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Über die Geschichte der Anatomie

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1564 brach Vesalius zu einer Fahrt nach Jerusalem auf, von <strong>der</strong> er nicht zurückkehrte. Pilger<br />

berichteten, dass Vesalius auf <strong>der</strong> Rückreise aus dem Heiligen Land in einer griechischen<br />

Stadt dem Katarrh erlegen sei.<br />

Doch bald verbreiteten sich zahllose weitläufige Erzählungen über Vesalius´ Ende. So soll er<br />

nach einer Sektion eines Scheintoten wegen Mord und Gotteslästerung verklagt worden sein.<br />

D.h. bei <strong>der</strong> Sektion stellte sich heraus, dass bei <strong>der</strong> vermeintlichen Leiche das Herz noch<br />

schlug. Die Inquisition verhängte das Todesurteil, und <strong>der</strong> Kaiser habe das mit viel Mühe<br />

dahingehend abän<strong>der</strong>n können, dass Vesalius zur Sühne seines Frevels eine Reise nach<br />

Jerusalem und auf den Berg Sinai unternahm.<br />

Mit Andreas Vesal und seinem grandiosen Hauptwerk „De humani corporis fabrica libri<br />

septem“ des Jahres 1543 war ein Wendepunkt <strong>der</strong> <strong>Anatomie</strong>geschichte erreicht, eine Abkehr<br />

von <strong>der</strong> <strong>Über</strong>macht antiker Autoritäten, hin zum Erkenntnisgewinn durch eigene Anschauung<br />

und Forschung. Seine bedeutenden anatomischen Erkenntnisse bildeten zudem einen<br />

wichtigen Grundstein für <strong>die</strong> Pathologie und <strong>die</strong> Physiologie.<br />

Die Erforschung des menschlichen Körpers ging auch in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts und im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t weiter, nun unter wesentlich günstigeren Bedingungen<br />

und an verschiedenen Universitäten gleichzeitig.<br />

Hier ein paar Namen:<br />

Der Italiener Bartolomeo Eustachi (1510-1574) entdeckte und beschrieb eine Vielzahl<br />

anatomischer Strukturen, wobei insbeson<strong>der</strong>e seine Schriften über <strong>die</strong> Niere mit seiner<br />

Erstbeschreibung <strong>der</strong> Nebenniere, <strong>die</strong> Zähne, das Venensystem und das Gehörorgan<br />

hervorzuheben sind. So heisst <strong>die</strong> Ohrtrompete denn auch Eustach´sche Röhre.<br />

Guido Guidi, auch bekannt als Vidus Vidius (1508-1569) erforschte beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> <strong>Anatomie</strong><br />

<strong>der</strong> Schädelknochen. Nach ihm benannt sind <strong>der</strong> Canalis Vidianus (also <strong>der</strong> Canalis<br />

pterygoideus) mit dem Nervus Vidianus (N. canalis pterygoidei, <strong>der</strong> zuführende Ast zum<br />

Ganglion pterygopalatinum).<br />

Der schweizerische Anatom und Botaniker Caspar Bauhin (1560-1624) gab <strong>der</strong> Bauhin´schen<br />

Klappe an <strong>der</strong> Einmündung vom Dünndarm zum Dickdarm seinen Namen.<br />

Die Bartholinschen Drüsen <strong>der</strong> weiblichen Scheide wurden nach dem Dänen Caspar Bartholin<br />

junior (1655-1738) benannt.<br />

Der Englän<strong>der</strong> Thomas Willis gilt mit seinem 1664 erschienenen Werk „Cerebri anatome“ als<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Neuroanatomie. Der Circulus arteriosus cerebri ist auch unter <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

Circulus Willisii bekannt.<br />

Mit <strong>der</strong> Erfindung des Mikroskops um <strong>die</strong> Mitte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts begannen sich auch in<br />

<strong>der</strong> <strong>Anatomie</strong> noch weitere Geheimnisse zu lüften. So wurden <strong>die</strong> roten Blutkörperchen<br />

entdeckt, <strong>die</strong> allerdings zuerst noch für Fettbläschen gehalten wurden. Die Querstreifung <strong>der</strong><br />

Muskulatur konnte beschrieben werden. Und im Zahnbelag wurden fünf verschiedene<br />

Bakterien dargestellt.<br />

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