Über die Geschichte der Anatomie
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Über die Geschichte der Anatomie
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und damit das gebräuchliche Verfahren, <strong>die</strong> Leichen von hochgestellten Persönlichkeiten, <strong>die</strong><br />
fern ihrer Begräbnisstätte verstorben waren, durch entsprechende Präparationstechniken – das<br />
heisst <strong>die</strong> Zerstückelung, Ausweidung und Abkochung – transportfähig zu machen, um <strong>die</strong><br />
Gebeine an jenem an<strong>der</strong>en Ort bestatten zu können.<br />
Seitens <strong>der</strong> Kirche ausdrücklich erlaubt wurde Sektionen allerdings erst durch Papst Sixtus<br />
IV. im Jahre 1482.<br />
Wie eine solche Lehrsektion ablief sehen wir in ABB.1:<br />
An <strong>der</strong> Lehrkanzel trägt <strong>der</strong> <strong>Anatomie</strong>professor <strong>die</strong><br />
Inhalte <strong>der</strong> Anatomia Mundini vor, während <strong>der</strong><br />
Dissektor <strong>die</strong> eigentliche Sektion durchführt und <strong>der</strong><br />
Demonstrator den anwesenden Zuschauern <strong>die</strong><br />
anatomischen Strukturen aufzeigt.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Leichenöffnung erfolgte in vier<br />
Schritten, d.h. nach dem Bauchraum wurden zuerst <strong>die</strong><br />
Brust und dann <strong>der</strong> Kopf mit seinem Inhalt seziert, den<br />
Abschluss bildeten <strong>die</strong> Wirbelsäule und <strong>die</strong><br />
Extremitäten. ABB. 3, 4, 6.<br />
Manche anatomische Erkenntnisse behielten ihre Gültigkeit über Generationen von<br />
Forschern. Wurden nicht hinterfragt, einfach auch, weil das Erklärungsmodell so einleuchtend<br />
war. So verhielt es sich mit dem siebenkammerigen Uterus. ABB.5.<br />
Das Siebenkammermodell, dessen Wurzeln wohl in <strong>der</strong> byzantinischen Medizin zu suchen<br />
sind, wurde zunächst andeutungsweise in <strong>der</strong> salernitanischen Schule des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
erwähnt, wo es aber weiterentwickelt wurde und von wo es Eingang in <strong>die</strong> anatomische und<br />
gynäkologische Literatur des 13. bis 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts fand.<br />
Das Modell verbindet und integriert eine Vielzahl antiker Vorstellungen und Theorien wie<br />
beispielsweise <strong>die</strong> mystisch-symbolhafte Bedeutung <strong>der</strong> Zahl Sieben, <strong>die</strong> so genannte<br />
„Rechts-Links-Theorie“ (d.h. <strong>die</strong> Bestimmung des Geschlechts durch <strong>die</strong> Seitigkeit) und <strong>die</strong><br />
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