurde sehr<br />

positiv erlebt und es kam die Anregung von Seiten der Teilnehmerinnen,<br />

eine solche Gesprächsrunde im kleinen Kreis generell im Anschluss an<br />

die Fortbildung anzubieten. Auch das Interesse an einer Intensivierung<br />

der behandelten Aspekte bzw. an weiteren Aspekten zum Thema Kindesvernachlässigung<br />

wurde von einzelnen Teilnehmerinnen deutlich<br />

gemacht.<br />

Endergebnisse der Evaluation 69


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

7. SCHLUSSFOLGERUNG -<br />

KONSEQUENZEN FÜR DIE WEITERE ARBEIT<br />

Die Effektivität der Fortbildung lässt sich aufgrund der positiven Beurteilung<br />

der Teilnehmerinnen nicht anzweifeln. Durchweg wurden die Gestaltung,<br />

die subjektive Zufriedenheit des Lernerfolgs und die Umsetzbarkeit<br />

der Inhalte in die Praxis positiv bewertet.<br />

Interessant wäre es sicherlich, zu eruieren, ob Fälle von Vernachlässigung<br />

nun früher erkannt werden. Dazu müsste aber eine Studie über<br />

längere Zeit angesetzt werden. Dokumentationen u. a. über das Vorgehen<br />

in Verdachtsfällen sowie dazugehörige Ergebnisse müssten angelegt<br />

werden und mit Daten von früher verglichen werden. Letztlich ist der<br />

Verfasserin dieser Arbeit nicht bekannt, inwieweit Dokumentationen über<br />

einzelne Vernachlässigungsfälle aus der Zeit vor der Fortbildung in den<br />

Kindertagesstätten vorliegen.<br />

7.1 Modifikations- und Verbesserungsvorschläge<br />

Angesichts der positiven Bewertung liegt es nahe, diese Fortbildung<br />

auch weiterhin anzubieten. Folgende Vorschläge sollen keinesfalls das<br />

Konzept von Kampf und Klingshirn kritisieren, es sollen lediglich konstruktive<br />

Möglichkeiten zur Ergänzung bzw. Erweiterung dargestellt werden.<br />

Des Weiteren werden Vorschläge aufgezeigt, wie die Vernachlässigungsthematik<br />

dem Fachpersonal im Vorschulbereich auch auf anderen<br />

Ebenen zugänglich gemacht werden kann.<br />

7.1.1 Auf der Ebene des Fortbildungskonzepts<br />

Vorstellen anonymisierter Fälle aus der Praxis<br />

Immer wieder taucht die Frage auf, „wann ist eine Meldung an das Jugendamt<br />

nötig - wann hat sie Wirkung bzw. welche Wirkung hat sie?“.<br />

Für Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen mag es interessant sein, wenn<br />

eine anonyme zusammenfassende Dokumentation von einzelnen Fällen<br />

aus der Praxis der Jugendhilfe vorgestellt wird. Es könnten dabei z. B.<br />

folgende Fragen aufgegriffen werden:<br />

Wie wurde das Jugendamt auf die einzelnen Fälle aufmerksam?<br />

70 Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Wie ging man konkret vor;<br />

welche Maßnahmen wurden in die Wege geleitet?<br />

Wie konnte den Kindern geholfen werden, wie den Eltern?<br />

War die Hilfe erfolgreich? Falls nicht, woran ist sie gescheitert?<br />

Wie ging es weiter mit den Familien?<br />

7.1.2 Auf der Ebene der Kindertagesstätten<br />

Fortbildung als Baustein bei einer Neueinstellung<br />

Sinnvoll scheint es, diese Fortbildung generell für alle Erzieherinnen anzubieten,<br />

die neu in einer Kindertagesstätte eingestellt werden. Sie verfügen<br />

damit über grundlegendes Basiswissen zum Thema Kindesvernachlässigung<br />

und werden mit den Aufgaben vertraut, denen sie sich im<br />

Rahmen des § 8a SGB VIII in ihrem Praxisalltag stellen müssen. Die Leiterin<br />

