Skifahren unter Palmen? - Bund Naturschutz in Bayern eV
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<strong>Skifahren</strong> <strong>unter</strong> <strong>Palmen</strong> ? Perspektiven des alp<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>tertourismus <strong>in</strong> Zeiten des Klimawandels<br />
Zusammenfassung des Sem<strong>in</strong>ares des <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e.V. (BN) 3<br />
Wie sollte sich denn die Tourismusbranche auf die künftigen klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>stellen?<br />
Haben W<strong>in</strong>tersportorte wie das Berchtesgadener Land überhaupt Zukunft?<br />
Graßl: Im <strong>unter</strong>en Teil nicht mehr. Wenn man <strong>in</strong>vestiert, dann will man damit ja auch <strong>in</strong> 10, 15 oder<br />
20 Jahren noch etwas verdienen. Ich würde deshalb im Berchtesgadener Land ke<strong>in</strong>em raten, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Skilift zu <strong>in</strong>vestieren. Denn die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, damit etwas zu verdienen, wird mit der<br />
globalen Erwärmung immer ger<strong>in</strong>ger. Im Schwarzwald habe ich für e<strong>in</strong>e derartige Warnung e<strong>in</strong>mal<br />
heftige Schelte bekommen. Inzwischen ist es so, dass die Lifte dort größtenteils abmontiert s<strong>in</strong>d.<br />
Welche Ratschläge haben Sie denn für die Politiker im Berchtesgadener Land konkret?<br />
Graßl: Man muss versuchen, diejenigen<br />
Gäste <strong>in</strong>s Berchtesgadener Land zu ziehen, die nicht unbed<strong>in</strong>gt Ski fahren wollen.<br />
Derzeit läuft ja die Suche nach e<strong>in</strong>em Investor für die Jennerbahn. Wenn es um den W<strong>in</strong>tersport<br />
künftig so schlecht bestellt se<strong>in</strong> wird, macht da e<strong>in</strong>e solche Investition noch S<strong>in</strong>n?<br />
Graßl: Der Jenner ist im Berchtesgadener Land wohl der e<strong>in</strong>zige Berg, an dem man noch e<strong>in</strong> paar<br />
Jahrzehnte Ski fahren kann. Die flacheren Hänge <strong>in</strong> Talnähe werden nämlich zunehmend<br />
schneeunsicher.<br />
Dann wird es im Berchtesgadener Land <strong>in</strong> 30 Jahren ke<strong>in</strong>en Skilauf mehr geben?<br />
Graßl: Doch, aber das werden dann die Skibergsteiger se<strong>in</strong>. Die kommen weiter h<strong>in</strong>auf und können<br />
die steilen Hänge befahren. Der normale Bürger, der e<strong>in</strong>e Autobahn haben möchte, wird <strong>in</strong><br />
Berchtesgaden nicht mehr ausreichend Schnee vorf<strong>in</strong>den. Im Berchtesgadener Land s<strong>in</strong>d breite<br />
und flache Pisten <strong>in</strong> schneesicherer Region nicht anzulegen.<br />
Wie kann denn der Bürger selbst zum Schutz der Erdatmosphäre beitragen?<br />
Graßl: Sehr vielfältig, aber im Endeffekt braucht es e<strong>in</strong>e von den Vere<strong>in</strong>ten Nationen getragene<br />
Regelung. Sonst sieht der Bürger ja nicht e<strong>in</strong>, warum er etwas tun soll. Der Bürger wird wohl nur<br />
dann aktiv werden, wenn es für ihn billiger wird. Wenn er durch Energiee<strong>in</strong>sparung auch selbst<br />
Euro spart, dann wird er mitmachen. Ihn jeden Tag zu fragen, ob er sich umweltgerecht verhalten<br />
hat, ist doch Unfug. Das System muss von sich aus funktionieren.<br />
Ist es nicht auch so, dass man oft nach Amerika schaut, das <strong>in</strong> Sachen Umweltschutz nicht gerade<br />
vorbildhaft ist?<br />
Graßl: Aber es war e<strong>in</strong>mal vorbildhaft. Das hängt eben vom Präsidenten ab. Dass die <strong>Bund</strong>esrepublik<br />
Deutschland auf dem Sektor Klimapolitik besonders gut abschneidet, liegt daran, dass wir<br />
Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre mal e<strong>in</strong>e Kommission des Deutschen <strong>Bund</strong>estags hatten,<br />
die der Bevölkerung das Ganze mal sauber erklärt hat. Seitdem ist die <strong>Bund</strong>esrepublik e<strong>in</strong><br />
Land, das zusammen mit den Engländern e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle beim <strong>in</strong>ternationalen Klimaschutz<br />
e<strong>in</strong>nimmt.<br />
Die Klimaerwärmung ist ja immer mehr auch am Rückgang der Gletscher zu spüren. S<strong>in</strong>d die<br />
Gletscher, ist beispielsweise der Blaueisgletscher <strong>in</strong> Ramsau, eigentlich noch zu retten?<br />
Graßl: Ne<strong>in</strong>, da ist nichts mehr zu machen, dazu s<strong>in</strong>d die Veränderungen <strong>in</strong> der Atmosphäre zu<br />
groß. Maßnahmen, über die man jetzt spricht, werden erst <strong>in</strong> drei bis vier Jahrzehnten ihre Wirkung<br />
entfalten. Bis dah<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d viele der kle<strong>in</strong>en Gletscher <strong>in</strong> den Ostalpen verschwunden.<br />
Vermutlich wird nach diesem schneereichen W<strong>in</strong>ter der e<strong>in</strong>e oder andere Gletscher wieder e<strong>in</strong><br />
wenig zulegen.<br />
Graßl: Ne<strong>in</strong>, wir hatten ja 1999 noch mehr Schnee. Aber auch da ist nichts gewachsen, da war es<br />
höchstens plusm<strong>in</strong>us null.<br />
Vermutlich richtet sich Ihr Blick gelegentlich immer noch <strong>in</strong>s Berchtesgadener Land. Gibt es hier<br />
Umweltsünden, die sich bei Ihnen besonders e<strong>in</strong>geprägt haben?<br />
Graßl: Ja, die Jennerbahn ist e<strong>in</strong>e ganz große Umweltsünde, weil sie illegal errichtet worden ist.<br />
Im <strong>Naturschutz</strong>gebiet Königssee hätte nie e<strong>in</strong>e Bahn gebaut werden dürfen.<br />
Würden Sie dann die Jennerbahn im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> legitimisieren?