10.10.2013 Aufrufe

Skifahren unter Palmen? - Bund Naturschutz in Bayern eV

Skifahren unter Palmen? - Bund Naturschutz in Bayern eV

Skifahren unter Palmen? - Bund Naturschutz in Bayern eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Skifahren</strong> <strong>unter</strong> <strong>Palmen</strong> ? Perspektiven des alp<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>tertourismus <strong>in</strong> Zeiten des Klimawandels<br />

Zusammenfassung des Sem<strong>in</strong>ares des <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e.V. (BN) 9<br />

E<strong>in</strong>e Klimaerwärmung führt zu e<strong>in</strong>em Anstieg der Höhengrenze der Schneesicherheit. Die Zahl der<br />

schneesicheren Skigebiete wird sich <strong>in</strong> Zukunft verr<strong>in</strong>gern. Davon besonders betroffen s<strong>in</strong>d die<br />

touristischen Transportanlagen, die eigentlichen Motoren der touristischen Entwicklung im Alpenraum.<br />

Die Seilbahnen s<strong>in</strong>d mit ihrem Kerngeschäft, dem Transport von W<strong>in</strong>tersportlern, e<strong>in</strong> zentrales<br />

Element der touristischen Wertschöpfung im Alpenraum. Es wird sich, zum<strong>in</strong>dest mittelfristig,<br />

e<strong>in</strong>e ‚Zweiklassen-Gesellschaft’ der Skigebiete herausbilden: Auf der e<strong>in</strong>en Seite die hoch gelegenen<br />

Dest<strong>in</strong>ationen, die aufgrund der weiterh<strong>in</strong> grossen Nachfrage, die u.a. darauf zurückzuführen<br />

ist, dass <strong>in</strong> tiefer gelegenen Gebieten zu wenig Schnee liegt, <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d ihre Skigebiete (<strong>in</strong><br />

die Höhe) auszubauen, ihre Infrastrukturen und ihr Bettenangebot zu modernisieren und so <strong>in</strong>ternational<br />

konkurrenzfähig bleiben. Auf der anderen Seite tiefer gelegene W<strong>in</strong>tersportorte, die bereits<br />

heute nur über e<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale klimatische Voraussetzung verfügen. Aufgrund der verkürzten<br />

Saisondauer werden diese Orte mit grossen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, und es<br />

besteht die Gefahr, dass sie über kurz oder lang aus dem W<strong>in</strong>tertourismusmarkt ausscheiden.<br />

Die Fokussierung der bisherigen Untersuchungen auf den W<strong>in</strong>tertourismus darf nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen,<br />

dass auch die Sommersaison von e<strong>in</strong>er Klimaänderung betroffen ist: E<strong>in</strong>e Klimaerwärmung<br />

führt zu e<strong>in</strong>er Verlängerung der Sommersaison und damit – zum<strong>in</strong>dest theoretisch – zu<br />

e<strong>in</strong>er besseren Auslastung der entsprechenden Infrastrukturen, wie Freibäder, Camp<strong>in</strong>g- und Caravan<strong>in</strong>g-Plätzen<br />

oder Golfanlagen; theoretisch deshalb, weil Regelungen der Ferien von Schulen<br />

und Betrieben von grösserem E<strong>in</strong>fluss auf die Nutzungsdauer se<strong>in</strong> dürften als die Klimaerwärmung.<br />

E<strong>in</strong>e Klimaänderung führt nicht nur zu erhöhten Temperaturen, sondern auch zu Änderungen bei<br />

den Niederschlagsverhältnissen im Sommer und im W<strong>in</strong>ter. Gemäss den Klimaszenarien ist <strong>in</strong><br />

weiten Gebieten des Alpenraums im Sommerhalbjahr mit ger<strong>in</strong>geren Niederschlägen zu rechnen,<br />

d.h. Wasser könnte verstärkt zu e<strong>in</strong>em Engpassfaktor der touristischen Entwicklung werden. Im<br />

W<strong>in</strong>terhalbjahr ist mit höheren Niederschlägen zu rechen, die aber <strong>in</strong> Zukunft vermehrt als Regen<br />

und weniger <strong>in</strong> Form von Schnee fallen werden.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Beurteilung der Risiken und Chancen e<strong>in</strong>es Klimawandels für den Tourismus im alp<strong>in</strong>en<br />

Raum gilt es aber auch die Situation <strong>in</strong> Regionen, die <strong>in</strong> Konkurrenz zum Alpenraum stehen, zu<br />

berücksichtigen. Im Sommer besteht schon seit langem u.a. e<strong>in</strong>e Konkurrenz zwischen dem Alpenraum<br />

und dem Mittelmeerraum (Ferien <strong>in</strong> den Bergen vs. Ferien am Meer). In der W<strong>in</strong>tersaison<br />

sieht die Situation anders aus: Dann steht der Alpenraum sowohl mit anderen für Schneesportaktivitäten<br />

geeigneten (Gebirgs-)Räumen als auch mit Badedest<strong>in</strong>ationen im Süden <strong>in</strong> Konkurrenz. Im<br />

Alpenraum selbst erfolgt e<strong>in</strong>e Verlagerung der Schneesportaktivitäten <strong>in</strong> hoch gelegene Regionen.<br />

Die Befürchtung, dass e<strong>in</strong>e bedeutende Verlagerung <strong>in</strong> noch höher gelegene Gebirgsräume ausserhalb<br />

der Alpen, z.B. Kaukasus oder Himalaya stattf<strong>in</strong>den wird, dürfte aus folgenden Gründen<br />

mittelfristig eher unbegründet se<strong>in</strong>: Zuerst muss <strong>in</strong> jenen Regionen e<strong>in</strong>e touristische Infrastruktur<br />

i.w.S. aufgebaut werden, die konkurrenzfähig zu derjenigen im alp<strong>in</strong>en Raum ist. Nicht zu <strong>unter</strong>schätzen<br />

s<strong>in</strong>d ferner die gesundheitlichen Risiken von Aufenthalt und Sport <strong>in</strong> grossen Höhen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere für nicht besonders gut tra<strong>in</strong>ierte ‚Durchschnittstouristen’. Viel bedeutsamer dürfte<br />

auch <strong>in</strong> Zukunft die Konkurrenz durch Feriendest<strong>in</strong>ationen im Süden (W<strong>in</strong>ter-Badeferien) se<strong>in</strong>. Wie<br />

sich diese Konkurrenzsituation <strong>in</strong> Zukunft entwickeln wird, dürfte aber nicht so sehr durch die Klimaänderung,<br />

sondern durch andere Faktoren bestimmt werden: Stellenwert des Schneesports <strong>in</strong><br />

der Gesellschaft, Alternative Freizeit- und Sportmöglichkeiten, Kosten für Schneesportferien und<br />

Badeferien im Vergleich und nicht zuletzt e<strong>in</strong>e mögliche Besteuerung von Flugbenz<strong>in</strong> auf Grund<br />

e<strong>in</strong>er aktiveren Klima(schutz)politik.<br />

3. Strategien und Massnahmen<br />

Die Klimaänderung bildet für den Tourismus e<strong>in</strong>e grosse Herausforderung. Im Zentrum der Anstrengungen,<br />

die von den Tourismusverantwortlichen ergriffen werden, stehen Anpassungsstrategien.<br />

Diese können – dargestellt am Beispiel des Skitourismus – folgendermassen gegliedert werden:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!