einer Kindertagesstätte sollte neues Fachpersonal über diese Fortbildung<br />

informieren und die Möglichkeit bieten, daran teilzunehmen.<br />

Interne (Team-)Fortbildung an Kindertagesstätten<br />

Die Rückmeldung nach der Gruppendiskussion zeigt, dass eine (moderierte)<br />

Gesprächsrunde im kleinen Kreis von Fachkräften sehr geschätzt<br />

wird. Hier sind es nicht die Referentinnen von Institutionen wie Erziehungsberatungsstelle<br />

oder Jugendamt, die vortragen, sondern Erzieherinnen,<br />

die gegenseitig Erfahrungen austauschen und mögliche Vorgehensweisen<br />

in Verdachts- oder Vernachlässigungsfällen besprechen.<br />

Prädestiniert eine solche Fortbildung innerhalb eines Kindergartenteams<br />

zu moderieren, sind Fachkräfte, die zum einen mit dem Kindergartenalltag<br />

vertraut sind und zudem über ein fundiertes theoretisches Wissen<br />

über die Vernachlässigungsthematik verfügen. Eine solche Fortbildung<br />

könnte, wie bereits erwähnt, innerhalb eines Teams stattfinden oder innerhalb<br />

einer AG bestehend aus Erzieherinnen mehrerer Einrichtungen.<br />

7.1.3 Auf der Ebene der Fachhochschulen für Sozialpädagogik<br />

Arbeitsfeld Jugendamt als Aspekt in Ausbildung der Erzieherinnen<br />

Optimal wäre es, wenn die Einrichtung Jugendamt bereits in der Erzieherausbildung<br />

greifbarer gemacht würde. Nach meiner eigenen Erfahrung<br />

als Erzieherin wird lediglich im Rechtskundeunterricht (abstrakt) auf<br />

Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit 71


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

die Möglichkeiten des Jugendamtes eingegangen. Wirkungsvoller wäre<br />

es für Schülerinnen einer Fachakademie der Sozialpädagogik, wenn sie<br />

die Möglichkeit hätten, sich vor Ort bei einem Jugendamt zu informieren.<br />

Oder wenn auch hier Mitarbeiterinnen des SPFD während des Unterrichts<br />

den Studierenden ihre Institution sowie ihre Arbeit näherbringen.<br />

7.1.4 Auf der Ebene des Jugendamtes und der Erziehungsberatungsstellen<br />

Mehr Informationen über die Tätigkeit des Jugendamtes<br />

Als besonders interessant bewerteten die Einrichtungen den Vortrag der<br />

Mitarbeiterin des Sozialpädagogischen Fachdienstes (SPFD). Es zeigte<br />

sich, dass pädagogische Fachkräfte aus dem Kindertagesstättenbereich<br />

ein unterschiedliches Maß an Einblick in die Institution Jugendhilfe haben.<br />

Selbst in diesen Reihen wird das Jugendamt manchmal lediglich als<br />

Einrichtung zur Kontrolle oder Übertragung von Aufgaben gesehen. Es<br />

stellt sich daher die Frage, ob es sinnvoll ist, eine separate Fortbildung<br />

anzubieten, die das Aufgabenfeld des Jugendamtes darstellt und den<br />

Unterstützungs- und Hilfecharakter hervorhebt. Auch in diesem Rahmen<br />

kann über anonymisierte Fälle von Vernachlässigung im Kindergartenalter<br />

berichtet und können eingeleitete Maßnahmen vorgestellt werden.<br />

Die Zugangsschwelle zum Jugendamt wird sicherlich nochmals heruntergesetzt,<br />

findet diese Veranstaltung in den Räumen des Jugendamtes<br />

statt. So ist eventuell auch die Möglichkeit geboten, einzelne Mitarbeiterinnen<br />

des SPFD und ihre Zuständigkeitsbereiche bzw. -gebiete vorzustellen.<br />

Zugang zum Jugendamt und zur Erziehungsberatungsstelle für Eltern<br />

Angesprochen wurde auch der „negative Touch“ der Institutionen Erziehungsberatungsstelle<br />

