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Die äußeren Aspekte der deutschen Einheit

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to structure the external context for unification“ 79 So boten die Vereinigten Staaten<br />

beispielsweise mit ihrer neuen europapolitischen Architektur einen konzeptionellen Rahmen an,<br />

in den ein vereintes Deutschland glaubhaft integriert werden konnte. Auf dem Frühjahrstreffen<br />

<strong>der</strong> NATO-Außenminister im schottischen Turnberry vom 30. Mai bis 3. Juni 1990 kündigte<br />

die Allianz unter amerikanischer Führung ein Konzept zur Transformation des westlichen<br />

Bündnisses in Richtung kollektiver Sicherheitsstrukturen an, das die Ost-West-Beziehungen<br />

deutlich verbesserte und so <strong>der</strong> Sowjetunion die Zustimmung zur <strong>deutschen</strong> NATO-<br />

Mitgliedschaft ermöglichte. Auch die erfolgreiche 2+4-Verhandlungsformel ging auf<br />

amerikanische Führung zurück. In dieser Führungsrolle agierten die USA nicht nur als<br />

Ideenlieferant. Amerikanische Vorschläge wurden auch aktiv auf <strong>der</strong> diplomatischen Bühne<br />

durchgesetzt. In Ottawa waren es vor allem Bakers diplomatisches Geschick und<br />

Überzeugungskunst sowie das Gewicht und <strong>der</strong> Druck einer Weltmacht, die zur Annahme <strong>der</strong><br />

2+4-Formel geführt haben. 80 <strong>Die</strong> Leitungsfunktion <strong>der</strong> USA wurde sowohl vom Partner<br />

Bundesrepublik als auch von den westlichen Verbündeten anerkannt. 81<br />

- <strong>Die</strong> USA haben vor allem in <strong>der</strong> Initiierungsphase die eher zögerlichen Westalliierten für die<br />

deutsche <strong>Einheit</strong> in die Pflicht genommen und ihre Argumente gegen eine Einigung<br />

entkräftet. 82 Zeitweilig „kämpfte“ die Administration nicht nur gegen die Sowjetunion als<br />

offenem Gegner einer Wie<strong>der</strong>vereinigung, son<strong>der</strong>n auch gegen die westlichen Alliierten,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Premierministerin Thatcher, die mehrfach versuchte, Bush und Kohl<br />

gegeneinan<strong>der</strong> auszuspielen. 83 <strong>Die</strong> Rolle eines ‘balancers’, <strong>der</strong> eine gemeinsame westliche<br />

Position erwirken und diese gegen sowjetische Bedürfnisse auszubalancieren in <strong>der</strong> Lage war,<br />

hätte von <strong>der</strong> Bundesrepublik nicht übernommen werden können.<br />

- <strong>Die</strong> Vereinigten Staaten spielten diese mehrschichtige Vermittlerrolle auch zwischen<br />

Deutschen und Polen: „We would simultaneously try to reassure the Poles and Bush actually<br />

played a significant go-between role between Kohl and Masowiecki on the idea of the language<br />

in the joint resolution.“ 84 In seinem Treffen mit dem polnischen Premierminister am 21. März<br />

1990 fungierte Bush als Sprachrohr für Kohl und als Vermittler zwischen <strong>deutschen</strong> und<br />

polnischen Interessen und versuchte, auf beiden Seiten Verständnis für die Position des<br />

an<strong>der</strong>en zu wecken. 85 Washington gelang es auch, die starke polnische Lobby in den USA<br />

davon zu überzeugen, daß die amerikanische Delegation die Interessen Polens in den 2+4-<br />

Verhandlungen abdecken würde. 86<br />

- Eine wichtige Rolle nahmen die USA in ihrer sicherheitspolitischen<br />

Rückversicherungsfunktion gegenüber <strong>der</strong> Sowjetunion und den Nachbarn Deutschlands ein.<br />

79 Interview mit Zoellick, Washington, 11. Mai 1995. <strong>Die</strong> politische Führung in Bonn war durch die inneren<br />

<strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Einheit</strong> so sehr beansprucht, daß es nicht verwun<strong>der</strong>lich erscheint, wenn richtungsweisende<br />

Ideen aus Washington kamen.<br />

80 Zu dieser Einschätzung gelangt Elisabeth Pond, hier in Kiessler/Elbe, 1993, S. 91.<br />

81 Vgl. Teltschik, 1991, S. 78; Kiessler/Elbe, 1993, S. 58f; Pond, 1993, S. 153f.<br />

82 Vgl. Possibility of a United Germany Is No Cause for Alarm, Bush Says, New York Times, October 25,<br />

1989; Bush’s Aim: Reducing Resistance to Bonn Role, IHT, 28./29. Oktober 1989.<br />

83 Bushs rhetorische Unterstützung für die Idee <strong>der</strong> <strong>Einheit</strong> und damit die amerikanische Rolle als „protector“<br />

des Partners Bundesrepublik wurde von den Westeuropäern als Warnung verstanden, vgl. Zelikow/Rice,<br />

1995, S. 95, Fn. 97.<br />

84 Interview mit Zoellick, Washington, 11. Mai 1995.<br />

85 Vgl. für Details <strong>der</strong> Gespräche zwischen Bush und Kohl bzw. zwischen Bush und Mazowiecki,<br />

Zelikow/Rice, 1995, S. 219-222.<br />

86 Interview mit Bowman Miller, Director of European Analysis, U.S. Department of State, Washington, 22.<br />

Mai 1995.

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