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Über die Geschichte der Anatomie

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Andreas Vesalius, <strong>der</strong> Reformator <strong>der</strong> <strong>Anatomie</strong><br />

Die Erneuerung <strong>der</strong> <strong>Anatomie</strong> beginnt mit einem Paukenschlag. So will es jedenfalls <strong>die</strong><br />

Legende. Wir schreiben das Jahr 1535. An <strong>der</strong> Pariser Universität ist eine Sektion im Gange.<br />

Wie immer noch üblich zerlegt <strong>der</strong> Assistent, <strong>der</strong> ein Chirurg o<strong>der</strong> Barbier sein konnte, <strong>die</strong><br />

Leiche. Der Lehrer ist <strong>der</strong> berühmte Mediziner Jacobus Sylvius. (Der, <strong>der</strong> dem Aquaeductus<br />

Sylvii seinen Namen gab). Sylvius liest von <strong>der</strong> Kanzel herab <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Erläuterungen dazu aus dem vor mehr als 1000 Jahren verfassten Werk von Galen.<br />

Da erhebt sich ein 19jähriger Student und weist seinen Lehrer auf <strong>die</strong> Irrtümer hin, darauf,<br />

dass das Vorgetragene nicht mit dem Gesehenen übereinstimme. Es ist Andreas Vesal, <strong>der</strong> es<br />

wagt, <strong>die</strong> bisher unangezweifelte Autorität Galens zu untergraben.<br />

Sylvius als überzeugter Anhänger <strong>der</strong> <strong>Anatomie</strong> von Galen, war eher bereit <strong>die</strong> abweichenden<br />

Sektionsergebnisse als anatomische Anomalien zu erklären, o<strong>der</strong> er behauptete sogar, seit<br />

Galens Lehren habe eine Verän<strong>der</strong>ung und Degeneration im menschlichen Körper<br />

stattgefunden.<br />

Andreas Vesal o<strong>der</strong> Vesalius wurde<br />

1514 in Brüssel als Sohn eines<br />

kaiserlichen Leibapothekers<br />

geboren.<br />

An<strong>der</strong>s als Leonardo da Vinci<br />

genoss <strong>der</strong> junge Vesal eine gute<br />

Ausbildung, sodass er im Alter von<br />

23 Jahren schon eine Professur an<br />

<strong>der</strong> namhaften Universität von<br />

Padua erhielt.<br />

Die folgenden Jahre standen ganz<br />

im Zeichen <strong>der</strong> <strong>Anatomie</strong>: Vesal<br />

reformierte den anatomischen<br />

Unterricht in Padua, indem er nicht<br />

mehr von <strong>der</strong> Lehrkanzel herab<br />

vorlas, son<strong>der</strong>n selbst sezierte und<br />

dabei seine Befunde erläuterte.<br />

Ab dem Jahr 1539 war auch das<br />

Problem <strong>der</strong> Beschaffung von<br />

Leichen geregelt, denn das<br />

Kriminalgericht überliess ihm <strong>die</strong><br />

Leichnahme <strong>der</strong> hingerichteten<br />

Verbrecher.<br />

Wenige Jahre später legt Vesal, er ist gerade 29 Jahre alt, das erste, systematische<br />

ausschliesslich am menschlichen Leichnam erarbeitete anatomische Lehrbuch <strong>der</strong> Neuzeit<br />

vor:<br />

„De humani corporis fabrica libri septem“, also <strong>die</strong> „Sieben Bücher vom Bau des<br />

menschlichen Körpers“ erscheint 1543 in Basel. ABB 67.<br />

Anzumerken ist, dass sowohl bei den Muskelmännern wie bei den Skelettfiguren <strong>die</strong> Posen<br />

nicht nur aufgrund des künstlerischen Ausdrucks eingenommen werden, son<strong>der</strong>n auch und<br />

vor allem <strong>der</strong> anatomischen Darstellung zugute kommen.<br />

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