und Jugendamt bei den Eltern. Möglicherweise ist<br />

dieses Image teilweise von Kindertagesstätten selbst produziert, da wie<br />

bereits erwähnt, auch Fachkräfte das Jugendamt weniger als Instanz der<br />

Unterstützung, sondern als Organ der Kontrolle sehen und dies ebenso<br />

an Eltern vermitteln. Es bedarf wahrscheinlich noch viel an Öffentlichkeitsarbeit<br />

negativen Ausrichtung erfolgreich entgegenzuwirken. Eine<br />

Möglichkeit, die Zugangsschwelle zu diesen Einrichtungen der Jugendhilfe<br />

zu senken und gleichzeitig die Kooperation und Vernetzung dieser<br />

Stellen (auch mit den Kindertagestätten) zu verbessern, könnte sein,<br />

72 Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

dass Mitarbeiterinnen beider Bereiche im Rahmen eines Elternabends<br />

an einer Kindertagesstätte ihre Arbeit vorstellen. Sicher ist es für Eltern<br />

von Bedeutung zu wissen, welche Möglichkeiten der Hilfe und Unterstützung<br />

ihnen geboten werden können.<br />

7.2 Fazit<br />

Sicherlich sind diese Vorschläge nicht ohne einen zeitlichen, personellen<br />

und somit auch finanziellen Mehraufwand zu bewerkstelligen. Es ist jedoch<br />

zu bedenken, dass Fortbildung, Information und Kooperation wichtige<br />

Komponenten in der Arbeit in der Vernachlässigungsproblematik<br />

sind und letztendlich weniger Kosten verursachen als akute Kriseninterventionen.<br />

Schlussfolgerung - Konsequenzen für die weitere Arbeit 73


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

8. ABBILDUNGEN<br />

Abb. 1: Grundbedürfnisse<br />

einer gesunden seelisch-körperlichen Entwicklung .................10<br />

Abb. 2: Risikofaktoren für Vernachlässigung .......................................12<br />

Abb. 3: Gründe für den Besuch dieser Fortbildung ..............................48<br />

Abb. 4: Gestaltung der Fortbildung ......................................................52<br />

Abb. 5: Klima in der Gruppe .................................................................52<br />

Abb. 6: Inhalte der Fortbildung .............................................................53<br />

Abb. 7: Lernerfolg I ..............................................................................53<br />

Abb. 8: Lernerfolg II .............................................................................54<br />

9. LITERATUR<br />

Arbeitsgemeinschaft Gegen Gewalt an Kindern (2007).<br />

Kindesvernachlässigung. Erkennen. Beurteilen. Handeln. (4. Auflage).<br />

Regensburg: Jugend- und Familientherapeutische Beratungsstelle.<br />

Blum - Maurice, R. (2002).<br />

Die Wirkung von Vernachlässigung auf Kinder und der Kreislauf der Gewalt.<br />

Textdownload:<br />

http://kinderschutzbund-koeln.de/dokumente/blum.pdf am 19.10.2007.<br />

Bündnis für Kinder (2007).<br />

Zahlen zu Vernachlässigung von Kindern.<br />

Textdownload: http://www.buendnis-fuer-kinder.de/infos/387_zahlen-zuvernachlaessigung-von-kindern/#top<br />

am 04.10.2007.<br />

Deegner, G. & Körner, W. (2005).<br />

Vernachlässigte Vernachlässigung. Interdisziplinäre Fachzeitschrift der<br />

DGgKV. Heft 2/Jahrgang 8, S. 82 – 106.<br />

74 Literaturverzeichnis


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

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VDM Verlag Dr. Müller.<br />

Hensen, G. (2005).<br />

Soziale Frühwarnsysteme in NRW- Frühe Hilfen für Familien durch verbindliche<br />

