Skifahren unter Palmen? - Bund Naturschutz in Bayern eV
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<strong>Skifahren</strong> <strong>unter</strong> <strong>Palmen</strong> ? Perspektiven des alp<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>tertourismus <strong>in</strong> Zeiten des Klimawandels<br />
Zusammenfassung des Sem<strong>in</strong>ares des <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e.V. (BN) 15<br />
Dr. Christ<strong>in</strong>e Margraf<br />
Regionalreferent<strong>in</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e.V. (BN)<br />
Pettenkoferstraße 10a/I, 80336 München, christ<strong>in</strong>e.margraf@bund-naturschutz.de<br />
www.bund-naturschutz.de<br />
Klimawandel – Herausforderung und Chance für e<strong>in</strong>e umweltverträgliche Gestaltung des<br />
Tourismus <strong>in</strong> den Alpen<br />
Der Tourismus <strong>in</strong> den Alpen ist von der Klimaveränderung stark betroffen. Die Anzeichen und<br />
Auswirkungen s<strong>in</strong>d immer deutlicher zu spüren. Sektorale kurzfristige Reaktionen auf Schneearmut<br />
wie die zunehmende Errichtung von Schneekanonen und die weitere Erhöhung der Kapazitäten<br />
e<strong>in</strong>zelner Lifte nach Salamitaktik s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e zukunftsfähige Lösung. Der gegenseitige globale<br />
Wettbewerb zwischen den Alpengeme<strong>in</strong>den um das „beste“ Skigebiet geht sowohl auf Kosten der<br />
Ökologie als auch auf Kosten immer knapper werdender öffentlicher Mittel. „Der Skilift, so sche<strong>in</strong>t<br />
es, wird im Allgäu das kommunale Hallenbad als größten Zuschuss-Schlucker ablösen“ (SZ,<br />
04.01.2002) – und das angesichts s<strong>in</strong>kender Skifahrerzahlen und steigender Temperatur ! Sogar<br />
viele Schweizer Bergbahnen bef<strong>in</strong>den sich an der Grenze der Rentabilität.<br />
Die Entwicklung der bayerischen Skigebiete muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gesamtkonzept geregelt werden. Belastungen<br />
müssen reduziert werden. Skisport und W<strong>in</strong>tersport müssen sich an die natürlichen Verhältnisse<br />
und die ökologische Tragfähigkeit anpassen und nicht umgekehrt. Diese generellen Anforderungen<br />
werden durch die Klimaveränderung verschärft nötig.<br />
Nötig s<strong>in</strong>d aber auch Gesamtkonzepte, die sowohl den W<strong>in</strong>ter- als auch den Sommertourismus<br />
umfassen. Im W<strong>in</strong>tertourismus müssen die nachgewiesenermaßen vorhandenen Potentiale für das<br />
W<strong>in</strong>terwandern und anderer „sanfter“ Sportarten stärker angeboten und beworben werden. Die<br />
Abhängigkeit von Schnee muss und kann reduziert werden, denn sie stellt e<strong>in</strong> wirtschaftliches Risiko<br />
dar. E<strong>in</strong>e Befragung von Anbietern im Bereich naturnahen Tourismus 2003 ergab, dass diese<br />
mit e<strong>in</strong>er Zunahme des Marktvolumens von 10-40% <strong>in</strong> den nächsten 10 Jahren rechnen.<br />
Nötig s<strong>in</strong>d auch andere Genehmigungsverfahren, die diesen Veränderungen Rechnung tragen.<br />
Die aktuelle Genehmigungspraxis berücksichtigt weder die Umweltbelange noch die Klimaveränderung<br />
ausreichend und auch die Alpenkonvention zu wenig (Verzicht auf Umweltverträglichkeitsprüfungen,<br />
Verzicht auf Raumordnungsverfahren, ke<strong>in</strong>e Aussagen auf Vere<strong>in</strong>barkeit mit der<br />
Alpenkonvention, Aufweichung der Genehmigungsgrundsätze für Beschneiung, Verzicht auf Umsetzung<br />
von Auflagen etc.). E<strong>in</strong>e Deregulierung auf Kosten der <strong>Naturschutz</strong>- und Raumplanungsvorgaben<br />
(wie sie beispielsweise <strong>in</strong> Tirol stattgefunden hat) ist kontraproduktiv. Auch e<strong>in</strong>e staatliche<br />
Subventionierung der künstlichen Beschneiung ist angesichts knapper Kassen abzulehnen.<br />
Zu e<strong>in</strong>er umweltverträglichen Entwicklung des Tourismus gehört natürlich auch die Reduktion der<br />
Ursachen des Klimawandels, d.h. der klimawirksamen Emissionen durch Reduzierung des Verkehrs<br />
u.a. Hier kann und muss die Tourismusbrache selbst e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag leisten.<br />
Von e<strong>in</strong>er klimaverantwortlichen Entwicklung der Alpen profitieren Ökologie und Ökonomie gleichermaßen.<br />
Auch dem BN geht es nicht nur um den Erhalt der e<strong>in</strong>maligen Natur <strong>in</strong> den Alpen<br />
(primäre und unersetzbare Grundlage jeglichen Tourismus !), sondern auch darum, das E<strong>in</strong>kommen<br />
und die Arbeitsplätze <strong>in</strong> den Tourismus-Geme<strong>in</strong>den dauerhaft auf naturverträglichem Wege<br />
zu sichern.<br />
Welcher Weg dabei e<strong>in</strong>zuschlagen ist, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Es gibt ke<strong>in</strong> Patentrezept.<br />
Jeder Ort muss se<strong>in</strong> eigenes Profil entwickeln – und kann sich damit auch im globalen<br />
Wettbewerb absetzen. E<strong>in</strong>e entscheidende Rolle wird jedoch sicher die Diversifizierung der Angebote<br />
und e<strong>in</strong>e hohe Qualität (statt Quantität) spielen. Bereits heute festzustellende positive Trends<br />
wie die Stärkung des Sommer- und Übergangszeiten-Tourismus, bessere Angebote für W<strong>in</strong>terwanderungen<br />
oder der Aufbau von thematischen / regionsspezifischen Angeboten können weiter<br />
verstärkt werden. Die Klimaveränderung kann letztlich e<strong>in</strong> (aufgezwungener) Motor se<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Entwicklung im S<strong>in</strong>ne der Alpenkonvention.<br />
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