Formen der Kooperation. Gewalt gegen Kinder: Früh erkennen-<br />

früh helfen. IKK- Nachrichten 1-2/ 2005. S. 5 – 9.<br />

Johns, I. (2006).<br />

Fortbildungsangebote der Bundesgemeinschaft > Die Kinderzentren< im<br />

Kontext des § 8a SGB VIII. § 8a SGB VIII. Herausforderung bei der Umsetzung.<br />

IKK- Nachrichten 1 – 2/ 2006. S. 42 – 43.<br />

Jordan, E. (2006).<br />

Kindeswohlgefährdung. Rechtliche Neuregelungen und Konsequenzen<br />

für den Schutzauftrag der Kinder- und Jugendhilfe. In Jordan, E. (Hrsg.),<br />

Kindeswohlgefährdung. Rechtliche Neuregelungen und Konsequenzen<br />

für den Schutzauftrag der Kinder- und Jugendhilfe, S. 23 – 38.<br />

Weinheim und München: Juventa Verlag.<br />

Kampf, G. (2007).<br />

Früherkennung von Vernachlässigung. In Stadt Regensburg. Amt für<br />

Jugend und Familie (Hrsg.), Riskante Kindheit - Kindeswohlgefährdung<br />

frühzeitig erkennen. Perspektiven zur Kommunalen Jugendhilfe,<br />

S. 68 - 78. Stadt Regensburg: Hausdruckerei.<br />

Kalscheuer, M. & Schone,R. (2002).<br />

Kindesvernachlässigung: Vernetzung und Kooperation zwischen Jugendhilfe<br />

und anderen Disziplinen. In Zenz, W., Bächer, K., Blum-<br />

Maurice, R. (Hrsg.), Die vergessenen Kinder. Vernachlässigung, Armut<br />

und Unterversorgung in Deutschland. Köln: PapyRossa Verlags GmbH &<br />

Co.KG.<br />

Kampf, G. & Klingshirn, F. (2007).<br />

Riskante Kindheit. Möglichkeiten der Früherkennung von Kindesvernachlässigung.<br />

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Kindler, H. (2006).<br />

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in Deutschland. DJI Bulletin 77, (4) S. 16.<br />

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Was ist über die Folgen von Vernachlässigung bekannt? In Kindler, H.,<br />

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nach § 1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). Textdownload:<br />

http://213.133.108.158/asd/24.htm am 05.10.2007.<br />

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Worin besteht die Aufgabenstellung des ASD bei Kindeswohlgefährdungen<br />

aus familien-/jugendhilferechtlicher Sicht? In Kindler, H., Lillig, S.,<br />

Blüml, H. & Werner, A. (Hrsg.): Handbuch Kindeswohlgefährdung nach<br />

§ 1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). Textdownload:<br />

http://213.133.108.158/asd/34.htm am 17.12.2007.<br />

Schone, R., Ginzel, U., Jordan, E., Kalscheuer, M. & Münder, J.<br />

(1997).<br />

Kinder in Not. Vernachlässigung im frühen Kindesalter und Perspektiven<br />

Sozialer Arbeit. Münster: Votum Verlag.<br />

Schone, R. (2006).<br />

Probleme und Hürden bei der Umsetzung des § 8a SGB VIII. § 8a SGB<br />

VIII. Herausforderung bei der Umsetzung. IKK- Nachrichten 1 – 2/2006.<br />

S. 20 - 23.<br />

Schone, R. (2007).<br />

Frühe Kindheit in der Jugendhilfe - Präventive Anforderungen und Kinderschutz.<br />

In Ziegenhain, U. & Fegert, J. (Hrsg.), Kindeswohlgefährdung<br />

und Vernachlässigung, S. 52 – 66. München/Basel: Ernst Reinhardt<br />

Verlag.<br />

Ziegenhain, U. (2007).<br />

Stärkung elterlicher Beziehungs- und Erziehungskompetenzen - Chance<br />

für präventive Hilfen im Kinderschutz. In Ziegenhain, U. & Fegert, J.<br />

(Hrsg.), Kindeswohlgefährdung und Vernachlässigung, S. 119 - 126.<br />

München/Basel: Ernst Reinhardt Verlag.<br />

76 Literaturverzeichnis


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

10. ANHANG<br />

10.1 Erwartungsanalyse<br />

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,<br />

das Thema Kindesvernachlässigung ist momentan wieder sehr aktuell. Die Medien<br />

berichten laufend über erschreckende Ereignisse. Bayerns Politiker bringen neue<br />

Richtlinien auf den Weg um Kinder zu schützen.<br />

Sie zeigen Ihr Interesse an diesem Thema u. a. dadurch, dass Sie sich für die Fortbildung<br />

„Früherkennung von Vernachlässigung“ am 07.11.2007 angemeldet haben.<br />

Auf Anregung von Herrn Kampf, Leiter der Erziehungsberatungsstelle (EB) der Stadt<br />

Regensburg und Sprecher der Regensburger Arbeitsgemeinschaft Gegen Gewalt an<br />

Kindern soll eben diese Fortbildung evaluiert werden. Die Fachhochschule Regensburg,<br />

speziell die Fakultät Sozialwesen hat diese Aufgabe übernommen. Unter der<br />

Betreuung von Herrn Prof. Dr. Buchholz-Graf werde ich die Evaluation durchführen<br />

und die Befragung sowie die Auswertung für meine Diplomarbeit verwenden. Betreut<br />

werde ich dabei von der Fachhochschule Regensburg.<br />

Wir möchten Sie daher bitten sich 5 Minuten Zeit zu nehmen und die Fragen auf den<br />

folgenden Seiten im Zeitraum vom 23.10. bis 02.11.2007 zu beantworten. Um ein<br />

möglichst realitätsnahes Ergebnis zu bekommen füllen Sie den Fragebogen ganz<br />

unbefangen aus und senden diesen im bereits adressierten Rückumschlag an die EB<br />

zurück. Auf Seite 3 finden Sie ein Beispiel, wie die Fragen auszufüllen sind. Selbstverständlich<br />

werden alle Daten vertraulich und anonym ausgewertet.<br />

Jeder Bogen erhält für die Auswertung einen verschlüsselten Code. Die Codeliste<br />

wird unter Verschluss gehalten, um die Anonymität der Teilnehmerinnen und die<br />

Schweigepflicht zu wahren.<br />

Wir danken Ihnen bereits im Voraus für Ihre Mithilfe.<br />

______________ ____________________ ____________________<br />

Anita Scheitinger Prof. Dr. Buchholz- Graf Dipl. Psych. Herr Kampf<br />

Diplomandin, Verantwortlicher Dozent Leiter der EB der<br />

FH Regensburg der FH Regensburg Stadt Regensburg<br />

Anhang 77


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

1. Soziographische Daten<br />

Bitte zutreffendes ankreuzen und ausfüllen<br />

Geschlecht Weiblich Männlich<br />

Beruf<br />

Erzieher/in Erzieher/in in Leitungsposition<br />

Sozialpädagoge/in Sozialpädagoge/in in Leitungsposition<br />

Erzieherpraktikant/in Berufspraktikant/in<br />

Kinderpfleger/in Auszubildende/r zur Kinderpfleger/in<br />

Sonstiges ________________________<br />

Angaben zur derzeitigen Beschäftigung:<br />

Derzeit arbeite ich:<br />

In einer Krabbelstube Im Kindergarten Im Hort<br />

Bin in Elternzeit Sonstiges:_________________<br />

Größe der Einrichtung<br />

Zurzeit besuchen ____________ Kinder regelmäßig unsere Einrichtung.<br />

Zum Thema „Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung“ habe ich bereits<br />

Fortbildungen besucht?<br />

Nein, keine Ja, eine Ja, zwei<br />

Ja, mehr als zwei, nämlich____________.<br />

Berufserfahrung:<br />

Ich bin in der Ausbildung arbeite 1 bis 5 Jahre mit Kindern<br />

arbeite 6 bis 10 Jahre mit Kindern arbeite 11 bis 15 Jahre mit Kindern<br />

arbeite seit über 15 Jahren mit Kindern<br />

78 Anhang


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Bitte füllen Sie im Teil II jede Zeile der Tabelle aus;<br />

hier ein kurzes Beispiel:<br />

Ich besuche diese Fortbildung<br />

- weil mich dieses Thema im Allgemeinen<br />

interessiert<br />

- weil dieses Thema in den Medien sehr präsent<br />

ist und ich dadurch aufmerksam geworden<br />

bin<br />

- weil ich vermute, dass ein oder mehrere<br />

Kinder in meiner Einrichtung vernachlässigt<br />

werden<br />

II. Warum besuchen Sie diese Fortbildung?<br />

Ich besuche diese Fortbildung<br />

- weil mich dieses Thema im Allgemeinen<br />

interessiert<br />

- weil dieses Thema in den Medien sehr präsent<br />

ist und ich dadurch aufmerksam geworden<br />

bin<br />

- weil ich bereits (öfters) mit dieser Thematik<br />

in meiner Arbeitsstelle zu tun hatte<br />

- da ich mir konkrete Hilfe und Tipps im Umgang<br />

mit Fällen von vernachlässigten Kindern<br />

erwarte<br />

- da ich denke, dass dieses Thema sehr brisant<br />

ist<br />

- weil ich von der Leiterin unserer Einrichtung<br />

gebeten wurde, daran teilzunehmen<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

Anhang 79<br />

x<br />

Stimme<br />

zu<br />

Teils/<br />

Teils<br />

x<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

x<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Von dieser Fortbildung erwarte ich mir:<br />

- mögliche Anzeichen kennen zu lernen, wie<br />

ich auf Vernachlässigung bei Kindern aufmerksam<br />

werden kann<br />

- Orientierung, wie ich reagieren soll, wenn<br />

ich Kindesvernachlässigung vermute<br />

- Orientierung, wie ich handeln soll, wenn<br />

sich der Verdacht auf Kindesvernachlässigung<br />

verhärtet<br />

- Information und Adressen von Fachkräften,<br />

die mich in meiner Arbeit unterstützen<br />

- Rechtliche Hintergründe zu diesem Thema<br />

zu erfahren<br />

- Information über körperlich/medizinische<br />

Folgen bei vernachlässigten Kindern zu erhalten<br />

- Information über psychologische Folgen<br />

bei vernachlässigten Kindern zu erhalten<br />

- Mögliche Ursachen von Kindesvernachlässigung<br />

kennen zu lernen<br />

- zu erfahren, wie Kindern geholfen werden<br />

kann<br />

- zu erfahren, wie Eltern geholfen werden<br />

kann<br />

- zu erfahren, wie das Amt für Jugend und<br />

Familie vorgeht, wenn es bzgl. eines Falles<br />

von Vernachlässigung informiert wird<br />

- Austausch und Information mit anderen<br />

TeilnehmerInnen<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

80 Anhang


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

III. Fragen zur beruflichen Praxis<br />

1. Gibt es in Ihrer Einrichtung eine konkrete Anweisung wie im Falle eines Verdachts<br />

auf Kindesvernachlässigung zu handeln ist?<br />

Ja Nein Ich weiß es nicht<br />

Weiter falls Ja:<br />

Ist Ihnen der Inhalt dieser Anweisung bekannt<br />

Ja, ganz konkret Ja, im Groben<br />

Kaum Gar nicht<br />

2. Wissen Sie an welche Stelle/n Sie sich wenden können, um Hilfe und Unterstützung<br />

im Falle von Kindesvernachlässigung zu bekommen?<br />

Ja, ich weiß genau, wohin ich mich wenden kann<br />

Ich bin mir nicht ganz sicher Nein, das weiß ich nicht<br />

3. Wissen Sie welche/n Sachbearbeiter/in Sie konkret kontaktieren können, falls sie<br />

bzgl. Kindesvernachlässigung Unterstützung vom Amt für Jugend und Familie brauchen?<br />

Ja, ich habe die Durchwahl der/desjenigen<br />

Ja, ich weiß wer zuständig ist und auf welchem Weg ich sie/ ihn kontaktieren kann<br />

Nein, ich müsste mich weiter verbinden lassen<br />

4. Hatten Sie bereits innerhalb Ihrer Arbeit generell mit dem Amt für Jugend und Familie<br />

zu tun?<br />

Ja Nein<br />

Falls ja, wie haben Sie die Weitervermittlung erlebt?<br />

Ich habe auf dem schnellsten Weg die/ den zuständigen Sachbearbeiter/in erreicht<br />

Ich wurde über mehrere Personen schließlich zur zuständigen Person weitervermittelt<br />

Mir konnte keine Person Auskunft geben<br />

5. Wie fühlten Sie sich beraten?<br />

Ich habe kompetente und hilfreiche Informationen erhalten<br />

Ich fühlte mich weniger gut beraten Ich fühlte mich im alleine gelassen<br />

Anhang 81


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

6. Haben Sie schon mal über längere Zeit mit dem Amt für Jugend und Familie (bzgl.<br />

eines bestimmten Falles oder aufgrund einer bestimmten Aufgabe oder Tätigkeit)<br />

zusammen gearbeitet?<br />

Ja Nein<br />

Falls ja, wie haben Sie die Zusammenarbeit erlebt?<br />

Die Zusammenarbeit war sehr gut<br />

Die Zusammenarbeit war zufrieden stellend<br />

Die Zusammenarbeit war nicht zufrieden stellend<br />

7. Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung pro Jahr in Ihrer Gruppe<br />

(durchschnittlich)<br />

Keiner bis ein Fall zwei Fälle drei Fälle vier Fälle<br />

fünf Fälle mehr als fünf Kann ich nicht einschätzen<br />

8. Geschätzte Anzahl der Fälle von Kindesvernachlässigung pro Jahr in Ihrer Einrichtung<br />

Keiner bis ein Fall zwei bis vier Fälle fünf bis sieben Fälle<br />

acht bis zehn Fälle zehn bis zwölf Fälle mehr als zwölf Fälle<br />

Kann ich nicht einschätzen<br />

82 Anhang


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

10.2 Zufriedenheitsanalyse<br />

Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer,<br />

wir bitten Sie, die heutige Fortbildung anhand dieses Fragebogens zu beurteilen und<br />

im Teil II einige Fragen zur beruflichen Praxis zu beantworten. Auch diese Fragebögen<br />

werden anonym und unter der Wahrung der Schweigepflicht ausgewertet.<br />

I. Beurteilung der Fortbildung<br />

Wie beurteilen Sie die Gestaltung der Fortbildung?<br />

Gestaltung der Fortbildung<br />

- der Unterricht war anschaulich<br />

- die Fortbildung war lebendig und abwechslungsreich<br />

- ein roter Faden war erkennbar<br />

- die Lehrmaterialien waren hilfreich (Powerpoint,<br />

Skript...)<br />

- das Arbeiten in der Gruppe erlebte ich positiv<br />

- das/die Rollenspiel/e erlebte ich positiv<br />

- die auszuführenden Aufgaben wurden verständlich<br />

gestellt<br />

- es war genügend Zeit zur Bearbeitung der<br />

einzelnen Punkte und Aufgaben vorhanden<br />

- von mir erwartete Schwerpunkte wurden<br />

ausreichend behandelt<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Anhang 83<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Wie beurteilen Sie das Klima in der Gruppe?<br />

Klima in der Gruppe<br />

- locker, ungezwungen<br />

- partnerschaftlich<br />

- ich wurde ermutigt mich einzubringen<br />

- das Reden vor/in der Gruppe fiel mir schwer<br />

- die anderen hörten mir zu<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Wie beurteilen Sie die einzelnen Inhalte der Fortbildung?<br />

Thematik 1: Was ist Vernachlässigung<br />

- informativ<br />

- verständlich vermittelt<br />

- im Alltag umsetzbar<br />

Thematik 2 : Wie wird Vernachlässigung erlebt<br />

- informativ<br />

- verständlich vermittelt<br />

- im Alltag umsetzbar<br />

Thematik 3: Wie kann ich Vernachlässigung<br />

erkennen<br />

- informativ<br />

- verständlich vermittelt<br />

- im Alltag umsetzbar<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

gar nicht<br />

zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

84 Anhang


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Thematik 4: Beobachten statt Zuschauen<br />

- informativ<br />

- verständlich vermittelt<br />

- im Alltag umsetzbar<br />

Thematik 5: Lösungsansätze<br />

- informativ<br />

- verständlich vermittelt<br />

- im Alltag umsetzbar<br />

Thematik 6: Schweigepflicht/ Datenschutz<br />

Möglichkeiten der Jugendhilfe<br />

- informativ<br />

- verständlich vermittelt<br />

- für den Praxisalltag wichtig zu wissen<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Stimme<br />

zu<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu<br />

Anhang 85


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung I?<br />

Mit dem Lernerfolg hinsichtlich:<br />

- Erkennen von Anzeichen<br />

- Wissen bei Vernachlässigung kompetent<br />

reagieren zu können<br />

- Adressen von bzw. Informationen über<br />

Fachkräfte<br />

- rechtliche Hintergründe<br />

- körperliche/ medizinische Folgen bei Vernachlässigung<br />

- Ursachen von Kindesvernachlässigung<br />

- Möglichkeiten, wie Kindern geholfen werden<br />

kann<br />

- Möglichkeiten, wie Eltern geholfen werden<br />

kann<br />

- Kenntnisse, wie das Amt für Jugend und<br />

Familie in einem Fall von Vernachlässigung<br />

vorgeht<br />

Voll zufrieden<br />

Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Fortbildung II?<br />

Inwieweit können Sie folgenden Aussagen<br />

zustimmen?<br />

- ich habe durch die Fortbildung Neues erfahren<br />

- die Fortbildung hat mich sensibler für die<br />

Thematik Kindesvernachlässigung gemacht<br />

- durch die Fortbildung fühle ich mich gestärkt<br />

für die Arbeit in der Praxis<br />

- den Beobachtungsbogen empfinde ich als<br />

hilfreich<br />

- der Beobachtungsbogen ist zu umfangreich<br />

- den Beobachtungsbogen kann man gut in<br />

der Praxis einsetzen<br />

- ich habe viele Anregungen und Informationen<br />

im Austausch mit anderen TeilnehmerInnen<br />

erhalten<br />

- ich würde die Fortbildung weiter empfehlen<br />

Stimme<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

Zufrieden<br />

Stimme<br />

zu<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Teils/<br />

Teils<br />

Weniger<br />

zufrieden<br />

Stimme<br />

weniger<br />

zu<br />

86 Anhang<br />

Gar<br />

nicht<br />

zufrieden<br />

Stimme<br />

gar<br />

nicht zu


Anita Scheitinger: Früherkennung von Vernachlässigung - Evaluation<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Besonders gut an der Fortbildung fand ich:<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

Das könnte noch verbessert werden:<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

Was ich noch sagen wollte:<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

II. Fragen zur beruflichen Praxis<br />

1. Schätzen Sie die Anzahl der Kinder, die unter Vernachlässigung leiden anders ein<br />

als zuvor?<br />

Ja Nein<br />

Falls ja,<br />

niedriger etwas höher viel höher sehr viel höher<br />

2. Die Möglichkeiten und Tätigkeiten der Jugendhilfe waren mir neu.<br />

Ja Nein Teils/Teils<br />

3. Für die Arbeit in der Praxis brauche ich noch mehr Informationen,<br />

a) zum Thema Vernachlässigung:<br />

Ja Nein Weiß nicht<br />

Falls ja, zu welchem Bereich (z.B. Erkennen; Umgang mit Kindern, mit Eltern):<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

b) über Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend, Familie und Soziales<br />

Ja Nein Weiß nicht<br />

Falls ja, zu welchem Bereich:<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

Anhang 87

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